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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Die Bewaffnung der preußischen Schiffe ist besser als die der dänischen.
Die dänische Schrauben flotte führt die 30pfündige glatte Kanone, nur die
Kanonenboote haben auch 60pfündige Bombenkanoncn. Keines der preußischen
Schraubenschiffe ist mit so leichten Geschützen bewaffnet und jedes ist im Stande
sowol Sprenggeschosse als Vollkugeln zu schießen. Ein großer Theil derselben
sührt schwere gezogene Geschütze. Die preußischen Schraubenkanonenboote
sind, wie aus militärischen Zeitschriften bekannt ist, mit gezogenen 24Pfündern
bewaffnet, welche ein Vollgeschoß von nahe an 70 Pfund Schwere und zu¬
gleich Sprenggeschosse schleudern können.

Es ist eine Folge davon, daß, während sich der Zahl der Geschütze nach
die preußische Schraubenslotre zu der dänischen wie 10 zu 23 verhält, das
Verhältniß des geschleuderten Eisengewichts sich etwa wie 10 zu 14 stellt.
Aus diesem Grunde hat auch eine dänische Fregatte von 42 Geschützen keines¬
wegs eine entscheidende Überlegenheit über eine preußische gedeckte Corvette
von 28 Geschützen.

In der Manövrirfähigkeit haben die preußischen Schiffe ein unbedingtes
Uebergewicht über die dänischen, sie übertreffen dieselben in der Schnelligkeit
der Bewegung, ein Moment, welches im Gefechte von großer Bedeutung ist
und überdies) dem schnelleren Schiffe stets gestattet nach seinem Belieben das
Gefecht mit dem langsameren anzunehmen ober sich demselben zu entziehen.
Um wie viel großer auch die dänische Schraubenflotille ist, so ist dennoch ihre
gesammte Dampfkraft geringer als die der preußischen. Nur die beiden dä¬
nischen leichten Corvetten scheinen eine vollkommen genügende Manövrir¬
fähigkeit zu besitzen.

Die Näderdampsschiffe können als Anhängsel der Schrauben-flotte ange¬
sehen werden. Die dänischen Räderschiffc stammen aus einer früheren Periode
von vor 1848; während des Krieges von 1848 bis 1850 dienten sie nament¬
lich dazu, um die Verbindung zwischen dem Festlande und den Inseln aufrecht
zu halten, sowie die Operationen der Landarmee und der Segelschiffe zu un¬
terstützen. Das Gefecht von Eckernförde lieferte in letzterer Hinsicht den Beweis,
daß derartige Räderschiffe, weil ihren Maschinen theils die nöthige Kraft,
theils die erforderliche Deckung gegen feindliche Geschosse fehlt, jedenfalls im
Gefecht zum Schleppdienst nicht verwendet werden können.

Das Dampfschiff Schleswig, zum persönlichen Gebrauch des Königs von
Dänemark bestimmt, kann bei seiner leichten Bewaffnung für kriegerische Zwecke
kaum in Betracht kommen. Das preußische Avisoschiff Loreley schießt, obwol
an Geschützzahl sechsmal schwächer, fast um die Hälfte mehr Eisengewicht und
ist demselben daher unbedingt überlegen.

Abgesehen von dem letztgenannten Schiffe, wird den preußischen Räderdcnn-
pfern gleichfalls wenig Werth beizumessen sein. Das Kriegsdampsscblff Danzig


Die Bewaffnung der preußischen Schiffe ist besser als die der dänischen.
Die dänische Schrauben flotte führt die 30pfündige glatte Kanone, nur die
Kanonenboote haben auch 60pfündige Bombenkanoncn. Keines der preußischen
Schraubenschiffe ist mit so leichten Geschützen bewaffnet und jedes ist im Stande
sowol Sprenggeschosse als Vollkugeln zu schießen. Ein großer Theil derselben
sührt schwere gezogene Geschütze. Die preußischen Schraubenkanonenboote
sind, wie aus militärischen Zeitschriften bekannt ist, mit gezogenen 24Pfündern
bewaffnet, welche ein Vollgeschoß von nahe an 70 Pfund Schwere und zu¬
gleich Sprenggeschosse schleudern können.

Es ist eine Folge davon, daß, während sich der Zahl der Geschütze nach
die preußische Schraubenslotre zu der dänischen wie 10 zu 23 verhält, das
Verhältniß des geschleuderten Eisengewichts sich etwa wie 10 zu 14 stellt.
Aus diesem Grunde hat auch eine dänische Fregatte von 42 Geschützen keines¬
wegs eine entscheidende Überlegenheit über eine preußische gedeckte Corvette
von 28 Geschützen.

In der Manövrirfähigkeit haben die preußischen Schiffe ein unbedingtes
Uebergewicht über die dänischen, sie übertreffen dieselben in der Schnelligkeit
der Bewegung, ein Moment, welches im Gefechte von großer Bedeutung ist
und überdies) dem schnelleren Schiffe stets gestattet nach seinem Belieben das
Gefecht mit dem langsameren anzunehmen ober sich demselben zu entziehen.
Um wie viel großer auch die dänische Schraubenflotille ist, so ist dennoch ihre
gesammte Dampfkraft geringer als die der preußischen. Nur die beiden dä¬
nischen leichten Corvetten scheinen eine vollkommen genügende Manövrir¬
fähigkeit zu besitzen.

Die Näderdampsschiffe können als Anhängsel der Schrauben-flotte ange¬
sehen werden. Die dänischen Räderschiffc stammen aus einer früheren Periode
von vor 1848; während des Krieges von 1848 bis 1850 dienten sie nament¬
lich dazu, um die Verbindung zwischen dem Festlande und den Inseln aufrecht
zu halten, sowie die Operationen der Landarmee und der Segelschiffe zu un¬
terstützen. Das Gefecht von Eckernförde lieferte in letzterer Hinsicht den Beweis,
daß derartige Räderschiffe, weil ihren Maschinen theils die nöthige Kraft,
theils die erforderliche Deckung gegen feindliche Geschosse fehlt, jedenfalls im
Gefecht zum Schleppdienst nicht verwendet werden können.

Das Dampfschiff Schleswig, zum persönlichen Gebrauch des Königs von
Dänemark bestimmt, kann bei seiner leichten Bewaffnung für kriegerische Zwecke
kaum in Betracht kommen. Das preußische Avisoschiff Loreley schießt, obwol
an Geschützzahl sechsmal schwächer, fast um die Hälfte mehr Eisengewicht und
ist demselben daher unbedingt überlegen.

Abgesehen von dem letztgenannten Schiffe, wird den preußischen Räderdcnn-
pfern gleichfalls wenig Werth beizumessen sein. Das Kriegsdampsscblff Danzig


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[0487] Die Bewaffnung der preußischen Schiffe ist besser als die der dänischen. Die dänische Schrauben flotte führt die 30pfündige glatte Kanone, nur die Kanonenboote haben auch 60pfündige Bombenkanoncn. Keines der preußischen Schraubenschiffe ist mit so leichten Geschützen bewaffnet und jedes ist im Stande sowol Sprenggeschosse als Vollkugeln zu schießen. Ein großer Theil derselben sührt schwere gezogene Geschütze. Die preußischen Schraubenkanonenboote sind, wie aus militärischen Zeitschriften bekannt ist, mit gezogenen 24Pfündern bewaffnet, welche ein Vollgeschoß von nahe an 70 Pfund Schwere und zu¬ gleich Sprenggeschosse schleudern können. Es ist eine Folge davon, daß, während sich der Zahl der Geschütze nach die preußische Schraubenslotre zu der dänischen wie 10 zu 23 verhält, das Verhältniß des geschleuderten Eisengewichts sich etwa wie 10 zu 14 stellt. Aus diesem Grunde hat auch eine dänische Fregatte von 42 Geschützen keines¬ wegs eine entscheidende Überlegenheit über eine preußische gedeckte Corvette von 28 Geschützen. In der Manövrirfähigkeit haben die preußischen Schiffe ein unbedingtes Uebergewicht über die dänischen, sie übertreffen dieselben in der Schnelligkeit der Bewegung, ein Moment, welches im Gefechte von großer Bedeutung ist und überdies) dem schnelleren Schiffe stets gestattet nach seinem Belieben das Gefecht mit dem langsameren anzunehmen ober sich demselben zu entziehen. Um wie viel großer auch die dänische Schraubenflotille ist, so ist dennoch ihre gesammte Dampfkraft geringer als die der preußischen. Nur die beiden dä¬ nischen leichten Corvetten scheinen eine vollkommen genügende Manövrir¬ fähigkeit zu besitzen. Die Näderdampsschiffe können als Anhängsel der Schrauben-flotte ange¬ sehen werden. Die dänischen Räderschiffc stammen aus einer früheren Periode von vor 1848; während des Krieges von 1848 bis 1850 dienten sie nament¬ lich dazu, um die Verbindung zwischen dem Festlande und den Inseln aufrecht zu halten, sowie die Operationen der Landarmee und der Segelschiffe zu un¬ terstützen. Das Gefecht von Eckernförde lieferte in letzterer Hinsicht den Beweis, daß derartige Räderschiffe, weil ihren Maschinen theils die nöthige Kraft, theils die erforderliche Deckung gegen feindliche Geschosse fehlt, jedenfalls im Gefecht zum Schleppdienst nicht verwendet werden können. Das Dampfschiff Schleswig, zum persönlichen Gebrauch des Königs von Dänemark bestimmt, kann bei seiner leichten Bewaffnung für kriegerische Zwecke kaum in Betracht kommen. Das preußische Avisoschiff Loreley schießt, obwol an Geschützzahl sechsmal schwächer, fast um die Hälfte mehr Eisengewicht und ist demselben daher unbedingt überlegen. Abgesehen von dem letztgenannten Schiffe, wird den preußischen Räderdcnn- pfern gleichfalls wenig Werth beizumessen sein. Das Kriegsdampsscblff Danzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/487>, abgerufen am 28.09.2024.