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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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welche meist nur bestimmt sind, die Ausstellungen der über das Buch laut gewor¬
denen Kritiken kurz zu widerlegen.

Praktische Notizen aus der italienischen Umgangssprache. Von Eduard Spitz¬
weg. München, Joseph Aibl. Eine Sammlung von Gesprächen, Redensarten und
einzelnen Wörtern, die den Zweck hat, schon mit der italienischen Sprache Vertraute
mit gewissen volkstümlichen Ausdrucksweisen, wie sie namentlich im Venetianischen
sowie in dem benachbarten Jstrien im Gebrauch sind, bekannt zu machen. Als
Hilfsbuch für Reisende zu empfehlen, da man zwar überall in Italien die Schrift¬
sprache, das Toscanische versteht, aber selbst Gebildete es für gewöhnlich vorziehen,
im Dialekt zu reden und dieser in Venetien sehr schwer, in Jstrien, wo das Slavische
Einfluß auf das Italienische übt, fast gar nicht zu verstehen ist. Die Dialcctwörtcr
sind genau so geschrieben, wie sie ausgesprochen werden.

Baltische Monatsschrift. Riga, N. Kymmels Verlag. Wir empfehlen diese
Monatsschrift Allen, die sich für russische Geschichte und russische Zustände interessiren.
Die Aufsätze, die sie bringt, sind in der Regel auch für Nichtrussen von Werth,
in wissenschaftlichem Geist und oft in sehr gutem Deutsch geschrieben und in einem
so freisinnigen Ton gehalten, daß man die russische Censur, unter der sie erscheinen, bis¬
weilen nicht eher merkt, als bis man die "Genehmigung" des Censors auf der Rückseite
des Umschlags findet. Das uns jetzt vorliegende Märzheft enthält einen recht ver¬
ständigen Artikel über die Gewerbefreiheit-Bewegung, einen andern über das ger¬
manische Nationalmuseum und unsere (d. h. die deutsche) historische Arbeit, einen
dritten, welcher uns in der Geschichte des unter der Kaiserin Anna Hingerichteten Mi¬
nisters Wolinsky einen sehr belehrenden Ausschnitt aus den Zuständen Rußlands
vor 120 Jahren gibt; dann folgt eine Darstellung der jetzigen russischen Finanz¬
krisis und zum Schluß ein Auszug aus den zur Aushebung der Leibeigenschaft er¬
lassenen Gesetzen, der ausführlichste, der uns bis jetzt zu Gesicht gekommen.

Das Meer. Von I. Michelet. Deutsch von Spielhagen. -- Leipzig,
I. I. Weber. -- Wie bei allen Dingen, hebt Michelet auch beim Meere hauptsächlich
das befruchtende Moment hervor; er hat die Vögel im Proceß ihres Schaffens
belauscht, jetzt folgt er den Wallfischen bis in ihre geheimen Brautbctten am Nord¬
pol, in die stillen Mysterien des ewigen Eises. -- Wo er das Alles mit angesehen
haben will, was er da von ihren Umarmungen erzählt, wissen wir nicht; aber es
ist recht amüsant geschrieben. --

Das Interregnum Polens im Jahr 1587 und die Parteikämpfe der
Häuser Zborowski und Zamoyski. Nach den Quellen bearbeitet von I. Cuno. --
Gotha, Perthes. -- Die interessante und wohl geschriebene Monographie kann hier
nur flüchtig erwähnt werden. -- Zugleich machen wir auf den Anfang einer sehr
bedeutenden Sammlung aufmerksam: Lebensbilder zur Zeitgeschichte, den
deutschen Patrioten gewidmet von Hermann Reuchlin. (Nördlingen, Beck).
-- Das erste Heft enthält die Biographie von Graf Cesare Balbo. ,




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Morij) Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

welche meist nur bestimmt sind, die Ausstellungen der über das Buch laut gewor¬
denen Kritiken kurz zu widerlegen.

Praktische Notizen aus der italienischen Umgangssprache. Von Eduard Spitz¬
weg. München, Joseph Aibl. Eine Sammlung von Gesprächen, Redensarten und
einzelnen Wörtern, die den Zweck hat, schon mit der italienischen Sprache Vertraute
mit gewissen volkstümlichen Ausdrucksweisen, wie sie namentlich im Venetianischen
sowie in dem benachbarten Jstrien im Gebrauch sind, bekannt zu machen. Als
Hilfsbuch für Reisende zu empfehlen, da man zwar überall in Italien die Schrift¬
sprache, das Toscanische versteht, aber selbst Gebildete es für gewöhnlich vorziehen,
im Dialekt zu reden und dieser in Venetien sehr schwer, in Jstrien, wo das Slavische
Einfluß auf das Italienische übt, fast gar nicht zu verstehen ist. Die Dialcctwörtcr
sind genau so geschrieben, wie sie ausgesprochen werden.

Baltische Monatsschrift. Riga, N. Kymmels Verlag. Wir empfehlen diese
Monatsschrift Allen, die sich für russische Geschichte und russische Zustände interessiren.
Die Aufsätze, die sie bringt, sind in der Regel auch für Nichtrussen von Werth,
in wissenschaftlichem Geist und oft in sehr gutem Deutsch geschrieben und in einem
so freisinnigen Ton gehalten, daß man die russische Censur, unter der sie erscheinen, bis¬
weilen nicht eher merkt, als bis man die „Genehmigung" des Censors auf der Rückseite
des Umschlags findet. Das uns jetzt vorliegende Märzheft enthält einen recht ver¬
ständigen Artikel über die Gewerbefreiheit-Bewegung, einen andern über das ger¬
manische Nationalmuseum und unsere (d. h. die deutsche) historische Arbeit, einen
dritten, welcher uns in der Geschichte des unter der Kaiserin Anna Hingerichteten Mi¬
nisters Wolinsky einen sehr belehrenden Ausschnitt aus den Zuständen Rußlands
vor 120 Jahren gibt; dann folgt eine Darstellung der jetzigen russischen Finanz¬
krisis und zum Schluß ein Auszug aus den zur Aushebung der Leibeigenschaft er¬
lassenen Gesetzen, der ausführlichste, der uns bis jetzt zu Gesicht gekommen.

Das Meer. Von I. Michelet. Deutsch von Spielhagen. — Leipzig,
I. I. Weber. — Wie bei allen Dingen, hebt Michelet auch beim Meere hauptsächlich
das befruchtende Moment hervor; er hat die Vögel im Proceß ihres Schaffens
belauscht, jetzt folgt er den Wallfischen bis in ihre geheimen Brautbctten am Nord¬
pol, in die stillen Mysterien des ewigen Eises. — Wo er das Alles mit angesehen
haben will, was er da von ihren Umarmungen erzählt, wissen wir nicht; aber es
ist recht amüsant geschrieben. —

Das Interregnum Polens im Jahr 1587 und die Parteikämpfe der
Häuser Zborowski und Zamoyski. Nach den Quellen bearbeitet von I. Cuno. —
Gotha, Perthes. — Die interessante und wohl geschriebene Monographie kann hier
nur flüchtig erwähnt werden. — Zugleich machen wir auf den Anfang einer sehr
bedeutenden Sammlung aufmerksam: Lebensbilder zur Zeitgeschichte, den
deutschen Patrioten gewidmet von Hermann Reuchlin. (Nördlingen, Beck).
— Das erste Heft enthält die Biographie von Graf Cesare Balbo. ,




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Morij) Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0450] welche meist nur bestimmt sind, die Ausstellungen der über das Buch laut gewor¬ denen Kritiken kurz zu widerlegen. Praktische Notizen aus der italienischen Umgangssprache. Von Eduard Spitz¬ weg. München, Joseph Aibl. Eine Sammlung von Gesprächen, Redensarten und einzelnen Wörtern, die den Zweck hat, schon mit der italienischen Sprache Vertraute mit gewissen volkstümlichen Ausdrucksweisen, wie sie namentlich im Venetianischen sowie in dem benachbarten Jstrien im Gebrauch sind, bekannt zu machen. Als Hilfsbuch für Reisende zu empfehlen, da man zwar überall in Italien die Schrift¬ sprache, das Toscanische versteht, aber selbst Gebildete es für gewöhnlich vorziehen, im Dialekt zu reden und dieser in Venetien sehr schwer, in Jstrien, wo das Slavische Einfluß auf das Italienische übt, fast gar nicht zu verstehen ist. Die Dialcctwörtcr sind genau so geschrieben, wie sie ausgesprochen werden. Baltische Monatsschrift. Riga, N. Kymmels Verlag. Wir empfehlen diese Monatsschrift Allen, die sich für russische Geschichte und russische Zustände interessiren. Die Aufsätze, die sie bringt, sind in der Regel auch für Nichtrussen von Werth, in wissenschaftlichem Geist und oft in sehr gutem Deutsch geschrieben und in einem so freisinnigen Ton gehalten, daß man die russische Censur, unter der sie erscheinen, bis¬ weilen nicht eher merkt, als bis man die „Genehmigung" des Censors auf der Rückseite des Umschlags findet. Das uns jetzt vorliegende Märzheft enthält einen recht ver¬ ständigen Artikel über die Gewerbefreiheit-Bewegung, einen andern über das ger¬ manische Nationalmuseum und unsere (d. h. die deutsche) historische Arbeit, einen dritten, welcher uns in der Geschichte des unter der Kaiserin Anna Hingerichteten Mi¬ nisters Wolinsky einen sehr belehrenden Ausschnitt aus den Zuständen Rußlands vor 120 Jahren gibt; dann folgt eine Darstellung der jetzigen russischen Finanz¬ krisis und zum Schluß ein Auszug aus den zur Aushebung der Leibeigenschaft er¬ lassenen Gesetzen, der ausführlichste, der uns bis jetzt zu Gesicht gekommen. Das Meer. Von I. Michelet. Deutsch von Spielhagen. — Leipzig, I. I. Weber. — Wie bei allen Dingen, hebt Michelet auch beim Meere hauptsächlich das befruchtende Moment hervor; er hat die Vögel im Proceß ihres Schaffens belauscht, jetzt folgt er den Wallfischen bis in ihre geheimen Brautbctten am Nord¬ pol, in die stillen Mysterien des ewigen Eises. — Wo er das Alles mit angesehen haben will, was er da von ihren Umarmungen erzählt, wissen wir nicht; aber es ist recht amüsant geschrieben. — Das Interregnum Polens im Jahr 1587 und die Parteikämpfe der Häuser Zborowski und Zamoyski. Nach den Quellen bearbeitet von I. Cuno. — Gotha, Perthes. — Die interessante und wohl geschriebene Monographie kann hier nur flüchtig erwähnt werden. — Zugleich machen wir auf den Anfang einer sehr bedeutenden Sammlung aufmerksam: Lebensbilder zur Zeitgeschichte, den deutschen Patrioten gewidmet von Hermann Reuchlin. (Nördlingen, Beck). — Das erste Heft enthält die Biographie von Graf Cesare Balbo. , Verantwortlicher Redacteur: Dr. Morij) Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/450>, abgerufen am 02.07.2024.