Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sondern aus dem Umstand, daß Preußen wirklich zu Deutschland gehört und
Oestreich nicht. Wir haben die aufrichtigsten Sympathien für den östreichischen
Kaiserstaat, wir wünschen, daß er sich erhalt,, weil wir nicht wissen, was wir
an seine Stelle setzen sollen; wir wünschen daher die aufrichtige Versöhnung
zwischen Oestreich und Ungarn, und halten diese Versöhnung bei dem ver¬
ständigen Verfahren von Deal und Eötvös, trotz der wiener Declamationen,
nicht für unmöglich. Aber wenn ein Mann an die Spitze Oestreichs träte,
der Napoleon und Washington in sich vereinigte: unmögliche Dinge könnte
er doch nicht möglich machen, d. h. er könnte nicht möglich machen, daß
Oestreich für Deutschlands Entwickelung etwas anderes werde als ein Hemm¬
schuh. Und setzen wir in Preußen noch schlechtere Ministerien, als bereits
dagewesen sind, es würde ihnen doch nicht gelingen, Preußen von Deutschland
loszureißen. Wenigstens nicht innerhalb eines Zeitraums, den ein Politiker
-j- -j- von gesunden Sinnen allein in Rechnung ziehen kann.




Vermischte Literatur.

Geschichte der Erdkunde und der Entdeckungen. -- Vorlesungen an der Univer¬
sität zu Berlin gehalten von Carl Ritter. Herausgegeben von H. A. Daniel.
Mit C. Ritters Bildniß. Berlin, Druck und Verlag von G. Reimer, 1861. Die
nach und nach aus dem Dunkel in das Licht geographischen Wissens hervortretende
Erde war ein Gegenstand, mit dem sich der große Geograph mit besonderer Vorliebe
beschäftigte. So eigneten sich diese Vorlesungen -- - die übrigens von Ritter selbst
Zum Druck bestimmt und vorbereitet worden sind -- ganz vorzüglich zu einem
Denkstein auf sein Grab. Sie umfassen nur das Alterthum und das Mittelalter,
enthalten aber im hohen Grade interessante Untersuchungen und Aufschlüsse über
die schwierigsten Fragen dieser Gebiete. Zunächst werden die Hebräer und Aegypter.
dann die Phönicier und die ihnen Stamm- und geistesverwandten Karthager, hierauf
die Griechen, sodann die Inder und andere ostasiatische Völker und zuletzt die Römer
'N Betracht genommen. Der zweite Hauptabschnitt beginnt mit der Völkerwande¬
rung . dann folgt ein Kapitel über die Beziehung, welche die Ausbreitung des
Christenthums zur Erdkunde hatte, hierauf eine Betrachtung der Folgen, die sich
ans den Eroberungen des Islams für dieselbe ergeben, ein Ueberblick über die See¬
fahrten und die geographischen Entdeckungen der Normänner. eine Darstellung des
^"'porblühcns der italienischen See- und Handclsrcpubliken. endlich ein Gesammt-
bild der Entdeckungen der Portugiesen bis auf Kolumbus. Indem wir uns Anf¬
luge aus den interessantesten Kapiteln vorbehalten, empfehlen wir das Buch allen
Freunden der Geographie und Geschichte angelegentlich.


sondern aus dem Umstand, daß Preußen wirklich zu Deutschland gehört und
Oestreich nicht. Wir haben die aufrichtigsten Sympathien für den östreichischen
Kaiserstaat, wir wünschen, daß er sich erhalt,, weil wir nicht wissen, was wir
an seine Stelle setzen sollen; wir wünschen daher die aufrichtige Versöhnung
zwischen Oestreich und Ungarn, und halten diese Versöhnung bei dem ver¬
ständigen Verfahren von Deal und Eötvös, trotz der wiener Declamationen,
nicht für unmöglich. Aber wenn ein Mann an die Spitze Oestreichs träte,
der Napoleon und Washington in sich vereinigte: unmögliche Dinge könnte
er doch nicht möglich machen, d. h. er könnte nicht möglich machen, daß
Oestreich für Deutschlands Entwickelung etwas anderes werde als ein Hemm¬
schuh. Und setzen wir in Preußen noch schlechtere Ministerien, als bereits
dagewesen sind, es würde ihnen doch nicht gelingen, Preußen von Deutschland
loszureißen. Wenigstens nicht innerhalb eines Zeitraums, den ein Politiker
-j- -j- von gesunden Sinnen allein in Rechnung ziehen kann.




Vermischte Literatur.

Geschichte der Erdkunde und der Entdeckungen. — Vorlesungen an der Univer¬
sität zu Berlin gehalten von Carl Ritter. Herausgegeben von H. A. Daniel.
Mit C. Ritters Bildniß. Berlin, Druck und Verlag von G. Reimer, 1861. Die
nach und nach aus dem Dunkel in das Licht geographischen Wissens hervortretende
Erde war ein Gegenstand, mit dem sich der große Geograph mit besonderer Vorliebe
beschäftigte. So eigneten sich diese Vorlesungen -- - die übrigens von Ritter selbst
Zum Druck bestimmt und vorbereitet worden sind — ganz vorzüglich zu einem
Denkstein auf sein Grab. Sie umfassen nur das Alterthum und das Mittelalter,
enthalten aber im hohen Grade interessante Untersuchungen und Aufschlüsse über
die schwierigsten Fragen dieser Gebiete. Zunächst werden die Hebräer und Aegypter.
dann die Phönicier und die ihnen Stamm- und geistesverwandten Karthager, hierauf
die Griechen, sodann die Inder und andere ostasiatische Völker und zuletzt die Römer
'N Betracht genommen. Der zweite Hauptabschnitt beginnt mit der Völkerwande¬
rung . dann folgt ein Kapitel über die Beziehung, welche die Ausbreitung des
Christenthums zur Erdkunde hatte, hierauf eine Betrachtung der Folgen, die sich
ans den Eroberungen des Islams für dieselbe ergeben, ein Ueberblick über die See¬
fahrten und die geographischen Entdeckungen der Normänner. eine Darstellung des
^"'porblühcns der italienischen See- und Handclsrcpubliken. endlich ein Gesammt-
bild der Entdeckungen der Portugiesen bis auf Kolumbus. Indem wir uns Anf¬
luge aus den interessantesten Kapiteln vorbehalten, empfehlen wir das Buch allen
Freunden der Geographie und Geschichte angelegentlich.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0409" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111841"/>
          <p xml:id="ID_1385" prev="#ID_1384"> sondern aus dem Umstand, daß Preußen wirklich zu Deutschland gehört und<lb/>
Oestreich nicht. Wir haben die aufrichtigsten Sympathien für den östreichischen<lb/>
Kaiserstaat, wir wünschen, daß er sich erhalt,, weil wir nicht wissen, was wir<lb/>
an seine Stelle setzen sollen; wir wünschen daher die aufrichtige Versöhnung<lb/>
zwischen Oestreich und Ungarn, und halten diese Versöhnung bei dem ver¬<lb/>
ständigen Verfahren von Deal und Eötvös, trotz der wiener Declamationen,<lb/>
nicht für unmöglich. Aber wenn ein Mann an die Spitze Oestreichs träte,<lb/>
der Napoleon und Washington in sich vereinigte: unmögliche Dinge könnte<lb/>
er doch nicht möglich machen, d. h. er könnte nicht möglich machen, daß<lb/>
Oestreich für Deutschlands Entwickelung etwas anderes werde als ein Hemm¬<lb/>
schuh. Und setzen wir in Preußen noch schlechtere Ministerien, als bereits<lb/>
dagewesen sind, es würde ihnen doch nicht gelingen, Preußen von Deutschland<lb/>
loszureißen. Wenigstens nicht innerhalb eines Zeitraums, den ein Politiker<lb/><note type="byline"> -j- -j-</note> von gesunden Sinnen allein in Rechnung ziehen kann. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vermischte Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1386"> Geschichte der Erdkunde und der Entdeckungen. &#x2014; Vorlesungen an der Univer¬<lb/>
sität zu Berlin gehalten von Carl Ritter. Herausgegeben von H. A. Daniel.<lb/>
Mit C. Ritters Bildniß. Berlin, Druck und Verlag von G. Reimer, 1861. Die<lb/>
nach und nach aus dem Dunkel in das Licht geographischen Wissens hervortretende<lb/>
Erde war ein Gegenstand, mit dem sich der große Geograph mit besonderer Vorliebe<lb/>
beschäftigte. So eigneten sich diese Vorlesungen -- - die übrigens von Ritter selbst<lb/>
Zum Druck bestimmt und vorbereitet worden sind &#x2014; ganz vorzüglich zu einem<lb/>
Denkstein auf sein Grab. Sie umfassen nur das Alterthum und das Mittelalter,<lb/>
enthalten aber im hohen Grade interessante Untersuchungen und Aufschlüsse über<lb/>
die schwierigsten Fragen dieser Gebiete. Zunächst werden die Hebräer und Aegypter.<lb/>
dann die Phönicier und die ihnen Stamm- und geistesverwandten Karthager, hierauf<lb/>
die Griechen, sodann die Inder und andere ostasiatische Völker und zuletzt die Römer<lb/>
'N Betracht genommen. Der zweite Hauptabschnitt beginnt mit der Völkerwande¬<lb/>
rung . dann folgt ein Kapitel über die Beziehung, welche die Ausbreitung des<lb/>
Christenthums zur Erdkunde hatte, hierauf eine Betrachtung der Folgen, die sich<lb/>
ans den Eroberungen des Islams für dieselbe ergeben, ein Ueberblick über die See¬<lb/>
fahrten und die geographischen Entdeckungen der Normänner. eine Darstellung des<lb/>
^"'porblühcns der italienischen See- und Handclsrcpubliken. endlich ein Gesammt-<lb/>
bild der Entdeckungen der Portugiesen bis auf Kolumbus. Indem wir uns Anf¬<lb/>
luge aus den interessantesten Kapiteln vorbehalten, empfehlen wir das Buch allen<lb/>
Freunden der Geographie und Geschichte angelegentlich.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0409] sondern aus dem Umstand, daß Preußen wirklich zu Deutschland gehört und Oestreich nicht. Wir haben die aufrichtigsten Sympathien für den östreichischen Kaiserstaat, wir wünschen, daß er sich erhalt,, weil wir nicht wissen, was wir an seine Stelle setzen sollen; wir wünschen daher die aufrichtige Versöhnung zwischen Oestreich und Ungarn, und halten diese Versöhnung bei dem ver¬ ständigen Verfahren von Deal und Eötvös, trotz der wiener Declamationen, nicht für unmöglich. Aber wenn ein Mann an die Spitze Oestreichs träte, der Napoleon und Washington in sich vereinigte: unmögliche Dinge könnte er doch nicht möglich machen, d. h. er könnte nicht möglich machen, daß Oestreich für Deutschlands Entwickelung etwas anderes werde als ein Hemm¬ schuh. Und setzen wir in Preußen noch schlechtere Ministerien, als bereits dagewesen sind, es würde ihnen doch nicht gelingen, Preußen von Deutschland loszureißen. Wenigstens nicht innerhalb eines Zeitraums, den ein Politiker -j- -j- von gesunden Sinnen allein in Rechnung ziehen kann. Vermischte Literatur. Geschichte der Erdkunde und der Entdeckungen. — Vorlesungen an der Univer¬ sität zu Berlin gehalten von Carl Ritter. Herausgegeben von H. A. Daniel. Mit C. Ritters Bildniß. Berlin, Druck und Verlag von G. Reimer, 1861. Die nach und nach aus dem Dunkel in das Licht geographischen Wissens hervortretende Erde war ein Gegenstand, mit dem sich der große Geograph mit besonderer Vorliebe beschäftigte. So eigneten sich diese Vorlesungen -- - die übrigens von Ritter selbst Zum Druck bestimmt und vorbereitet worden sind — ganz vorzüglich zu einem Denkstein auf sein Grab. Sie umfassen nur das Alterthum und das Mittelalter, enthalten aber im hohen Grade interessante Untersuchungen und Aufschlüsse über die schwierigsten Fragen dieser Gebiete. Zunächst werden die Hebräer und Aegypter. dann die Phönicier und die ihnen Stamm- und geistesverwandten Karthager, hierauf die Griechen, sodann die Inder und andere ostasiatische Völker und zuletzt die Römer 'N Betracht genommen. Der zweite Hauptabschnitt beginnt mit der Völkerwande¬ rung . dann folgt ein Kapitel über die Beziehung, welche die Ausbreitung des Christenthums zur Erdkunde hatte, hierauf eine Betrachtung der Folgen, die sich ans den Eroberungen des Islams für dieselbe ergeben, ein Ueberblick über die See¬ fahrten und die geographischen Entdeckungen der Normänner. eine Darstellung des ^"'porblühcns der italienischen See- und Handclsrcpubliken. endlich ein Gesammt- bild der Entdeckungen der Portugiesen bis auf Kolumbus. Indem wir uns Anf¬ luge aus den interessantesten Kapiteln vorbehalten, empfehlen wir das Buch allen Freunden der Geographie und Geschichte angelegentlich.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/409
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/409>, abgerufen am 26.06.2024.