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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Schaufenster einen Korallenschmuck betrachtete, kam mir ein Gedanke, und ich
kehrte wieder nach dem Paläste um.

Wieder stand ich vor dem Cameriere des Gouverneurs. it <üg,xi-
tano aciui?" -- "Ao Lignor." -- xartito? --,,^on so, SiZnor." --
"vcive Stil. Jer sug. Oahu,?" -- "Avr so, LiAnoi-." -- Ich muß rasend ausge¬
sehen haben, denn der Cameriere fah mich ganz erstaunt an.

,,^ääio." "lievoriseo, Lignor!" --

Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, nach Caserta zu fahren, um
mit dem Obersten Rüstow zu sprechen. Dies hatte ich unterlassen, weil Türr meine
Sache in die Hand genommen, und es als eine Indiscretion angesehen wer¬
den konnte, einen Andern in derselben Angelegenheit anzusprechen. Jetzt
war dem nicht mehr so. Aber nach Caserta zu kommen ohne Erlaubnißschein,
war, wie ich wußte, unmöglich, und so hatte ich den Capitän. dessen Bekannt¬
schaft ich früher in Türr's Vorzimmer gemacht, um einen solchen Schein ersuchen
wollen. Damit schien es für heute auch nichts zu sein.

Warten also, bis morgen, nicht länger. Unangenehme Sache, in frem¬
dem Lande mit einigen zweifelhaften Hoffnungen auf Realisation eines ent¬
worfenen Planes zu sein. Alles in die Länge geschoben -- nichts vorwärts
gebracht -- theures Hotel -- bedenklich geschmolzene Kasse -- fast zum Ber-
zweifeln.

Auf diese Art ungefähr und in dieser Ordnung passirte Vergangenheit
und Gegenwart Revue in meinem Gehirn, es blieb kein anderer Trost, als
daß es den Bekannten nicht besser ging.

"Lonjour Nonsivur!" Der Franzose vom Dampfschiffe stand mir gegen¬
über. "Haben sie Geld übrig," fragte er. "Ich habe mein Portemonnaie
verloren," fügte er lächelnd hinzu. "Die Wahrheit zu sagen, res habe nichts
mehr. Es ist eine Infamie, daß sie Leute hieher expediren. um in Dienst zu
treten, und wenn man ankommt, ist nicht einmal dafür gesorgt, daß man ir¬
gend eine Auskunft erhält. -- Man wird von dem Einen zu dem Andern ge-
lchickt und dort mit äomtmi und proäomg.ni abgespeist. Ist man nicht Un¬
gar oder verlaufener Oestreicher, so gilt man nichts." Er zeigte dabei auf
einen Herrn mit Capitänsmütze, der auf uns zuging, und wohlgefällig die
blaue 'Schärpe um das rothe Hemd in Ordnung brachte. Richtig, es war
das Individuum vom Dampfschiffe, das überall Major gewesen war.

Bei Tische beklagte sich B. auf dieselbe Weise wie der Franzose. Ick
konnte ihm jetzt nur beipflichten, wenn er meinte, daß man gediente Offiziere
hier nicht nöthig zu haben scheine.

Ich übergehe die weiteren Ersahrungen dieser Art und bemerke nur. daß
^ es möglich machte, am nächsten Tage mit der Eisenbahn nach Caserta zu
gehen, um dort mein Glück zu versuchen.




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Schaufenster einen Korallenschmuck betrachtete, kam mir ein Gedanke, und ich
kehrte wieder nach dem Paläste um.

Wieder stand ich vor dem Cameriere des Gouverneurs. it <üg,xi-
tano aciui?" — „Ao Lignor." — xartito? —,,^on so, SiZnor." —
„vcive Stil. Jer sug. Oahu,?" — „Avr so, LiAnoi-." — Ich muß rasend ausge¬
sehen haben, denn der Cameriere fah mich ganz erstaunt an.

,,^ääio." „lievoriseo, Lignor!" —

Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, nach Caserta zu fahren, um
mit dem Obersten Rüstow zu sprechen. Dies hatte ich unterlassen, weil Türr meine
Sache in die Hand genommen, und es als eine Indiscretion angesehen wer¬
den konnte, einen Andern in derselben Angelegenheit anzusprechen. Jetzt
war dem nicht mehr so. Aber nach Caserta zu kommen ohne Erlaubnißschein,
war, wie ich wußte, unmöglich, und so hatte ich den Capitän. dessen Bekannt¬
schaft ich früher in Türr's Vorzimmer gemacht, um einen solchen Schein ersuchen
wollen. Damit schien es für heute auch nichts zu sein.

Warten also, bis morgen, nicht länger. Unangenehme Sache, in frem¬
dem Lande mit einigen zweifelhaften Hoffnungen auf Realisation eines ent¬
worfenen Planes zu sein. Alles in die Länge geschoben — nichts vorwärts
gebracht — theures Hotel — bedenklich geschmolzene Kasse — fast zum Ber-
zweifeln.

Auf diese Art ungefähr und in dieser Ordnung passirte Vergangenheit
und Gegenwart Revue in meinem Gehirn, es blieb kein anderer Trost, als
daß es den Bekannten nicht besser ging.

„Lonjour Nonsivur!" Der Franzose vom Dampfschiffe stand mir gegen¬
über. „Haben sie Geld übrig," fragte er. „Ich habe mein Portemonnaie
verloren," fügte er lächelnd hinzu. „Die Wahrheit zu sagen, res habe nichts
mehr. Es ist eine Infamie, daß sie Leute hieher expediren. um in Dienst zu
treten, und wenn man ankommt, ist nicht einmal dafür gesorgt, daß man ir¬
gend eine Auskunft erhält. — Man wird von dem Einen zu dem Andern ge-
lchickt und dort mit äomtmi und proäomg.ni abgespeist. Ist man nicht Un¬
gar oder verlaufener Oestreicher, so gilt man nichts." Er zeigte dabei auf
einen Herrn mit Capitänsmütze, der auf uns zuging, und wohlgefällig die
blaue 'Schärpe um das rothe Hemd in Ordnung brachte. Richtig, es war
das Individuum vom Dampfschiffe, das überall Major gewesen war.

Bei Tische beklagte sich B. auf dieselbe Weise wie der Franzose. Ick
konnte ihm jetzt nur beipflichten, wenn er meinte, daß man gediente Offiziere
hier nicht nöthig zu haben scheine.

Ich übergehe die weiteren Ersahrungen dieser Art und bemerke nur. daß
^ es möglich machte, am nächsten Tage mit der Eisenbahn nach Caserta zu
gehen, um dort mein Glück zu versuchen.




SV*
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[0405] Schaufenster einen Korallenschmuck betrachtete, kam mir ein Gedanke, und ich kehrte wieder nach dem Paläste um. Wieder stand ich vor dem Cameriere des Gouverneurs. it <üg,xi- tano aciui?" — „Ao Lignor." — xartito? —,,^on so, SiZnor." — „vcive Stil. Jer sug. Oahu,?" — „Avr so, LiAnoi-." — Ich muß rasend ausge¬ sehen haben, denn der Cameriere fah mich ganz erstaunt an. ,,^ääio." „lievoriseo, Lignor!" — Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, nach Caserta zu fahren, um mit dem Obersten Rüstow zu sprechen. Dies hatte ich unterlassen, weil Türr meine Sache in die Hand genommen, und es als eine Indiscretion angesehen wer¬ den konnte, einen Andern in derselben Angelegenheit anzusprechen. Jetzt war dem nicht mehr so. Aber nach Caserta zu kommen ohne Erlaubnißschein, war, wie ich wußte, unmöglich, und so hatte ich den Capitän. dessen Bekannt¬ schaft ich früher in Türr's Vorzimmer gemacht, um einen solchen Schein ersuchen wollen. Damit schien es für heute auch nichts zu sein. Warten also, bis morgen, nicht länger. Unangenehme Sache, in frem¬ dem Lande mit einigen zweifelhaften Hoffnungen auf Realisation eines ent¬ worfenen Planes zu sein. Alles in die Länge geschoben — nichts vorwärts gebracht — theures Hotel — bedenklich geschmolzene Kasse — fast zum Ber- zweifeln. Auf diese Art ungefähr und in dieser Ordnung passirte Vergangenheit und Gegenwart Revue in meinem Gehirn, es blieb kein anderer Trost, als daß es den Bekannten nicht besser ging. „Lonjour Nonsivur!" Der Franzose vom Dampfschiffe stand mir gegen¬ über. „Haben sie Geld übrig," fragte er. „Ich habe mein Portemonnaie verloren," fügte er lächelnd hinzu. „Die Wahrheit zu sagen, res habe nichts mehr. Es ist eine Infamie, daß sie Leute hieher expediren. um in Dienst zu treten, und wenn man ankommt, ist nicht einmal dafür gesorgt, daß man ir¬ gend eine Auskunft erhält. — Man wird von dem Einen zu dem Andern ge- lchickt und dort mit äomtmi und proäomg.ni abgespeist. Ist man nicht Un¬ gar oder verlaufener Oestreicher, so gilt man nichts." Er zeigte dabei auf einen Herrn mit Capitänsmütze, der auf uns zuging, und wohlgefällig die blaue 'Schärpe um das rothe Hemd in Ordnung brachte. Richtig, es war das Individuum vom Dampfschiffe, das überall Major gewesen war. Bei Tische beklagte sich B. auf dieselbe Weise wie der Franzose. Ick konnte ihm jetzt nur beipflichten, wenn er meinte, daß man gediente Offiziere hier nicht nöthig zu haben scheine. Ich übergehe die weiteren Ersahrungen dieser Art und bemerke nur. daß ^ es möglich machte, am nächsten Tage mit der Eisenbahn nach Caserta zu gehen, um dort mein Glück zu versuchen. SV*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/405>, abgerufen am 24.08.2024.