Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie viele Raucher es auf Erden gibt, ist natürlich nicht einmal annä¬
hernd zu berechnen, ebensowenig, wie viele Sterbliche in der Dose und im Prim¬
chen ihre Seligkeit suchen. Dagegen hat man herausgebracht, wie viel un¬
gefähr jeder männliche über achtzehn Jahre alte Bewohner der folgenden
Länder jährlich an^Tavak verbraucht. Im Kirchenstaat kommen auf jeden derselben
nicht mehr als 32. in Sardinien schon 44, in Rußland 40, in Portugal 56,
in England 66, in Schweden 70, in Spanien 76, in Frankreich 88, in Nor¬
wegen 99, in Oestreich 108. in Dänemark 128, in Holland 132, in Belgien
144. rin Zollverein 200 und in Neusüdwales, wo es keine Tabakszölle gibt,
etwa 300 Unzen (die Unze zu 2 Loth). Da letzteres ein neubefiedeltes Land
ist, wo die Erwachsenen die Kinder und die Männer die Frauen bei Weitem
überwiegen, so wird der Ruhm, den meisten Tabak zu verzehren, wol dem
Bewohner des zollvereinten Deutschland gebühren. Im Jahr 1854 berechnete
man den in Deutschland verarbeiteten Tabak auf etwa 150 Millionen Pfund,
die davon gemachten Cigarren auf 8 bis 900 Millionen Stück. Ueberseeisches
Kraut wird allein nach Bremen in der Mafje von 40 Millionen Pfund ver¬
schifft, und die dortigen Cigarrcnfabriken sollen über fünftausend Arbeiter
beschäftigen. Von Hamburg nimmt man an, daß es jeden Tag mindestens
vierzigtausend Cigarren verbraucht. In Frankfurt a. M. sind, wie man sagt,
so viel Tabaksläden als Tage im Jahr. Der Tabaksbau in der Pfalz kommt
immer mehr in Ausschwung, und gar manche Cigarrenkiste, manches Rauch
tabak-Packet mit echt spanisch-amerikanischer Etikette ist echt deutsches Gewächs.

In Frankreich sollen im Jahre 1857 nicht weniger als 523.636,000
Cigarren geraucht worden sein, und die Einnahme der Negierung aus dem
Tabaksmonopol betrug in diesem Jahre über 73 Millionen Francs. In
Oestreich beläuft sich dieselbe auf durchschnittlich 30 Millionen Gulden.

Von allen Ländern der Erde behaupten die Vereinigten Staaten von
Nordamerika den ersten Rang in der Erzeugung von Tabak. Im Jahr 1855
soll dieselbe gegen 190 Millionen Pfund betragen haben, welche, das Pfund
nur zu 10 Cents berechnet, einen Geldwerth von 19 Millionen Dollars reprä-
sentirten. Nach Europa versandte die Union 1853 an Nohtabak 1,440.000
Zollcentner. wozu noch 138,000 aus Cuba und Portorico, 125,000 aus Bra¬
silien, 56.000 aus Columbien, 43,000 aus Hapel, 37.000 aus Java und
18,000 aus den Colonien auf der Philippinen kamen. Auch Kleinasien,
Britisch-Jndien, China, Aegypten und Algier lieferten beträchtliche Massen, so
daß die Gesammtsumme des in jenem Jahr nach Europa eingeführten Tabaks
1,934,000 Zollcentner betragen haben soll.

Im Jahre 1851 verausgabte die Stadt Neuyork 3,660.000 Dollars allein
für Cigarren, während sie für Brod nur 3,102,500 ausgab. Die Zahl der
Cigarrenfabriken in den Vereinigten Staaten beläuft sich auf ungefähr ändert-


Wie viele Raucher es auf Erden gibt, ist natürlich nicht einmal annä¬
hernd zu berechnen, ebensowenig, wie viele Sterbliche in der Dose und im Prim¬
chen ihre Seligkeit suchen. Dagegen hat man herausgebracht, wie viel un¬
gefähr jeder männliche über achtzehn Jahre alte Bewohner der folgenden
Länder jährlich an^Tavak verbraucht. Im Kirchenstaat kommen auf jeden derselben
nicht mehr als 32. in Sardinien schon 44, in Rußland 40, in Portugal 56,
in England 66, in Schweden 70, in Spanien 76, in Frankreich 88, in Nor¬
wegen 99, in Oestreich 108. in Dänemark 128, in Holland 132, in Belgien
144. rin Zollverein 200 und in Neusüdwales, wo es keine Tabakszölle gibt,
etwa 300 Unzen (die Unze zu 2 Loth). Da letzteres ein neubefiedeltes Land
ist, wo die Erwachsenen die Kinder und die Männer die Frauen bei Weitem
überwiegen, so wird der Ruhm, den meisten Tabak zu verzehren, wol dem
Bewohner des zollvereinten Deutschland gebühren. Im Jahr 1854 berechnete
man den in Deutschland verarbeiteten Tabak auf etwa 150 Millionen Pfund,
die davon gemachten Cigarren auf 8 bis 900 Millionen Stück. Ueberseeisches
Kraut wird allein nach Bremen in der Mafje von 40 Millionen Pfund ver¬
schifft, und die dortigen Cigarrcnfabriken sollen über fünftausend Arbeiter
beschäftigen. Von Hamburg nimmt man an, daß es jeden Tag mindestens
vierzigtausend Cigarren verbraucht. In Frankfurt a. M. sind, wie man sagt,
so viel Tabaksläden als Tage im Jahr. Der Tabaksbau in der Pfalz kommt
immer mehr in Ausschwung, und gar manche Cigarrenkiste, manches Rauch
tabak-Packet mit echt spanisch-amerikanischer Etikette ist echt deutsches Gewächs.

In Frankreich sollen im Jahre 1857 nicht weniger als 523.636,000
Cigarren geraucht worden sein, und die Einnahme der Negierung aus dem
Tabaksmonopol betrug in diesem Jahre über 73 Millionen Francs. In
Oestreich beläuft sich dieselbe auf durchschnittlich 30 Millionen Gulden.

Von allen Ländern der Erde behaupten die Vereinigten Staaten von
Nordamerika den ersten Rang in der Erzeugung von Tabak. Im Jahr 1855
soll dieselbe gegen 190 Millionen Pfund betragen haben, welche, das Pfund
nur zu 10 Cents berechnet, einen Geldwerth von 19 Millionen Dollars reprä-
sentirten. Nach Europa versandte die Union 1853 an Nohtabak 1,440.000
Zollcentner. wozu noch 138,000 aus Cuba und Portorico, 125,000 aus Bra¬
silien, 56.000 aus Columbien, 43,000 aus Hapel, 37.000 aus Java und
18,000 aus den Colonien auf der Philippinen kamen. Auch Kleinasien,
Britisch-Jndien, China, Aegypten und Algier lieferten beträchtliche Massen, so
daß die Gesammtsumme des in jenem Jahr nach Europa eingeführten Tabaks
1,934,000 Zollcentner betragen haben soll.

Im Jahre 1851 verausgabte die Stadt Neuyork 3,660.000 Dollars allein
für Cigarren, während sie für Brod nur 3,102,500 ausgab. Die Zahl der
Cigarrenfabriken in den Vereinigten Staaten beläuft sich auf ungefähr ändert-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0396" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111828"/>
          <p xml:id="ID_1320"> Wie viele Raucher es auf Erden gibt, ist natürlich nicht einmal annä¬<lb/>
hernd zu berechnen, ebensowenig, wie viele Sterbliche in der Dose und im Prim¬<lb/>
chen ihre Seligkeit suchen. Dagegen hat man herausgebracht, wie viel un¬<lb/>
gefähr jeder männliche über achtzehn Jahre alte Bewohner der folgenden<lb/>
Länder jährlich an^Tavak verbraucht. Im Kirchenstaat kommen auf jeden derselben<lb/>
nicht mehr als 32. in Sardinien schon 44, in Rußland 40, in Portugal 56,<lb/>
in England 66, in Schweden 70, in Spanien 76, in Frankreich 88, in Nor¬<lb/>
wegen 99, in Oestreich 108. in Dänemark 128, in Holland 132, in Belgien<lb/>
144. rin Zollverein 200 und in Neusüdwales, wo es keine Tabakszölle gibt,<lb/>
etwa 300 Unzen (die Unze zu 2 Loth). Da letzteres ein neubefiedeltes Land<lb/>
ist, wo die Erwachsenen die Kinder und die Männer die Frauen bei Weitem<lb/>
überwiegen, so wird der Ruhm, den meisten Tabak zu verzehren, wol dem<lb/>
Bewohner des zollvereinten Deutschland gebühren. Im Jahr 1854 berechnete<lb/>
man den in Deutschland verarbeiteten Tabak auf etwa 150 Millionen Pfund,<lb/>
die davon gemachten Cigarren auf 8 bis 900 Millionen Stück. Ueberseeisches<lb/>
Kraut wird allein nach Bremen in der Mafje von 40 Millionen Pfund ver¬<lb/>
schifft, und die dortigen Cigarrcnfabriken sollen über fünftausend Arbeiter<lb/>
beschäftigen. Von Hamburg nimmt man an, daß es jeden Tag mindestens<lb/>
vierzigtausend Cigarren verbraucht. In Frankfurt a. M. sind, wie man sagt,<lb/>
so viel Tabaksläden als Tage im Jahr. Der Tabaksbau in der Pfalz kommt<lb/>
immer mehr in Ausschwung, und gar manche Cigarrenkiste, manches Rauch<lb/>
tabak-Packet mit echt spanisch-amerikanischer Etikette ist echt deutsches Gewächs.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1321"> In Frankreich sollen im Jahre 1857 nicht weniger als 523.636,000<lb/>
Cigarren geraucht worden sein, und die Einnahme der Negierung aus dem<lb/>
Tabaksmonopol betrug in diesem Jahre über 73 Millionen Francs. In<lb/>
Oestreich beläuft sich dieselbe auf durchschnittlich 30 Millionen Gulden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1322"> Von allen Ländern der Erde behaupten die Vereinigten Staaten von<lb/>
Nordamerika den ersten Rang in der Erzeugung von Tabak. Im Jahr 1855<lb/>
soll dieselbe gegen 190 Millionen Pfund betragen haben, welche, das Pfund<lb/>
nur zu 10 Cents berechnet, einen Geldwerth von 19 Millionen Dollars reprä-<lb/>
sentirten. Nach Europa versandte die Union 1853 an Nohtabak 1,440.000<lb/>
Zollcentner. wozu noch 138,000 aus Cuba und Portorico, 125,000 aus Bra¬<lb/>
silien, 56.000 aus Columbien, 43,000 aus Hapel, 37.000 aus Java und<lb/>
18,000 aus den Colonien auf der Philippinen kamen. Auch Kleinasien,<lb/>
Britisch-Jndien, China, Aegypten und Algier lieferten beträchtliche Massen, so<lb/>
daß die Gesammtsumme des in jenem Jahr nach Europa eingeführten Tabaks<lb/>
1,934,000 Zollcentner betragen haben soll.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1323" next="#ID_1324"> Im Jahre 1851 verausgabte die Stadt Neuyork 3,660.000 Dollars allein<lb/>
für Cigarren, während sie für Brod nur 3,102,500 ausgab. Die Zahl der<lb/>
Cigarrenfabriken in den Vereinigten Staaten beläuft sich auf ungefähr ändert-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0396] Wie viele Raucher es auf Erden gibt, ist natürlich nicht einmal annä¬ hernd zu berechnen, ebensowenig, wie viele Sterbliche in der Dose und im Prim¬ chen ihre Seligkeit suchen. Dagegen hat man herausgebracht, wie viel un¬ gefähr jeder männliche über achtzehn Jahre alte Bewohner der folgenden Länder jährlich an^Tavak verbraucht. Im Kirchenstaat kommen auf jeden derselben nicht mehr als 32. in Sardinien schon 44, in Rußland 40, in Portugal 56, in England 66, in Schweden 70, in Spanien 76, in Frankreich 88, in Nor¬ wegen 99, in Oestreich 108. in Dänemark 128, in Holland 132, in Belgien 144. rin Zollverein 200 und in Neusüdwales, wo es keine Tabakszölle gibt, etwa 300 Unzen (die Unze zu 2 Loth). Da letzteres ein neubefiedeltes Land ist, wo die Erwachsenen die Kinder und die Männer die Frauen bei Weitem überwiegen, so wird der Ruhm, den meisten Tabak zu verzehren, wol dem Bewohner des zollvereinten Deutschland gebühren. Im Jahr 1854 berechnete man den in Deutschland verarbeiteten Tabak auf etwa 150 Millionen Pfund, die davon gemachten Cigarren auf 8 bis 900 Millionen Stück. Ueberseeisches Kraut wird allein nach Bremen in der Mafje von 40 Millionen Pfund ver¬ schifft, und die dortigen Cigarrcnfabriken sollen über fünftausend Arbeiter beschäftigen. Von Hamburg nimmt man an, daß es jeden Tag mindestens vierzigtausend Cigarren verbraucht. In Frankfurt a. M. sind, wie man sagt, so viel Tabaksläden als Tage im Jahr. Der Tabaksbau in der Pfalz kommt immer mehr in Ausschwung, und gar manche Cigarrenkiste, manches Rauch tabak-Packet mit echt spanisch-amerikanischer Etikette ist echt deutsches Gewächs. In Frankreich sollen im Jahre 1857 nicht weniger als 523.636,000 Cigarren geraucht worden sein, und die Einnahme der Negierung aus dem Tabaksmonopol betrug in diesem Jahre über 73 Millionen Francs. In Oestreich beläuft sich dieselbe auf durchschnittlich 30 Millionen Gulden. Von allen Ländern der Erde behaupten die Vereinigten Staaten von Nordamerika den ersten Rang in der Erzeugung von Tabak. Im Jahr 1855 soll dieselbe gegen 190 Millionen Pfund betragen haben, welche, das Pfund nur zu 10 Cents berechnet, einen Geldwerth von 19 Millionen Dollars reprä- sentirten. Nach Europa versandte die Union 1853 an Nohtabak 1,440.000 Zollcentner. wozu noch 138,000 aus Cuba und Portorico, 125,000 aus Bra¬ silien, 56.000 aus Columbien, 43,000 aus Hapel, 37.000 aus Java und 18,000 aus den Colonien auf der Philippinen kamen. Auch Kleinasien, Britisch-Jndien, China, Aegypten und Algier lieferten beträchtliche Massen, so daß die Gesammtsumme des in jenem Jahr nach Europa eingeführten Tabaks 1,934,000 Zollcentner betragen haben soll. Im Jahre 1851 verausgabte die Stadt Neuyork 3,660.000 Dollars allein für Cigarren, während sie für Brod nur 3,102,500 ausgab. Die Zahl der Cigarrenfabriken in den Vereinigten Staaten beläuft sich auf ungefähr ändert-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/396
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/396>, abgerufen am 02.07.2024.