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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Glück und Unglück Stütze und Rückhalt bieten würde, müssen wir erstreben
und erreichen." -- Das ist doch noch ein Wort! Und wie gern und freudig
wollten wir die Hand dazu bieten! --

Daß wir geistig den Oestreichern nicht so fernstehen, wenn wir uns nur
politisch einander nicht verwirren, sehen wir u. a. aus einem: "in der kaiser¬
lichen Akademie der Wissenschaften in Wien nicht gehaltenen Vortrag: das
Historische und seine Berechtigung in der Politik;" eine der geist¬
vollsten Abhandlungen über diesen Gegenstand, die uns vorgekommen sind.

Nun aber noch eine heikle Sache, die "eine Stimme aus Bayern" hervor¬
hebt: die östreichische Valuta von Friedrich Feustcl (Bayreuth. Giessel).
"Daß Oestreich, schließt der Verfasser, wenig oder gar keine Sympathie mehr
in Deutschland besitzt, ist ein Factum, über das sich gar nicht streiten läßt.
Noch Vertrauen auf Oestreich haben, kommt nach der Anschauung des größten
Theils von Deutschland einem Glauben gleich, ähnlich dem, der Berge ver¬
letzen kann. Sollte aber dazu noch der Bankerott, jener schon im gewöhn¬
lichen Leben gebrcindmarktc Zustand kommen, dann vollzieht Oestreich um
sich ein Urtheil, dessen Folgen schM genug sein werden." -- "Wir wünsch¬
ten, wir könnten die Feder weglegen mit der Ueberzeugung, daß der rechte
Doctor gefunden wäre, daß die Cur mit Entschiedenheit begonnen würde.
Wir müßten lügen, wenn wir solche Hoffnung benebelten. Aber wie eine
Pflicht für die letzten Freunde Oestreichs erschien es uns, zu sagen, was alle
Spatzen auf/den Dächern zwitschern." --

Zu diesen Worten eines Freundes von Oestreich haben wir nichts hin¬
zuzusetzen.




Südsllilnsche Pläne.

Unter diesem Titel ist zu Wien im Verlag der typographisch-literarisch-
artistischen Anstalt eine Denkschrift über die gegenwärtige Bewegung in der
Herzegowina, Bosnien und Montenegro erschienen, die mancherlei interessante
Mittheilungen über die dort vorbereitete Revolution enthält, und aus der wir
im Folgenden einige Auszüge geben. Wir verbinden damit das hierher Ge"


Glück und Unglück Stütze und Rückhalt bieten würde, müssen wir erstreben
und erreichen." — Das ist doch noch ein Wort! Und wie gern und freudig
wollten wir die Hand dazu bieten! —

Daß wir geistig den Oestreichern nicht so fernstehen, wenn wir uns nur
politisch einander nicht verwirren, sehen wir u. a. aus einem: „in der kaiser¬
lichen Akademie der Wissenschaften in Wien nicht gehaltenen Vortrag: das
Historische und seine Berechtigung in der Politik;" eine der geist¬
vollsten Abhandlungen über diesen Gegenstand, die uns vorgekommen sind.

Nun aber noch eine heikle Sache, die „eine Stimme aus Bayern" hervor¬
hebt: die östreichische Valuta von Friedrich Feustcl (Bayreuth. Giessel).
„Daß Oestreich, schließt der Verfasser, wenig oder gar keine Sympathie mehr
in Deutschland besitzt, ist ein Factum, über das sich gar nicht streiten läßt.
Noch Vertrauen auf Oestreich haben, kommt nach der Anschauung des größten
Theils von Deutschland einem Glauben gleich, ähnlich dem, der Berge ver¬
letzen kann. Sollte aber dazu noch der Bankerott, jener schon im gewöhn¬
lichen Leben gebrcindmarktc Zustand kommen, dann vollzieht Oestreich um
sich ein Urtheil, dessen Folgen schM genug sein werden." — „Wir wünsch¬
ten, wir könnten die Feder weglegen mit der Ueberzeugung, daß der rechte
Doctor gefunden wäre, daß die Cur mit Entschiedenheit begonnen würde.
Wir müßten lügen, wenn wir solche Hoffnung benebelten. Aber wie eine
Pflicht für die letzten Freunde Oestreichs erschien es uns, zu sagen, was alle
Spatzen auf/den Dächern zwitschern." —

Zu diesen Worten eines Freundes von Oestreich haben wir nichts hin¬
zuzusetzen.




Südsllilnsche Pläne.

Unter diesem Titel ist zu Wien im Verlag der typographisch-literarisch-
artistischen Anstalt eine Denkschrift über die gegenwärtige Bewegung in der
Herzegowina, Bosnien und Montenegro erschienen, die mancherlei interessante
Mittheilungen über die dort vorbereitete Revolution enthält, und aus der wir
im Folgenden einige Auszüge geben. Wir verbinden damit das hierher Ge»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/117>, abgerufen am 27.09.2024.