Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.auf "leben" endigen, und wir nur noch Ortschaften mit gleicher Endung in 12"
auf „leben" endigen, und wir nur noch Ortschaften mit gleicher Endung in 12"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0101" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111533"/> <p xml:id="ID_291" prev="#ID_290" next="#ID_292"> auf „leben" endigen, und wir nur noch Ortschaften mit gleicher Endung in<lb/> Nordschleswig und Jütland jenseits Flensburg wiederfinden. Nach einer Nach¬<lb/> richt bei Jornandes besitzen die Thüringer sowie die Suethans in der Insel<lb/> Scancia ausgezeichnet schöne Pferde, was auf eine Verwandtschaft beider<lb/> Nationen deutet. Vermöge der oben erwähnten Tradition der Gothen sind<lb/> diese aus der Insel Scancia ausgezogen und haben zuerst an der Küste der<lb/> Ostsee gewohnt. Infolge der sächsischen Stammsage haben die Sachsen, als<lb/> sie im Lande Hadolaun gelandet, dort Thüringer wohnhaft gefunden. Diese<lb/> Thüringer, vielleicht Thervinger, welche zu der Nation der Warner gehört<lb/> haben müssen, haben sich, von den Sachsen vertrieben, mit, Angeln vereinigt<lb/> und das Königreich Thüringen gestiftet. Wahrscheinlich zog ein Theil der<lb/> Angeln nach Schleswig, und daher finden wir dort die Landschaft Angeln,<lb/> daher dort die Ortschaften mit der Endung „leben". Die Geschichte lehrt,<lb/> daß die Thüringer mit den Franken in Feindschaft lebten und sich mehr zu<lb/> den Gothen hielten. So lange der Ostgothe Theodorich herrschte, bestand<lb/> das Königreich Thüringen, und erst nach dessen Tode ward es eine Beute der<lb/> Franken und Sachsen. Cassiodor erwähnt eines Briefes des großen Theodorich<lb/> an die Könige ilei-ulorum, Kug-morum, Mvringoium. Unter den IKormgi<lb/> sind die Thüringer und unter den Auarni die Warner oder Sachsen zu ver¬<lb/> stehen. Die Thüringer gehörten zu dem vindilischen Stamm, und wir haben<lb/> gezeigt, daß die Vindiler. Jstävonen, Jngävonen und Hcrmionen einerlei<lb/> Sprache hatten. Wir finden aber in den spätern Franken die pltnianischen<lb/> Jstävonen. in den zu ihnen gehörenden Chadem Hermioncn, in den von ihnen<lb/> unterworfenen Friesen Jngavoium; in den unterworfenen Baiern. Alemannen,<lb/> Schwaben und Langobarden wieder Hermionen; endlich in den weiter unter¬<lb/> worfenen Burgundern Sachsen. Gothen und Thüringern Vindilier. Alle diese<lb/> Nationen bedienten sich des serirw germariieus oder der germanischen Sprache.<lb/> Diese germanische Sprache wird bei Gelegenheit des Eides, den Ludwig und<lb/> Carl (Söhne Ludwig des Frommen) sich gegenseitig leisteten, ling'ug, töuäiLea.<lb/> genannt; doch finden wir auch die Benennung lingua, wutoniea. und linW-r<lb/> toässeg,, welche früher die Langobarden gesprochen. Eins der ältesten nn-<lb/> vestritten deutschen Worte ist wol „Gans", denn wie Plinius erzählt, werden<lb/> in Germanien die kleinen weißen anseres „gantae" d. i. Gänse genannt.<lb/> Bei den Burgundern finden wir das deutsche Wort „Burg" oder Castell; bei<lb/> den Gothen Haliurunen (Alraunen maZi muliswes) kluge Frauen, sowie den<lb/> Ausdruck „Karrn" oarraZo (eine Wagenburg); bei den Sueven oder Schwaben<lb/> das Wort cups, „Kufe". Bei den Longobarden hat uns Paul Warnesried eine Reihe<lb/> deutscher Worte aufbewahrt, so: Hose, Feld oiunxus, Schaale, scala; LeuIclaKis<lb/> oder Schnltheis, Bezirksvorstehcr; I^g-mo, Lehm. Schlamm; bei den Franken<lb/> sehen wir das Wort Futter (Fuderus); sMka, Schlachtschwert, Spaten.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 12"</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0101]
auf „leben" endigen, und wir nur noch Ortschaften mit gleicher Endung in
Nordschleswig und Jütland jenseits Flensburg wiederfinden. Nach einer Nach¬
richt bei Jornandes besitzen die Thüringer sowie die Suethans in der Insel
Scancia ausgezeichnet schöne Pferde, was auf eine Verwandtschaft beider
Nationen deutet. Vermöge der oben erwähnten Tradition der Gothen sind
diese aus der Insel Scancia ausgezogen und haben zuerst an der Küste der
Ostsee gewohnt. Infolge der sächsischen Stammsage haben die Sachsen, als
sie im Lande Hadolaun gelandet, dort Thüringer wohnhaft gefunden. Diese
Thüringer, vielleicht Thervinger, welche zu der Nation der Warner gehört
haben müssen, haben sich, von den Sachsen vertrieben, mit, Angeln vereinigt
und das Königreich Thüringen gestiftet. Wahrscheinlich zog ein Theil der
Angeln nach Schleswig, und daher finden wir dort die Landschaft Angeln,
daher dort die Ortschaften mit der Endung „leben". Die Geschichte lehrt,
daß die Thüringer mit den Franken in Feindschaft lebten und sich mehr zu
den Gothen hielten. So lange der Ostgothe Theodorich herrschte, bestand
das Königreich Thüringen, und erst nach dessen Tode ward es eine Beute der
Franken und Sachsen. Cassiodor erwähnt eines Briefes des großen Theodorich
an die Könige ilei-ulorum, Kug-morum, Mvringoium. Unter den IKormgi
sind die Thüringer und unter den Auarni die Warner oder Sachsen zu ver¬
stehen. Die Thüringer gehörten zu dem vindilischen Stamm, und wir haben
gezeigt, daß die Vindiler. Jstävonen, Jngävonen und Hcrmionen einerlei
Sprache hatten. Wir finden aber in den spätern Franken die pltnianischen
Jstävonen. in den zu ihnen gehörenden Chadem Hermioncn, in den von ihnen
unterworfenen Friesen Jngavoium; in den unterworfenen Baiern. Alemannen,
Schwaben und Langobarden wieder Hermionen; endlich in den weiter unter¬
worfenen Burgundern Sachsen. Gothen und Thüringern Vindilier. Alle diese
Nationen bedienten sich des serirw germariieus oder der germanischen Sprache.
Diese germanische Sprache wird bei Gelegenheit des Eides, den Ludwig und
Carl (Söhne Ludwig des Frommen) sich gegenseitig leisteten, ling'ug, töuäiLea.
genannt; doch finden wir auch die Benennung lingua, wutoniea. und linW-r
toässeg,, welche früher die Langobarden gesprochen. Eins der ältesten nn-
vestritten deutschen Worte ist wol „Gans", denn wie Plinius erzählt, werden
in Germanien die kleinen weißen anseres „gantae" d. i. Gänse genannt.
Bei den Burgundern finden wir das deutsche Wort „Burg" oder Castell; bei
den Gothen Haliurunen (Alraunen maZi muliswes) kluge Frauen, sowie den
Ausdruck „Karrn" oarraZo (eine Wagenburg); bei den Sueven oder Schwaben
das Wort cups, „Kufe". Bei den Longobarden hat uns Paul Warnesried eine Reihe
deutscher Worte aufbewahrt, so: Hose, Feld oiunxus, Schaale, scala; LeuIclaKis
oder Schnltheis, Bezirksvorstehcr; I^g-mo, Lehm. Schlamm; bei den Franken
sehen wir das Wort Futter (Fuderus); sMka, Schlachtschwert, Spaten.
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