Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.gefeiert; eine Cäcilienode von Dryden (1637) war Purcell. welcher tels erste Ueber Handels Versälle" gegen Bach "och el" paar Worte; es ist viel¬ gefeiert; eine Cäcilienode von Dryden (1637) war Purcell. welcher tels erste Ueber Handels Versälle» gegen Bach »och el» paar Worte; es ist viel¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111407"/> <p xml:id="ID_1709" prev="#ID_1708"> gefeiert; eine Cäcilienode von Dryden (1637) war Purcell. welcher tels erste<lb/> öffentliche Cäcilicnfest (1633) und auch spätere mit seinen Kompositionen ge¬<lb/> schmückt hatte, entgangen, weil er deren Bedeutung aller audern Cücilienpocsie<lb/> gegenüber noch nicht erkannt hatte, und sein Streben mehr daraus gerichtet<lb/> war „über gute Verse gute Musik zu machen, als darauf, Geist dem Geiste<lb/> zu verbinden, mit der höchsten Dichtung in einen Ringkampf sich einzulassen".<lb/> Es war also noch nicht diejenige Tonkunst da, welche es wagen durste, einer<lb/> durchaus vollendeten Dichtkunst ebenbürtig die Hand zu reichen! Nicht diese,<lb/> sondern die später (September 1697) entstandene, unter dem Namen „Alexan-<lb/> dcrsfest oder die Macht der Musik" berühmt gewordene Cäcilienode Drydens<lb/> war es jedoch, welche Händel wählte, um dem längst erloschenen Fest eine<lb/> neue Weihe zu geben. Marcello hat denselben Stoff musikalisch behandelt,<lb/> und zwar ebenfalls nach Drydens Dichtung, jedoch nur den griechischen Theil<lb/> unter dem Namen „Timoteo", ohne der heiligen Cäcilie, und der Tonkunst<lb/> christlicher Zeiten zu gedenken. Mithin fehlte seiner Cantate gerade die Haupt¬<lb/> sache; die ihr entzogene Bedeutung konnte durch nichts weniger als durch<lb/> Nachahmung der Simplicität der Alten, welche Marcellos Einfachheit des<lb/> Tonsatzes erstreben sollte, ersetzt werden. Händel war weit davon entfernt<lb/> seine Musik zum griechisch» Theil der Ode »ach den damaligen Borstellungen<lb/> von griechischer Musik überhaupt einzurichten, und so einen gelehrten Zwie¬<lb/> spalt in einem Werk zu befestigen, dessen Idee gerade die Versöhnung des<lb/> Griechischen und Christliche» durch die Tonkunst ist. Händel schuf die Musik<lb/> frei aus sich und seiner Zeit heraus, seiner Objectivität gelang es. der<lb/> Schönheit des Griechenthums gerecht zu werden, und zugleich mit Beibe¬<lb/> haltung derselben Lebensfülle zur höchsten christlichen Begeisterung sich zu er¬<lb/> hebe». —</p><lb/> <p xml:id="ID_1710" next="#ID_1711"> Ueber Handels Versälle» gegen Bach »och el» paar Worte; es ist viel¬<lb/> fach Veranlassung gewesen, ihm Hochmuth vorzuwerfen. Es ist bekannt, wie<lb/> Bach ihn einmal in Halle aufgesucht und ein andermal zu sich »ach Leipzig<lb/> hat einlade» lasse». oh»e seine Absicht. Händel kenne» zu lernen, erreicht z»<lb/> habe». Die Sache ging jedoch sehr einfach zu. Bei Handels erstem Besuch<lb/> in Halle (171!)), sagt Forkel wörtlich, hätte Bach keinen Augenblick gesäumt,<lb/> Händel unverzüglich (von Cöthe» aus) seinen Besuch abzustatten; aber gerade<lb/> am Tage seiner Ankunft reiste Händel von Halle wieder ab. Abgesehn von<lb/> andern Unzuverlässigkeitcu Fortels i» seiner Bachbivgraphie ist der sehr eilige<lb/> unverzügliche Besuch Bachs ebensowenig denkbar wie ein absichtliches Aus¬<lb/> weichen Handels, und Chrysander löst diese vielfach mit Kopfschüttel» erzählte<lb/> Geschichte dahin auf, daß Bach zufällig nach Halle gekommen sein und Hän¬<lb/> del dann auch seinen Besuch gemacht haben werde. So fällt weder auf Bach<lb/> der Schein unmännlicher Eilfertigkeit noch auf Händel der Verdacht einer Bach</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
gefeiert; eine Cäcilienode von Dryden (1637) war Purcell. welcher tels erste
öffentliche Cäcilicnfest (1633) und auch spätere mit seinen Kompositionen ge¬
schmückt hatte, entgangen, weil er deren Bedeutung aller audern Cücilienpocsie
gegenüber noch nicht erkannt hatte, und sein Streben mehr daraus gerichtet
war „über gute Verse gute Musik zu machen, als darauf, Geist dem Geiste
zu verbinden, mit der höchsten Dichtung in einen Ringkampf sich einzulassen".
Es war also noch nicht diejenige Tonkunst da, welche es wagen durste, einer
durchaus vollendeten Dichtkunst ebenbürtig die Hand zu reichen! Nicht diese,
sondern die später (September 1697) entstandene, unter dem Namen „Alexan-
dcrsfest oder die Macht der Musik" berühmt gewordene Cäcilienode Drydens
war es jedoch, welche Händel wählte, um dem längst erloschenen Fest eine
neue Weihe zu geben. Marcello hat denselben Stoff musikalisch behandelt,
und zwar ebenfalls nach Drydens Dichtung, jedoch nur den griechischen Theil
unter dem Namen „Timoteo", ohne der heiligen Cäcilie, und der Tonkunst
christlicher Zeiten zu gedenken. Mithin fehlte seiner Cantate gerade die Haupt¬
sache; die ihr entzogene Bedeutung konnte durch nichts weniger als durch
Nachahmung der Simplicität der Alten, welche Marcellos Einfachheit des
Tonsatzes erstreben sollte, ersetzt werden. Händel war weit davon entfernt
seine Musik zum griechisch» Theil der Ode »ach den damaligen Borstellungen
von griechischer Musik überhaupt einzurichten, und so einen gelehrten Zwie¬
spalt in einem Werk zu befestigen, dessen Idee gerade die Versöhnung des
Griechischen und Christliche» durch die Tonkunst ist. Händel schuf die Musik
frei aus sich und seiner Zeit heraus, seiner Objectivität gelang es. der
Schönheit des Griechenthums gerecht zu werden, und zugleich mit Beibe¬
haltung derselben Lebensfülle zur höchsten christlichen Begeisterung sich zu er¬
hebe». —
Ueber Handels Versälle» gegen Bach »och el» paar Worte; es ist viel¬
fach Veranlassung gewesen, ihm Hochmuth vorzuwerfen. Es ist bekannt, wie
Bach ihn einmal in Halle aufgesucht und ein andermal zu sich »ach Leipzig
hat einlade» lasse». oh»e seine Absicht. Händel kenne» zu lernen, erreicht z»
habe». Die Sache ging jedoch sehr einfach zu. Bei Handels erstem Besuch
in Halle (171!)), sagt Forkel wörtlich, hätte Bach keinen Augenblick gesäumt,
Händel unverzüglich (von Cöthe» aus) seinen Besuch abzustatten; aber gerade
am Tage seiner Ankunft reiste Händel von Halle wieder ab. Abgesehn von
andern Unzuverlässigkeitcu Fortels i» seiner Bachbivgraphie ist der sehr eilige
unverzügliche Besuch Bachs ebensowenig denkbar wie ein absichtliches Aus¬
weichen Handels, und Chrysander löst diese vielfach mit Kopfschüttel» erzählte
Geschichte dahin auf, daß Bach zufällig nach Halle gekommen sein und Hän¬
del dann auch seinen Besuch gemacht haben werde. So fällt weder auf Bach
der Schein unmännlicher Eilfertigkeit noch auf Händel der Verdacht einer Bach
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