Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.7632 Personen. Die Stiftung sollte nach dem letzten Willen eines der Be¬ Der Karfreitag heißt bei den Czechen Veliky Pater, der große Freitag. Ferner wäscht man am Karfreitag die Kühe und Pferde aus drei Quellen, 7632 Personen. Die Stiftung sollte nach dem letzten Willen eines der Be¬ Der Karfreitag heißt bei den Czechen Veliky Pater, der große Freitag. Ferner wäscht man am Karfreitag die Kühe und Pferde aus drei Quellen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111392"/> <p xml:id="ID_1668" prev="#ID_1667"> 7632 Personen. Die Stiftung sollte nach dem letzten Willen eines der Be¬<lb/> sitzer von Neuhaus unwiderruflich sein, doch wurde sie durch ein Hofdccret im<lb/> Jahre 1782 ausgehoben und der Betrag für das Mahl dem Armenhaus des<lb/> Orts zugewiesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1669"> Der Karfreitag heißt bei den Czechen Veliky Pater, der große Freitag.<lb/> Früher ein großer Buß-, Bet - und Fasttag, ist er jetzt zu einem gewöhn¬<lb/> lichen Fasttag geworden, an dem nicht einmal die alltäglichen Arbeiten ruhen.<lb/> Dennoch nimmt er im Volksgebrauch eine hervorragende Stelle ein. So darf<lb/> man in der Gegend von Reichenberg an ihm kein Brot backen und keine Wasche<lb/> waschen. Anderwärts gehen die Mädchen vor Sonnenaufgang zum Bad in flie¬<lb/> ßendem Wasser, wodurch sie ihre Schönheit zu mehren meinen. Wieder an andern<lb/> Orten begibt sich der Bauer mit seinen Dienstleuten in den Garten, kniet auf<lb/> den Nasen und spricht ein Gebet, das, halb Zauberformel, folgendermaßen<lb/> lautet: „Ich grüße dich, Karfreitag, der du heute bist. Der Herr Christus,<lb/> hat das schwere Kreuz getragen, bis er unter ihm am ganzen Leibe zitterte.<lb/> Begegnete ihm das jüdische Volk und fragte ihn: Was zitterst du? Hast du<lb/> vielleicht das kalte Fieber? Und er anwortete: Ich habe es nicht und werde<lb/> es nicht haben, so lange ich lebe." Dann beten Alle ein Ave Maria und das<lb/> Credo. Der Gebrauch soll jedenfalls vor dem Fieber schützen, vor dem man<lb/> sich auch sollst am Karfreitag durch Untertauchen vor Sonnenaufgang in flie¬<lb/> ßendem Wasser oder durch Umwickeln der Füße mit einem während der Pas¬<lb/> sion gesponnenen Faden Garn zu verwahren sucht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1670" next="#ID_1671"> Ferner wäscht man am Karfreitag die Kühe und Pferde aus drei Quellen,<lb/> um sie gegen Krankheit zu sichern, und reibt ihnen die Krippe mit Stickwurz<lb/> aus, wovon sie dicker werden sollen. Espenstöckchen am Karfreitag vor Sonnen¬<lb/> aufgang geschnitten und aus Felder und Wiesen gesteckt, vertreiben die Maul¬<lb/> würfe. Ein Dorn vom Hagcbuttenstrauch zu derselben Zeit genommen gibt,<lb/> einen Zahnstocher, der das Zahnweh heilt, wenn man mit ihm das kranke<lb/> Fleisch so lange sticht bis es blutet. Wegwart in der Nacht auf den Kar¬<lb/> freitag mit bloßen Füßen ausgegraben, mit heiligen Worten beschworen und<lb/> mit einem Tuch um die Hand aufgehoben, hat die Macht, den, welcher damit<lb/> berührt wird, zu heftiger Liebe zu entzünden. Geht man in derselben Nacht<lb/> rücklings und schweigend auf eine Stelle zu, wo eine Beifußpflanze steht, so<lb/> findet man nach Aushebung derselben in der Wurzel ein schwarzes WürmelM,<lb/> welches man in einem Fläschchen mit heimnimmt, da es nach neun Tage» z»<lb/> reden anfängt und seinem Besitzer alle Wünsche gewährt. Indeß darf derselbe<lb/> jene neun Tage nicht beten und sich nicht waschen, auch muß er jeden Tag<lb/> beim Mittagsessen einen Bissen Brot nnter den Tisch werfen, sonst wird das<lb/> Würmchen böse. Man sieht, das Würmchen ist der Teufel, was noch dadurch<lb/> bestätigt wird, daß das Geld, welches der Inhaber des Wunschthierchcns</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
7632 Personen. Die Stiftung sollte nach dem letzten Willen eines der Be¬
sitzer von Neuhaus unwiderruflich sein, doch wurde sie durch ein Hofdccret im
Jahre 1782 ausgehoben und der Betrag für das Mahl dem Armenhaus des
Orts zugewiesen.
Der Karfreitag heißt bei den Czechen Veliky Pater, der große Freitag.
Früher ein großer Buß-, Bet - und Fasttag, ist er jetzt zu einem gewöhn¬
lichen Fasttag geworden, an dem nicht einmal die alltäglichen Arbeiten ruhen.
Dennoch nimmt er im Volksgebrauch eine hervorragende Stelle ein. So darf
man in der Gegend von Reichenberg an ihm kein Brot backen und keine Wasche
waschen. Anderwärts gehen die Mädchen vor Sonnenaufgang zum Bad in flie¬
ßendem Wasser, wodurch sie ihre Schönheit zu mehren meinen. Wieder an andern
Orten begibt sich der Bauer mit seinen Dienstleuten in den Garten, kniet auf
den Nasen und spricht ein Gebet, das, halb Zauberformel, folgendermaßen
lautet: „Ich grüße dich, Karfreitag, der du heute bist. Der Herr Christus,
hat das schwere Kreuz getragen, bis er unter ihm am ganzen Leibe zitterte.
Begegnete ihm das jüdische Volk und fragte ihn: Was zitterst du? Hast du
vielleicht das kalte Fieber? Und er anwortete: Ich habe es nicht und werde
es nicht haben, so lange ich lebe." Dann beten Alle ein Ave Maria und das
Credo. Der Gebrauch soll jedenfalls vor dem Fieber schützen, vor dem man
sich auch sollst am Karfreitag durch Untertauchen vor Sonnenaufgang in flie¬
ßendem Wasser oder durch Umwickeln der Füße mit einem während der Pas¬
sion gesponnenen Faden Garn zu verwahren sucht.
Ferner wäscht man am Karfreitag die Kühe und Pferde aus drei Quellen,
um sie gegen Krankheit zu sichern, und reibt ihnen die Krippe mit Stickwurz
aus, wovon sie dicker werden sollen. Espenstöckchen am Karfreitag vor Sonnen¬
aufgang geschnitten und aus Felder und Wiesen gesteckt, vertreiben die Maul¬
würfe. Ein Dorn vom Hagcbuttenstrauch zu derselben Zeit genommen gibt,
einen Zahnstocher, der das Zahnweh heilt, wenn man mit ihm das kranke
Fleisch so lange sticht bis es blutet. Wegwart in der Nacht auf den Kar¬
freitag mit bloßen Füßen ausgegraben, mit heiligen Worten beschworen und
mit einem Tuch um die Hand aufgehoben, hat die Macht, den, welcher damit
berührt wird, zu heftiger Liebe zu entzünden. Geht man in derselben Nacht
rücklings und schweigend auf eine Stelle zu, wo eine Beifußpflanze steht, so
findet man nach Aushebung derselben in der Wurzel ein schwarzes WürmelM,
welches man in einem Fläschchen mit heimnimmt, da es nach neun Tage» z»
reden anfängt und seinem Besitzer alle Wünsche gewährt. Indeß darf derselbe
jene neun Tage nicht beten und sich nicht waschen, auch muß er jeden Tag
beim Mittagsessen einen Bissen Brot nnter den Tisch werfen, sonst wird das
Würmchen böse. Man sieht, das Würmchen ist der Teufel, was noch dadurch
bestätigt wird, daß das Geld, welches der Inhaber des Wunschthierchcns
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |