Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.welcher die Aufsicht über ihre Küche führte, mehre Köche unter sich hatte, Dafür kamen aber auch mitunter schlimme Zeiten für die Mönche; im Wenn sich die Mönche Ausschreitungen der oben erwähnten Art gestatteten, 54*
welcher die Aufsicht über ihre Küche führte, mehre Köche unter sich hatte, Dafür kamen aber auch mitunter schlimme Zeiten für die Mönche; im Wenn sich die Mönche Ausschreitungen der oben erwähnten Art gestatteten, 54*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0437" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111331"/> <p xml:id="ID_1450" prev="#ID_1449"> welcher die Aufsicht über ihre Küche führte, mehre Köche unter sich hatte,<lb/> noch können die Fasten sehr lästig gewesen sein, an denen der Kellermeister<lb/> den Brüdern bis auf zehn Gerichte verschaffte; auch wußten sich die Mönche<lb/> zu helfen, wenn ihnen der gewöhnliche Tisch nicht behagte: sie schossen dann<lb/> Geld zusammen und rcquirirten dafür aus der Umgegend die Bestandtheile<lb/> einer soliden Mahlzeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1451"> Dafür kamen aber auch mitunter schlimme Zeiten für die Mönche; im<lb/> Jahre 1218 lastete eine Theuerung so schwer auf der ganzen Umgegend, daß<lb/> sie, wie der Chronist mit Schaudern erzählt, einmal sogar aus Mangel an<lb/> Brod ungegessen zu Bett gehen mußten. Hatten sie früher gemurrt, wenn<lb/> ihnen einmal Roggenbrod vorgesetzt wurde, so mußten sie jetzt Gersten- und<lb/> Haferbrod essen lernen, und der ganze Unterhalt war so knapp, daß sie —<lb/> es ist schrecklich zu sagen — an Festtagen mehr als einmal weiter nichts als<lb/> in Bier aufgeweichtes Brod oder warme Hefe bekamen, ein Gericht, über<lb/> das. wenn es nicht Hefenklöse waren, es schwer sein möchte eine deutliche<lb/> Anschauung zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1452" next="#ID_1453"> Wenn sich die Mönche Ausschreitungen der oben erwähnten Art gestatteten,<lb/> so gehörte dies allerdings schon zu den Vorboten eines beginnenden Verfalls,<lb/> die sich bald in bedenklicher Weise mehrten. Nicht den kleinsten Theil der<lb/> Schuld daran trug der Mangel an ausgezeichneten Vorstehern. Das Recht,<lb/> diese zu wählen, stand zwar dem Convent der Mönche allein zu, aber wie so<lb/> oft unter ähnlichen Verhältnissen, gaben nicht hervorragende Befähigung und<lb/> Tüchtigkeit, sondern meist äußerliche Rücksichten dabei den Ausschlag, oder es<lb/> machte sich ein fremder Einfluß geltend, der selbst List und Betrug nicht ver¬<lb/> schmähte, um sein Ziel zu erreichen. Im Jahre 1151 hatten die Mönche<lb/> einen Canonicus Arnold zu ihrem Oberhaupte gewählt, gegen den Wunsch<lb/> des Markgrafen Kommt, der lieber einer gewissen Ekkehard zu dieser Würde<lb/> erhoben gesehen hätte. Der Erzbischof Wichmann wußte Rath. Als der neu¬<lb/> gewählte zu ihm nach Giebichenstein kam, um aus seiner Hand die Bestätigung<lb/> ZU erhalten, stellte er ihm vor, daß der Markgraf seine Wahl nicht gern sehe,<lb/> und rieth ihm, er möge zum Scheine seine Unzulänglichkeit zu dem Amte und<lb/> seine Bereitwilligkeit, es niederzulegen, erklären, das werde ihm des Mark¬<lb/> grafen Wohlwollen gewinnen und derselbe dann weiter keinen Einwand gegen<lb/> seine Bestätigung erheben. Ohne Arg folgte Arnold dem Rathe, sogleich aber<lb/> erklärten die beiden Fürsten ihre hohe Befriedigung über seinen Entschluß und<lb/> Ekkehard erhielt das Amt. Aber gerade unter diesem nahm der Verfall der<lb/> Zucht rasch überHand, zumal da er in den letzten fünf Jahren seines Lebens der<lb/> Hinfälligkeit seines Körpers zu Liebe eine Pnvatwohnung außerhalb des Klosters<lb/> bezog. Sein Nachfolger hieß Walter. Während dieser im Jahre 1199 in<lb/> Geschäften des Markgrafen vom Kloster abwesend war, fand, ein Theil der</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 54*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0437]
welcher die Aufsicht über ihre Küche führte, mehre Köche unter sich hatte,
noch können die Fasten sehr lästig gewesen sein, an denen der Kellermeister
den Brüdern bis auf zehn Gerichte verschaffte; auch wußten sich die Mönche
zu helfen, wenn ihnen der gewöhnliche Tisch nicht behagte: sie schossen dann
Geld zusammen und rcquirirten dafür aus der Umgegend die Bestandtheile
einer soliden Mahlzeit.
Dafür kamen aber auch mitunter schlimme Zeiten für die Mönche; im
Jahre 1218 lastete eine Theuerung so schwer auf der ganzen Umgegend, daß
sie, wie der Chronist mit Schaudern erzählt, einmal sogar aus Mangel an
Brod ungegessen zu Bett gehen mußten. Hatten sie früher gemurrt, wenn
ihnen einmal Roggenbrod vorgesetzt wurde, so mußten sie jetzt Gersten- und
Haferbrod essen lernen, und der ganze Unterhalt war so knapp, daß sie —
es ist schrecklich zu sagen — an Festtagen mehr als einmal weiter nichts als
in Bier aufgeweichtes Brod oder warme Hefe bekamen, ein Gericht, über
das. wenn es nicht Hefenklöse waren, es schwer sein möchte eine deutliche
Anschauung zu gewinnen.
Wenn sich die Mönche Ausschreitungen der oben erwähnten Art gestatteten,
so gehörte dies allerdings schon zu den Vorboten eines beginnenden Verfalls,
die sich bald in bedenklicher Weise mehrten. Nicht den kleinsten Theil der
Schuld daran trug der Mangel an ausgezeichneten Vorstehern. Das Recht,
diese zu wählen, stand zwar dem Convent der Mönche allein zu, aber wie so
oft unter ähnlichen Verhältnissen, gaben nicht hervorragende Befähigung und
Tüchtigkeit, sondern meist äußerliche Rücksichten dabei den Ausschlag, oder es
machte sich ein fremder Einfluß geltend, der selbst List und Betrug nicht ver¬
schmähte, um sein Ziel zu erreichen. Im Jahre 1151 hatten die Mönche
einen Canonicus Arnold zu ihrem Oberhaupte gewählt, gegen den Wunsch
des Markgrafen Kommt, der lieber einer gewissen Ekkehard zu dieser Würde
erhoben gesehen hätte. Der Erzbischof Wichmann wußte Rath. Als der neu¬
gewählte zu ihm nach Giebichenstein kam, um aus seiner Hand die Bestätigung
ZU erhalten, stellte er ihm vor, daß der Markgraf seine Wahl nicht gern sehe,
und rieth ihm, er möge zum Scheine seine Unzulänglichkeit zu dem Amte und
seine Bereitwilligkeit, es niederzulegen, erklären, das werde ihm des Mark¬
grafen Wohlwollen gewinnen und derselbe dann weiter keinen Einwand gegen
seine Bestätigung erheben. Ohne Arg folgte Arnold dem Rathe, sogleich aber
erklärten die beiden Fürsten ihre hohe Befriedigung über seinen Entschluß und
Ekkehard erhielt das Amt. Aber gerade unter diesem nahm der Verfall der
Zucht rasch überHand, zumal da er in den letzten fünf Jahren seines Lebens der
Hinfälligkeit seines Körpers zu Liebe eine Pnvatwohnung außerhalb des Klosters
bezog. Sein Nachfolger hieß Walter. Während dieser im Jahre 1199 in
Geschäften des Markgrafen vom Kloster abwesend war, fand, ein Theil der
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