Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.etliche ungetreue Mönche ihm das Versteck verrathen. Beträchtlicher war die Trotz solcher vereinzelter Vorfalle blieben die Klöster im Allgemeinen doch etliche ungetreue Mönche ihm das Versteck verrathen. Beträchtlicher war die Trotz solcher vereinzelter Vorfalle blieben die Klöster im Allgemeinen doch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0409" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111303"/> <p xml:id="ID_1367" prev="#ID_1366"> etliche ungetreue Mönche ihm das Versteck verrathen. Beträchtlicher war die<lb/> Summe, welche Markgraf Otto der Reiche der Obhut des Klosters Zelle anvertraut<lb/> hatte, sie belief'sich auf 3000 Mark Silber. Sein Sohn, Albrecht der Stolze,<lb/> verlangte ihre Auslieferung; vergeblich betheuerten die Mönche, der Mark¬<lb/> graf habe sie zu kirchlichen Zwecken bestimmt, vergeblich suchten sie das<lb/> schöne Geld dadurch zu retten, daß sie es auf dem Altar der Mutter Gottes<lb/> niederlegten? der Markgraf war Freigeist genug, um es auch da wegzu¬<lb/> nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1368" next="#ID_1369"> Trotz solcher vereinzelter Vorfalle blieben die Klöster im Allgemeinen doch<lb/> diejenigen Orte, wo in einer kriegerischen Zeit noch die meiste Ruhe, Sicher¬<lb/> heit und Friede herrschten. In sie flüchtete sich daher auch alle friedliche<lb/> Arbeit, und olle geistige Thätigkeit fand hier eine Stätte auf so lange, bis<lb/> die Städte.-hinreichend erstarkt waren, um diesen Beruf zu erfüllen. So ha¬<lb/> ben die Klöster nicht bloß dem Wiedererwachen der Wissenschaften vorgear¬<lb/> beitet, sondern auch, was während der ersten Jahrhunderte des Mittelalters<lb/> in Gewerben und Künsten geleistet wurde, ist zum größten Theil den Klöstern<lb/> zu verdanken. Vor Allem sind es die Musik und die Malerei, die recht eigent¬<lb/> lich aus ihnen hervorgegangen sind. Der Volksgesang des Mittelalters ist<lb/> uns fast gänzlich verschollen, alle übrige Musik war geistlich. Der tägliche<lb/> Gottesdienst mit seinen Hören, Messen und Responsorien führte von selbst zur<lb/> Ausbildung des Kirchengesanges, die Orgeln, welche denselben begleiteten,<lb/> wurden nicht allein von Mönchen gespielt, sondern waren auch von ihnen ge¬<lb/> baut. Auf dem Petersberge stiftete sich der Kellermeister Dietrich damit ein<lb/> ehrendes Gedächtniß, daß er für die durch den Brand zerstörte Orgel eine neue<lb/> baute. Auch dk Glocken mögen hier Erwähnung finden. Zchon der Mönch<lb/> v. Se. Gallen weiß von einem Mönche Namens Tanlo, zu erzählen, der zu<lb/> Karls des Großen Zeit eine sehr schöne Glocke gegossen habe. Auf die Malerei<lb/> kamen die Mönche zunächst durch das Abschreiben. Diese Beschäftigung, die<lb/> dem mönchischen Leben wol besser entsprach als jede andere, war vom h.<lb/> Nenedict ganz besonders empfohlen worden und wurde allerwärts fleißig ge¬<lb/> übt. Von dem oben erwähnten Bischof Godehcird rühmt sein Biograph aus<lb/> der Zeir. wo er nnr noch Mönch war, daß er der Kunst zu schreiben eine<lb/> n.anz besondere Sorgfalt zugewendet und so schon in seiner Ingend eine große<lb/> Menge theologischer und philosophischer Bücher zusammengebracht habe; unter<lb/> Andern, habe er anch eine Bibel von wunderbarer Schönheit gefertigt, die er<lb/> "icht nur geschrieben, sondern zu der er auch aus Demuth mit eigner Hand<lb/> das Pergament und alles Nöthige zugerichtet hatte. Den Mönchen liefen aber<lb/> die Buchstaben nicht wie unserm schreibselige» Geschlechte flüchtig aus der<lb/> Hand, sondern langsam und fein bedächtig zeichneten sie ihre Schnörkel in<lb/> sauberster Ordnung nebeneinander auf die steifen Pergamentblätter hin, so</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0409]
etliche ungetreue Mönche ihm das Versteck verrathen. Beträchtlicher war die
Summe, welche Markgraf Otto der Reiche der Obhut des Klosters Zelle anvertraut
hatte, sie belief'sich auf 3000 Mark Silber. Sein Sohn, Albrecht der Stolze,
verlangte ihre Auslieferung; vergeblich betheuerten die Mönche, der Mark¬
graf habe sie zu kirchlichen Zwecken bestimmt, vergeblich suchten sie das
schöne Geld dadurch zu retten, daß sie es auf dem Altar der Mutter Gottes
niederlegten? der Markgraf war Freigeist genug, um es auch da wegzu¬
nehmen.
Trotz solcher vereinzelter Vorfalle blieben die Klöster im Allgemeinen doch
diejenigen Orte, wo in einer kriegerischen Zeit noch die meiste Ruhe, Sicher¬
heit und Friede herrschten. In sie flüchtete sich daher auch alle friedliche
Arbeit, und olle geistige Thätigkeit fand hier eine Stätte auf so lange, bis
die Städte.-hinreichend erstarkt waren, um diesen Beruf zu erfüllen. So ha¬
ben die Klöster nicht bloß dem Wiedererwachen der Wissenschaften vorgear¬
beitet, sondern auch, was während der ersten Jahrhunderte des Mittelalters
in Gewerben und Künsten geleistet wurde, ist zum größten Theil den Klöstern
zu verdanken. Vor Allem sind es die Musik und die Malerei, die recht eigent¬
lich aus ihnen hervorgegangen sind. Der Volksgesang des Mittelalters ist
uns fast gänzlich verschollen, alle übrige Musik war geistlich. Der tägliche
Gottesdienst mit seinen Hören, Messen und Responsorien führte von selbst zur
Ausbildung des Kirchengesanges, die Orgeln, welche denselben begleiteten,
wurden nicht allein von Mönchen gespielt, sondern waren auch von ihnen ge¬
baut. Auf dem Petersberge stiftete sich der Kellermeister Dietrich damit ein
ehrendes Gedächtniß, daß er für die durch den Brand zerstörte Orgel eine neue
baute. Auch dk Glocken mögen hier Erwähnung finden. Zchon der Mönch
v. Se. Gallen weiß von einem Mönche Namens Tanlo, zu erzählen, der zu
Karls des Großen Zeit eine sehr schöne Glocke gegossen habe. Auf die Malerei
kamen die Mönche zunächst durch das Abschreiben. Diese Beschäftigung, die
dem mönchischen Leben wol besser entsprach als jede andere, war vom h.
Nenedict ganz besonders empfohlen worden und wurde allerwärts fleißig ge¬
übt. Von dem oben erwähnten Bischof Godehcird rühmt sein Biograph aus
der Zeir. wo er nnr noch Mönch war, daß er der Kunst zu schreiben eine
n.anz besondere Sorgfalt zugewendet und so schon in seiner Ingend eine große
Menge theologischer und philosophischer Bücher zusammengebracht habe; unter
Andern, habe er anch eine Bibel von wunderbarer Schönheit gefertigt, die er
"icht nur geschrieben, sondern zu der er auch aus Demuth mit eigner Hand
das Pergament und alles Nöthige zugerichtet hatte. Den Mönchen liefen aber
die Buchstaben nicht wie unserm schreibselige» Geschlechte flüchtig aus der
Hand, sondern langsam und fein bedächtig zeichneten sie ihre Schnörkel in
sauberster Ordnung nebeneinander auf die steifen Pergamentblätter hin, so
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