Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.ein Wildauer eine Schulaufgabe von Platons Phädros veranstaltet? Nebst diesen Grenzlwtcn I. 1801. 48
ein Wildauer eine Schulaufgabe von Platons Phädros veranstaltet? Nebst diesen Grenzlwtcn I. 1801. 48
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ein Wildauer eine Schulaufgabe von Platons Phädros veranstaltet? Nebst diesen
Berufungen meist unbekannter Größen wurde die Tiroler Landesuniversität auch
noch durch eine theologische Fncultät bereichert, welche niemand verlangt hatte,
während der allgemeine Wunsch auf Vervollständigung der medicinischen Schule
lautete. Man übergab die Theologie den Jesuiten und ernannte für ihre Zuhörer
sogar einen eignen Professor der Philosophie, Wir wären begierig zu wissen,
wie sich diese Gelehrten zu den Resultaten neuester Forschung verhalten, ob
es für sie einen Strauß und einen Baur gibt, allein ihre Vortrage verhallen
vor den Schulbänken, wo man sie allein kennt. Half denn, so wird man viel¬
leicht fragen, diesen vielfältigen Uebelstünden nicht euer Statthalter, der Bruder
des Kaisers, ab? Er wurde bei seinem Einzuge in das Land mit aufrichtigem
Jubel begrüßt, bald jedoch zeigte es sich, daß er gegen den Centralisation^
Mechanismus Bachs nicht durchzuringen vermöge, und das Einzige von Be¬
lang war die Herabsetzung der Procentnalgcbühren, die er beim Kaiser aus¬
wirkte, weil der Druck zu hart und der Unwillen der Landbevölkerung zu groß
war. Die Hoffnungen erloschen, die Menschen, mit denen er umgeben war.
machten ihn nicht populär, obwol der Klerus, dem er manche schöne Spende
zukommen ließ, seinen frommen Sinn pries und die Armen, welche er unter¬
stützte, ihn dankbar segneten. Er zeigte sich zwar gegen jeden, der sich näherte,
leutselig und gütig, doch wäre sehr zu wünschen gewesen, wenn er wie Max
und Ferdinand, deren Andenken das Land in schönen Sagen feiert, mit dem
Volke verkehrt hätte, dessen rauhe, aber biedere Gesinnung gewiß mehr Beach¬
tung verdient, als die etiquettenmäßigen Phrasen der Hofschranzen. So geschah
es, daß der Erzherzog bei Berufung der Vertrauensmänner, die das Landes¬
statut zu entwerfen hatten, sehr übel berathen wurde. Graf Brandes, der
Bischof von Brixen und Doktor von Peer, welcher vergaß, daß er die Inter¬
nen der Bürger zu vertreten hatte, erzeugten ein pfäffisch-adeliches wcmstrum
Korrenäuin, welches dem Klerus und dem Adel gleiche Stimmen mit
den Bürgern und Bauern einräumte und dadurch ein sehr disharmonisches
Quartett zusammenstellte. Der Klerus sollte befriedigt sein dnrch das Con-
cordat. Der Adel ist in Tirol in Bezug aus Intelligenz und Besitz so ziemlich zur
Rolle des Marquis Carabas herabgesunken. Die ruhmvolle Geschichte des
Landes schufen Bauern und Bürger, auf deren Schultern ausschließlich die
schwerste Last der Leistungen um den Staat ruht. Von vielen Seiten wurde
"um der Statthalter als Miturheber dieses Landcsstatutcs betrachtet und ge¬
wann dadurch nicht an Popularität. Außer daß er einen Preis für die Be¬
arbeitung einer geschichtlichen Frage aussetzte und dein Ferdinandeum zu Inns¬
bruck einige Geschenke, darunter die werthvolle Büste des Papstes, widmete,
'se nichts bekannt, was er für Kunst und Wissenschaft im Lande gethan hätte.
Die Anekdoten, welche man in dieser Beziehung von seinen Hofleuten hört,
Grenzlwtcn I. 1801. 48
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