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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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Unitarier, in Fort, Sumpter ein konservativer Unitarier gegen die Bestrebungen
revolutionärer Separatisten. Beide waren bisher von großer, politischer Wich¬
tigkeit. Gaeta so lange, als Piemont Oestreich mit Krieg bedrohte, Fort
Sumpter so lange, als Südcaroliim mit seiner Losreißung von der Union
allein stand. Diese wie jene Bedeutung ist jetzt sehr vermindert. Indeß sind
beide Punkte in militärischer Hinsicht noch von Interesse, und wenn ihr Fall
auch nur noch eine Frage der Zeit ist, so wird eine kurze Schilderung derselben
doch willkommen sein.

Gaeta liegt aus einer nicht 7ern von der römischen Grenze aus dem Ge-
birgsstock bei Jtri und Fondi sich abzweigenden hügeligen und allmählig
schmaler werdenden Landzunge, die von Nordwest nach Südost in die
See vorgeschoben ist und, nachdem sie sich in ihrer Mitte verflacht hat, sich
^egen ihr Ende hin plötzlich wieder zu einem von zwei schroffen Felsmassen
gebildeten Vorgebirge erhebt. Die am weitesten in's Meer hinaustretende
dieser Massen trägt die Stadt, die andere, mächtiger und von jener durch eine
tiefe Senkung getrennt, die Hauptwerke der Festung. Es sind dunkelbraune,
vielzerklüftete, grottcnreiche Kalkfelsen, deren Fuß nur durch ein schmales Ge¬
stade vom Wasser getrennt ist, und die einst eine Insel gewesen sein mögen,
bis sie durch Sandanschwemmung mit dem Festlande verbunden wurden. Jen¬
seits des Isthmus von ungefähr 650 Schritt Breite, den diese Anschwemmung
gebildet hat, erheben sich zunächst die Höhen von Lombone und Giaccio. etwa
eine halbe Stunde vom Glacis der Festung, hierauf ein Berg von etwa lau-
tend Fuß Höhe, der Monte Christo, dann der Monte Colonna, fast anderthalb
Stunden vom Glacis. Vom Ende der Landzunge im Nordwesten gehen nach
der römischen Grenze hin Hügelzüge, die verschiedene Vorsprünge und Buchten
bilden, bis in die Nähe von Terracina, wo sie mit einer weiten Ebene endi¬
gen. Nach der andern Seite biegt das Ufer am Ende der Landzunge nördlich
Zur Bucht von Gaeta ein. Die letztere wird zunächst von Ausläufern des
Lombone eingefaßt, von denen einer das in den Berichten über die Bela¬
gerung oft genannte, gegen 2000 Schritt vom Thore Gaetas gelegene Kapu¬
zinerkloster trägt. Dann folgt, etwa eine halbe Stunde Wegs vom Glacis
^'r Festung, ein einzelner Hügel, der nach der heiligen Agathe benannt ist.
und zwischen welchem und dem Monte Christo sich ein Höhenkcunm hinzieht,
auf dem das Dörfchen Tucci liegt. Weiter hinab an der sich nun nach Nord¬
isten wendenden Küste öffnet sich hinter dem Agathenberge ein Thal, jenseits
dessen sich der an 1200 Fuß hohe Monte Corea erhebt. Unter den Ausläufern
genannten Berge und Hügelkämme, deren scharfe Kanten und kahle Hänge
ganz den südlichen Gebirgscharakter zeigen, läuft um die blaue Bucht ein grüner
Gürtel von Gärten mit weißen Landhäusern, grauen Wartthürmen und den
langgestreckten Dörfern und Städtchen Borgo ti Gaeta. Albano. Arzano,


Unitarier, in Fort, Sumpter ein konservativer Unitarier gegen die Bestrebungen
revolutionärer Separatisten. Beide waren bisher von großer, politischer Wich¬
tigkeit. Gaeta so lange, als Piemont Oestreich mit Krieg bedrohte, Fort
Sumpter so lange, als Südcaroliim mit seiner Losreißung von der Union
allein stand. Diese wie jene Bedeutung ist jetzt sehr vermindert. Indeß sind
beide Punkte in militärischer Hinsicht noch von Interesse, und wenn ihr Fall
auch nur noch eine Frage der Zeit ist, so wird eine kurze Schilderung derselben
doch willkommen sein.

Gaeta liegt aus einer nicht 7ern von der römischen Grenze aus dem Ge-
birgsstock bei Jtri und Fondi sich abzweigenden hügeligen und allmählig
schmaler werdenden Landzunge, die von Nordwest nach Südost in die
See vorgeschoben ist und, nachdem sie sich in ihrer Mitte verflacht hat, sich
^egen ihr Ende hin plötzlich wieder zu einem von zwei schroffen Felsmassen
gebildeten Vorgebirge erhebt. Die am weitesten in's Meer hinaustretende
dieser Massen trägt die Stadt, die andere, mächtiger und von jener durch eine
tiefe Senkung getrennt, die Hauptwerke der Festung. Es sind dunkelbraune,
vielzerklüftete, grottcnreiche Kalkfelsen, deren Fuß nur durch ein schmales Ge¬
stade vom Wasser getrennt ist, und die einst eine Insel gewesen sein mögen,
bis sie durch Sandanschwemmung mit dem Festlande verbunden wurden. Jen¬
seits des Isthmus von ungefähr 650 Schritt Breite, den diese Anschwemmung
gebildet hat, erheben sich zunächst die Höhen von Lombone und Giaccio. etwa
eine halbe Stunde vom Glacis der Festung, hierauf ein Berg von etwa lau-
tend Fuß Höhe, der Monte Christo, dann der Monte Colonna, fast anderthalb
Stunden vom Glacis. Vom Ende der Landzunge im Nordwesten gehen nach
der römischen Grenze hin Hügelzüge, die verschiedene Vorsprünge und Buchten
bilden, bis in die Nähe von Terracina, wo sie mit einer weiten Ebene endi¬
gen. Nach der andern Seite biegt das Ufer am Ende der Landzunge nördlich
Zur Bucht von Gaeta ein. Die letztere wird zunächst von Ausläufern des
Lombone eingefaßt, von denen einer das in den Berichten über die Bela¬
gerung oft genannte, gegen 2000 Schritt vom Thore Gaetas gelegene Kapu¬
zinerkloster trägt. Dann folgt, etwa eine halbe Stunde Wegs vom Glacis
^'r Festung, ein einzelner Hügel, der nach der heiligen Agathe benannt ist.
und zwischen welchem und dem Monte Christo sich ein Höhenkcunm hinzieht,
auf dem das Dörfchen Tucci liegt. Weiter hinab an der sich nun nach Nord¬
isten wendenden Küste öffnet sich hinter dem Agathenberge ein Thal, jenseits
dessen sich der an 1200 Fuß hohe Monte Corea erhebt. Unter den Ausläufern
genannten Berge und Hügelkämme, deren scharfe Kanten und kahle Hänge
ganz den südlichen Gebirgscharakter zeigen, läuft um die blaue Bucht ein grüner
Gürtel von Gärten mit weißen Landhäusern, grauen Wartthürmen und den
langgestreckten Dörfern und Städtchen Borgo ti Gaeta. Albano. Arzano,


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[0319] Unitarier, in Fort, Sumpter ein konservativer Unitarier gegen die Bestrebungen revolutionärer Separatisten. Beide waren bisher von großer, politischer Wich¬ tigkeit. Gaeta so lange, als Piemont Oestreich mit Krieg bedrohte, Fort Sumpter so lange, als Südcaroliim mit seiner Losreißung von der Union allein stand. Diese wie jene Bedeutung ist jetzt sehr vermindert. Indeß sind beide Punkte in militärischer Hinsicht noch von Interesse, und wenn ihr Fall auch nur noch eine Frage der Zeit ist, so wird eine kurze Schilderung derselben doch willkommen sein. Gaeta liegt aus einer nicht 7ern von der römischen Grenze aus dem Ge- birgsstock bei Jtri und Fondi sich abzweigenden hügeligen und allmählig schmaler werdenden Landzunge, die von Nordwest nach Südost in die See vorgeschoben ist und, nachdem sie sich in ihrer Mitte verflacht hat, sich ^egen ihr Ende hin plötzlich wieder zu einem von zwei schroffen Felsmassen gebildeten Vorgebirge erhebt. Die am weitesten in's Meer hinaustretende dieser Massen trägt die Stadt, die andere, mächtiger und von jener durch eine tiefe Senkung getrennt, die Hauptwerke der Festung. Es sind dunkelbraune, vielzerklüftete, grottcnreiche Kalkfelsen, deren Fuß nur durch ein schmales Ge¬ stade vom Wasser getrennt ist, und die einst eine Insel gewesen sein mögen, bis sie durch Sandanschwemmung mit dem Festlande verbunden wurden. Jen¬ seits des Isthmus von ungefähr 650 Schritt Breite, den diese Anschwemmung gebildet hat, erheben sich zunächst die Höhen von Lombone und Giaccio. etwa eine halbe Stunde vom Glacis der Festung, hierauf ein Berg von etwa lau- tend Fuß Höhe, der Monte Christo, dann der Monte Colonna, fast anderthalb Stunden vom Glacis. Vom Ende der Landzunge im Nordwesten gehen nach der römischen Grenze hin Hügelzüge, die verschiedene Vorsprünge und Buchten bilden, bis in die Nähe von Terracina, wo sie mit einer weiten Ebene endi¬ gen. Nach der andern Seite biegt das Ufer am Ende der Landzunge nördlich Zur Bucht von Gaeta ein. Die letztere wird zunächst von Ausläufern des Lombone eingefaßt, von denen einer das in den Berichten über die Bela¬ gerung oft genannte, gegen 2000 Schritt vom Thore Gaetas gelegene Kapu¬ zinerkloster trägt. Dann folgt, etwa eine halbe Stunde Wegs vom Glacis ^'r Festung, ein einzelner Hügel, der nach der heiligen Agathe benannt ist. und zwischen welchem und dem Monte Christo sich ein Höhenkcunm hinzieht, auf dem das Dörfchen Tucci liegt. Weiter hinab an der sich nun nach Nord¬ isten wendenden Küste öffnet sich hinter dem Agathenberge ein Thal, jenseits dessen sich der an 1200 Fuß hohe Monte Corea erhebt. Unter den Ausläufern genannten Berge und Hügelkämme, deren scharfe Kanten und kahle Hänge ganz den südlichen Gebirgscharakter zeigen, läuft um die blaue Bucht ein grüner Gürtel von Gärten mit weißen Landhäusern, grauen Wartthürmen und den langgestreckten Dörfern und Städtchen Borgo ti Gaeta. Albano. Arzano,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/319>, abgerufen am 15.01.2025.