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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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beler Mannschaft bereit stünde Und nun überlasse man auch die ganze
Uebungsart dein Lande. Die Commandeure mögen sich darüber mit den
Kreisständen einigen. Uebungen in größern Körpern als Bataislcme und Es¬
cadrons sind nicht nöthig, dazu ist die Armee da, und zwar jetzt nach ihrer
glücklich beendigten neuen Formation in einer Stärke, daß die Landwehr aller¬
dings nur für eine Kricgsvcrstärkung angesehn zu werden braucht. Wenn wir
sehen, daß mit den bisherigen Versuchen, die Landwehr wie einen Theil des
stehenden Heeres brauchbar zu erhalten, mit dem Bestreben, sie immer mehr
und mehr wie jenes einzurichten, Alles von oben her zu besorgen, bei dem
völligen Mangel an Mitteln dazu auf keine Weise mehr fortzukommen ist;
wenn wir sehen, daß man es schon mit den alten Mitteln dahin gebracht hatte,
nur eine Truppe zu haben, von der man nicht recht wußte, welcher Werth ihr
zu geben, und wenn wir uns dann erinnern, was unsere Landwehr mit einem
völlig ausgebildeten Freiwilligen- und Wahlsystem gewesen: so scheint es ans
alle Weise geboten, daraus zurückzukommen. Wir haben viele einsichtige
Männer und Patrioten gekannt, welche im ganzen Verlnnfe der Jahre, in denen
man durch stete Aenderungen der Landwehr rhrc ursprüngliche Einrichtung
immer mehr und mehr nahm, laute Klagen führten, daß es so geschah, und
welche stets behaupteten, man mache dadurch eine Art Zwitter ans ihr, und sie
werde sich bei Gelegenheit auch nur als solcher erweisen.

Es braucht wol nicht erst gesagt zu werden, daß nach diesen Gedanken
alle Unkosten den Kreisen, den Bezirken, wie man es nennen will, zur Last
fallen winden. Dem Staate bliebe das Iuspeetionsrecht und das Recht die
Bewaffnung zu liefern und zu bestimmen. Wu so wie wir von der ungeheuern
Wirksamkeit eines freiwilligen Systems in einem freien Lande durchdrungen ist.
war die lebendige Vaterlandsliebe, welche mit geringer Ausnahme unser Preu¬
ßen beseelt, so genan kennt, wie wir uns dessen rühmen, der wird auch eben
so wenig wie wir daran zweifeln, daß die Resultate solcher Einrichtung selbst
die kühnsten Erwartungen bald übertreffen würden. Dann aber würde zuletzt
auch den Aengstlichsten und Besorgtesten möglich erscheinen, an den Ausgaben
für das Landheer mehr noch zu sparen als nöthig wäre, um in kurzer Zuk
eiserne Wälle zu Wasser aufzurichten, an denen jeder Uebermuth, der es unter-
'nähme, uus in unserer Ehre und bei unserer weiteren Entwicklung zu stören,
zerschellen würde.




beler Mannschaft bereit stünde Und nun überlasse man auch die ganze
Uebungsart dein Lande. Die Commandeure mögen sich darüber mit den
Kreisständen einigen. Uebungen in größern Körpern als Bataislcme und Es¬
cadrons sind nicht nöthig, dazu ist die Armee da, und zwar jetzt nach ihrer
glücklich beendigten neuen Formation in einer Stärke, daß die Landwehr aller¬
dings nur für eine Kricgsvcrstärkung angesehn zu werden braucht. Wenn wir
sehen, daß mit den bisherigen Versuchen, die Landwehr wie einen Theil des
stehenden Heeres brauchbar zu erhalten, mit dem Bestreben, sie immer mehr
und mehr wie jenes einzurichten, Alles von oben her zu besorgen, bei dem
völligen Mangel an Mitteln dazu auf keine Weise mehr fortzukommen ist;
wenn wir sehen, daß man es schon mit den alten Mitteln dahin gebracht hatte,
nur eine Truppe zu haben, von der man nicht recht wußte, welcher Werth ihr
zu geben, und wenn wir uns dann erinnern, was unsere Landwehr mit einem
völlig ausgebildeten Freiwilligen- und Wahlsystem gewesen: so scheint es ans
alle Weise geboten, daraus zurückzukommen. Wir haben viele einsichtige
Männer und Patrioten gekannt, welche im ganzen Verlnnfe der Jahre, in denen
man durch stete Aenderungen der Landwehr rhrc ursprüngliche Einrichtung
immer mehr und mehr nahm, laute Klagen führten, daß es so geschah, und
welche stets behaupteten, man mache dadurch eine Art Zwitter ans ihr, und sie
werde sich bei Gelegenheit auch nur als solcher erweisen.

Es braucht wol nicht erst gesagt zu werden, daß nach diesen Gedanken
alle Unkosten den Kreisen, den Bezirken, wie man es nennen will, zur Last
fallen winden. Dem Staate bliebe das Iuspeetionsrecht und das Recht die
Bewaffnung zu liefern und zu bestimmen. Wu so wie wir von der ungeheuern
Wirksamkeit eines freiwilligen Systems in einem freien Lande durchdrungen ist.
war die lebendige Vaterlandsliebe, welche mit geringer Ausnahme unser Preu¬
ßen beseelt, so genan kennt, wie wir uns dessen rühmen, der wird auch eben
so wenig wie wir daran zweifeln, daß die Resultate solcher Einrichtung selbst
die kühnsten Erwartungen bald übertreffen würden. Dann aber würde zuletzt
auch den Aengstlichsten und Besorgtesten möglich erscheinen, an den Ausgaben
für das Landheer mehr noch zu sparen als nöthig wäre, um in kurzer Zuk
eiserne Wälle zu Wasser aufzurichten, an denen jeder Uebermuth, der es unter-
'nähme, uus in unserer Ehre und bei unserer weiteren Entwicklung zu stören,
zerschellen würde.




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[0264] beler Mannschaft bereit stünde Und nun überlasse man auch die ganze Uebungsart dein Lande. Die Commandeure mögen sich darüber mit den Kreisständen einigen. Uebungen in größern Körpern als Bataislcme und Es¬ cadrons sind nicht nöthig, dazu ist die Armee da, und zwar jetzt nach ihrer glücklich beendigten neuen Formation in einer Stärke, daß die Landwehr aller¬ dings nur für eine Kricgsvcrstärkung angesehn zu werden braucht. Wenn wir sehen, daß mit den bisherigen Versuchen, die Landwehr wie einen Theil des stehenden Heeres brauchbar zu erhalten, mit dem Bestreben, sie immer mehr und mehr wie jenes einzurichten, Alles von oben her zu besorgen, bei dem völligen Mangel an Mitteln dazu auf keine Weise mehr fortzukommen ist; wenn wir sehen, daß man es schon mit den alten Mitteln dahin gebracht hatte, nur eine Truppe zu haben, von der man nicht recht wußte, welcher Werth ihr zu geben, und wenn wir uns dann erinnern, was unsere Landwehr mit einem völlig ausgebildeten Freiwilligen- und Wahlsystem gewesen: so scheint es ans alle Weise geboten, daraus zurückzukommen. Wir haben viele einsichtige Männer und Patrioten gekannt, welche im ganzen Verlnnfe der Jahre, in denen man durch stete Aenderungen der Landwehr rhrc ursprüngliche Einrichtung immer mehr und mehr nahm, laute Klagen führten, daß es so geschah, und welche stets behaupteten, man mache dadurch eine Art Zwitter ans ihr, und sie werde sich bei Gelegenheit auch nur als solcher erweisen. Es braucht wol nicht erst gesagt zu werden, daß nach diesen Gedanken alle Unkosten den Kreisen, den Bezirken, wie man es nennen will, zur Last fallen winden. Dem Staate bliebe das Iuspeetionsrecht und das Recht die Bewaffnung zu liefern und zu bestimmen. Wu so wie wir von der ungeheuern Wirksamkeit eines freiwilligen Systems in einem freien Lande durchdrungen ist. war die lebendige Vaterlandsliebe, welche mit geringer Ausnahme unser Preu¬ ßen beseelt, so genan kennt, wie wir uns dessen rühmen, der wird auch eben so wenig wie wir daran zweifeln, daß die Resultate solcher Einrichtung selbst die kühnsten Erwartungen bald übertreffen würden. Dann aber würde zuletzt auch den Aengstlichsten und Besorgtesten möglich erscheinen, an den Ausgaben für das Landheer mehr noch zu sparen als nöthig wäre, um in kurzer Zuk eiserne Wälle zu Wasser aufzurichten, an denen jeder Uebermuth, der es unter- 'nähme, uus in unserer Ehre und bei unserer weiteren Entwicklung zu stören, zerschellen würde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/264>, abgerufen am 15.01.2025.