Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.gibt Krieg . . . ich ermächtige Sie, dies der Regierung in Venedig zu schrei¬ gibt Krieg . . . ich ermächtige Sie, dies der Regierung in Venedig zu schrei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110911"/> <p xml:id="ID_13" prev="#ID_12" next="#ID_14"> gibt Krieg . . . ich ermächtige Sie, dies der Regierung in Venedig zu schrei¬<lb/> ben, meinen Aeußerungen d>e größte Verbreitung zu geben; setzen Sie Ihren<lb/> Namen darunter, Sie werden nicht Lügen gestraft werden." — Mcngaldo<lb/> that, wie ihm geheißen war, Cavaignac lud dessen Collegen, Tommaseo, amt¬<lb/> lich zu -sich ein, ließ ihn im Vorzimmer warten, und, ohne ihn vorzulassen,<lb/> lieh er ihm durch die Fürstin Belgiojoso sagen: „der General sei wü¬<lb/> thend über die Veröffentlichung seiner Aeußerungen, die nicht einmal genau<lb/> wiedergegeben seien; er wolle nichts mehr von Venedig hören, keine Ent¬<lb/> schuldigungen annehmen u. s, w." — Eben so fruchtlos blieb der Ruf der<lb/> Piemontesen nach französischer Hilfe; ein Armeecorps unter General Lamori-<lb/> ciöre stand bereit, in Savoyen einzurücken, aber es kam nicht dazu, und der Ge¬<lb/> neral fand keine Gelegenheit, in Italien 1848 eine bessere Rolle zu spielen<lb/> als 1860. Im October wehte der Wind wieder günstiger in Paris. Oest¬<lb/> reich hatte die Vermittlung von Frankreich und England angenommen, aber<lb/> ohne die Grundlage der Unabhängigkeit Italiens, nur als das beste Mittel,<lb/> um die Intervention so lange sern zu halten, bis nichts mehr zu interveniren<lb/> war. Die Regierung in Venedig hatte Pasini zu ihrem Agenten bei den Kon¬<lb/> ferenzen (in Brüssel) ernannt, und dieser wartete in Paris auf die Eröffnung,<lb/> welche niemals stattfand. Inzwischen bekam er tapfere Worte zu hören. Die<lb/> Ereignisse in Wien, die Ermordung des Kriegsministers Lcitour hatten die<lb/> Stimmung gehoben, und Bastide betheuerte, an dem Tage, an welchem man<lb/> Venetien den Oestreichern überlassen wolle, werde er seine Entlassung nehmen.<lb/> Cavaignac äußerte, er würde sich durch die Zustimmung zu einem Abkommen,<lb/> welches einen einzigen östreichischen Soldaten jenseits der Alpen ließe, entehrt<lb/> fühlen. Frankreich wolle einen unabhängigen Lombardo-Venetianischen Staat.<lb/> Es würde allerdings, um ein Arrangement zu Stande zu bringen, einen öst-<lb/> streichischen Prinzen als Oberhaupt zulassen, aber nur unter der ausdrücklichen<lb/> Bedingung, daß die Finanzen, die Armee und die Diplomatie ausschließlich<lb/> dem italienischen Staate angehörten n. s. w. Anders benahm sich Louis<lb/> Napoleon, mit welchem, bald nach der Ernennung zum Präsidenten (am 25.<lb/> December 1848), Tommaseo eine Unterredung hatte. Den Auseinandersetz¬<lb/> ungen des Letztern über die Nothwendigkeit, Italien von den Oestreichern zu<lb/> befreien, einen Lombardo-Venetianischen Staat herzustellen u.. s. w. setzte der<lb/> neue Präsident einige Fragen entgegen: welchen Eindruck das Erscheinen<lb/> französischer Kriegsschiffe in der Adria gemacht habe, ob der Feind schon bis<lb/> . zu den Lagunen vorgedrungen sei, ob Deutschland wirtlich für Oestreich Par¬<lb/> tei ergreife, was er nicht geglaubt habe. Der gute Tommaseo schloß aus dem<lb/> schweigsamen Versälle» Louis Napoleons, daß derselbe über die ^'age wenig<lb/> unterrichtet, aber sich zu unterrichten bemüht sei. Tommaseo glaubte, den<lb/> Präsidenten belehre» zu dürfen, was ein Bonaparte an der Spitze Frankreichs zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
gibt Krieg . . . ich ermächtige Sie, dies der Regierung in Venedig zu schrei¬
ben, meinen Aeußerungen d>e größte Verbreitung zu geben; setzen Sie Ihren
Namen darunter, Sie werden nicht Lügen gestraft werden." — Mcngaldo
that, wie ihm geheißen war, Cavaignac lud dessen Collegen, Tommaseo, amt¬
lich zu -sich ein, ließ ihn im Vorzimmer warten, und, ohne ihn vorzulassen,
lieh er ihm durch die Fürstin Belgiojoso sagen: „der General sei wü¬
thend über die Veröffentlichung seiner Aeußerungen, die nicht einmal genau
wiedergegeben seien; er wolle nichts mehr von Venedig hören, keine Ent¬
schuldigungen annehmen u. s, w." — Eben so fruchtlos blieb der Ruf der
Piemontesen nach französischer Hilfe; ein Armeecorps unter General Lamori-
ciöre stand bereit, in Savoyen einzurücken, aber es kam nicht dazu, und der Ge¬
neral fand keine Gelegenheit, in Italien 1848 eine bessere Rolle zu spielen
als 1860. Im October wehte der Wind wieder günstiger in Paris. Oest¬
reich hatte die Vermittlung von Frankreich und England angenommen, aber
ohne die Grundlage der Unabhängigkeit Italiens, nur als das beste Mittel,
um die Intervention so lange sern zu halten, bis nichts mehr zu interveniren
war. Die Regierung in Venedig hatte Pasini zu ihrem Agenten bei den Kon¬
ferenzen (in Brüssel) ernannt, und dieser wartete in Paris auf die Eröffnung,
welche niemals stattfand. Inzwischen bekam er tapfere Worte zu hören. Die
Ereignisse in Wien, die Ermordung des Kriegsministers Lcitour hatten die
Stimmung gehoben, und Bastide betheuerte, an dem Tage, an welchem man
Venetien den Oestreichern überlassen wolle, werde er seine Entlassung nehmen.
Cavaignac äußerte, er würde sich durch die Zustimmung zu einem Abkommen,
welches einen einzigen östreichischen Soldaten jenseits der Alpen ließe, entehrt
fühlen. Frankreich wolle einen unabhängigen Lombardo-Venetianischen Staat.
Es würde allerdings, um ein Arrangement zu Stande zu bringen, einen öst-
streichischen Prinzen als Oberhaupt zulassen, aber nur unter der ausdrücklichen
Bedingung, daß die Finanzen, die Armee und die Diplomatie ausschließlich
dem italienischen Staate angehörten n. s. w. Anders benahm sich Louis
Napoleon, mit welchem, bald nach der Ernennung zum Präsidenten (am 25.
December 1848), Tommaseo eine Unterredung hatte. Den Auseinandersetz¬
ungen des Letztern über die Nothwendigkeit, Italien von den Oestreichern zu
befreien, einen Lombardo-Venetianischen Staat herzustellen u.. s. w. setzte der
neue Präsident einige Fragen entgegen: welchen Eindruck das Erscheinen
französischer Kriegsschiffe in der Adria gemacht habe, ob der Feind schon bis
. zu den Lagunen vorgedrungen sei, ob Deutschland wirtlich für Oestreich Par¬
tei ergreife, was er nicht geglaubt habe. Der gute Tommaseo schloß aus dem
schweigsamen Versälle» Louis Napoleons, daß derselbe über die ^'age wenig
unterrichtet, aber sich zu unterrichten bemüht sei. Tommaseo glaubte, den
Präsidenten belehre» zu dürfen, was ein Bonaparte an der Spitze Frankreichs zu
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