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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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stattgefunden haben, als durch die Einnahme des EinsiedlerdorseÄ Bajjuda ihre
heiligen Bücher in die Hände der "Schwarzen" gelangten und sich auf diese
Weise die Kenntniß ihrer Geheimlehre in weiten Kreisen verbreitete.

(Schluß in nächster Nummer),




Lord John Russell und Schleswig-Holstein.

Die öffentliche Meinung ist als eine Macht anerkannt,
und die Politiker der Cabincle wie der Presse geben sich Mühe, dieselbe für ihre
Zwecke zu gewinnen. Diejenigen, welche das aufgehobene europäische Gleichgewicht
auf einer neuen, dem Geiste der Zeit und den Interessen der Volker zusagenden
Grundlage herstellen wollen, müsse" wünschen, daß über ihre Mittet und Ziele die
Wahrheit bekannt werde; Jene dagegen, welche die Restauration der heiligen Allianz
auf der Basis des Haller'schen göttlichen Rechts, durch physischen Zwang und Unter¬
drückung anstreben, werden sich angelegen sein lassen, die öffentliche Meinung über
ihre Absichten so lange zu täuschen, bis das Erwachen zu spät kommt. Bezeich¬
nen wir die beiden feindlichen Lager um der Kürze willen mit "liberal" und "reak¬
tionär," so fällt es den Reaktionären leichter, Verwirrung in die Reihen der Gegner
zu bringen, als umgekehrt. -- Unter den Liberalen herrscht, zumal in Deutschland,
wenig Klarheit über das, was sie wollen, noch weniger Einigkeit über die Mittel zu
ihren Zwecken, und zahlreich sind unter ihnen die Elemente der Konfusion,, die, ohne
es zu wollen, den Gegnern dienen. Dazu kommt, daß in den Ministerien und bei
den Missionen liberaler Regierungen die Reactionäre noch immer in Stellungen sich
befinden, in denen sie die Vorgänge genau kennen lernen und für ihre Vorgesetzten
wie für die Presse zurecht machen können.

Diejenige Gruppirung der Mächte, welche dir Reaction nächst einer allgemeinen
Koalition gegen Frankreich die angenehmste sein würde, wäre: Rußland, Preußen
Und Oestreich ans der einen, Frankreich und England aus der andern Seite; even¬
tuell aber auch Frankreich, Preußen und Rußland auf der einen, England und Oest¬
reich aus der andern Seite, Jede dieser vRdeu Combinationen bedingt die Trennung
Preußens von England, Aus dieses Ziel zunächst steuert die Reaction los, ihm ist
man mag dcsavouiren so viel man will---in Teplitz und Warschau vorgearbeitet
worden, ihm kommen ungeschickte Regungen unter den Liberalen, -- wir verweisen
"us die unverdaute Erklärung der Herren Nodbertus, v, Berg und Bücher -- ihm
kommt die englische Presse, insbesondere die Times mit ihren Diatriben gegen Preußen,
"u Hilfe. Nach unserer Ueberzeugung ist eine politische Scheidung zwischen England
und Preußen für jeden von beiden Staaten schädlich. Für Preußen, weil dasselbe
alsdann unaufhaltsam in die Nestauratiouspolitik hineingetrieben, von einem schlim-
wen Ausgange derselben am härtesten getroffen, in dem unwahrscheinlichen Falle
""es momentanen Erfolges aber zu der klägliche" Rolle, die es seiner Natur zu¬
wider früher gespielt, abermals verurtheilt werden würde. Für England, weil es,


Grenjboren I. 1L61. 20

stattgefunden haben, als durch die Einnahme des EinsiedlerdorseÄ Bajjuda ihre
heiligen Bücher in die Hände der „Schwarzen" gelangten und sich auf diese
Weise die Kenntniß ihrer Geheimlehre in weiten Kreisen verbreitete.

(Schluß in nächster Nummer),




Lord John Russell und Schleswig-Holstein.

Die öffentliche Meinung ist als eine Macht anerkannt,
und die Politiker der Cabincle wie der Presse geben sich Mühe, dieselbe für ihre
Zwecke zu gewinnen. Diejenigen, welche das aufgehobene europäische Gleichgewicht
auf einer neuen, dem Geiste der Zeit und den Interessen der Volker zusagenden
Grundlage herstellen wollen, müsse» wünschen, daß über ihre Mittet und Ziele die
Wahrheit bekannt werde; Jene dagegen, welche die Restauration der heiligen Allianz
auf der Basis des Haller'schen göttlichen Rechts, durch physischen Zwang und Unter¬
drückung anstreben, werden sich angelegen sein lassen, die öffentliche Meinung über
ihre Absichten so lange zu täuschen, bis das Erwachen zu spät kommt. Bezeich¬
nen wir die beiden feindlichen Lager um der Kürze willen mit „liberal" und „reak¬
tionär," so fällt es den Reaktionären leichter, Verwirrung in die Reihen der Gegner
zu bringen, als umgekehrt. — Unter den Liberalen herrscht, zumal in Deutschland,
wenig Klarheit über das, was sie wollen, noch weniger Einigkeit über die Mittel zu
ihren Zwecken, und zahlreich sind unter ihnen die Elemente der Konfusion,, die, ohne
es zu wollen, den Gegnern dienen. Dazu kommt, daß in den Ministerien und bei
den Missionen liberaler Regierungen die Reactionäre noch immer in Stellungen sich
befinden, in denen sie die Vorgänge genau kennen lernen und für ihre Vorgesetzten
wie für die Presse zurecht machen können.

Diejenige Gruppirung der Mächte, welche dir Reaction nächst einer allgemeinen
Koalition gegen Frankreich die angenehmste sein würde, wäre: Rußland, Preußen
Und Oestreich ans der einen, Frankreich und England aus der andern Seite; even¬
tuell aber auch Frankreich, Preußen und Rußland auf der einen, England und Oest¬
reich aus der andern Seite, Jede dieser vRdeu Combinationen bedingt die Trennung
Preußens von England, Aus dieses Ziel zunächst steuert die Reaction los, ihm ist
man mag dcsavouiren so viel man will-—in Teplitz und Warschau vorgearbeitet
worden, ihm kommen ungeschickte Regungen unter den Liberalen, — wir verweisen
"us die unverdaute Erklärung der Herren Nodbertus, v, Berg und Bücher — ihm
kommt die englische Presse, insbesondere die Times mit ihren Diatriben gegen Preußen,
»u Hilfe. Nach unserer Ueberzeugung ist eine politische Scheidung zwischen England
und Preußen für jeden von beiden Staaten schädlich. Für Preußen, weil dasselbe
alsdann unaufhaltsam in die Nestauratiouspolitik hineingetrieben, von einem schlim-
wen Ausgange derselben am härtesten getroffen, in dem unwahrscheinlichen Falle
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wider früher gespielt, abermals verurtheilt werden würde. Für England, weil es,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/163>, abgerufen am 28.08.2024.