Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.erträgliche Bedingungen zu erlangen; die Cnbinete wollten nicht Krieg führen Was Venedig von der französischen Schwesterrepublik außer schönen Wor¬ erträgliche Bedingungen zu erlangen; die Cnbinete wollten nicht Krieg führen Was Venedig von der französischen Schwesterrepublik außer schönen Wor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0015" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110909"/> <p xml:id="ID_10" prev="#ID_9"> erträgliche Bedingungen zu erlangen; die Cnbinete wollten nicht Krieg führen<lb/> für Besiegte, die sich selbst nicht helfen konnten; sie verwiesen die Venetianer<lb/> an Oestreich, und so mußten sie sich ergeben. Die compromittirten Personen<lb/> erhielten freien Abzug, und noch im Exil schrieb Mamin (13 November 1853)<lb/> mi den Redacteur des Constitntionncl über das Werk des Herrn ve Ier I'orZe:<lb/> Geschichte der Republik Venedig unter Munin — „Ich hatte auf die Unter¬<lb/> stützung Frankreichs gerechnet. Die Ereignisse hatten meine Hoffnung Lügen<lb/> gestraft; aber dennoch, trotz der langen Geschichte unserer Leide», trotz der<lb/> Ereignisse von 1848 und 1849, trotz der spätern Vorgänge, habe ich auf<lb/> diese Illusion noch nicht verzichtet, — ich kann nicht darauf verzichten!" —</p><lb/> <p xml:id="ID_11" next="#ID_12"> Was Venedig von der französischen Schwesterrepublik außer schönen Wor¬<lb/> ten zu erwarten hatte, das zeigte sich sofort >im April 1848, als die venetia-<lb/> nische Regierung um Überlassung von 20,000 Gewehren gegen baare Zahlung<lb/> (das Stück zu 3?V- Franken) bat. Mit großer Bereitwilligkeit wurden die<lb/> Gewehre zur Verfügung gestellt; nur müsse zuvor das Geld und zwar in<lb/> klingender Münze, nach Marseille geschafft werden. Die venetianischen Agenten<lb/> baten, ein französisches Schiff nach Venedig zu senden, um das Geld zu holen.<lb/> In Paris wurde ihnen versichert, nach Toulon sei die Weisung gegangen,<lb/> einen Dampfer (den Brasier) zu diesem Zwecke bereit zu halten. Die Agenten<lb/> waren nicht wenig überrascht, als sie aus Toulon erfuhren, eine solche Weisung<lb/> sei nicht eingetroffen. Eine kostbare Zeit ging verloren; endlich erklärte Herr<lb/> v. Lamartine, es sei aus politischen Gründen unzulässig, die Gewehre aus<lb/> Fraukreich direct nach Venedig zu schicken. Die Ueberlassung eines Dampf¬<lb/> schiffes war von vornherein abgelehnt worden. Und doch hatte der französische<lb/> Consul Limperaui dem Herrn von Lamartine die besten Gründe angeführt,<lb/> welche für die Unterstützung Venedigs dnrch Frankreich sprachen, damit es nicht<lb/> genöthigt werde, sich Carl Albert in die Arme zu werfen. „Man kennt den<lb/> Plan des Königs Carl Albert. Die Lombardei, Venetien, Parma und Mo-<lb/> dena würden sein kleines Königreich wundervoll abrunden und fast zu einer<lb/> Macht ersten Ranges erheben." In Venedig dagegen wünsche man allgemein,<lb/> daß die italienischen Staaten zu einer Conföderation vereinigt würden. Es<lb/> sei französisches Interesse, diese Richtung und die demokratischen Staats¬<lb/> formen zu unterstützen; auch verlange man keine großen Anstrengungen von<lb/> Frankreich; »ur einige Kriegsschiffe, wenn auch neutral, in der Adria, und<lb/> eine klare Eröffnung der eigentlichen Absichten Frankreichs in Bezug auf<lb/> Italien. Was war die Autwort des Herrn v. Lamartine auf alle Mittheil¬<lb/> ungen und Depeschen der provisorischen Regierung und des Konsuls in Ve¬<lb/> nedig? Ein Billet an Herrn Tommaseo, worin Herr v. Lamartine versicherte;<lb/> kein Herz in Europa sei mehr als das seinige von Liebe für Italien im All¬<lb/> gemeinen, von Bewunderung und Enthusiasmus für Venedig insbesondere</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
erträgliche Bedingungen zu erlangen; die Cnbinete wollten nicht Krieg führen
für Besiegte, die sich selbst nicht helfen konnten; sie verwiesen die Venetianer
an Oestreich, und so mußten sie sich ergeben. Die compromittirten Personen
erhielten freien Abzug, und noch im Exil schrieb Mamin (13 November 1853)
mi den Redacteur des Constitntionncl über das Werk des Herrn ve Ier I'orZe:
Geschichte der Republik Venedig unter Munin — „Ich hatte auf die Unter¬
stützung Frankreichs gerechnet. Die Ereignisse hatten meine Hoffnung Lügen
gestraft; aber dennoch, trotz der langen Geschichte unserer Leide», trotz der
Ereignisse von 1848 und 1849, trotz der spätern Vorgänge, habe ich auf
diese Illusion noch nicht verzichtet, — ich kann nicht darauf verzichten!" —
Was Venedig von der französischen Schwesterrepublik außer schönen Wor¬
ten zu erwarten hatte, das zeigte sich sofort >im April 1848, als die venetia-
nische Regierung um Überlassung von 20,000 Gewehren gegen baare Zahlung
(das Stück zu 3?V- Franken) bat. Mit großer Bereitwilligkeit wurden die
Gewehre zur Verfügung gestellt; nur müsse zuvor das Geld und zwar in
klingender Münze, nach Marseille geschafft werden. Die venetianischen Agenten
baten, ein französisches Schiff nach Venedig zu senden, um das Geld zu holen.
In Paris wurde ihnen versichert, nach Toulon sei die Weisung gegangen,
einen Dampfer (den Brasier) zu diesem Zwecke bereit zu halten. Die Agenten
waren nicht wenig überrascht, als sie aus Toulon erfuhren, eine solche Weisung
sei nicht eingetroffen. Eine kostbare Zeit ging verloren; endlich erklärte Herr
v. Lamartine, es sei aus politischen Gründen unzulässig, die Gewehre aus
Fraukreich direct nach Venedig zu schicken. Die Ueberlassung eines Dampf¬
schiffes war von vornherein abgelehnt worden. Und doch hatte der französische
Consul Limperaui dem Herrn von Lamartine die besten Gründe angeführt,
welche für die Unterstützung Venedigs dnrch Frankreich sprachen, damit es nicht
genöthigt werde, sich Carl Albert in die Arme zu werfen. „Man kennt den
Plan des Königs Carl Albert. Die Lombardei, Venetien, Parma und Mo-
dena würden sein kleines Königreich wundervoll abrunden und fast zu einer
Macht ersten Ranges erheben." In Venedig dagegen wünsche man allgemein,
daß die italienischen Staaten zu einer Conföderation vereinigt würden. Es
sei französisches Interesse, diese Richtung und die demokratischen Staats¬
formen zu unterstützen; auch verlange man keine großen Anstrengungen von
Frankreich; »ur einige Kriegsschiffe, wenn auch neutral, in der Adria, und
eine klare Eröffnung der eigentlichen Absichten Frankreichs in Bezug auf
Italien. Was war die Autwort des Herrn v. Lamartine auf alle Mittheil¬
ungen und Depeschen der provisorischen Regierung und des Konsuls in Ve¬
nedig? Ein Billet an Herrn Tommaseo, worin Herr v. Lamartine versicherte;
kein Herz in Europa sei mehr als das seinige von Liebe für Italien im All¬
gemeinen, von Bewunderung und Enthusiasmus für Venedig insbesondere
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