geschieht, wenn das Ccntralbureau in Berlin von einer bloßen Nechnungs- stelle zu einer Centralvcrwa ltung des Zollvereins ausgebildet wird, und wenn die jährlichen Generalconferenzen in eine Vertretung der Zollvereins- staaten -- einen Zollvereinstag -- unigestaltet werden. -- Die Besetzung der Stellen in der Centtalverwaltung ist das Mittel, um den einzelnen Staaten einen ihrer Bedeutung entsprechenden Antheil an der Leitung der Vereins- angelegenheiten zu verschaffen. Der Borsitzende wird von Preußen zu ernennen sei" ; die Ernennungen des Stellvertreters, der Abtheilungsvvrstände und ihrer Stellvertreter, würden an Bayern, Sachsen, Hannover, Würtemberg. Baden u. a. fallen, und so weit die Zahl der Stellen nicht ausreichen sollte, um alle Ansprüche gleichzeitig zu befriedigen, würde ein Turnus tu der Besetzung der¬ selben eintreten tonnen. In Verbindung mit der Centralvcrwaltung wird die Errichtung von Vereinsconsulaten stehn, welche eine preußische Denkschrift von 1852 befürwortete, die zugleich Vorschläge machte, wie das Consulatwesen durch die gegenwärtigen Organe, das zu verstärkende Centralbureau und die General- conferenzeu, zu ordnen und zu behandeln wäre. An die Stelle der Contro¬ leure und Bevollmächtigten, welche die Mitglieder gegenseitig an andere Haupt- stcucrämter und Zolldirectioue" entsenden dürfen, müßten Nevisions- und Controlebeamte der Centr a to erw alt" ug treten, und diese Aenderung wird kaum auf Widerspruch stoßen, da die Regierungen in der letzteren ver¬ treten sein werden. Der Aufwand für die Centtalverwaltung. die Konsulate und die Controle müßte aus dem Ertrag der Zolle geschöpft werden und er wird kaum die Hohe der Summen erreichen, weiche die Regierungen durch Ver¬ einfachung ihrer Zolldireclionen und den Wegsoll ihrer Bevollmächtigten er¬ sparen.
Eine Vertretung der Interessen, welche der Zollverein zu pflegen hat, mittelst einer Versammlung von Abgeordneten -- man mag sie Sachver¬ ständige, Notable oder mit einem andern passenden Ausdrucke nennen, -- welche ans allen Vereinsstaaten beschickt wird, periodisch zusammentritt, öffentlich ver¬ handelt und bei der Gesetzgebung beschließend mitwirkt, eine solche Vertretung erscheint durchaus nothwendig, sie ist eine Lebensfrage für die Zukunft des Zoll¬ vereins und vielleicht der politischen Gestaltung Deutschlands. -- Bei aller Fülle von Sachkenntniß und Erfahrung, welche in den Generalconferenzen sich zusammenfinden mag, fehlen ihnen doch die wesentlichen Bedingungen einer fruchtbringenden Thätigkeit, es fehlt ihnen die Möglichkeit, durch Erörterungen zu Resultate,, zu gelangen. Nur durch den belebenden Hauch öffentlicher Ver¬ handlungen über die gemeinsamen wirthschaftlichen Anliegen der vereinigten Staaten wird die Theilnahme des Volkes geweckt, nur durch den Nachdruck beschließender Kraft werden wirkliche Fortschritte im Sinne der Einigung und des Wohlstandes zu erzielen sein. Ohne einen Zoiloereinstag -- in Er-
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geschieht, wenn das Ccntralbureau in Berlin von einer bloßen Nechnungs- stelle zu einer Centralvcrwa ltung des Zollvereins ausgebildet wird, und wenn die jährlichen Generalconferenzen in eine Vertretung der Zollvereins- staaten — einen Zollvereinstag — unigestaltet werden. — Die Besetzung der Stellen in der Centtalverwaltung ist das Mittel, um den einzelnen Staaten einen ihrer Bedeutung entsprechenden Antheil an der Leitung der Vereins- angelegenheiten zu verschaffen. Der Borsitzende wird von Preußen zu ernennen sei» ; die Ernennungen des Stellvertreters, der Abtheilungsvvrstände und ihrer Stellvertreter, würden an Bayern, Sachsen, Hannover, Würtemberg. Baden u. a. fallen, und so weit die Zahl der Stellen nicht ausreichen sollte, um alle Ansprüche gleichzeitig zu befriedigen, würde ein Turnus tu der Besetzung der¬ selben eintreten tonnen. In Verbindung mit der Centralvcrwaltung wird die Errichtung von Vereinsconsulaten stehn, welche eine preußische Denkschrift von 1852 befürwortete, die zugleich Vorschläge machte, wie das Consulatwesen durch die gegenwärtigen Organe, das zu verstärkende Centralbureau und die General- conferenzeu, zu ordnen und zu behandeln wäre. An die Stelle der Contro¬ leure und Bevollmächtigten, welche die Mitglieder gegenseitig an andere Haupt- stcucrämter und Zolldirectioue» entsenden dürfen, müßten Nevisions- und Controlebeamte der Centr a to erw alt» ug treten, und diese Aenderung wird kaum auf Widerspruch stoßen, da die Regierungen in der letzteren ver¬ treten sein werden. Der Aufwand für die Centtalverwaltung. die Konsulate und die Controle müßte aus dem Ertrag der Zolle geschöpft werden und er wird kaum die Hohe der Summen erreichen, weiche die Regierungen durch Ver¬ einfachung ihrer Zolldireclionen und den Wegsoll ihrer Bevollmächtigten er¬ sparen.
Eine Vertretung der Interessen, welche der Zollverein zu pflegen hat, mittelst einer Versammlung von Abgeordneten — man mag sie Sachver¬ ständige, Notable oder mit einem andern passenden Ausdrucke nennen, — welche ans allen Vereinsstaaten beschickt wird, periodisch zusammentritt, öffentlich ver¬ handelt und bei der Gesetzgebung beschließend mitwirkt, eine solche Vertretung erscheint durchaus nothwendig, sie ist eine Lebensfrage für die Zukunft des Zoll¬ vereins und vielleicht der politischen Gestaltung Deutschlands. — Bei aller Fülle von Sachkenntniß und Erfahrung, welche in den Generalconferenzen sich zusammenfinden mag, fehlen ihnen doch die wesentlichen Bedingungen einer fruchtbringenden Thätigkeit, es fehlt ihnen die Möglichkeit, durch Erörterungen zu Resultate,, zu gelangen. Nur durch den belebenden Hauch öffentlicher Ver¬ handlungen über die gemeinsamen wirthschaftlichen Anliegen der vereinigten Staaten wird die Theilnahme des Volkes geweckt, nur durch den Nachdruck beschließender Kraft werden wirkliche Fortschritte im Sinne der Einigung und des Wohlstandes zu erzielen sein. Ohne einen Zoiloereinstag — in Er-
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geschieht, wenn das Ccntralbureau in Berlin von einer bloßen Nechnungs-
stelle zu einer Centralvcrwa ltung des Zollvereins ausgebildet wird, und
wenn die jährlichen Generalconferenzen in eine Vertretung der Zollvereins-
staaten — einen Zollvereinstag — unigestaltet werden. — Die Besetzung der
Stellen in der Centtalverwaltung ist das Mittel, um den einzelnen Staaten
einen ihrer Bedeutung entsprechenden Antheil an der Leitung der Vereins-
angelegenheiten zu verschaffen. Der Borsitzende wird von Preußen zu ernennen
sei» ; die Ernennungen des Stellvertreters, der Abtheilungsvvrstände und ihrer
Stellvertreter, würden an Bayern, Sachsen, Hannover, Würtemberg. Baden
u. a. fallen, und so weit die Zahl der Stellen nicht ausreichen sollte, um alle
Ansprüche gleichzeitig zu befriedigen, würde ein Turnus tu der Besetzung der¬
selben eintreten tonnen. In Verbindung mit der Centralvcrwaltung wird die
Errichtung von Vereinsconsulaten stehn, welche eine preußische Denkschrift von
1852 befürwortete, die zugleich Vorschläge machte, wie das Consulatwesen durch
die gegenwärtigen Organe, das zu verstärkende Centralbureau und die General-
conferenzeu, zu ordnen und zu behandeln wäre. An die Stelle der Contro¬
leure und Bevollmächtigten, welche die Mitglieder gegenseitig an andere Haupt-
stcucrämter und Zolldirectioue» entsenden dürfen, müßten Nevisions- und
Controlebeamte der Centr a to erw alt» ug treten, und diese Aenderung
wird kaum auf Widerspruch stoßen, da die Regierungen in der letzteren ver¬
treten sein werden. Der Aufwand für die Centtalverwaltung. die Konsulate
und die Controle müßte aus dem Ertrag der Zolle geschöpft werden und er
wird kaum die Hohe der Summen erreichen, weiche die Regierungen durch Ver¬
einfachung ihrer Zolldireclionen und den Wegsoll ihrer Bevollmächtigten er¬
sparen.
Eine Vertretung der Interessen, welche der Zollverein zu pflegen
hat, mittelst einer Versammlung von Abgeordneten — man mag sie Sachver¬
ständige, Notable oder mit einem andern passenden Ausdrucke nennen, — welche
ans allen Vereinsstaaten beschickt wird, periodisch zusammentritt, öffentlich ver¬
handelt und bei der Gesetzgebung beschließend mitwirkt, eine solche Vertretung
erscheint durchaus nothwendig, sie ist eine Lebensfrage für die Zukunft des Zoll¬
vereins und vielleicht der politischen Gestaltung Deutschlands. — Bei aller
Fülle von Sachkenntniß und Erfahrung, welche in den Generalconferenzen sich
zusammenfinden mag, fehlen ihnen doch die wesentlichen Bedingungen einer
fruchtbringenden Thätigkeit, es fehlt ihnen die Möglichkeit, durch Erörterungen
zu Resultate,, zu gelangen. Nur durch den belebenden Hauch öffentlicher Ver¬
handlungen über die gemeinsamen wirthschaftlichen Anliegen der vereinigten
Staaten wird die Theilnahme des Volkes geweckt, nur durch den Nachdruck
beschließender Kraft werden wirkliche Fortschritte im Sinne der Einigung und
des Wohlstandes zu erzielen sein. Ohne einen Zoiloereinstag — in Er-
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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_110347/55>, abgerufen am 24.01.2025.
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