Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.Dienstmädchen niemals, sich von dem ersten der Kinder, die in dieser Absicht Die Lieder, die man bei solchen Gelegenheiten singen hört, haben, wie Die abergläubischen Meinungen, welche sich in den verschiedenen Strichen Der zweite Januar oder die neunte der zwölf heil i gen Nächte, Die letzteren beiden sind für die vlämische^Bevölkerung mehr oder minder Dienstmädchen niemals, sich von dem ersten der Kinder, die in dieser Absicht Die Lieder, die man bei solchen Gelegenheiten singen hört, haben, wie Die abergläubischen Meinungen, welche sich in den verschiedenen Strichen Der zweite Januar oder die neunte der zwölf heil i gen Nächte, Die letzteren beiden sind für die vlämische^Bevölkerung mehr oder minder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0514" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110862"/> <p xml:id="ID_1555" prev="#ID_1554"> Dienstmädchen niemals, sich von dem ersten der Kinder, die in dieser Absicht<lb/> erscheinen, seinen Vornamen sagen zu lassen, da dieser den Vornamen ihres<lb/> Zukünftigen anzeigt. ,Jn den Dörfern bei Turnhout gehen die jungen Bursche<lb/> in Gesellschaften von dreien bis vieren von Thür zu Thür, um vor jedem<lb/> Hause auf Ochsenhörnern zu blasen, wofür man ihnen ein paar Sous reicht,<lb/> die sie dann im Wirthshaus vertrinken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1556"> Die Lieder, die man bei solchen Gelegenheiten singen hört, haben, wie<lb/> die französischen „Rosts" und die englischen „Ldristms.searols" meist Bezug<lb/> auf die Geburt Christi oder die drei Könige aus Morgenland. Einige indeß<lb/> sind bloße Bettellieder, wie das folgende, welches wir aus den von unsrer<lb/> Quelle mitgetheilten als besonders charakteristisch hier folgen lassen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_15" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1557"> Die abergläubischen Meinungen, welche sich in den verschiedenen Strichen<lb/> Belgiens an den Neujahrstag oder die achte der heiligen Nächte knüpfen, be¬<lb/> ziehen sich großentheils auf das Wetter. Ist die Sylvesternacht hell und wind¬<lb/> still, so weissagt man daraus ein gutes Jahr. Ist sie windig, so muß man<lb/> sehen, wo der Wind herweht. Kommt er aus dem Osten, so bedeutet es Vieh¬<lb/> seuchen, kommt er von Westen, so zeigt er Sterben unter den Königen und<lb/> Fürsten an. Südwind verkündet Krankheiten unter den Menschen, Nordwind<lb/> ein fruchtbares Jahr. Gibt es am Morgen des Neujahrstages ein starkes<lb/> Roth am Himmel, so steht eine sehr schwere Zeit zu erwarten. Scheint wäh¬<lb/> rend des Tages die Sonne recht hell, so wird das Jahr reich an Fischen sein.<lb/> Ein sehr gutes Zeichen ist, wenn das am Sylvesterabend angezündete Feuer<lb/> im Kamin am nächsten Tage noch unter der Asche sortglimmend gesunden<lb/> wird. Neujahrstraum, sagt der Volksmund, wahrer Traum; Neujahrsbier,<lb/> Verjüngungsbier.</p><lb/> <p xml:id="ID_1558"> Der zweite Januar oder die neunte der zwölf heil i gen Nächte,<lb/> ist in Belgien von der Kirche dem heiligen Basilius, dem heiligen Abälard,<lb/> der die Abtei von Corvey gründete, dem Sanct Berthold und dem Sanct<lb/> Macaire geweiht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1559" next="#ID_1560"> Die letzteren beiden sind für die vlämische^Bevölkerung mehr oder minder<lb/> mythische Gestalten. Schon der Name Berthold oder Berchtold erinnert an<lb/> die altdeutsche Göttin Bertha oder Perchta, die in den Alpen wie in Nord¬<lb/> franken noch jetzt in den Zwölften eine Rolle spielt, und der Berthold oder<lb/> Bartel. der in derselben Zeit in Oestreich gleich dem sächsischen Ruprecht um-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0514]
Dienstmädchen niemals, sich von dem ersten der Kinder, die in dieser Absicht
erscheinen, seinen Vornamen sagen zu lassen, da dieser den Vornamen ihres
Zukünftigen anzeigt. ,Jn den Dörfern bei Turnhout gehen die jungen Bursche
in Gesellschaften von dreien bis vieren von Thür zu Thür, um vor jedem
Hause auf Ochsenhörnern zu blasen, wofür man ihnen ein paar Sous reicht,
die sie dann im Wirthshaus vertrinken.
Die Lieder, die man bei solchen Gelegenheiten singen hört, haben, wie
die französischen „Rosts" und die englischen „Ldristms.searols" meist Bezug
auf die Geburt Christi oder die drei Könige aus Morgenland. Einige indeß
sind bloße Bettellieder, wie das folgende, welches wir aus den von unsrer
Quelle mitgetheilten als besonders charakteristisch hier folgen lassen:
Die abergläubischen Meinungen, welche sich in den verschiedenen Strichen
Belgiens an den Neujahrstag oder die achte der heiligen Nächte knüpfen, be¬
ziehen sich großentheils auf das Wetter. Ist die Sylvesternacht hell und wind¬
still, so weissagt man daraus ein gutes Jahr. Ist sie windig, so muß man
sehen, wo der Wind herweht. Kommt er aus dem Osten, so bedeutet es Vieh¬
seuchen, kommt er von Westen, so zeigt er Sterben unter den Königen und
Fürsten an. Südwind verkündet Krankheiten unter den Menschen, Nordwind
ein fruchtbares Jahr. Gibt es am Morgen des Neujahrstages ein starkes
Roth am Himmel, so steht eine sehr schwere Zeit zu erwarten. Scheint wäh¬
rend des Tages die Sonne recht hell, so wird das Jahr reich an Fischen sein.
Ein sehr gutes Zeichen ist, wenn das am Sylvesterabend angezündete Feuer
im Kamin am nächsten Tage noch unter der Asche sortglimmend gesunden
wird. Neujahrstraum, sagt der Volksmund, wahrer Traum; Neujahrsbier,
Verjüngungsbier.
Der zweite Januar oder die neunte der zwölf heil i gen Nächte,
ist in Belgien von der Kirche dem heiligen Basilius, dem heiligen Abälard,
der die Abtei von Corvey gründete, dem Sanct Berthold und dem Sanct
Macaire geweiht.
Die letzteren beiden sind für die vlämische^Bevölkerung mehr oder minder
mythische Gestalten. Schon der Name Berthold oder Berchtold erinnert an
die altdeutsche Göttin Bertha oder Perchta, die in den Alpen wie in Nord¬
franken noch jetzt in den Zwölften eine Rolle spielt, und der Berthold oder
Bartel. der in derselben Zeit in Oestreich gleich dem sächsischen Ruprecht um-
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