Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.firche in der Vorstadt An im gothischen Stile, die ebenfalls gothische Johannis- Die Bewunderung für König Ludwig hat indessen einen bittern Beigeschmack firche in der Vorstadt An im gothischen Stile, die ebenfalls gothische Johannis- Die Bewunderung für König Ludwig hat indessen einen bittern Beigeschmack <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110660"/> <p xml:id="ID_901" prev="#ID_900"> firche in der Vorstadt An im gothischen Stile, die ebenfalls gothische Johannis-<lb/> kirche in der Vorstadt Haidhausen, die Allerheiligcnkirche oder Hofkapelle i>n<lb/> romanisch-byzantinischen, die Ludwigskirche im mittelalterlich italienischen Stile,<lb/> die Kirche des heiligen Bonifacius, nach ihrer Bauart gewöhnlich Basilica<lb/> genannt, vielleicht das vollendetste Werk der neuen Architektur in München.<lb/> Dazu treten die Erweiterungen der „Residenz" durch den im Charakter des<lb/> Palazzo Pitti in Florenz aufgeführten Königsbau und den dem späteren Re¬<lb/> naissancestil angehörenden Fcstsaalbnu, zwei ebenso geräumige als prachtvolle<lb/> Theile des königlichen Schlosses mit Marmortreppen, Oelgemälden, großartigen<lb/> Fresken und vergoldeten Statuen; ferner das dritthalbtausend Zuschauer fassende<lb/> Hoftheater mit korinthischer Tempelfa^abe, die Arcaden mit historischen Bildern<lb/> und Frcscolandschastcn. die Feldherrnhullc, eine Nachahmung der Loggia dei<lb/> Lcmzi in Florenz, das Kriegsministerium. die Bibliothek, das Priestcrseminar.<lb/> das Maximilians-Erziehungsinstitut und die Universität, alle fünf palastartige<lb/> Gebäude in der Ludwigsstraße, zum Theil mit prachtvoller Einrichtung, und<lb/> am Schluß der genannten Straße das Siegesthor im Stil des Triumphbogens<lb/> Konstantins in Rom; sodann das Jsarthor mit Fresken aus der bayerischen<lb/> Geschichte, das zur Aufführung von Concerten bestimmte Odcon mit Fresken<lb/> von Kaulbach und Andern, der im mittelalterlichen Palaststil ausgeführte,<lb/> gegenwärtig vom König Ludwig bewohnte wittelsbacher Palast. Rechnen wir<lb/> dazu öffentliche Denkmäler verschiedener Art, wie den hundert Fuß hohen<lb/> Bronzcobelisken, errichtet auf dem Karolincnplatz zum Gedächtniß der 30,000<lb/> in Rußland geopferten Bayern, mit der seltsamen Inschrift: „Auch sie starben<lb/> für des Vaterlandes Befreiung"; die treffliche Reiterstatue des Kurfürsten Maxi¬<lb/> milian des Ersten auf dem wittelsbacher Platze, das Denkmal des Königs<lb/> Max, die Standbilder der Tondichter Gluck und Orlando ti Lasso, die des<lb/> Staatskanzlers Kreitmnyr und des bayrischen Geschichtsschreibers Westenrieder;<lb/> rechnen wir endlich noch die riesige Bavaria und die Nnhmeshalle mit ihren<lb/> 75 Büsten berühmter Bayern dazu, so haben wir einen Reichthum von Kunst-<lb/> schöpfungen vor uns, der sich fast dem der Hauptstädte des hellenischen Alter¬<lb/> thums an die Seite stellen läßt. Und dabei hat der Schöpfer dieser Schön¬<lb/> heiten das Füllhorn seiner Kunstspenden nicht allein über seine Hauptstadt<lb/> ausgegossen: ich erinnere nur beispielsweise an das Pompcjanum in Aschaffen¬<lb/> burg, an die Villa bei Edenkoben in der Rheinpfalz, an die Restauration der<lb/> Dome zu Regensburg. Bcunberg und Speier, welcher letztgenannte den<lb/> reichsten Bilderschmuck erhielt, und vor Allem an die Walhalla bei Regensburg,<lb/> die allein über acht Millionen Gulden gekostet haben soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_902" next="#ID_903"> Die Bewunderung für König Ludwig hat indessen einen bittern Beigeschmack<lb/> für jeden, der nicht ausschließlich Kunstfreund ist. Gegenüber einem Aufwand,<lb/> der selbst für den Herrscher eines großen Reiches übermäßig heißen würde, ist</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
firche in der Vorstadt An im gothischen Stile, die ebenfalls gothische Johannis-
kirche in der Vorstadt Haidhausen, die Allerheiligcnkirche oder Hofkapelle i>n
romanisch-byzantinischen, die Ludwigskirche im mittelalterlich italienischen Stile,
die Kirche des heiligen Bonifacius, nach ihrer Bauart gewöhnlich Basilica
genannt, vielleicht das vollendetste Werk der neuen Architektur in München.
Dazu treten die Erweiterungen der „Residenz" durch den im Charakter des
Palazzo Pitti in Florenz aufgeführten Königsbau und den dem späteren Re¬
naissancestil angehörenden Fcstsaalbnu, zwei ebenso geräumige als prachtvolle
Theile des königlichen Schlosses mit Marmortreppen, Oelgemälden, großartigen
Fresken und vergoldeten Statuen; ferner das dritthalbtausend Zuschauer fassende
Hoftheater mit korinthischer Tempelfa^abe, die Arcaden mit historischen Bildern
und Frcscolandschastcn. die Feldherrnhullc, eine Nachahmung der Loggia dei
Lcmzi in Florenz, das Kriegsministerium. die Bibliothek, das Priestcrseminar.
das Maximilians-Erziehungsinstitut und die Universität, alle fünf palastartige
Gebäude in der Ludwigsstraße, zum Theil mit prachtvoller Einrichtung, und
am Schluß der genannten Straße das Siegesthor im Stil des Triumphbogens
Konstantins in Rom; sodann das Jsarthor mit Fresken aus der bayerischen
Geschichte, das zur Aufführung von Concerten bestimmte Odcon mit Fresken
von Kaulbach und Andern, der im mittelalterlichen Palaststil ausgeführte,
gegenwärtig vom König Ludwig bewohnte wittelsbacher Palast. Rechnen wir
dazu öffentliche Denkmäler verschiedener Art, wie den hundert Fuß hohen
Bronzcobelisken, errichtet auf dem Karolincnplatz zum Gedächtniß der 30,000
in Rußland geopferten Bayern, mit der seltsamen Inschrift: „Auch sie starben
für des Vaterlandes Befreiung"; die treffliche Reiterstatue des Kurfürsten Maxi¬
milian des Ersten auf dem wittelsbacher Platze, das Denkmal des Königs
Max, die Standbilder der Tondichter Gluck und Orlando ti Lasso, die des
Staatskanzlers Kreitmnyr und des bayrischen Geschichtsschreibers Westenrieder;
rechnen wir endlich noch die riesige Bavaria und die Nnhmeshalle mit ihren
75 Büsten berühmter Bayern dazu, so haben wir einen Reichthum von Kunst-
schöpfungen vor uns, der sich fast dem der Hauptstädte des hellenischen Alter¬
thums an die Seite stellen läßt. Und dabei hat der Schöpfer dieser Schön¬
heiten das Füllhorn seiner Kunstspenden nicht allein über seine Hauptstadt
ausgegossen: ich erinnere nur beispielsweise an das Pompcjanum in Aschaffen¬
burg, an die Villa bei Edenkoben in der Rheinpfalz, an die Restauration der
Dome zu Regensburg. Bcunberg und Speier, welcher letztgenannte den
reichsten Bilderschmuck erhielt, und vor Allem an die Walhalla bei Regensburg,
die allein über acht Millionen Gulden gekostet haben soll.
Die Bewunderung für König Ludwig hat indessen einen bittern Beigeschmack
für jeden, der nicht ausschließlich Kunstfreund ist. Gegenüber einem Aufwand,
der selbst für den Herrscher eines großen Reiches übermäßig heißen würde, ist
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