Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.bvLut' Ä nous, Buttcrnudeln, Aepfelküchel, Knödelsuppe, Rindsbraten, Sträu¬ Uralte Hochzeitsspeisen der Bauern sind: im Jsarwinkel "der Brein", ein Eine Verdauungskraft, die ein Essen, wie d,as angeführte bewältigte, würde Zu diesen Unterbrechungen des Schmauses gehört zunächst das sogenannte In einer andern Pause des Mahls wrrd zum Krämer gegangen, wo die bvLut' Ä nous, Buttcrnudeln, Aepfelküchel, Knödelsuppe, Rindsbraten, Sträu¬ Uralte Hochzeitsspeisen der Bauern sind: im Jsarwinkel „der Brein", ein Eine Verdauungskraft, die ein Essen, wie d,as angeführte bewältigte, würde Zu diesen Unterbrechungen des Schmauses gehört zunächst das sogenannte In einer andern Pause des Mahls wrrd zum Krämer gegangen, wo die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0275" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110623"/> <p xml:id="ID_777" prev="#ID_776"> bvLut' Ä nous, Buttcrnudeln, Aepfelküchel, Knödelsuppe, Rindsbraten, Sträu¬<lb/> ben , Scmmclküchel, Kalbsbraten mit Salat, Reismus. gebackne Kalbsfüße,<lb/> Knoblauchwürste mit Zwetschgen, Semmelschmarren und Zwetschgenpavesen."</p><lb/> <p xml:id="ID_778"> Uralte Hochzeitsspeisen der Bauern sind: im Jsarwinkel „der Brein", ein<lb/> Hirsenmus in Milch gekocht, am linken Ufer des Innthals der „Hornaff", ein<lb/> Gebäck, das schon in den Vocabnlnrien des vierzehnten Jahrhundert als Hoch¬<lb/> zeitszubehör erwähnt wird, endlich, als Schluß des Mahls, eine dicke Gersten¬<lb/> suppe, die namentlich im Oberland nicht fehlen darf. Niemals kommen vor<lb/> Wildpret und Fisch; denn die „sind für des Edelmanns Tisch". In sehr ho¬<lb/> hes Alter hinauf reicht die in manchen Gegenden, z. B. bei Tegernsee noch<lb/> übliche Sitte, daß die Hauptgerichte des Schmauses in besondern Aufsätzen<lb/> hereingetragen und von der Musik „eingeblasen" werden, was beiläufig wie<lb/> vieles andre von den Hochzeitgebräuchen der Altbayern im höchsten Norden<lb/> Deutschlands, in Ostschleswig, namentlich in Angeln, ganz ebenso gehalten<lb/> wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_779"> Eine Verdauungskraft, die ein Essen, wie d,as angeführte bewältigte, würde<lb/> unbegreiflich sein, wenn man nicht wüßte, daß die Gäste von den meisten<lb/> Fleischgerichten nur die Brühe sofort verzehren, die festen Stücke aber als „Be-<lb/> scheidesscn" in ein Tuch geschlagen für die Daheimgebliebenen mit nach Hause<lb/> nehmen, und wenn dazu nicht wiederholte Pausen in der Vertilgung der Spei¬<lb/> sen kamen.</p><lb/> <p xml:id="ID_780"> Zu diesen Unterbrechungen des Schmauses gehört zunächst das sogenannte<lb/> Stehlen der Braut. Bei einem bestimmten Abschnitt des Mahles wird ent¬<lb/> weder die Braut selbst oder doch ein Stück ihrer Kleidung, ihr Kranz oder<lb/> ein Schuh von einem listigen Burschen entwendet und in das Herrenstübchen<lb/> des Gasthauses gebracht, wo der Räuber sich mit einigen Genossen seiner<lb/> Missethat einige Stunden in süßem Wein gütlich thut, wofür der nachlässige<lb/> Bräutigam oder der Kranzlherr. der die Braut zu hüten hatte, die Zeche zahlen<lb/> muß. Die Gäste schmausen inzwischen fort, auch der Bräutigam sucht seinen<lb/> Gram über den Verlust durch fleißiges Essen zu ersticken, bis ihm endlich ge¬<lb/> stattet wird, die Entführte durch den Hochzeitlader mit brennender Laterne und<lb/> einer mit Schellen, Besen und Stangen bewaffneten Executiousmannschaft<lb/> aufsuchen und gegen Berichtigung der oft über S0 Gulden betragenden Wein-<lb/> Seche und eines Bußgelds obendrein zurückbringen zu lassen. War nur der<lb/> Schuh der jungen Frau geraubt worden, so wird ihr aus ihre Reclamation<lb/> Zuerst ein Haufen alter Filz- oder Holzschuhe zur Auswahl vorgelegt und nur<lb/> ein Trinkgeld lockt ihren echten zierlich mit Schleifen geschmückten Brautschuh<lb/> wieder aus seiner Verborgenheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_781" next="#ID_782"> In einer andern Pause des Mahls wrrd zum Krämer gegangen, wo die<lb/> Mädchen den Burschen ein Tuch oder eine Rolle Rauchtabak kaufen. Hier</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0275]
bvLut' Ä nous, Buttcrnudeln, Aepfelküchel, Knödelsuppe, Rindsbraten, Sträu¬
ben , Scmmclküchel, Kalbsbraten mit Salat, Reismus. gebackne Kalbsfüße,
Knoblauchwürste mit Zwetschgen, Semmelschmarren und Zwetschgenpavesen."
Uralte Hochzeitsspeisen der Bauern sind: im Jsarwinkel „der Brein", ein
Hirsenmus in Milch gekocht, am linken Ufer des Innthals der „Hornaff", ein
Gebäck, das schon in den Vocabnlnrien des vierzehnten Jahrhundert als Hoch¬
zeitszubehör erwähnt wird, endlich, als Schluß des Mahls, eine dicke Gersten¬
suppe, die namentlich im Oberland nicht fehlen darf. Niemals kommen vor
Wildpret und Fisch; denn die „sind für des Edelmanns Tisch". In sehr ho¬
hes Alter hinauf reicht die in manchen Gegenden, z. B. bei Tegernsee noch
übliche Sitte, daß die Hauptgerichte des Schmauses in besondern Aufsätzen
hereingetragen und von der Musik „eingeblasen" werden, was beiläufig wie
vieles andre von den Hochzeitgebräuchen der Altbayern im höchsten Norden
Deutschlands, in Ostschleswig, namentlich in Angeln, ganz ebenso gehalten
wird.
Eine Verdauungskraft, die ein Essen, wie d,as angeführte bewältigte, würde
unbegreiflich sein, wenn man nicht wüßte, daß die Gäste von den meisten
Fleischgerichten nur die Brühe sofort verzehren, die festen Stücke aber als „Be-
scheidesscn" in ein Tuch geschlagen für die Daheimgebliebenen mit nach Hause
nehmen, und wenn dazu nicht wiederholte Pausen in der Vertilgung der Spei¬
sen kamen.
Zu diesen Unterbrechungen des Schmauses gehört zunächst das sogenannte
Stehlen der Braut. Bei einem bestimmten Abschnitt des Mahles wird ent¬
weder die Braut selbst oder doch ein Stück ihrer Kleidung, ihr Kranz oder
ein Schuh von einem listigen Burschen entwendet und in das Herrenstübchen
des Gasthauses gebracht, wo der Räuber sich mit einigen Genossen seiner
Missethat einige Stunden in süßem Wein gütlich thut, wofür der nachlässige
Bräutigam oder der Kranzlherr. der die Braut zu hüten hatte, die Zeche zahlen
muß. Die Gäste schmausen inzwischen fort, auch der Bräutigam sucht seinen
Gram über den Verlust durch fleißiges Essen zu ersticken, bis ihm endlich ge¬
stattet wird, die Entführte durch den Hochzeitlader mit brennender Laterne und
einer mit Schellen, Besen und Stangen bewaffneten Executiousmannschaft
aufsuchen und gegen Berichtigung der oft über S0 Gulden betragenden Wein-
Seche und eines Bußgelds obendrein zurückbringen zu lassen. War nur der
Schuh der jungen Frau geraubt worden, so wird ihr aus ihre Reclamation
Zuerst ein Haufen alter Filz- oder Holzschuhe zur Auswahl vorgelegt und nur
ein Trinkgeld lockt ihren echten zierlich mit Schleifen geschmückten Brautschuh
wieder aus seiner Verborgenheit.
In einer andern Pause des Mahls wrrd zum Krämer gegangen, wo die
Mädchen den Burschen ein Tuch oder eine Rolle Rauchtabak kaufen. Hier
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