löstis vel'iwtiL stucliosissimi? Mvwoäo imxossibilig. xruäLntissimi? Eine Anerkennung der päpstlichen Gewalt von Seiten der Protestanten sei ja ebenso unmöglich als eine Nachgiebigkeit Roms! -- Leibnitz antwortete ausweichend oder vielmehr unwahr: er sei von jenen Unterhandlungen nur ganz im Allgemeinen unterrichtet, die Denkschrift habe er gar nicht gelesen; übrigens hatte man doch, schon der Höflichkeit wegen, der Aufforderung des Kaisers folgen müssen; die fanatischen Katholiken seien darüber nicht minder besorgt; und wenn auch nichts dabei herauskäme, so müsse man doch guten Willen zeigen. -- Offener sprach sich Ernst August (7. December 1683) gegen die Land¬ gräfin von Darmstadt aus, die ihn wegen jener verdächtigen Schritte zur Rede gestellt: der Vorschlag wäre seines heilsamen Zwecks wegen nicht ohne wei¬ teres von der Hand zu weisen, die Denkschrift enthalte ganz unverfängliche Dinge, könne aber vorerst nicht mitgetheilt werden, da dergleichen von vor- urtheilsvoller Theologen nicht immer,, wie es gemeint, aufgenommen werde. -- Leibnitz selbst war bei der Sache nicht recht wohl; er forderte Molanus 5. Januar 1684 zur Vorsicht auf, und äußerte sich April 1684 gegen Secken- dorf, sie würden wol beide das gewünschte Concil nicht erleben. Aber er hatte den Vorschriften seines Herrn zu gehorchen.
Mit der hannöverischen Denkschrift begab sich Spinola Anfangs 1684 nach Rom, nachdem der Kaiser seine Genehmigung ertheilt; der Papst, meh¬ rere Cardinäle,"auch der General der Jesuiten (11. November 1684) sprachen sich günstig aus: nur könne man wegen der Spannung mit der gallicanischen Kirche und ihres Argwohns gegen Rom sich zu nichts Positivem verpflichten. Mit diesem Bescheid kehrte Spinola Ende des Jahrs nach Wien zurück. -- Lichtscheu wie das ganze Unternehmen, war auch das Resultat unklar; die Katholiken selbst, die davon wußten, hielten es für Lug und Trug. -- Ein eifriger Konvertit, der Landgraf Ernst von Hessen-Rh einsels, großer Gönner von Leibnitz, spottete über die römischen Zugeständnisse. "Fast denke ich, schreibt er 11. November 1684 an Leibnitz, daß manche Lutheraner, welche glauben, daß man ihnen nur eine Falle stellt, um sie unter einander zu ver¬ uneinigen, um hinterher wenigstens mit einigen wohlfeilen Kauf zu haben, nicht grade die einfältigsten sind, sondern eine gute Nase haben. Denn es ist gewiß, daß man unsrerseits an wesentlichen Punkten nicht das Geringste herunterlassen wird." -- Ohnehin hatte Spinola, der 1685 das Bisthum Wienerisch Neustadt erhielt, jetzt mit der Schlichtung der ungarischen Religi¬ onshändel zu thun, die ihn bis 1690 beschäftigten: so lange ruhten die Unterhandlungen. -- Da ein paar Fürsten und Theologen doch unmöglich im Namen der evangelischen Kirche unterhandeln konnten, so war wol die ein¬ zige Tendenz, sie bei ihren Glaubensgenossen zu compromittiren und sie da¬ durch im Eifer des Gefechts zum partiellen Uebertritt zu verleiten. Auf diese Wendung kamen auch die eifrigen Katholiken immer zurück.
löstis vel'iwtiL stucliosissimi? Mvwoäo imxossibilig. xruäLntissimi? Eine Anerkennung der päpstlichen Gewalt von Seiten der Protestanten sei ja ebenso unmöglich als eine Nachgiebigkeit Roms! — Leibnitz antwortete ausweichend oder vielmehr unwahr: er sei von jenen Unterhandlungen nur ganz im Allgemeinen unterrichtet, die Denkschrift habe er gar nicht gelesen; übrigens hatte man doch, schon der Höflichkeit wegen, der Aufforderung des Kaisers folgen müssen; die fanatischen Katholiken seien darüber nicht minder besorgt; und wenn auch nichts dabei herauskäme, so müsse man doch guten Willen zeigen. — Offener sprach sich Ernst August (7. December 1683) gegen die Land¬ gräfin von Darmstadt aus, die ihn wegen jener verdächtigen Schritte zur Rede gestellt: der Vorschlag wäre seines heilsamen Zwecks wegen nicht ohne wei¬ teres von der Hand zu weisen, die Denkschrift enthalte ganz unverfängliche Dinge, könne aber vorerst nicht mitgetheilt werden, da dergleichen von vor- urtheilsvoller Theologen nicht immer,, wie es gemeint, aufgenommen werde. — Leibnitz selbst war bei der Sache nicht recht wohl; er forderte Molanus 5. Januar 1684 zur Vorsicht auf, und äußerte sich April 1684 gegen Secken- dorf, sie würden wol beide das gewünschte Concil nicht erleben. Aber er hatte den Vorschriften seines Herrn zu gehorchen.
Mit der hannöverischen Denkschrift begab sich Spinola Anfangs 1684 nach Rom, nachdem der Kaiser seine Genehmigung ertheilt; der Papst, meh¬ rere Cardinäle,"auch der General der Jesuiten (11. November 1684) sprachen sich günstig aus: nur könne man wegen der Spannung mit der gallicanischen Kirche und ihres Argwohns gegen Rom sich zu nichts Positivem verpflichten. Mit diesem Bescheid kehrte Spinola Ende des Jahrs nach Wien zurück. — Lichtscheu wie das ganze Unternehmen, war auch das Resultat unklar; die Katholiken selbst, die davon wußten, hielten es für Lug und Trug. — Ein eifriger Konvertit, der Landgraf Ernst von Hessen-Rh einsels, großer Gönner von Leibnitz, spottete über die römischen Zugeständnisse. „Fast denke ich, schreibt er 11. November 1684 an Leibnitz, daß manche Lutheraner, welche glauben, daß man ihnen nur eine Falle stellt, um sie unter einander zu ver¬ uneinigen, um hinterher wenigstens mit einigen wohlfeilen Kauf zu haben, nicht grade die einfältigsten sind, sondern eine gute Nase haben. Denn es ist gewiß, daß man unsrerseits an wesentlichen Punkten nicht das Geringste herunterlassen wird." — Ohnehin hatte Spinola, der 1685 das Bisthum Wienerisch Neustadt erhielt, jetzt mit der Schlichtung der ungarischen Religi¬ onshändel zu thun, die ihn bis 1690 beschäftigten: so lange ruhten die Unterhandlungen. — Da ein paar Fürsten und Theologen doch unmöglich im Namen der evangelischen Kirche unterhandeln konnten, so war wol die ein¬ zige Tendenz, sie bei ihren Glaubensgenossen zu compromittiren und sie da¬ durch im Eifer des Gefechts zum partiellen Uebertritt zu verleiten. Auf diese Wendung kamen auch die eifrigen Katholiken immer zurück.
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Anerkennung der päpstlichen Gewalt von Seiten der Protestanten sei ja ebenso
unmöglich als eine Nachgiebigkeit Roms! — Leibnitz antwortete ausweichend
oder vielmehr unwahr: er sei von jenen Unterhandlungen nur ganz im
Allgemeinen unterrichtet, die Denkschrift habe er gar nicht gelesen; übrigens
hatte man doch, schon der Höflichkeit wegen, der Aufforderung des Kaisers
folgen müssen; die fanatischen Katholiken seien darüber nicht minder besorgt;
und wenn auch nichts dabei herauskäme, so müsse man doch guten Willen
zeigen. — Offener sprach sich Ernst August (7. December 1683) gegen die Land¬
gräfin von Darmstadt aus, die ihn wegen jener verdächtigen Schritte zur Rede
gestellt: der Vorschlag wäre seines heilsamen Zwecks wegen nicht ohne wei¬
teres von der Hand zu weisen, die Denkschrift enthalte ganz unverfängliche
Dinge, könne aber vorerst nicht mitgetheilt werden, da dergleichen von vor-
urtheilsvoller Theologen nicht immer,, wie es gemeint, aufgenommen werde.
— Leibnitz selbst war bei der Sache nicht recht wohl; er forderte Molanus
5. Januar 1684 zur Vorsicht auf, und äußerte sich April 1684 gegen Secken-
dorf, sie würden wol beide das gewünschte Concil nicht erleben. Aber er
hatte den Vorschriften seines Herrn zu gehorchen.
Mit der hannöverischen Denkschrift begab sich Spinola Anfangs 1684
nach Rom, nachdem der Kaiser seine Genehmigung ertheilt; der Papst, meh¬
rere Cardinäle,"auch der General der Jesuiten (11. November 1684) sprachen sich
günstig aus: nur könne man wegen der Spannung mit der gallicanischen
Kirche und ihres Argwohns gegen Rom sich zu nichts Positivem verpflichten.
Mit diesem Bescheid kehrte Spinola Ende des Jahrs nach Wien zurück. —
Lichtscheu wie das ganze Unternehmen, war auch das Resultat unklar; die
Katholiken selbst, die davon wußten, hielten es für Lug und Trug. — Ein
eifriger Konvertit, der Landgraf Ernst von Hessen-Rh einsels, großer
Gönner von Leibnitz, spottete über die römischen Zugeständnisse. „Fast denke
ich, schreibt er 11. November 1684 an Leibnitz, daß manche Lutheraner, welche
glauben, daß man ihnen nur eine Falle stellt, um sie unter einander zu ver¬
uneinigen, um hinterher wenigstens mit einigen wohlfeilen Kauf zu haben,
nicht grade die einfältigsten sind, sondern eine gute Nase haben. Denn es
ist gewiß, daß man unsrerseits an wesentlichen Punkten nicht das Geringste
herunterlassen wird." — Ohnehin hatte Spinola, der 1685 das Bisthum
Wienerisch Neustadt erhielt, jetzt mit der Schlichtung der ungarischen Religi¬
onshändel zu thun, die ihn bis 1690 beschäftigten: so lange ruhten die
Unterhandlungen. — Da ein paar Fürsten und Theologen doch unmöglich im
Namen der evangelischen Kirche unterhandeln konnten, so war wol die ein¬
zige Tendenz, sie bei ihren Glaubensgenossen zu compromittiren und sie da¬
durch im Eifer des Gefechts zum partiellen Uebertritt zu verleiten. Auf diese
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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_110347/178>, abgerufen am 25.01.2025.
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