Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

aerata.mit 18,000 Einwohnern. Sinigaglia ist ein lebhafter Hafenplatz am
adriatischen Meere, Loreto bekannt durch die von Engeln aus Nazareth hier¬
her getragne Santa Casa.

Ferner sind von den Städten der Marken zu erwähnen: Pesaro, sechs
Meilen von Rimini und etwa zehn Meilen von Ancona entfernt, mit 16,000,
Urbino mit 11,500, Färö mit 15,000 und die hübsche kleine Stadt Fossom-
brone, in der vor Kurzem die Fremdentruppen das Gemetzel von Perugia
wiederholten. Pesaro, das alte Pisaurum, nicht weit von der Stelle, wo die
Foglia ins Meer mündet, ist der Sitz eines Bischofs und eines Delegaten.
der in dem schönen Palast der alten Herzöge von Urbino wohnt, hat verschie¬
dene wissenschaftliche Anstalten, einen großen prächtigen Marktplatz und zeichnet
sich überdies dadurch aus, daß seine Matrosen für die geschicktesten und muthig¬
sten im ganzen adriatischen Meere gelten. Urbino ist sehr herabgekommen.
Einst Wohnsitz prachtliebender und mächtiger Herzöge, deren Hof im sechzehnten
Jahrhundert einer der Glanzpunkte Italiens war, ist es jetzt ein ziemlich stiller
und ärmlicher Ort. Färö ist eine Stadt, die sich besonders vom Handel nährt
und in der sich ein gut erhaltner Triumphbogen des Kaisers Konstantin be¬
findet.

In Umbrien muß vor Allem Perugia's gedacht werden. Dasselbe liegt
elf Meilen von Ancona und 14 Meilen von Pesaro auf einem Hügel nicht
weit vom rechten Ufer der Tiber. Umgeben von einem fruchtbaren und wohl¬
angebauten Landstrich, von 19,000, mit Einschluß der weitläufigen Vorstädte
von 32,000 Menschen bewohnt, ist es nächst Rom und Ancona die wichtigste
Stadt des Kirchenstaates. Sehr bedeutend ist im Vergleich mit andern rö¬
mischen Lrten seine Industrie, die sich besonders in Seidenmanufacturen aus¬
zeichnet. Berühmt ist die Schönheit seiner Frauen, der Muth seiner Männer.
Die vornehmsten wissenschaftlichen Anstalten sind: die Universität, die dritte
an Ansehn im Kirchenstaat und eine der ältesten in Europa, das an etrus-
kischen Inschriften sehr reiche archäologische Cabinet, der botanische Garten, die
Akademie der schönen Künste und die öffentliche Bibliothek.

In einem Umkreis von fünf Meilen um Perugia liegen die Orte Foligno,
Gubbio, Nocera und AM, lauter Städte mit Bisthümern. Foligno hat
10,500 Einwohner und zeichnet sich durch seine Wachslichterfabnken, seine
Tuch- und Papiermanufactmcn aus. Sein berühmtes Bild, die Madonna
von Raphael ziert gegenwärtig einen Saal im Vatican. Assisi, mit 4500
Eimv.. ist der Geburtsort des bekannten heiligen Franz, dessen prächtiges
Grabmal jährlich Tausende von Wallfahrern hierher zieht. Gubbio alt 4000
Einw.. und wichtiger Industrie mag als der Ort erwähnt werden, auf
dessen Gebiet nahe bei den Ruinen des Jupiter Apenninus die berühmten
eugubinischen Tafeln gesunden wurden, welche über die altetruskische Schrift


65*

aerata.mit 18,000 Einwohnern. Sinigaglia ist ein lebhafter Hafenplatz am
adriatischen Meere, Loreto bekannt durch die von Engeln aus Nazareth hier¬
her getragne Santa Casa.

Ferner sind von den Städten der Marken zu erwähnen: Pesaro, sechs
Meilen von Rimini und etwa zehn Meilen von Ancona entfernt, mit 16,000,
Urbino mit 11,500, Färö mit 15,000 und die hübsche kleine Stadt Fossom-
brone, in der vor Kurzem die Fremdentruppen das Gemetzel von Perugia
wiederholten. Pesaro, das alte Pisaurum, nicht weit von der Stelle, wo die
Foglia ins Meer mündet, ist der Sitz eines Bischofs und eines Delegaten.
der in dem schönen Palast der alten Herzöge von Urbino wohnt, hat verschie¬
dene wissenschaftliche Anstalten, einen großen prächtigen Marktplatz und zeichnet
sich überdies dadurch aus, daß seine Matrosen für die geschicktesten und muthig¬
sten im ganzen adriatischen Meere gelten. Urbino ist sehr herabgekommen.
Einst Wohnsitz prachtliebender und mächtiger Herzöge, deren Hof im sechzehnten
Jahrhundert einer der Glanzpunkte Italiens war, ist es jetzt ein ziemlich stiller
und ärmlicher Ort. Färö ist eine Stadt, die sich besonders vom Handel nährt
und in der sich ein gut erhaltner Triumphbogen des Kaisers Konstantin be¬
findet.

In Umbrien muß vor Allem Perugia's gedacht werden. Dasselbe liegt
elf Meilen von Ancona und 14 Meilen von Pesaro auf einem Hügel nicht
weit vom rechten Ufer der Tiber. Umgeben von einem fruchtbaren und wohl¬
angebauten Landstrich, von 19,000, mit Einschluß der weitläufigen Vorstädte
von 32,000 Menschen bewohnt, ist es nächst Rom und Ancona die wichtigste
Stadt des Kirchenstaates. Sehr bedeutend ist im Vergleich mit andern rö¬
mischen Lrten seine Industrie, die sich besonders in Seidenmanufacturen aus¬
zeichnet. Berühmt ist die Schönheit seiner Frauen, der Muth seiner Männer.
Die vornehmsten wissenschaftlichen Anstalten sind: die Universität, die dritte
an Ansehn im Kirchenstaat und eine der ältesten in Europa, das an etrus-
kischen Inschriften sehr reiche archäologische Cabinet, der botanische Garten, die
Akademie der schönen Künste und die öffentliche Bibliothek.

In einem Umkreis von fünf Meilen um Perugia liegen die Orte Foligno,
Gubbio, Nocera und AM, lauter Städte mit Bisthümern. Foligno hat
10,500 Einwohner und zeichnet sich durch seine Wachslichterfabnken, seine
Tuch- und Papiermanufactmcn aus. Sein berühmtes Bild, die Madonna
von Raphael ziert gegenwärtig einen Saal im Vatican. Assisi, mit 4500
Eimv.. ist der Geburtsort des bekannten heiligen Franz, dessen prächtiges
Grabmal jährlich Tausende von Wallfahrern hierher zieht. Gubbio alt 4000
Einw.. und wichtiger Industrie mag als der Ort erwähnt werden, auf
dessen Gebiet nahe bei den Ruinen des Jupiter Apenninus die berühmten
eugubinischen Tafeln gesunden wurden, welche über die altetruskische Schrift


65*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110333"/>
          <p xml:id="ID_1606" prev="#ID_1605"> aerata.mit 18,000 Einwohnern. Sinigaglia ist ein lebhafter Hafenplatz am<lb/>
adriatischen Meere, Loreto bekannt durch die von Engeln aus Nazareth hier¬<lb/>
her getragne Santa Casa.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1607"> Ferner sind von den Städten der Marken zu erwähnen: Pesaro, sechs<lb/>
Meilen von Rimini und etwa zehn Meilen von Ancona entfernt, mit 16,000,<lb/>
Urbino mit 11,500, Färö mit 15,000 und die hübsche kleine Stadt Fossom-<lb/>
brone, in der vor Kurzem die Fremdentruppen das Gemetzel von Perugia<lb/>
wiederholten. Pesaro, das alte Pisaurum, nicht weit von der Stelle, wo die<lb/>
Foglia ins Meer mündet, ist der Sitz eines Bischofs und eines Delegaten.<lb/>
der in dem schönen Palast der alten Herzöge von Urbino wohnt, hat verschie¬<lb/>
dene wissenschaftliche Anstalten, einen großen prächtigen Marktplatz und zeichnet<lb/>
sich überdies dadurch aus, daß seine Matrosen für die geschicktesten und muthig¬<lb/>
sten im ganzen adriatischen Meere gelten. Urbino ist sehr herabgekommen.<lb/>
Einst Wohnsitz prachtliebender und mächtiger Herzöge, deren Hof im sechzehnten<lb/>
Jahrhundert einer der Glanzpunkte Italiens war, ist es jetzt ein ziemlich stiller<lb/>
und ärmlicher Ort. Färö ist eine Stadt, die sich besonders vom Handel nährt<lb/>
und in der sich ein gut erhaltner Triumphbogen des Kaisers Konstantin be¬<lb/>
findet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1608"> In Umbrien muß vor Allem Perugia's gedacht werden. Dasselbe liegt<lb/>
elf Meilen von Ancona und 14 Meilen von Pesaro auf einem Hügel nicht<lb/>
weit vom rechten Ufer der Tiber. Umgeben von einem fruchtbaren und wohl¬<lb/>
angebauten Landstrich, von 19,000, mit Einschluß der weitläufigen Vorstädte<lb/>
von 32,000 Menschen bewohnt, ist es nächst Rom und Ancona die wichtigste<lb/>
Stadt des Kirchenstaates. Sehr bedeutend ist im Vergleich mit andern rö¬<lb/>
mischen Lrten seine Industrie, die sich besonders in Seidenmanufacturen aus¬<lb/>
zeichnet. Berühmt ist die Schönheit seiner Frauen, der Muth seiner Männer.<lb/>
Die vornehmsten wissenschaftlichen Anstalten sind: die Universität, die dritte<lb/>
an Ansehn im Kirchenstaat und eine der ältesten in Europa, das an etrus-<lb/>
kischen Inschriften sehr reiche archäologische Cabinet, der botanische Garten, die<lb/>
Akademie der schönen Künste und die öffentliche Bibliothek.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1609" next="#ID_1610"> In einem Umkreis von fünf Meilen um Perugia liegen die Orte Foligno,<lb/>
Gubbio, Nocera und AM, lauter Städte mit Bisthümern. Foligno hat<lb/>
10,500 Einwohner und zeichnet sich durch seine Wachslichterfabnken, seine<lb/>
Tuch- und Papiermanufactmcn aus. Sein berühmtes Bild, die Madonna<lb/>
von Raphael ziert gegenwärtig einen Saal im Vatican. Assisi, mit 4500<lb/>
Eimv.. ist der Geburtsort des bekannten heiligen Franz, dessen prächtiges<lb/>
Grabmal jährlich Tausende von Wallfahrern hierher zieht. Gubbio alt 4000<lb/>
Einw.. und wichtiger Industrie mag als der Ort erwähnt werden, auf<lb/>
dessen Gebiet nahe bei den Ruinen des Jupiter Apenninus die berühmten<lb/>
eugubinischen Tafeln gesunden wurden, welche über die altetruskische Schrift</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 65*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0527] aerata.mit 18,000 Einwohnern. Sinigaglia ist ein lebhafter Hafenplatz am adriatischen Meere, Loreto bekannt durch die von Engeln aus Nazareth hier¬ her getragne Santa Casa. Ferner sind von den Städten der Marken zu erwähnen: Pesaro, sechs Meilen von Rimini und etwa zehn Meilen von Ancona entfernt, mit 16,000, Urbino mit 11,500, Färö mit 15,000 und die hübsche kleine Stadt Fossom- brone, in der vor Kurzem die Fremdentruppen das Gemetzel von Perugia wiederholten. Pesaro, das alte Pisaurum, nicht weit von der Stelle, wo die Foglia ins Meer mündet, ist der Sitz eines Bischofs und eines Delegaten. der in dem schönen Palast der alten Herzöge von Urbino wohnt, hat verschie¬ dene wissenschaftliche Anstalten, einen großen prächtigen Marktplatz und zeichnet sich überdies dadurch aus, daß seine Matrosen für die geschicktesten und muthig¬ sten im ganzen adriatischen Meere gelten. Urbino ist sehr herabgekommen. Einst Wohnsitz prachtliebender und mächtiger Herzöge, deren Hof im sechzehnten Jahrhundert einer der Glanzpunkte Italiens war, ist es jetzt ein ziemlich stiller und ärmlicher Ort. Färö ist eine Stadt, die sich besonders vom Handel nährt und in der sich ein gut erhaltner Triumphbogen des Kaisers Konstantin be¬ findet. In Umbrien muß vor Allem Perugia's gedacht werden. Dasselbe liegt elf Meilen von Ancona und 14 Meilen von Pesaro auf einem Hügel nicht weit vom rechten Ufer der Tiber. Umgeben von einem fruchtbaren und wohl¬ angebauten Landstrich, von 19,000, mit Einschluß der weitläufigen Vorstädte von 32,000 Menschen bewohnt, ist es nächst Rom und Ancona die wichtigste Stadt des Kirchenstaates. Sehr bedeutend ist im Vergleich mit andern rö¬ mischen Lrten seine Industrie, die sich besonders in Seidenmanufacturen aus¬ zeichnet. Berühmt ist die Schönheit seiner Frauen, der Muth seiner Männer. Die vornehmsten wissenschaftlichen Anstalten sind: die Universität, die dritte an Ansehn im Kirchenstaat und eine der ältesten in Europa, das an etrus- kischen Inschriften sehr reiche archäologische Cabinet, der botanische Garten, die Akademie der schönen Künste und die öffentliche Bibliothek. In einem Umkreis von fünf Meilen um Perugia liegen die Orte Foligno, Gubbio, Nocera und AM, lauter Städte mit Bisthümern. Foligno hat 10,500 Einwohner und zeichnet sich durch seine Wachslichterfabnken, seine Tuch- und Papiermanufactmcn aus. Sein berühmtes Bild, die Madonna von Raphael ziert gegenwärtig einen Saal im Vatican. Assisi, mit 4500 Eimv.. ist der Geburtsort des bekannten heiligen Franz, dessen prächtiges Grabmal jährlich Tausende von Wallfahrern hierher zieht. Gubbio alt 4000 Einw.. und wichtiger Industrie mag als der Ort erwähnt werden, auf dessen Gebiet nahe bei den Ruinen des Jupiter Apenninus die berühmten eugubinischen Tafeln gesunden wurden, welche über die altetruskische Schrift 65*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/527
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/527>, abgerufen am 24.07.2024.