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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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"Den 5. Febr. ist man von hier um 12 Uhr aufgebrochen mit der Madame
la Dciuphine Gefolg, so in folgenden Personen bestanden, als nämlich Monsieur le
Duc de Crequy mit seiner mithabenden französischen Suite, von uns der Ober¬
kämmerer Baron de Rechberg, Gräfin von Porzia, Obersthofmeisterin, samt
allen Hoffräulein und Kammerdienerinnen, dem Marquis de Harrccourt als Capi-
taine des Gardes samt seinem Lieutenant Hnrn Graf von Haursperg und
dem Comet Baron Royer mit 50 Hartschirern, der alte Marquis de Beauveau
und 6 Kammerherrn, Graf von Breussing, Baron von Ncchberg, Hr. Nogarola,
Baron von Erzberg und Baron Baumgarten, 2 Truchsesse, Baron Guidebon
u. s. w. Hcinhanscn. 8 Edelknaben mit dem Hofmeister, sammt allen Officieren,
so zur Küche, Keller, Confect, Stallamt u. a. von Nöthen gewesen, auf 500 Per¬
sonen und so viel Pferde in allem, so alles bis an die französische Grenze
gegangen. Neben diesen hat d. h. Administrator, dessen Frau Gemahlin und
der Kurfürst das Geleit mitgegeben und zu Fürstenfeld beieinander übernachtet.
Den sechsten auf Mittag nach Jmhoffen. allwo sich die fürstlichen Personen zwischen
dort und Augsburg separiret. Wir aber nacher Augsburg, allwo wir mit Lösung
der Stücken, Bürgerschaft zu Fuß und zu Pferde, samt dem Magistrate auf
der Grenze, vor und in der Stadt sind empfangen und mit gewöhnlichen Prae-
senten sind regaliret worden. Den 7. hat man einen Rasttag gehalten, da
die fürstlichen Personen die letzte Adieuvisile gegeben und mit der Madame zu Mit¬
tag gespeiset. Die Madame hat folgend allen Leuten Audience gegeben, so
es verlangt, und hernach alles in der Stadt besehn. Den 8. haben wir ein
Frühstück genommen und sind nach Jmmershausen auf Herrn Hoffs v. Augs¬
burg Territorio gereiset. Der Kurfürst ist samt 7 Personen auf der Post in
gleichen Kleidern, lauter Scharlachröckcn mit goldnen Knöpfen incognito zu uns
kommen. Den 9. ist er grade nach Ulm voran, wir auf Mittag nach Burgau,
wo uns Graf Hans Otto Fugger im Namen des Kaisers empfangen und spe-
sieret, auch begleitet durch alle Zugehör; auf die Nacht nach Güntzburg. Den
10. bis Ulm, da hat man uns noch magnisiquer als zu Augsburg empfangen
und tractiret. Daselbst haben wir den 11. einen Rasttag gemacht; da ist eine
große Zusammenkunft von Kavalieren und Dames aus dem Schwabenlande
gewest. Nachdem man selbigen Tages Alles gesehn, haben wir in des Kur¬
fürsten Quartier, so unter dem Namen Czivelly gewesen, einen Tanz gehabt,
wo alle unsere und fremde Dames gewesen. Den 12. hat's vom Kurfürsten und
Madame ein hart- und herzbrechendes Abscheiden gegeben, so nicht zu beschreiben.
Endlich sind wir noch auf die Nacht nach Blaubeuren, wo uns der Herzog von
Würtemberg h. Administrator,*) der bravste Fürst von der Welt, in Person an



") Friedrich Carl, Vormund des noch unmündigen, später durch die Grävenitz berüchtigt ge¬
wordenen Herzogs Eberhard Ludwig, der mit dessen weiter unten erwähnter Mutter, Magda-
lena SibrM von Hessen damals die Regentschaft führte.

„Den 5. Febr. ist man von hier um 12 Uhr aufgebrochen mit der Madame
la Dciuphine Gefolg, so in folgenden Personen bestanden, als nämlich Monsieur le
Duc de Crequy mit seiner mithabenden französischen Suite, von uns der Ober¬
kämmerer Baron de Rechberg, Gräfin von Porzia, Obersthofmeisterin, samt
allen Hoffräulein und Kammerdienerinnen, dem Marquis de Harrccourt als Capi-
taine des Gardes samt seinem Lieutenant Hnrn Graf von Haursperg und
dem Comet Baron Royer mit 50 Hartschirern, der alte Marquis de Beauveau
und 6 Kammerherrn, Graf von Breussing, Baron von Ncchberg, Hr. Nogarola,
Baron von Erzberg und Baron Baumgarten, 2 Truchsesse, Baron Guidebon
u. s. w. Hcinhanscn. 8 Edelknaben mit dem Hofmeister, sammt allen Officieren,
so zur Küche, Keller, Confect, Stallamt u. a. von Nöthen gewesen, auf 500 Per¬
sonen und so viel Pferde in allem, so alles bis an die französische Grenze
gegangen. Neben diesen hat d. h. Administrator, dessen Frau Gemahlin und
der Kurfürst das Geleit mitgegeben und zu Fürstenfeld beieinander übernachtet.
Den sechsten auf Mittag nach Jmhoffen. allwo sich die fürstlichen Personen zwischen
dort und Augsburg separiret. Wir aber nacher Augsburg, allwo wir mit Lösung
der Stücken, Bürgerschaft zu Fuß und zu Pferde, samt dem Magistrate auf
der Grenze, vor und in der Stadt sind empfangen und mit gewöhnlichen Prae-
senten sind regaliret worden. Den 7. hat man einen Rasttag gehalten, da
die fürstlichen Personen die letzte Adieuvisile gegeben und mit der Madame zu Mit¬
tag gespeiset. Die Madame hat folgend allen Leuten Audience gegeben, so
es verlangt, und hernach alles in der Stadt besehn. Den 8. haben wir ein
Frühstück genommen und sind nach Jmmershausen auf Herrn Hoffs v. Augs¬
burg Territorio gereiset. Der Kurfürst ist samt 7 Personen auf der Post in
gleichen Kleidern, lauter Scharlachröckcn mit goldnen Knöpfen incognito zu uns
kommen. Den 9. ist er grade nach Ulm voran, wir auf Mittag nach Burgau,
wo uns Graf Hans Otto Fugger im Namen des Kaisers empfangen und spe-
sieret, auch begleitet durch alle Zugehör; auf die Nacht nach Güntzburg. Den
10. bis Ulm, da hat man uns noch magnisiquer als zu Augsburg empfangen
und tractiret. Daselbst haben wir den 11. einen Rasttag gemacht; da ist eine
große Zusammenkunft von Kavalieren und Dames aus dem Schwabenlande
gewest. Nachdem man selbigen Tages Alles gesehn, haben wir in des Kur¬
fürsten Quartier, so unter dem Namen Czivelly gewesen, einen Tanz gehabt,
wo alle unsere und fremde Dames gewesen. Den 12. hat's vom Kurfürsten und
Madame ein hart- und herzbrechendes Abscheiden gegeben, so nicht zu beschreiben.
Endlich sind wir noch auf die Nacht nach Blaubeuren, wo uns der Herzog von
Würtemberg h. Administrator,*) der bravste Fürst von der Welt, in Person an



") Friedrich Carl, Vormund des noch unmündigen, später durch die Grävenitz berüchtigt ge¬
wordenen Herzogs Eberhard Ludwig, der mit dessen weiter unten erwähnter Mutter, Magda-
lena SibrM von Hessen damals die Regentschaft führte.
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[0345] „Den 5. Febr. ist man von hier um 12 Uhr aufgebrochen mit der Madame la Dciuphine Gefolg, so in folgenden Personen bestanden, als nämlich Monsieur le Duc de Crequy mit seiner mithabenden französischen Suite, von uns der Ober¬ kämmerer Baron de Rechberg, Gräfin von Porzia, Obersthofmeisterin, samt allen Hoffräulein und Kammerdienerinnen, dem Marquis de Harrccourt als Capi- taine des Gardes samt seinem Lieutenant Hnrn Graf von Haursperg und dem Comet Baron Royer mit 50 Hartschirern, der alte Marquis de Beauveau und 6 Kammerherrn, Graf von Breussing, Baron von Ncchberg, Hr. Nogarola, Baron von Erzberg und Baron Baumgarten, 2 Truchsesse, Baron Guidebon u. s. w. Hcinhanscn. 8 Edelknaben mit dem Hofmeister, sammt allen Officieren, so zur Küche, Keller, Confect, Stallamt u. a. von Nöthen gewesen, auf 500 Per¬ sonen und so viel Pferde in allem, so alles bis an die französische Grenze gegangen. Neben diesen hat d. h. Administrator, dessen Frau Gemahlin und der Kurfürst das Geleit mitgegeben und zu Fürstenfeld beieinander übernachtet. Den sechsten auf Mittag nach Jmhoffen. allwo sich die fürstlichen Personen zwischen dort und Augsburg separiret. Wir aber nacher Augsburg, allwo wir mit Lösung der Stücken, Bürgerschaft zu Fuß und zu Pferde, samt dem Magistrate auf der Grenze, vor und in der Stadt sind empfangen und mit gewöhnlichen Prae- senten sind regaliret worden. Den 7. hat man einen Rasttag gehalten, da die fürstlichen Personen die letzte Adieuvisile gegeben und mit der Madame zu Mit¬ tag gespeiset. Die Madame hat folgend allen Leuten Audience gegeben, so es verlangt, und hernach alles in der Stadt besehn. Den 8. haben wir ein Frühstück genommen und sind nach Jmmershausen auf Herrn Hoffs v. Augs¬ burg Territorio gereiset. Der Kurfürst ist samt 7 Personen auf der Post in gleichen Kleidern, lauter Scharlachröckcn mit goldnen Knöpfen incognito zu uns kommen. Den 9. ist er grade nach Ulm voran, wir auf Mittag nach Burgau, wo uns Graf Hans Otto Fugger im Namen des Kaisers empfangen und spe- sieret, auch begleitet durch alle Zugehör; auf die Nacht nach Güntzburg. Den 10. bis Ulm, da hat man uns noch magnisiquer als zu Augsburg empfangen und tractiret. Daselbst haben wir den 11. einen Rasttag gemacht; da ist eine große Zusammenkunft von Kavalieren und Dames aus dem Schwabenlande gewest. Nachdem man selbigen Tages Alles gesehn, haben wir in des Kur¬ fürsten Quartier, so unter dem Namen Czivelly gewesen, einen Tanz gehabt, wo alle unsere und fremde Dames gewesen. Den 12. hat's vom Kurfürsten und Madame ein hart- und herzbrechendes Abscheiden gegeben, so nicht zu beschreiben. Endlich sind wir noch auf die Nacht nach Blaubeuren, wo uns der Herzog von Würtemberg h. Administrator,*) der bravste Fürst von der Welt, in Person an ") Friedrich Carl, Vormund des noch unmündigen, später durch die Grävenitz berüchtigt ge¬ wordenen Herzogs Eberhard Ludwig, der mit dessen weiter unten erwähnter Mutter, Magda- lena SibrM von Hessen damals die Regentschaft führte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/345>, abgerufen am 25.07.2024.