Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.gierung -- fügte er hinzu -- dürste bedenken, ob die Ausschließung Deutsch¬ Lord Bloomfield an Russell, 4. Februar. "Er habe Baron Schleinitz ge¬ 61"
gierung — fügte er hinzu — dürste bedenken, ob die Ausschließung Deutsch¬ Lord Bloomfield an Russell, 4. Februar. „Er habe Baron Schleinitz ge¬ 61"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0495" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109217"/> <p xml:id="ID_1429" prev="#ID_1428"> gierung — fügte er hinzu — dürste bedenken, ob die Ausschließung Deutsch¬<lb/> lands von allen vertraulichen Mittheilungen über die gegenwärtige Diskussion<lb/> zur Lösung der italienischen Angelegenheiten schließlich wol zu einem vortheil¬<lb/> haften Ergebniß führen werde, und Se. Excellenz hob sichtbar den Grundsatz<lb/> der Nichtintervention als einen Punkt hervor, über den die beiden Regie¬<lb/> rungen sich einigen dürften und durch den sein sehnlicher Wunsch — ein herz¬<lb/> licherer Gedankenaustausch des englischen und preußischen Cabinets über die<lb/> italienische Frage — erfüllt werden konnte." -Darauf erwidert Lord John<lb/> Russell, 18. Jan. „Baron Schleinitz irre, wenn er voraussetze, daß die<lb/> Absicht vorhanden sei, Deutschland von der Theilnahme an der schließlichen<lb/> Ordnung der italienischen Frage auszuschließen. . . . Was aber die Bemer¬<lb/> kung Sr. Excellenz über das Zustandekommen eines Einverständnisses zwischen<lb/> Preußen und England im Punkte der Nichteinmischung in die innern Ange¬<lb/> legenheiten Italiens betrifft, so muß ich bemerken, daß ein durch Ihrer Maj.<lb/> Regierung im vorigen November gemachter Versuch, gerade über diesen Punkt<lb/> mit Preußen zu- einem Einvernehmen zu gelangen, eine so ungünstige Auf¬<lb/> nahme gefunden hat, daß Ihrer Maj. Regierung nicht Willens ist, sich der<lb/> Möglichkeit einer abermaligen entmutigenden Antwort auszusetzen. Ihrer Maj.<lb/> Negierung hat ihre Meinung über die italienischen Angelegenheiten nie verborgen,<lb/> und hat keinen Wunsch vorzuschreiben oder zu befehlen, da sie die Italiener<lb/> für fähig hält, ihre innern eigenen Angelegenheiten selbst zu leiten." — Lord<lb/> Bloomfield antwortet 21. Januar: „Se. Excellenz war sichtlich nicht zufrieden<lb/> mit der Aufnahme, welche seine Andeutung gefunden hatte; doch schien er<lb/> auch nicht überrascht davon, daß Ihrer Maj. Negierung bei dem gegen¬<lb/> wärtigen Stande der Unterhandlungen abgeneigt sei, auf seinen Vorschlag<lb/> betreffs eines Einverständnisses über Nichtintervention einzugehn. Er meinte,<lb/> es lasse sich die Anwendung des Nichtinterventions-Prinzips aus verschiedenen<lb/> Gesichtspunkten ansehn; Preußen werde in Italien gewiß nicht intcrveniren,<lb/> und er warf die Frage auf, ob sich von den andern Mächten dasselbe er¬<lb/> warten lasse?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1430" next="#ID_1431"> Lord Bloomfield an Russell, 4. Februar. „Er habe Baron Schleinitz ge¬<lb/> sprochen und diesen geneigt gefunden, die italienische Frage von einem prak¬<lb/> tischeren Gesichtspunkte, als in der letzten Unterredung der Fall gewesen, an-<lb/> zusehn. Die letzten französischen Depeschen scheinen einen günstigen Eindruck<lb/> auf ihn hervorgebracht zu haben und sie schienen ihm darauf berechnet, die<lb/> Empfindlichkeiten Oestreichs so viel als möglich zu schonen; er wußte noch<lb/> nichts über das, was das östreichische Cabinet zu thun beabsichtigte; schien<lb/> indessen überzeugt, daß Oestreich keinen Versuch machen werde, den Lauf der<lb/> Dinge in Italien gewaltsam zu hindern, obgleich es vielleicht gegen die Ein¬<lb/> verleibung der Herzogthümer in Sardinien protestiren dürfte, Se. Exc. ve-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 61"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0495]
gierung — fügte er hinzu — dürste bedenken, ob die Ausschließung Deutsch¬
lands von allen vertraulichen Mittheilungen über die gegenwärtige Diskussion
zur Lösung der italienischen Angelegenheiten schließlich wol zu einem vortheil¬
haften Ergebniß führen werde, und Se. Excellenz hob sichtbar den Grundsatz
der Nichtintervention als einen Punkt hervor, über den die beiden Regie¬
rungen sich einigen dürften und durch den sein sehnlicher Wunsch — ein herz¬
licherer Gedankenaustausch des englischen und preußischen Cabinets über die
italienische Frage — erfüllt werden konnte." -Darauf erwidert Lord John
Russell, 18. Jan. „Baron Schleinitz irre, wenn er voraussetze, daß die
Absicht vorhanden sei, Deutschland von der Theilnahme an der schließlichen
Ordnung der italienischen Frage auszuschließen. . . . Was aber die Bemer¬
kung Sr. Excellenz über das Zustandekommen eines Einverständnisses zwischen
Preußen und England im Punkte der Nichteinmischung in die innern Ange¬
legenheiten Italiens betrifft, so muß ich bemerken, daß ein durch Ihrer Maj.
Regierung im vorigen November gemachter Versuch, gerade über diesen Punkt
mit Preußen zu- einem Einvernehmen zu gelangen, eine so ungünstige Auf¬
nahme gefunden hat, daß Ihrer Maj. Regierung nicht Willens ist, sich der
Möglichkeit einer abermaligen entmutigenden Antwort auszusetzen. Ihrer Maj.
Negierung hat ihre Meinung über die italienischen Angelegenheiten nie verborgen,
und hat keinen Wunsch vorzuschreiben oder zu befehlen, da sie die Italiener
für fähig hält, ihre innern eigenen Angelegenheiten selbst zu leiten." — Lord
Bloomfield antwortet 21. Januar: „Se. Excellenz war sichtlich nicht zufrieden
mit der Aufnahme, welche seine Andeutung gefunden hatte; doch schien er
auch nicht überrascht davon, daß Ihrer Maj. Negierung bei dem gegen¬
wärtigen Stande der Unterhandlungen abgeneigt sei, auf seinen Vorschlag
betreffs eines Einverständnisses über Nichtintervention einzugehn. Er meinte,
es lasse sich die Anwendung des Nichtinterventions-Prinzips aus verschiedenen
Gesichtspunkten ansehn; Preußen werde in Italien gewiß nicht intcrveniren,
und er warf die Frage auf, ob sich von den andern Mächten dasselbe er¬
warten lasse?"
Lord Bloomfield an Russell, 4. Februar. „Er habe Baron Schleinitz ge¬
sprochen und diesen geneigt gefunden, die italienische Frage von einem prak¬
tischeren Gesichtspunkte, als in der letzten Unterredung der Fall gewesen, an-
zusehn. Die letzten französischen Depeschen scheinen einen günstigen Eindruck
auf ihn hervorgebracht zu haben und sie schienen ihm darauf berechnet, die
Empfindlichkeiten Oestreichs so viel als möglich zu schonen; er wußte noch
nichts über das, was das östreichische Cabinet zu thun beabsichtigte; schien
indessen überzeugt, daß Oestreich keinen Versuch machen werde, den Lauf der
Dinge in Italien gewaltsam zu hindern, obgleich es vielleicht gegen die Ein¬
verleibung der Herzogthümer in Sardinien protestiren dürfte, Se. Exc. ve-
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