Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.keineswegs gebrochen ist, so können wir hoffen, allmülig die Vorzüge unserer In früherer Zeit beschränkte sich das Publicum wenigstens in Bezug Was den Werth der beiden neuen Werke im Verhältniß zu den frühern keineswegs gebrochen ist, so können wir hoffen, allmülig die Vorzüge unserer In früherer Zeit beschränkte sich das Publicum wenigstens in Bezug Was den Werth der beiden neuen Werke im Verhältniß zu den frühern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109204"/> <p xml:id="ID_1384" prev="#ID_1383"> keineswegs gebrochen ist, so können wir hoffen, allmülig die Vorzüge unserer<lb/> beiden Nachbarn zu vereinigen und beide zu übertreffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1385"> In früherer Zeit beschränkte sich das Publicum wenigstens in Bezug<lb/> auf die englische Literatur sast ganz auf Uebersetzungen; seitdem hat sich die<lb/> Kenntniß der Sprache so bei uns verbreitet, daß wir gern aus der Quelle<lb/> schöpfen. Nicht wenig hat dazu die Tauchnitz'sche Sammlung beigetragen,<lb/> von welcher soeben der sooste Band ausgegeben ist. Da die Sammlung im<lb/> Ganzen mit sehr richtiger Einsicht geleitet wird und sich ernsthaft bemüht,<lb/> wenigstens von der leichteren englischen Literatur nur das Beste zu bringen,<lb/> so können wir diesen Erfolg mit Freude begrüßen. Doch wiederholen wir<lb/> noch einmal den Wunsch, daß der Herausgeber größere Rücksichten aus die<lb/> Geschichtschreiber und namentlich die Essayisten nehmen möge. In den englischen<lb/> Monats- und Vierteljahrsschriften verzettelten sich sehr häufig unter dem be¬<lb/> scheidenen Titel „Versuche" Abhandlungen vom ersten Range, die auch in<lb/> Deutschland großes Interesse erregen würden, wenn man sie zugänglicher<lb/> machte. In unserer Sammlung sind nur die Versuche von Macaulay und<lb/> die Vorlesungen von Thackeray; bei einer aufmerksamen Durchmusterung der<lb/> englischen Journale würde man aber zahlreiche Abhandlungen von gleichem<lb/> Werth antreffen. — Der genannte Band enthält eine Blumenlese aus 5 Jahr¬<lb/> hunderten, vom 14.—18.: Wycliffe, Chaucer. Spenser, Ben Jonson, Locke<lb/> u. s. w., vortrefflich ausgestattet und gewissermaßen als ein Feiertags-Jnter-<lb/> mezzo zu betrachten. Wir halten uns um zwei andere Lieferungen, an die<lb/> neuen Romane von Dickens und Thackeray. die beide fertig vorliegen,<lb/> der erste in zwei, der andere in vier Bänden. So groß die Zahl der mehr<lb/> oder minder anerkennenswerther Talente sind, die in diesem Fach arbeiten,<lb/> so bleiben diese beiden Dichter doch immer die Führer und vertreten zugleich<lb/> am vollständigsten die beiden Richtungen, in welche die englische Literatur<lb/> sich theilt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1386" next="#ID_1387"> Was den Werth der beiden neuen Werke im Verhältniß zu den frühern<lb/> betrifft, so freut es uns zu sagen, daß Dickens' tales cet too eitles gegen<lb/> Zettle ve-rrit sehr vortheilhaft abstechen. Nicht als könnten wir sie unbedingt<lb/> loben; im Gegentheil enthalten sie alle Fehler, die man sonst bei Dickens<lb/> findet, im gesteigerten Maß, und von den gemüthlichen Bildern, die uns bei<lb/> diesem Dichter doch immer das Liebste sind, bei denen das Herz warm und<lb/> frei wird, zeigt sich in diesem wilden Nachtstück keine Spur; aber während bei<lb/> I^illis vorrit schwer zu sagen wäre, was man etwa darin loben könnte, zeigt<lb/> sich in diesen Erzählungen in den Gemälden des Hasses, der Furcht und des<lb/> Schreckens die alte Kraft; die Sinne des Geistes, wenn man diesen Ausdruck<lb/> gestatten will, werden noch ebenso gewaltsam erregt, als in seinen besten Wer¬<lb/> ken, und- was man sonst bei ihm leicht vermißt, diesmal ist der Zweck, den er</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
keineswegs gebrochen ist, so können wir hoffen, allmülig die Vorzüge unserer
beiden Nachbarn zu vereinigen und beide zu übertreffen.
In früherer Zeit beschränkte sich das Publicum wenigstens in Bezug
auf die englische Literatur sast ganz auf Uebersetzungen; seitdem hat sich die
Kenntniß der Sprache so bei uns verbreitet, daß wir gern aus der Quelle
schöpfen. Nicht wenig hat dazu die Tauchnitz'sche Sammlung beigetragen,
von welcher soeben der sooste Band ausgegeben ist. Da die Sammlung im
Ganzen mit sehr richtiger Einsicht geleitet wird und sich ernsthaft bemüht,
wenigstens von der leichteren englischen Literatur nur das Beste zu bringen,
so können wir diesen Erfolg mit Freude begrüßen. Doch wiederholen wir
noch einmal den Wunsch, daß der Herausgeber größere Rücksichten aus die
Geschichtschreiber und namentlich die Essayisten nehmen möge. In den englischen
Monats- und Vierteljahrsschriften verzettelten sich sehr häufig unter dem be¬
scheidenen Titel „Versuche" Abhandlungen vom ersten Range, die auch in
Deutschland großes Interesse erregen würden, wenn man sie zugänglicher
machte. In unserer Sammlung sind nur die Versuche von Macaulay und
die Vorlesungen von Thackeray; bei einer aufmerksamen Durchmusterung der
englischen Journale würde man aber zahlreiche Abhandlungen von gleichem
Werth antreffen. — Der genannte Band enthält eine Blumenlese aus 5 Jahr¬
hunderten, vom 14.—18.: Wycliffe, Chaucer. Spenser, Ben Jonson, Locke
u. s. w., vortrefflich ausgestattet und gewissermaßen als ein Feiertags-Jnter-
mezzo zu betrachten. Wir halten uns um zwei andere Lieferungen, an die
neuen Romane von Dickens und Thackeray. die beide fertig vorliegen,
der erste in zwei, der andere in vier Bänden. So groß die Zahl der mehr
oder minder anerkennenswerther Talente sind, die in diesem Fach arbeiten,
so bleiben diese beiden Dichter doch immer die Führer und vertreten zugleich
am vollständigsten die beiden Richtungen, in welche die englische Literatur
sich theilt.
Was den Werth der beiden neuen Werke im Verhältniß zu den frühern
betrifft, so freut es uns zu sagen, daß Dickens' tales cet too eitles gegen
Zettle ve-rrit sehr vortheilhaft abstechen. Nicht als könnten wir sie unbedingt
loben; im Gegentheil enthalten sie alle Fehler, die man sonst bei Dickens
findet, im gesteigerten Maß, und von den gemüthlichen Bildern, die uns bei
diesem Dichter doch immer das Liebste sind, bei denen das Herz warm und
frei wird, zeigt sich in diesem wilden Nachtstück keine Spur; aber während bei
I^illis vorrit schwer zu sagen wäre, was man etwa darin loben könnte, zeigt
sich in diesen Erzählungen in den Gemälden des Hasses, der Furcht und des
Schreckens die alte Kraft; die Sinne des Geistes, wenn man diesen Ausdruck
gestatten will, werden noch ebenso gewaltsam erregt, als in seinen besten Wer¬
ken, und- was man sonst bei ihm leicht vermißt, diesmal ist der Zweck, den er
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