Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.seiner protestantischen Freunde kennen zu lernen. Die Folge davon ist, daß Er versucht es erst, die Familie Tudor ihrer Abstammung nach als vor¬ Owen, ein Squire aus Wales und ein Mann von niedriger Geburt," der da¬ seiner protestantischen Freunde kennen zu lernen. Die Folge davon ist, daß Er versucht es erst, die Familie Tudor ihrer Abstammung nach als vor¬ Owen, ein Squire aus Wales und ein Mann von niedriger Geburt," der da¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0140" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108862"/> <p xml:id="ID_404" prev="#ID_403"> seiner protestantischen Freunde kennen zu lernen. Die Folge davon ist, daß<lb/> sein Buch Material von sehr verschiedenem Werthe enthält. Die Wechselwir¬<lb/> kungen zwischen England und dem Kontinent, die Professor R. selbst durch¬<lb/> forscht hat, sind im Ganzen vortrefflich erzählt. So ist z. B. der Einfluß<lb/> des Kampfes zwischen Carl dem Fünften und Franz dem Ersten aus den Papst,<lb/> durch den Papst auf die Entscheidungsfrage und durch diese auf die englische<lb/> Reformation mit großer Klarheit auseinandergesetzt. Wenn der Vers, aber auf<lb/> die eignen Zustände von England eingeht, wird seine Erzählung beschränkt<lb/> und einseitig.</p><lb/> <p xml:id="ID_405"> Er versucht es erst, die Familie Tudor ihrer Abstammung nach als vor¬<lb/> nehm und legitim darzustellen, gcrüth dadurch aber unserer Ansicht nach in<lb/> eine Reihe von Irrthümern. Owen Tudor heirathete Katharina, die Wittwe<lb/> Heinrich des Fünften, „wie sich denn Verbindungen fürstlicher Damen mit angese¬<lb/> henen Edelleuten damals nicht selten finden." Owen war nun aber kein angesehner<lb/> Edelmann, überhaupt kein Edelmann und nicht einmal Lir Oven, d. h. nicht<lb/> einmal Ritter, wie Prof. R. das aus jeder genealogischen Tafel ersehen kann.<lb/> Da zur Zeit Owen's Jeder, der 40 Pfund jährlichen Einkommens aus Län¬<lb/> dereien hatte, Ritter werden mußte, so hat er vor der Verheirathung wohl in<lb/> beschränkten Verhältnissen gelebt. In der That sagt das OronMe ok LnZ-<lb/> lanäe svM elf Irnz^t ok ganz unverholen von ihm: „Ein gewisser</p><lb/> <p xml:id="ID_406" next="#ID_407"> Owen, ein Squire aus Wales und ein Mann von niedriger Geburt," der da¬<lb/> rum nach dem Tode von Katharina auch nicht in den Tower, sondern in New-<lb/> gate mit gemeinen Verbrechern eingesperrt wurde. Von mütterlicher Seite<lb/> stammte Heinrich der Siebente von Johan v. Gaut, und zwar, wie Prof. R. ver¬<lb/> sichert „aus zweiter Ehe" mit Katharina Swynford, ab. Johan v. Gaut<lb/> oder Ganre war nun aber in erster Ehe an Manche v. Lancaster und in zweiter<lb/> Ehe an Constance v. Castilien verheirathet. Während diese lebte, erzeugte er<lb/> mit Katharina Kent aus Hennegau und Wittwe von Sir Th. Swynford, also<lb/> vollständig außer der Ehe, vier Kinder, darunter Johan, von dem Margaret,<lb/> die Mutter von, Heinrich dem Siebenten, abstammte. Später, als die Kinder er¬<lb/> wachsen waren, heirathete Johan v. Ganre seine bisherige Maitresse. Da nach eng¬<lb/> lischem Rechte eine nachfolgende Ehe die vorher gebornen Kinder nicht legiti-<lb/> mirt, so fand man es für nöthig, die Kinder von Katharina Kent durch ein<lb/> Patent von dem Makel unehelicher Geburt zu befreien. Die Stelle in der<lb/> Legitimations-Urkunde, welche die Würden aufzählt, zu welchen sie befähigt<lb/> sein sollten, ist auf der Rolle der Patente wie folgt geschrieben: .. Konoros<lb/> viMitates öxekxts. vignitate Heg^ki ?raL-eminsntiÄS etc. Professor N.<lb/> hält es für erwiesen, daß die zwischen die Zeilen geschriebenen (gesperrten) Worte<lb/> ein späterer Zusatz von Heinrich dem Siebenten sind, der das einmal verliehene<lb/> Recht nicht habe wieder nehmen können. Wir glauben, daß der Verf. sich trotz seines</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0140]
seiner protestantischen Freunde kennen zu lernen. Die Folge davon ist, daß
sein Buch Material von sehr verschiedenem Werthe enthält. Die Wechselwir¬
kungen zwischen England und dem Kontinent, die Professor R. selbst durch¬
forscht hat, sind im Ganzen vortrefflich erzählt. So ist z. B. der Einfluß
des Kampfes zwischen Carl dem Fünften und Franz dem Ersten aus den Papst,
durch den Papst auf die Entscheidungsfrage und durch diese auf die englische
Reformation mit großer Klarheit auseinandergesetzt. Wenn der Vers, aber auf
die eignen Zustände von England eingeht, wird seine Erzählung beschränkt
und einseitig.
Er versucht es erst, die Familie Tudor ihrer Abstammung nach als vor¬
nehm und legitim darzustellen, gcrüth dadurch aber unserer Ansicht nach in
eine Reihe von Irrthümern. Owen Tudor heirathete Katharina, die Wittwe
Heinrich des Fünften, „wie sich denn Verbindungen fürstlicher Damen mit angese¬
henen Edelleuten damals nicht selten finden." Owen war nun aber kein angesehner
Edelmann, überhaupt kein Edelmann und nicht einmal Lir Oven, d. h. nicht
einmal Ritter, wie Prof. R. das aus jeder genealogischen Tafel ersehen kann.
Da zur Zeit Owen's Jeder, der 40 Pfund jährlichen Einkommens aus Län¬
dereien hatte, Ritter werden mußte, so hat er vor der Verheirathung wohl in
beschränkten Verhältnissen gelebt. In der That sagt das OronMe ok LnZ-
lanäe svM elf Irnz^t ok ganz unverholen von ihm: „Ein gewisser
Owen, ein Squire aus Wales und ein Mann von niedriger Geburt," der da¬
rum nach dem Tode von Katharina auch nicht in den Tower, sondern in New-
gate mit gemeinen Verbrechern eingesperrt wurde. Von mütterlicher Seite
stammte Heinrich der Siebente von Johan v. Gaut, und zwar, wie Prof. R. ver¬
sichert „aus zweiter Ehe" mit Katharina Swynford, ab. Johan v. Gaut
oder Ganre war nun aber in erster Ehe an Manche v. Lancaster und in zweiter
Ehe an Constance v. Castilien verheirathet. Während diese lebte, erzeugte er
mit Katharina Kent aus Hennegau und Wittwe von Sir Th. Swynford, also
vollständig außer der Ehe, vier Kinder, darunter Johan, von dem Margaret,
die Mutter von, Heinrich dem Siebenten, abstammte. Später, als die Kinder er¬
wachsen waren, heirathete Johan v. Ganre seine bisherige Maitresse. Da nach eng¬
lischem Rechte eine nachfolgende Ehe die vorher gebornen Kinder nicht legiti-
mirt, so fand man es für nöthig, die Kinder von Katharina Kent durch ein
Patent von dem Makel unehelicher Geburt zu befreien. Die Stelle in der
Legitimations-Urkunde, welche die Würden aufzählt, zu welchen sie befähigt
sein sollten, ist auf der Rolle der Patente wie folgt geschrieben: .. Konoros
viMitates öxekxts. vignitate Heg^ki ?raL-eminsntiÄS etc. Professor N.
hält es für erwiesen, daß die zwischen die Zeilen geschriebenen (gesperrten) Worte
ein späterer Zusatz von Heinrich dem Siebenten sind, der das einmal verliehene
Recht nicht habe wieder nehmen können. Wir glauben, daß der Verf. sich trotz seines
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