Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.Der Mann antwortete, er sei gegangen, um nach einigen Pferden zu sehen' Nachdem sich die Reisenden von einer Sklavin, welche, von Kubaldos ge¬ "Alle mit Ausnahme der Wachen waren bald eingeschlafen. Als ein Der Mann antwortete, er sei gegangen, um nach einigen Pferden zu sehen' Nachdem sich die Reisenden von einer Sklavin, welche, von Kubaldos ge¬ „Alle mit Ausnahme der Wachen waren bald eingeschlafen. Als ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0514" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187466"/> <p xml:id="ID_1480" prev="#ID_1479"> Der Mann antwortete, er sei gegangen, um nach einigen Pferden zu sehen'<lb/> und werde um Mittag wiederkommen. Ich ließ ihn dann Müßen und be¬<lb/> dauern, daß ich nicht aus seine Heimkunft warten könne. Der Kirgise sagte,<lb/> daß er Befehl habe uns nach dem Ani Ultiguns zu führen, wenn wir vor<lb/> der Rückkehr seines Häuptlings aufzubrechen wünschten. Er wurde indeß be¬<lb/> nachrichtigt, daß wir seines Beistandes nicht bedürften, was ihn zu wundern<lb/> schien. Er versicherte, daß Kubaldos wegen unsres Besuchs bei seinem Freunde<lb/> Vorkehrungen getroffen Hütte und böse sein würde, wenn wir ihn nicht auf¬<lb/> suchten. Ich trug ihm auf, dem Häuptling für seine guten Absichten gegen<lb/> uns zu danken und ihm zu sagen, daß es mich betrüben würde, wenn er<lb/> unsere Abreise übel nähme, daß wir aber seinen Zorn nicht fürchteten und<lb/> uns im Nothfall vertheidigen könnten und wollten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1481"> Nachdem sich die Reisenden von einer Sklavin, welche, von Kubaldos ge¬<lb/> raubt, bei einem entfernten kleinen Ani Dienste verrichtete, nach dem Wege<lb/> zu Sultan Säbel erkundigt, ritten sie in scharfem Trabe davon und gelangten<lb/> nach einigen Stunden von der Grassteppe in eine sandige Wüste und drei<lb/> Stunden später an einen Fluß, wo sie sich für die Nacht lagerten. Hier hiel¬<lb/> ten sie Rath, was weiter zu thun sei. Die meisten glaubten, daß Kubaldos<lb/> sie mit seiner Bande verfolgen werde, und es war sehr wahrscheinlich, daß er<lb/> bald nach Mitternacht an dieser Stelle eintraf. Man bereitete sich daher vor,<lb/> ihn blutig zu empfangen. Die Büchsen wurden geladen, die Pferde bei<lb/> Dunkelwerden in die Nähe des Lagerplatzes gebracht und dann Wachen aus¬<lb/> gestellt. Ein Kosak, ein Kalmuck und zwei Kirgisen sollten die erste Wache<lb/> übernehmen, zwei Kosaken und zwei Kirgisen die zweite, Atkinson selbst mit<lb/> dem Dolmetscher Tschackaboy und zwei Kalmücken die dritte. Außerdem wußte<lb/> man, daß die Hunde jede Annäherung von Menschen oder Thieren melden<lb/> würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1482" next="#ID_1483"> „Alle mit Ausnahme der Wachen waren bald eingeschlafen. Als ein<lb/> Kosak mich anrührte, sprang ich auf, überrascht, daß die Stunde so schnell<lb/> vergangen. Meine drei Wachtgesährtcn standen auf ihrem Posten und die<lb/> bisherigen Wachen verließen uns, sie hatten kein anderes Geräusch als das<lb/> Murmeln des Flusses gehört, auch hatten die Hunde nicht angeschlagen. Die<lb/> Nacht war schön, kein Wölkchen zu sehen, die Sterne strahlten mit großer<lb/> Klarheit, und die tiefste Stille herrschte über der ganzen Gegend. Die Natur<lb/> schien zu schlafen, wir hörten auf dem Rasen nicht einmal unsre eignen Fu߬<lb/> tritte, und nirgend entdeckte unser Auge einen Gegenstand in der tiefen Finster¬<lb/> niß, welche die Steppe einhüllte. Da wurde plötzlich die ganze Ebne von<lb/> einem blauen Licht erleuchtet. Ich fuhr einen Augenblick zusammen, und in¬<lb/> dem ich dann aufschaute, sah ich ein großes Meteor von prachtvoll blauer<lb/> Farbe langsam von Süden nach Norden über den Himmel ziehen. Nach</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0514]
Der Mann antwortete, er sei gegangen, um nach einigen Pferden zu sehen'
und werde um Mittag wiederkommen. Ich ließ ihn dann Müßen und be¬
dauern, daß ich nicht aus seine Heimkunft warten könne. Der Kirgise sagte,
daß er Befehl habe uns nach dem Ani Ultiguns zu führen, wenn wir vor
der Rückkehr seines Häuptlings aufzubrechen wünschten. Er wurde indeß be¬
nachrichtigt, daß wir seines Beistandes nicht bedürften, was ihn zu wundern
schien. Er versicherte, daß Kubaldos wegen unsres Besuchs bei seinem Freunde
Vorkehrungen getroffen Hütte und böse sein würde, wenn wir ihn nicht auf¬
suchten. Ich trug ihm auf, dem Häuptling für seine guten Absichten gegen
uns zu danken und ihm zu sagen, daß es mich betrüben würde, wenn er
unsere Abreise übel nähme, daß wir aber seinen Zorn nicht fürchteten und
uns im Nothfall vertheidigen könnten und wollten."
Nachdem sich die Reisenden von einer Sklavin, welche, von Kubaldos ge¬
raubt, bei einem entfernten kleinen Ani Dienste verrichtete, nach dem Wege
zu Sultan Säbel erkundigt, ritten sie in scharfem Trabe davon und gelangten
nach einigen Stunden von der Grassteppe in eine sandige Wüste und drei
Stunden später an einen Fluß, wo sie sich für die Nacht lagerten. Hier hiel¬
ten sie Rath, was weiter zu thun sei. Die meisten glaubten, daß Kubaldos
sie mit seiner Bande verfolgen werde, und es war sehr wahrscheinlich, daß er
bald nach Mitternacht an dieser Stelle eintraf. Man bereitete sich daher vor,
ihn blutig zu empfangen. Die Büchsen wurden geladen, die Pferde bei
Dunkelwerden in die Nähe des Lagerplatzes gebracht und dann Wachen aus¬
gestellt. Ein Kosak, ein Kalmuck und zwei Kirgisen sollten die erste Wache
übernehmen, zwei Kosaken und zwei Kirgisen die zweite, Atkinson selbst mit
dem Dolmetscher Tschackaboy und zwei Kalmücken die dritte. Außerdem wußte
man, daß die Hunde jede Annäherung von Menschen oder Thieren melden
würden.
„Alle mit Ausnahme der Wachen waren bald eingeschlafen. Als ein
Kosak mich anrührte, sprang ich auf, überrascht, daß die Stunde so schnell
vergangen. Meine drei Wachtgesährtcn standen auf ihrem Posten und die
bisherigen Wachen verließen uns, sie hatten kein anderes Geräusch als das
Murmeln des Flusses gehört, auch hatten die Hunde nicht angeschlagen. Die
Nacht war schön, kein Wölkchen zu sehen, die Sterne strahlten mit großer
Klarheit, und die tiefste Stille herrschte über der ganzen Gegend. Die Natur
schien zu schlafen, wir hörten auf dem Rasen nicht einmal unsre eignen Fu߬
tritte, und nirgend entdeckte unser Auge einen Gegenstand in der tiefen Finster¬
niß, welche die Steppe einhüllte. Da wurde plötzlich die ganze Ebne von
einem blauen Licht erleuchtet. Ich fuhr einen Augenblick zusammen, und in¬
dem ich dann aufschaute, sah ich ein großes Meteor von prachtvoll blauer
Farbe langsam von Süden nach Norden über den Himmel ziehen. Nach
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