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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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feilte 14.500. eines von Trieft 15.480. eines von Konstantinopel 15.630 See¬
meilen. Der Suezkanal würde diese Entfernung bei dem londoner Schiff aus
7.300. bei dem marseiller auf 5,490, bei dem tnester auf 5,220, bei dew
von Konstantinopel auf 4,700 Seemeilen vermindern. Das sind scheinbar
selbst für die Nord- und Ostseehäfen ungeheure Resultate. Schade nur, daß
der französische Hydrograph seine Rechnung ohne den Wirth auf dem Meere,
d. h. ohne den Wind gemacht hat, mit dem die Franzosen doch sonst gen
bekannt sind. Es ist nämlich deshalb äußerst fraglich, ob die durch den Ka¬
nal zu bewirkende Verkürzung des Weges für Schiffe nördlicher Länder wie
Deutschland, Skandinavien und England eine entsprechende, ja ob sie über¬
haupt eine Zeitersparnis) mit sich bringt, weil sie ein für die Schiffahrt ver¬
hältnismäßig günstiges Gewässer, das atlantische Meer mit bei weitem schwie¬
rigern Gewässern, dem mittelländischen und dem rothen Meere, zu vertausche"
genöthigt wären. Das Mittelmeer ist im März, September und October von
furchtbaren Gewittern heimgesucht, die denen der Tropen an Gewalt fast
gleichkommen. Die Syrte ist verrufen wegen ihrer Nebel und Stürme. Der
ägyptische Chamsin wird häusig zum wüthenden Orkan. Noch ungünstiger für
den Seefahrer sind die Verhältnisse auf dein rothen Meere mit seinen plölzliä)
aus den Wüstengebirgen daher brausenden. Stürmen und seinen vielen Feife"-
klippen und Korallenriffen. Heißt doch sein Eingang Bab El Mandeb, das
Thor der Thränen. Von den zwei Transportschiffen, die zu Anfang des in¬
dischen Aufstandes nach Suez gesandt wurden, um die über Aegypten ko>n-
umber britischen Truppen aufzunehmen und über Aden nach Kalkutta zu be¬
fördern, war das eine schon bei der Ankunft in Suez so stark beschädigt
daß die Leute auf ein anderes Fahrzeug gebracht werden mußten, und auch
dieses lichtere wurde unterwegs zwischen Suez und Aden so leck, daß der
Capitän sich genöthigt sah, umzukehren. Lord Panmnre sagte hierüber in>
Oberhause, daß keine menschliche Voraussicht jene Unfälle zu verhindern i>N
Stande gewesen sei. Für die Schiffahrt aus dem rothen Meere nach Ost'
indien sind die Moussons im indischen Ocean, welche, wie bemerkt, sea)^
Monate des Jahres nach der einen und andere sechs Monate nach der andern
Richtung wehen, nicht ohne Schwierigkeiten; denn im nördlichen Theile dieses
Meeres herrscht der Nordostpassat innerhalb der Monate October bis Apr'l,
der Südwestpassat dagegen vom April bis zum October, und nicht selten we^
den hier auch Wirbelwinde dem Schiffer gefährlich. Stellt man hierzu roa)
andere glaubwürdige Angaben, z. B. die. daß die Geschwindigkeit eines Ki'p'
pers, nachdem er das Kap der guten Hoffnung doublirt, dort größer sei, a^
die eines Klippers, der im Kanal remorquirt werde; ferner die, daß nach de"
Windrichtungen zu urtheilen die Dauer der Fahrt von Birmingham uarv
Suez fast ebenso lang sein werde als die von Birmingham nach dem KaP>


feilte 14.500. eines von Trieft 15.480. eines von Konstantinopel 15.630 See¬
meilen. Der Suezkanal würde diese Entfernung bei dem londoner Schiff aus
7.300. bei dem marseiller auf 5,490, bei dem tnester auf 5,220, bei dew
von Konstantinopel auf 4,700 Seemeilen vermindern. Das sind scheinbar
selbst für die Nord- und Ostseehäfen ungeheure Resultate. Schade nur, daß
der französische Hydrograph seine Rechnung ohne den Wirth auf dem Meere,
d. h. ohne den Wind gemacht hat, mit dem die Franzosen doch sonst gen
bekannt sind. Es ist nämlich deshalb äußerst fraglich, ob die durch den Ka¬
nal zu bewirkende Verkürzung des Weges für Schiffe nördlicher Länder wie
Deutschland, Skandinavien und England eine entsprechende, ja ob sie über¬
haupt eine Zeitersparnis) mit sich bringt, weil sie ein für die Schiffahrt ver¬
hältnismäßig günstiges Gewässer, das atlantische Meer mit bei weitem schwie¬
rigern Gewässern, dem mittelländischen und dem rothen Meere, zu vertausche"
genöthigt wären. Das Mittelmeer ist im März, September und October von
furchtbaren Gewittern heimgesucht, die denen der Tropen an Gewalt fast
gleichkommen. Die Syrte ist verrufen wegen ihrer Nebel und Stürme. Der
ägyptische Chamsin wird häusig zum wüthenden Orkan. Noch ungünstiger für
den Seefahrer sind die Verhältnisse auf dein rothen Meere mit seinen plölzliä)
aus den Wüstengebirgen daher brausenden. Stürmen und seinen vielen Feife»-
klippen und Korallenriffen. Heißt doch sein Eingang Bab El Mandeb, das
Thor der Thränen. Von den zwei Transportschiffen, die zu Anfang des in¬
dischen Aufstandes nach Suez gesandt wurden, um die über Aegypten ko>n-
umber britischen Truppen aufzunehmen und über Aden nach Kalkutta zu be¬
fördern, war das eine schon bei der Ankunft in Suez so stark beschädigt
daß die Leute auf ein anderes Fahrzeug gebracht werden mußten, und auch
dieses lichtere wurde unterwegs zwischen Suez und Aden so leck, daß der
Capitän sich genöthigt sah, umzukehren. Lord Panmnre sagte hierüber in>
Oberhause, daß keine menschliche Voraussicht jene Unfälle zu verhindern i>N
Stande gewesen sei. Für die Schiffahrt aus dem rothen Meere nach Ost'
indien sind die Moussons im indischen Ocean, welche, wie bemerkt, sea)^
Monate des Jahres nach der einen und andere sechs Monate nach der andern
Richtung wehen, nicht ohne Schwierigkeiten; denn im nördlichen Theile dieses
Meeres herrscht der Nordostpassat innerhalb der Monate October bis Apr'l,
der Südwestpassat dagegen vom April bis zum October, und nicht selten we^
den hier auch Wirbelwinde dem Schiffer gefährlich. Stellt man hierzu roa)
andere glaubwürdige Angaben, z. B. die. daß die Geschwindigkeit eines Ki'p'
pers, nachdem er das Kap der guten Hoffnung doublirt, dort größer sei, a^
die eines Klippers, der im Kanal remorquirt werde; ferner die, daß nach de"
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/302>, abgerufen am 24.07.2024.