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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Ist es wahr, was ein Vertheidiger des Projects behauptet, daß nan-
der Kanal der Pharaonen, der Ptolemäer und der Sarazenen schwieriger
Auszuführen und kostspieliger gewesen, als der directe Kanal des Herrn
^ Lesseps, daß er noch obendrein störend in das Bewässerungssystem Unter-
"öhptens eingegriffen und Nebenarbeiten erfordert habe, welche die Wohlfahrt
^'s Landes beeinträchtigt, so ist dies eben nur ein Beweis, daß die Araber,
^ Ptolemäer und die Könige von Memphis und Theben die unüberwind-
>chen Schwierigkeiten gekannt haben, einen Kanal in gerader Richtung vom
^den zum mittelländischen Meer auf die Dauer fahrbar zu erhalten, und
^ sollten uns- das zur Notiz dienen lassen.

Wind von der Land- und Seeseite als Träger, die Flut im rothen, der
"vn der Nilmündung kommende Strom im mittelländischen Meere als Treiber
Sandmassen, Regenstrome mit Orkan vom Attakahberg, die abwechselnd
^U'l'e und schwache Hin- und Herbewegung des Wassers im Kanal selbst de-
^den das Unternehmen also in einem Grade, daß man voraussagen kann,
^ werde, ausgeführt, sehr bald das Schicksal der früheren Kanäle haben,
Und die, welche den Versicherungen der Franzosen noch Glauben schenken,
^'rden wohl thun, diesen Glauben aufzugeben. Es dürfte sich sonst ereignen,
uß sie sich damit ebenso getäuscht sähen, wie vor einigen Jahren der Vice-
^ig,nit der vielbesprochenen Barrage des Nil, von der man sich Wunder-
^U'lungen auf die Befruchtung des Nilthals versprach und die, nachdem sie
"Ne einem Aufwand von 30 Millionen Franken vollendet war, nur die nul-
^ Aegyptens vermehrte.

Ist es nach diesen Erörterungen zweifelhaft, ob sich die Unterhaltungs-
"!im des Suezkanals selbst bei einer sehr starken Benutzung desselben durch
^ seefahrenden Nationen decken würden, und könnte, sogar diese vorausgesetzt,
einer guten Verzinsung des dabei angelegten Capitals kaum die Rede
so verstärken sich diese Zweifel, wenn man nach dem Maß fragt, in
^leben der Kanal den Weg von Europa nach Indien, China und Austra-
^ verkürzen würde.

^ Ein Blick auf die Karte lehrt, daß der Weg uach Bombay und Kalkutta
°U Venedig, Trieft und Marseille um mehr als die Hälfte, von Konstan-
^'opel aus noch bedeutender gegen sein jetziges Maß auf dem Wege um das
Gebirge der guten Hoffnung abgekürzt werden würde. Ein französischer
^Idrograph hat ausgerechnet, daß die Ersparnis) an Seemeilen für ein nach
.^)lon bestimmtes Fahrzeug, auch wenn dasselbe von einem nördlichen Hei-
^''platz austiefe, sehr groß sein würde. Dieselbe würde für Petersburg schon
^ für Hamburg 48. für London und Amsterdam 49, sür Marseille 62. für
,^se 65 und für Konstantinopel 70 Procent betragen. Ein Schiff von Lor-
°" durchmißt auf der Tour nach der genannten Insel 14,340, eines von Mar-


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Ist es wahr, was ein Vertheidiger des Projects behauptet, daß nan-
der Kanal der Pharaonen, der Ptolemäer und der Sarazenen schwieriger
Auszuführen und kostspieliger gewesen, als der directe Kanal des Herrn
^ Lesseps, daß er noch obendrein störend in das Bewässerungssystem Unter-
"öhptens eingegriffen und Nebenarbeiten erfordert habe, welche die Wohlfahrt
^'s Landes beeinträchtigt, so ist dies eben nur ein Beweis, daß die Araber,
^ Ptolemäer und die Könige von Memphis und Theben die unüberwind-
>chen Schwierigkeiten gekannt haben, einen Kanal in gerader Richtung vom
^den zum mittelländischen Meer auf die Dauer fahrbar zu erhalten, und
^ sollten uns- das zur Notiz dienen lassen.

Wind von der Land- und Seeseite als Träger, die Flut im rothen, der
"vn der Nilmündung kommende Strom im mittelländischen Meere als Treiber
Sandmassen, Regenstrome mit Orkan vom Attakahberg, die abwechselnd
^U'l'e und schwache Hin- und Herbewegung des Wassers im Kanal selbst de-
^den das Unternehmen also in einem Grade, daß man voraussagen kann,
^ werde, ausgeführt, sehr bald das Schicksal der früheren Kanäle haben,
Und die, welche den Versicherungen der Franzosen noch Glauben schenken,
^'rden wohl thun, diesen Glauben aufzugeben. Es dürfte sich sonst ereignen,
uß sie sich damit ebenso getäuscht sähen, wie vor einigen Jahren der Vice-
^ig,nit der vielbesprochenen Barrage des Nil, von der man sich Wunder-
^U'lungen auf die Befruchtung des Nilthals versprach und die, nachdem sie
"Ne einem Aufwand von 30 Millionen Franken vollendet war, nur die nul-
^ Aegyptens vermehrte.

Ist es nach diesen Erörterungen zweifelhaft, ob sich die Unterhaltungs-
"!im des Suezkanals selbst bei einer sehr starken Benutzung desselben durch
^ seefahrenden Nationen decken würden, und könnte, sogar diese vorausgesetzt,
einer guten Verzinsung des dabei angelegten Capitals kaum die Rede
so verstärken sich diese Zweifel, wenn man nach dem Maß fragt, in
^leben der Kanal den Weg von Europa nach Indien, China und Austra-
^ verkürzen würde.

^ Ein Blick auf die Karte lehrt, daß der Weg uach Bombay und Kalkutta
°U Venedig, Trieft und Marseille um mehr als die Hälfte, von Konstan-
^'opel aus noch bedeutender gegen sein jetziges Maß auf dem Wege um das
Gebirge der guten Hoffnung abgekürzt werden würde. Ein französischer
^Idrograph hat ausgerechnet, daß die Ersparnis) an Seemeilen für ein nach
.^)lon bestimmtes Fahrzeug, auch wenn dasselbe von einem nördlichen Hei-
^''platz austiefe, sehr groß sein würde. Dieselbe würde für Petersburg schon
^ für Hamburg 48. für London und Amsterdam 49, sür Marseille 62. für
,^se 65 und für Konstantinopel 70 Procent betragen. Ein Schiff von Lor-
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[0301] Ist es wahr, was ein Vertheidiger des Projects behauptet, daß nan- der Kanal der Pharaonen, der Ptolemäer und der Sarazenen schwieriger Auszuführen und kostspieliger gewesen, als der directe Kanal des Herrn ^ Lesseps, daß er noch obendrein störend in das Bewässerungssystem Unter- "öhptens eingegriffen und Nebenarbeiten erfordert habe, welche die Wohlfahrt ^'s Landes beeinträchtigt, so ist dies eben nur ein Beweis, daß die Araber, ^ Ptolemäer und die Könige von Memphis und Theben die unüberwind- >chen Schwierigkeiten gekannt haben, einen Kanal in gerader Richtung vom ^den zum mittelländischen Meer auf die Dauer fahrbar zu erhalten, und ^ sollten uns- das zur Notiz dienen lassen. Wind von der Land- und Seeseite als Träger, die Flut im rothen, der "vn der Nilmündung kommende Strom im mittelländischen Meere als Treiber Sandmassen, Regenstrome mit Orkan vom Attakahberg, die abwechselnd ^U'l'e und schwache Hin- und Herbewegung des Wassers im Kanal selbst de- ^den das Unternehmen also in einem Grade, daß man voraussagen kann, ^ werde, ausgeführt, sehr bald das Schicksal der früheren Kanäle haben, Und die, welche den Versicherungen der Franzosen noch Glauben schenken, ^'rden wohl thun, diesen Glauben aufzugeben. Es dürfte sich sonst ereignen, uß sie sich damit ebenso getäuscht sähen, wie vor einigen Jahren der Vice- ^ig,nit der vielbesprochenen Barrage des Nil, von der man sich Wunder- ^U'lungen auf die Befruchtung des Nilthals versprach und die, nachdem sie "Ne einem Aufwand von 30 Millionen Franken vollendet war, nur die nul- ^ Aegyptens vermehrte. Ist es nach diesen Erörterungen zweifelhaft, ob sich die Unterhaltungs- "!im des Suezkanals selbst bei einer sehr starken Benutzung desselben durch ^ seefahrenden Nationen decken würden, und könnte, sogar diese vorausgesetzt, einer guten Verzinsung des dabei angelegten Capitals kaum die Rede so verstärken sich diese Zweifel, wenn man nach dem Maß fragt, in ^leben der Kanal den Weg von Europa nach Indien, China und Austra- ^ verkürzen würde. ^ Ein Blick auf die Karte lehrt, daß der Weg uach Bombay und Kalkutta °U Venedig, Trieft und Marseille um mehr als die Hälfte, von Konstan- ^'opel aus noch bedeutender gegen sein jetziges Maß auf dem Wege um das Gebirge der guten Hoffnung abgekürzt werden würde. Ein französischer ^Idrograph hat ausgerechnet, daß die Ersparnis) an Seemeilen für ein nach .^)lon bestimmtes Fahrzeug, auch wenn dasselbe von einem nördlichen Hei- ^''platz austiefe, sehr groß sein würde. Dieselbe würde für Petersburg schon ^ für Hamburg 48. für London und Amsterdam 49, sür Marseille 62. für ,^se 65 und für Konstantinopel 70 Procent betragen. Ein Schiff von Lor- °" durchmißt auf der Tour nach der genannten Insel 14,340, eines von Mar- 37*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/301>, abgerufen am 24.07.2024.