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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Wehmuth berichtet; vor allein beklagt er die Vernichtung der Bildsäule der
^ngst von Rom entwichenen Tugend der Tapferkeit als eine böse Vorbedeu¬
tung. Doch jene Opfer gewährten der Stadt nur eine kurze Frist. Denn
Zwei Jahre darauf, im Jahr 410, ward Rom, weil der Kaiser Honorius
Alarichs Forderungen nicht bewilligen wollte, von den Gothen erobert und ge¬
plündert. Doch verfuhr nach allen gleichzeitigen Nachrichten, namentlich des
^wsius und Zosimus, Alarich menschlicher, als die Römer selbst es mochten
^wartet haben. Außer einigen vom Feuer zerstörten Gebäuden, heißt es in
^'n glaubwürdigsten Berichten, war bald nachher von jenem Vorfall keine
Spur mehr zu bemerken. Die Gebäude, die. bei dieser Gelegenheit zerstört
wurden, standen ohne Zweifel größtentheils in der Nähe des salarischen Tho-
^; denn von Nordwesten her kamen die Gothen und bei der Porta Salaria
^stürmten sie Rom (die Mauer und Stadtthore schon damals dieselben wie
l^in). Procopius, der im 6. Jahrhundert nach Rom kam, berichtet, daß da¬
mals bei dem Sturm des Alarich das im Alterthum berühmte Haus des Sal-
lust und dessen Gärten, wovon noch jetzt einige Reste in der Vigna Barbarini
Achtbar sind (nahe bei Porta Salaria), verwüstet worden seien, er fand die
Zarten des Sallust noch in verwüsteten Zustand. Im Allgemeinen jedoch
scheinen die Gothen sich mit der Plünderung von Schützen und Kostbarkeiten
^'gnügt. aber nicht viel zerstört zu haben. Auch blieben sie im Ganzen nur
^)s, nach andern nur drei Tage in Rom, und wenigstens aus dem äußern
^sehn der Stadt war die Spur ihres Besuches gewiß bald wieder verwischt.

Ein weit härteres Unglück traf Rom im Jahr 455, als es durch die
^ndalen unter Gcnserich eingenommen wurde. Die Feinde, ungleich roher
^ud wilder als die Gothen, verweilten vierzehn Tage in Rom; die Kirchen,
^ Alarich verschont hatte, wurden ihrer goldenen und silbernen Geräthe be¬
hubt, der kaiserliche Palast auf dem Palatin ward rein ausgeplündert, die
halste der vergoldeten Bronze vom Dache des Tempels des capitolinischen
^Apner weggenommen, und unter einer Masse von andern Schätzen auch, der
Titus im Tempel zu Jerusalem erbeutete goldene siebenarmige'Leuchter
^ Bogen des Titus im Relief) nach Afrika geführt, von wo ihn im fol¬
genden Jahrhundert Belisar nach Konstantinopel brachte. Ein Schiff mit
^raubten Statuen -- vermuthlich goldenen, silbernen oder bronzenen, da
" nur das Material, nicht der Kunstwerth die Begierde der Feinde reizen
unde --. gi,,g auf der Fahrt nach Karthago unter. Doch ließ Genscrich --
^ es heißt auf Bitten des Papstes Leo I. -- kein Feuer anlegen, und die
eliäude Roms litten daher auch bei dieser Plünderung gewiß nur verhält-
^Müßig geringen Schaden. -- Daß Genserich Rom den Flammen übergeben
Al ^' ^ ^""^ unbegründete und erst spät aufgekommene Behauptung.
^' Wenig davon zu halten sei, beweist zur Genüge das glänzende Bild,


Wehmuth berichtet; vor allein beklagt er die Vernichtung der Bildsäule der
^ngst von Rom entwichenen Tugend der Tapferkeit als eine böse Vorbedeu¬
tung. Doch jene Opfer gewährten der Stadt nur eine kurze Frist. Denn
Zwei Jahre darauf, im Jahr 410, ward Rom, weil der Kaiser Honorius
Alarichs Forderungen nicht bewilligen wollte, von den Gothen erobert und ge¬
plündert. Doch verfuhr nach allen gleichzeitigen Nachrichten, namentlich des
^wsius und Zosimus, Alarich menschlicher, als die Römer selbst es mochten
^wartet haben. Außer einigen vom Feuer zerstörten Gebäuden, heißt es in
^'n glaubwürdigsten Berichten, war bald nachher von jenem Vorfall keine
Spur mehr zu bemerken. Die Gebäude, die. bei dieser Gelegenheit zerstört
wurden, standen ohne Zweifel größtentheils in der Nähe des salarischen Tho-
^; denn von Nordwesten her kamen die Gothen und bei der Porta Salaria
^stürmten sie Rom (die Mauer und Stadtthore schon damals dieselben wie
l^in). Procopius, der im 6. Jahrhundert nach Rom kam, berichtet, daß da¬
mals bei dem Sturm des Alarich das im Alterthum berühmte Haus des Sal-
lust und dessen Gärten, wovon noch jetzt einige Reste in der Vigna Barbarini
Achtbar sind (nahe bei Porta Salaria), verwüstet worden seien, er fand die
Zarten des Sallust noch in verwüsteten Zustand. Im Allgemeinen jedoch
scheinen die Gothen sich mit der Plünderung von Schützen und Kostbarkeiten
^'gnügt. aber nicht viel zerstört zu haben. Auch blieben sie im Ganzen nur
^)s, nach andern nur drei Tage in Rom, und wenigstens aus dem äußern
^sehn der Stadt war die Spur ihres Besuches gewiß bald wieder verwischt.

Ein weit härteres Unglück traf Rom im Jahr 455, als es durch die
^ndalen unter Gcnserich eingenommen wurde. Die Feinde, ungleich roher
^ud wilder als die Gothen, verweilten vierzehn Tage in Rom; die Kirchen,
^ Alarich verschont hatte, wurden ihrer goldenen und silbernen Geräthe be¬
hubt, der kaiserliche Palast auf dem Palatin ward rein ausgeplündert, die
halste der vergoldeten Bronze vom Dache des Tempels des capitolinischen
^Apner weggenommen, und unter einer Masse von andern Schätzen auch, der
Titus im Tempel zu Jerusalem erbeutete goldene siebenarmige'Leuchter
^ Bogen des Titus im Relief) nach Afrika geführt, von wo ihn im fol¬
genden Jahrhundert Belisar nach Konstantinopel brachte. Ein Schiff mit
^raubten Statuen — vermuthlich goldenen, silbernen oder bronzenen, da
" nur das Material, nicht der Kunstwerth die Begierde der Feinde reizen
unde —. gi,,g auf der Fahrt nach Karthago unter. Doch ließ Genscrich —
^ es heißt auf Bitten des Papstes Leo I. — kein Feuer anlegen, und die
eliäude Roms litten daher auch bei dieser Plünderung gewiß nur verhält-
^Müßig geringen Schaden. — Daß Genserich Rom den Flammen übergeben
Al ^' ^ ^""^ unbegründete und erst spät aufgekommene Behauptung.
^' Wenig davon zu halten sei, beweist zur Genüge das glänzende Bild,


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[0225] Wehmuth berichtet; vor allein beklagt er die Vernichtung der Bildsäule der ^ngst von Rom entwichenen Tugend der Tapferkeit als eine böse Vorbedeu¬ tung. Doch jene Opfer gewährten der Stadt nur eine kurze Frist. Denn Zwei Jahre darauf, im Jahr 410, ward Rom, weil der Kaiser Honorius Alarichs Forderungen nicht bewilligen wollte, von den Gothen erobert und ge¬ plündert. Doch verfuhr nach allen gleichzeitigen Nachrichten, namentlich des ^wsius und Zosimus, Alarich menschlicher, als die Römer selbst es mochten ^wartet haben. Außer einigen vom Feuer zerstörten Gebäuden, heißt es in ^'n glaubwürdigsten Berichten, war bald nachher von jenem Vorfall keine Spur mehr zu bemerken. Die Gebäude, die. bei dieser Gelegenheit zerstört wurden, standen ohne Zweifel größtentheils in der Nähe des salarischen Tho- ^; denn von Nordwesten her kamen die Gothen und bei der Porta Salaria ^stürmten sie Rom (die Mauer und Stadtthore schon damals dieselben wie l^in). Procopius, der im 6. Jahrhundert nach Rom kam, berichtet, daß da¬ mals bei dem Sturm des Alarich das im Alterthum berühmte Haus des Sal- lust und dessen Gärten, wovon noch jetzt einige Reste in der Vigna Barbarini Achtbar sind (nahe bei Porta Salaria), verwüstet worden seien, er fand die Zarten des Sallust noch in verwüsteten Zustand. Im Allgemeinen jedoch scheinen die Gothen sich mit der Plünderung von Schützen und Kostbarkeiten ^'gnügt. aber nicht viel zerstört zu haben. Auch blieben sie im Ganzen nur ^)s, nach andern nur drei Tage in Rom, und wenigstens aus dem äußern ^sehn der Stadt war die Spur ihres Besuches gewiß bald wieder verwischt. Ein weit härteres Unglück traf Rom im Jahr 455, als es durch die ^ndalen unter Gcnserich eingenommen wurde. Die Feinde, ungleich roher ^ud wilder als die Gothen, verweilten vierzehn Tage in Rom; die Kirchen, ^ Alarich verschont hatte, wurden ihrer goldenen und silbernen Geräthe be¬ hubt, der kaiserliche Palast auf dem Palatin ward rein ausgeplündert, die halste der vergoldeten Bronze vom Dache des Tempels des capitolinischen ^Apner weggenommen, und unter einer Masse von andern Schätzen auch, der Titus im Tempel zu Jerusalem erbeutete goldene siebenarmige'Leuchter ^ Bogen des Titus im Relief) nach Afrika geführt, von wo ihn im fol¬ genden Jahrhundert Belisar nach Konstantinopel brachte. Ein Schiff mit ^raubten Statuen — vermuthlich goldenen, silbernen oder bronzenen, da " nur das Material, nicht der Kunstwerth die Begierde der Feinde reizen unde —. gi,,g auf der Fahrt nach Karthago unter. Doch ließ Genscrich — ^ es heißt auf Bitten des Papstes Leo I. — kein Feuer anlegen, und die eliäude Roms litten daher auch bei dieser Plünderung gewiß nur verhält- ^Müßig geringen Schaden. — Daß Genserich Rom den Flammen übergeben Al ^' ^ ^""^ unbegründete und erst spät aufgekommene Behauptung. ^' Wenig davon zu halten sei, beweist zur Genüge das glänzende Bild,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/225>, abgerufen am 24.07.2024.