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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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der jetzigen Garnison gilt, von dem Gouverneur mit großer Härte behandelt.
Die Folge davon war, daß eine Meuterei ausbrach. Die Verschworenen
setzten die Sentcnciadvs in Freiheit und versuchten in Verbindung mit den¬
selben zur See nach Arragonien zu entkommen, wo sich damals karlistische
Jnsurgenteuhaufen herumtrieben. Der Versuch schlug fehl, da die leichten
Fahrzeuge, deren sie sich bedienten, gegen die starken Winde der hiesigen Küsten
die See nicht zu halten vermochten. So waren die Meuterer genöthigt, sich
nach dem zu Algerien gehörigen Schlupfhafen Marsa Kebir, nicht weit von
Oran zu flüchten, wo man sie gern aufnahm und später in die Fremdenlegion
einreihte. Die spanische Regierung aber verdoppelte infolge dessen ihre Strenge
in Al Bucemas.

Penom de Velez. das dritte Presidio Spaniens an der marokkanischen
Küste, ist gleich dem vorhergehenden eine Jnselfestung. Es liegt auf einer
Klippe, die gegenüber dem sogenannten Campo del Moro aus den Wellen
emporsteigt. Die Meerenge zwischen dem Eiland und dem Festland heißt El
Fredo und ist etwa 3200 Fuß breit. Am Eingange dieses Kanals erhebt sich
ein kleines Fort, welches, auf einem Vorsprung des dem Platz zur Basis
dienenden Hauptfclsens erbaut, und mit mehren Geschützen schwersten Kalibers
armirt, mit jenem Hanptfelsen nur durch eine schmale natürliche Brücke in
Verbindung steht, zu der die Kunst lediglich insofern beigetragen hat, als sie
dieselbe gangbar machte. Tritt man durch das von einer starken, in Stein ge¬
hauenen Batterie so wie durch die Festungswerke des im Westen gelegenen
Stadtviertels Santa Trinidad vertheidigte Hasenthor, so gewahrt man die
ziemlich geräumige Pulverfabrik. Dieselbe ist mit einer Schartenmauer ein¬
gefaßt und wird von einer sehr respectabeln Batterie so wie von dem eben¬
falls für eine hartnäckige Vertheidigung eingerichteten Stadtviertel von San
Francisco beschützt, in welchem sich das Zeughaus befindet. Im nächstfolgen¬
den Quartier von San Juan trifft man die große Hauptzisterne, die das im
Winter gesammelte Regenwasser bewahrt und wenn ihr Vorrath zu Ende geht,
von Malaga aus mit Wasser versehen wird. Neben dem genannten Thor
und im Stadtviertel San Antonio erheben sich die Gebände, in denen die
Sträflinge wohnen, und das große Magazin, in welchem die Festung ihre
Lebcnsmittelvorräthe verwahrt. Dieselben sind mit einem breiten tiefen Graben
umgeben, über den eine Zugbrücke von Holz und eine wohlbewachte steinerne
Brücke nach dem Artilleriegebäude hinüberführen. Hier läuft auch eine kleine
Esplcmnde hin, neben welcher die Kirche der Festung steht, die der Lantg. Lorr-
cexelvn als la, Virgen geweiht ist. Ganz unten gegen den Fuß des Felsens
hin folgt das Quartier San Miguel, in dem man das Haus des Gouver¬
neurs, ein gut eingerichtetes Spital und ein zweites Pulvermagazin trifft, und
das an das Stadtviertel San Iuliano stößt.


der jetzigen Garnison gilt, von dem Gouverneur mit großer Härte behandelt.
Die Folge davon war, daß eine Meuterei ausbrach. Die Verschworenen
setzten die Sentcnciadvs in Freiheit und versuchten in Verbindung mit den¬
selben zur See nach Arragonien zu entkommen, wo sich damals karlistische
Jnsurgenteuhaufen herumtrieben. Der Versuch schlug fehl, da die leichten
Fahrzeuge, deren sie sich bedienten, gegen die starken Winde der hiesigen Küsten
die See nicht zu halten vermochten. So waren die Meuterer genöthigt, sich
nach dem zu Algerien gehörigen Schlupfhafen Marsa Kebir, nicht weit von
Oran zu flüchten, wo man sie gern aufnahm und später in die Fremdenlegion
einreihte. Die spanische Regierung aber verdoppelte infolge dessen ihre Strenge
in Al Bucemas.

Penom de Velez. das dritte Presidio Spaniens an der marokkanischen
Küste, ist gleich dem vorhergehenden eine Jnselfestung. Es liegt auf einer
Klippe, die gegenüber dem sogenannten Campo del Moro aus den Wellen
emporsteigt. Die Meerenge zwischen dem Eiland und dem Festland heißt El
Fredo und ist etwa 3200 Fuß breit. Am Eingange dieses Kanals erhebt sich
ein kleines Fort, welches, auf einem Vorsprung des dem Platz zur Basis
dienenden Hauptfclsens erbaut, und mit mehren Geschützen schwersten Kalibers
armirt, mit jenem Hanptfelsen nur durch eine schmale natürliche Brücke in
Verbindung steht, zu der die Kunst lediglich insofern beigetragen hat, als sie
dieselbe gangbar machte. Tritt man durch das von einer starken, in Stein ge¬
hauenen Batterie so wie durch die Festungswerke des im Westen gelegenen
Stadtviertels Santa Trinidad vertheidigte Hasenthor, so gewahrt man die
ziemlich geräumige Pulverfabrik. Dieselbe ist mit einer Schartenmauer ein¬
gefaßt und wird von einer sehr respectabeln Batterie so wie von dem eben¬
falls für eine hartnäckige Vertheidigung eingerichteten Stadtviertel von San
Francisco beschützt, in welchem sich das Zeughaus befindet. Im nächstfolgen¬
den Quartier von San Juan trifft man die große Hauptzisterne, die das im
Winter gesammelte Regenwasser bewahrt und wenn ihr Vorrath zu Ende geht,
von Malaga aus mit Wasser versehen wird. Neben dem genannten Thor
und im Stadtviertel San Antonio erheben sich die Gebände, in denen die
Sträflinge wohnen, und das große Magazin, in welchem die Festung ihre
Lebcnsmittelvorräthe verwahrt. Dieselben sind mit einem breiten tiefen Graben
umgeben, über den eine Zugbrücke von Holz und eine wohlbewachte steinerne
Brücke nach dem Artilleriegebäude hinüberführen. Hier läuft auch eine kleine
Esplcmnde hin, neben welcher die Kirche der Festung steht, die der Lantg. Lorr-
cexelvn als la, Virgen geweiht ist. Ganz unten gegen den Fuß des Felsens
hin folgt das Quartier San Miguel, in dem man das Haus des Gouver¬
neurs, ein gut eingerichtetes Spital und ein zweites Pulvermagazin trifft, und
das an das Stadtviertel San Iuliano stößt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/57>, abgerufen am 26.08.2024.