Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweiten des und des "miMetoo", der Walddistcl und der Mistel,
zweier Gewächse, die man bei uns wenig nennt und wenig beachtet, die aber
bei der englischen Weihnachtsfeier die hervorragendste Rolle spielen. Ohne
Holly, ohne Misiletoe keine Weihnachtsfreude - sie sind das, was hei uns
die Tannenbäume sind, aber noch viel mehr, sie werden Tag für Tag auf
Niesenkarren hcrangcschleppt und wie anfänglich nur, als die ersten 'Borboten
der seligen Zeit, die Läden sich mit ihnen schmücken, so allmälig auch alle
Häuser, alle Zimmer, alle Thüren und Fenster, und zuletzt auch die Speisen,
die auf den Tisch getragen werden, so daß, wenn die Weihnachtsfreude ihren
Gipfel erreicht hat, ganz London sich mitten im Winter in einen grünen Wald
verwandelt hat, in dem die rothen Beeren des Holly, die weißen Beeren des
Mistletoc und die hunderttausend Lichter der Metropole glänzen. O, und eM
schöner unvergleichlicher Blick ist es, die Ncbclstadt auf einmal so schimmern
zu sehen -- in den langen, unabsehbaren Straßen die glänzenden Läden no
ihrem grünbekränzten Lichterschmuck und Haus bei Haus mit einem frischen
Zeichen der allgemeinen Freude. Holly und Mistletoe gehen der Weihnacht^
freute voraus und begleiten sie treu bis zum Letzten; ein .gemalter Kranz von
Holly und darin die Worte: "a, merr^ Otiristiims a,M a. Im,pp^ ^o^v-^ear
schmückt jeden Brief, den man in dieser fröhlichen Zeit schreibt, und ein Mist'
lctocbüschel hängt von der Decke jedes Wohnzimmers herab -- und glücklich
der Maun, der unter diesem Büschel ein schönes Mädchen trifft . . .

Unendlich reich ist der Volksgesang an Liedern zum Preise des geliebten
Holly. Eines davon, welches schon aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt,
lautet folgendermaßen:


Nein Efeu, nein! Wie Dich's auch Schmerzen mag:
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu um Weihnachtstag.
Holly steht in der Halle -- ein grüner Wald.
Efeu steht vor den Thüren und ihm ist kalt.
Nein Ehen, nein! Wie Dich's auch schmerzen mag:
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu am Weihnachtstag.
Der Holly, und seine Dienerschaft, die tanzen in den Kammern.
Der Ehen und seine Mädchen, die weinen und die jammern.
Der Holly, der hat Beeren, so roth als jede Rose.
Es schmückt der Jäger seinen Hut damit und grünem Moose.
Der Efeu, der hat Beeren, so schwarz als wie die Schiebe,
Es kommt, um sie zu essen, die Eule mit der Krühc.
Der Holly, der hat Vogel, die lustig ihn Umschweifen,
Die Nachtigall, der Grünspecht, die sitzen drin und pfeifen.
O, Du mein Efeu, welche Vögel hast denn Du?
Die Krähe mit der Eule, die schreien; hu, hu, hu!
Nein Efeu, mein! :e. ze.

Zweiten des und des „miMetoo", der Walddistcl und der Mistel,
zweier Gewächse, die man bei uns wenig nennt und wenig beachtet, die aber
bei der englischen Weihnachtsfeier die hervorragendste Rolle spielen. Ohne
Holly, ohne Misiletoe keine Weihnachtsfreude - sie sind das, was hei uns
die Tannenbäume sind, aber noch viel mehr, sie werden Tag für Tag auf
Niesenkarren hcrangcschleppt und wie anfänglich nur, als die ersten 'Borboten
der seligen Zeit, die Läden sich mit ihnen schmücken, so allmälig auch alle
Häuser, alle Zimmer, alle Thüren und Fenster, und zuletzt auch die Speisen,
die auf den Tisch getragen werden, so daß, wenn die Weihnachtsfreude ihren
Gipfel erreicht hat, ganz London sich mitten im Winter in einen grünen Wald
verwandelt hat, in dem die rothen Beeren des Holly, die weißen Beeren des
Mistletoc und die hunderttausend Lichter der Metropole glänzen. O, und eM
schöner unvergleichlicher Blick ist es, die Ncbclstadt auf einmal so schimmern
zu sehen — in den langen, unabsehbaren Straßen die glänzenden Läden no
ihrem grünbekränzten Lichterschmuck und Haus bei Haus mit einem frischen
Zeichen der allgemeinen Freude. Holly und Mistletoe gehen der Weihnacht^
freute voraus und begleiten sie treu bis zum Letzten; ein .gemalter Kranz von
Holly und darin die Worte: „a, merr^ Otiristiims a,M a. Im,pp^ ^o^v-^ear
schmückt jeden Brief, den man in dieser fröhlichen Zeit schreibt, und ein Mist'
lctocbüschel hängt von der Decke jedes Wohnzimmers herab — und glücklich
der Maun, der unter diesem Büschel ein schönes Mädchen trifft . . .

Unendlich reich ist der Volksgesang an Liedern zum Preise des geliebten
Holly. Eines davon, welches schon aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt,
lautet folgendermaßen:


Nein Efeu, nein! Wie Dich's auch Schmerzen mag:
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu um Weihnachtstag.
Holly steht in der Halle — ein grüner Wald.
Efeu steht vor den Thüren und ihm ist kalt.
Nein Ehen, nein! Wie Dich's auch schmerzen mag:
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu am Weihnachtstag.
Der Holly, und seine Dienerschaft, die tanzen in den Kammern.
Der Ehen und seine Mädchen, die weinen und die jammern.
Der Holly, der hat Beeren, so roth als jede Rose.
Es schmückt der Jäger seinen Hut damit und grünem Moose.
Der Efeu, der hat Beeren, so schwarz als wie die Schiebe,
Es kommt, um sie zu essen, die Eule mit der Krühc.
Der Holly, der hat Vogel, die lustig ihn Umschweifen,
Die Nachtigall, der Grünspecht, die sitzen drin und pfeifen.
O, Du mein Efeu, welche Vögel hast denn Du?
Die Krähe mit der Eule, die schreien; hu, hu, hu!
Nein Efeu, mein! :e. ze.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108612"/>
          <p xml:id="ID_1486" prev="#ID_1485"> Zweiten des und des &#x201E;miMetoo", der Walddistcl und der Mistel,<lb/>
zweier Gewächse, die man bei uns wenig nennt und wenig beachtet, die aber<lb/>
bei der englischen Weihnachtsfeier die hervorragendste Rolle spielen. Ohne<lb/>
Holly, ohne Misiletoe keine Weihnachtsfreude - sie sind das, was hei uns<lb/>
die Tannenbäume sind, aber noch viel mehr, sie werden Tag für Tag auf<lb/>
Niesenkarren hcrangcschleppt und wie anfänglich nur, als die ersten 'Borboten<lb/>
der seligen Zeit, die Läden sich mit ihnen schmücken, so allmälig auch alle<lb/>
Häuser, alle Zimmer, alle Thüren und Fenster, und zuletzt auch die Speisen,<lb/>
die auf den Tisch getragen werden, so daß, wenn die Weihnachtsfreude ihren<lb/>
Gipfel erreicht hat, ganz London sich mitten im Winter in einen grünen Wald<lb/>
verwandelt hat, in dem die rothen Beeren des Holly, die weißen Beeren des<lb/>
Mistletoc und die hunderttausend Lichter der Metropole glänzen. O, und eM<lb/>
schöner unvergleichlicher Blick ist es, die Ncbclstadt auf einmal so schimmern<lb/>
zu sehen &#x2014; in den langen, unabsehbaren Straßen die glänzenden Läden no<lb/>
ihrem grünbekränzten Lichterschmuck und Haus bei Haus mit einem frischen<lb/>
Zeichen der allgemeinen Freude. Holly und Mistletoe gehen der Weihnacht^<lb/>
freute voraus und begleiten sie treu bis zum Letzten; ein .gemalter Kranz von<lb/>
Holly und darin die Worte: &#x201E;a, merr^ Otiristiims a,M a. Im,pp^ ^o^v-^ear<lb/>
schmückt jeden Brief, den man in dieser fröhlichen Zeit schreibt, und ein Mist'<lb/>
lctocbüschel hängt von der Decke jedes Wohnzimmers herab &#x2014; und glücklich<lb/>
der Maun, der unter diesem Büschel ein schönes Mädchen trifft . . .</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1487"> Unendlich reich ist der Volksgesang an Liedern zum Preise des geliebten<lb/>
Holly. Eines davon, welches schon aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt,<lb/>
lautet folgendermaßen:</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_6" type="poem">
              <l> Nein Efeu, nein! Wie Dich's auch Schmerzen mag:<lb/>
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu um Weihnachtstag.<lb/>
Holly steht in der Halle &#x2014; ein grüner Wald.<lb/>
Efeu steht vor den Thüren und ihm ist kalt.<lb/>
Nein Ehen, nein! Wie Dich's auch schmerzen mag:<lb/>
Der Vorrang kommt dem Hvlly zu am Weihnachtstag.<lb/>
Der Holly, und seine Dienerschaft, die tanzen in den Kammern.<lb/>
Der Ehen und seine Mädchen, die weinen und die jammern.<lb/>
Der Holly, der hat Beeren, so roth als jede Rose.<lb/>
Es schmückt der Jäger seinen Hut damit und grünem Moose.<lb/>
Der Efeu, der hat Beeren, so schwarz als wie die Schiebe,<lb/>
Es kommt, um sie zu essen, die Eule mit der Krühc.<lb/>
Der Holly, der hat Vogel, die lustig ihn Umschweifen,<lb/>
Die Nachtigall, der Grünspecht, die sitzen drin und pfeifen.<lb/>
O, Du mein Efeu, welche Vögel hast denn Du?<lb/>
Die Krähe mit der Eule, die schreien; hu, hu, hu!<lb/>
Nein Efeu, mein! :e. ze.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0482] Zweiten des und des „miMetoo", der Walddistcl und der Mistel, zweier Gewächse, die man bei uns wenig nennt und wenig beachtet, die aber bei der englischen Weihnachtsfeier die hervorragendste Rolle spielen. Ohne Holly, ohne Misiletoe keine Weihnachtsfreude - sie sind das, was hei uns die Tannenbäume sind, aber noch viel mehr, sie werden Tag für Tag auf Niesenkarren hcrangcschleppt und wie anfänglich nur, als die ersten 'Borboten der seligen Zeit, die Läden sich mit ihnen schmücken, so allmälig auch alle Häuser, alle Zimmer, alle Thüren und Fenster, und zuletzt auch die Speisen, die auf den Tisch getragen werden, so daß, wenn die Weihnachtsfreude ihren Gipfel erreicht hat, ganz London sich mitten im Winter in einen grünen Wald verwandelt hat, in dem die rothen Beeren des Holly, die weißen Beeren des Mistletoc und die hunderttausend Lichter der Metropole glänzen. O, und eM schöner unvergleichlicher Blick ist es, die Ncbclstadt auf einmal so schimmern zu sehen — in den langen, unabsehbaren Straßen die glänzenden Läden no ihrem grünbekränzten Lichterschmuck und Haus bei Haus mit einem frischen Zeichen der allgemeinen Freude. Holly und Mistletoe gehen der Weihnacht^ freute voraus und begleiten sie treu bis zum Letzten; ein .gemalter Kranz von Holly und darin die Worte: „a, merr^ Otiristiims a,M a. Im,pp^ ^o^v-^ear schmückt jeden Brief, den man in dieser fröhlichen Zeit schreibt, und ein Mist' lctocbüschel hängt von der Decke jedes Wohnzimmers herab — und glücklich der Maun, der unter diesem Büschel ein schönes Mädchen trifft . . . Unendlich reich ist der Volksgesang an Liedern zum Preise des geliebten Holly. Eines davon, welches schon aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt, lautet folgendermaßen: Nein Efeu, nein! Wie Dich's auch Schmerzen mag: Der Vorrang kommt dem Hvlly zu um Weihnachtstag. Holly steht in der Halle — ein grüner Wald. Efeu steht vor den Thüren und ihm ist kalt. Nein Ehen, nein! Wie Dich's auch schmerzen mag: Der Vorrang kommt dem Hvlly zu am Weihnachtstag. Der Holly, und seine Dienerschaft, die tanzen in den Kammern. Der Ehen und seine Mädchen, die weinen und die jammern. Der Holly, der hat Beeren, so roth als jede Rose. Es schmückt der Jäger seinen Hut damit und grünem Moose. Der Efeu, der hat Beeren, so schwarz als wie die Schiebe, Es kommt, um sie zu essen, die Eule mit der Krühc. Der Holly, der hat Vogel, die lustig ihn Umschweifen, Die Nachtigall, der Grünspecht, die sitzen drin und pfeifen. O, Du mein Efeu, welche Vögel hast denn Du? Die Krähe mit der Eule, die schreien; hu, hu, hu! Nein Efeu, mein! :e. ze.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/482
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/482>, abgerufen am 26.06.2024.