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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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graphische Material zu erweitern. Es wurde ferner in den Anmerkungen die
Entstehung jedes einzelnen Buchs nach Anleitung der vorhandenen Korrespon¬
denzen, serner die Aufnahme desselben beim Publicum, nach Anleitung der ge¬
druckten Recensionen, näher ausgeführt; endlich kamen noch, namentlich wo es
sich um Kunstphilosophie handelte, zum Theil sehr ausführliche Excerpte aus
den Schriften selbst hinzu. Alle diese Zusätze sind um so dankenswerther, als
die Quellen zum Theil sehr wenig zugänglich sind; aber es war freilich der
Uebelstand damit verknüpft, daß die Anmerkungen den Text überwucherten,
daß zuweilen auf sechs Zeilen Text zwölf Zeilen Anmerkungen kamen und
daß man, trotz der sehr logischen Anordnung der Paragraphen, bei den An¬
merkungen nicht leicht errathen konnte, an welcher Stelle sie zu suchen seien.
Bei dem ersten und zweiten Bande jhat Koberstein diesem Mangel durch ein
ausführliches Register abzuhelfen gesucht; aber dieses, ohnehin nicht ganz aus¬
reichende Hilfsmittel, kommt den gegenwärtigen Heften nicht zu statten, und
die Zeit, wo das Register ergänzt wird, ist vielleicht noch ziemlich entfernt.
Der Leser muß sich daher selber zu helfen suchen.

Ueber jede Seite schreibe er Zahl und Inhalt des Paragraphen; an den
Rand, gleichfalls auf jeder Seite, den Inhalt der Anmerkung, und außerdem
unterstreiche er in den Anmerkungen die charakteristischen Punkte. Das Mittel
ist, wie man sieht, sehr einfach und es genügt, wenigstens in der Hauptsache,
eine leichte Uebersicht möglich zu machen; denn die scheinbare Verwirrung des
Materials liegt keineswegs in der Sache selbst, sondern nur in dem Ungeschick- ,
ten Druck. Vielleicht finden sich Verfasser und Verleger bewogen, bei den fol¬
genden Heften, oder jedenfalls bei der nächsten Auflage, dem Leser diese Mühe
zu ersparen.

Eine Mühe, die sich übrigens in hohem Grade belohnt. Daß Kober-
steins Werk nicht für eine leichte Unterhaltungslectüre bestimmt ist, lehrt der
Augenschein; desto erfreulicher ist es sür denjenigen, der aus der Literatur ein
ernstes Studium macht. Zunächst hat man das Gefühl, daß es aus einer
umfassenden Gelehrsamkeit heraufgeschrieben ist und daß jede einzelne Angabe
auf erschöpfenden Quellenstudium ruht. Durch genaues Citiren setzt Kober¬
stein den Leser in den Stand, ihn zu kontrolliren und sich über die weitern
Umstände zu belehren; wobei es freilich schlimm ist, daß die Herausgeber un¬
serer Klassiker durch fortwährenden Wechsel in der Anordnung das Citiren so
sehr erschweren, namentlich ist das bei Goethe der Fall. -- Die Vollständig¬
keit der Forschungen wird noch durch die große Ordnung gefördert, in der die¬
selben angestellt sind. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind zweiund¬
dreißig Jahre verflossen; während dieser Zeit hat Koberstein, auf rein wissen¬
schaftlicher Basis, in einem sehr geordneten, fertigen und doch elastischen Re¬
gister jeder neu erworbenen Kenntniß ihre Stelle gegeben; und das bezieht sich


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graphische Material zu erweitern. Es wurde ferner in den Anmerkungen die
Entstehung jedes einzelnen Buchs nach Anleitung der vorhandenen Korrespon¬
denzen, serner die Aufnahme desselben beim Publicum, nach Anleitung der ge¬
druckten Recensionen, näher ausgeführt; endlich kamen noch, namentlich wo es
sich um Kunstphilosophie handelte, zum Theil sehr ausführliche Excerpte aus
den Schriften selbst hinzu. Alle diese Zusätze sind um so dankenswerther, als
die Quellen zum Theil sehr wenig zugänglich sind; aber es war freilich der
Uebelstand damit verknüpft, daß die Anmerkungen den Text überwucherten,
daß zuweilen auf sechs Zeilen Text zwölf Zeilen Anmerkungen kamen und
daß man, trotz der sehr logischen Anordnung der Paragraphen, bei den An¬
merkungen nicht leicht errathen konnte, an welcher Stelle sie zu suchen seien.
Bei dem ersten und zweiten Bande jhat Koberstein diesem Mangel durch ein
ausführliches Register abzuhelfen gesucht; aber dieses, ohnehin nicht ganz aus¬
reichende Hilfsmittel, kommt den gegenwärtigen Heften nicht zu statten, und
die Zeit, wo das Register ergänzt wird, ist vielleicht noch ziemlich entfernt.
Der Leser muß sich daher selber zu helfen suchen.

Ueber jede Seite schreibe er Zahl und Inhalt des Paragraphen; an den
Rand, gleichfalls auf jeder Seite, den Inhalt der Anmerkung, und außerdem
unterstreiche er in den Anmerkungen die charakteristischen Punkte. Das Mittel
ist, wie man sieht, sehr einfach und es genügt, wenigstens in der Hauptsache,
eine leichte Uebersicht möglich zu machen; denn die scheinbare Verwirrung des
Materials liegt keineswegs in der Sache selbst, sondern nur in dem Ungeschick- ,
ten Druck. Vielleicht finden sich Verfasser und Verleger bewogen, bei den fol¬
genden Heften, oder jedenfalls bei der nächsten Auflage, dem Leser diese Mühe
zu ersparen.

Eine Mühe, die sich übrigens in hohem Grade belohnt. Daß Kober-
steins Werk nicht für eine leichte Unterhaltungslectüre bestimmt ist, lehrt der
Augenschein; desto erfreulicher ist es sür denjenigen, der aus der Literatur ein
ernstes Studium macht. Zunächst hat man das Gefühl, daß es aus einer
umfassenden Gelehrsamkeit heraufgeschrieben ist und daß jede einzelne Angabe
auf erschöpfenden Quellenstudium ruht. Durch genaues Citiren setzt Kober¬
stein den Leser in den Stand, ihn zu kontrolliren und sich über die weitern
Umstände zu belehren; wobei es freilich schlimm ist, daß die Herausgeber un¬
serer Klassiker durch fortwährenden Wechsel in der Anordnung das Citiren so
sehr erschweren, namentlich ist das bei Goethe der Fall. — Die Vollständig¬
keit der Forschungen wird noch durch die große Ordnung gefördert, in der die¬
selben angestellt sind. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind zweiund¬
dreißig Jahre verflossen; während dieser Zeit hat Koberstein, auf rein wissen¬
schaftlicher Basis, in einem sehr geordneten, fertigen und doch elastischen Re¬
gister jeder neu erworbenen Kenntniß ihre Stelle gegeben; und das bezieht sich


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[0383] graphische Material zu erweitern. Es wurde ferner in den Anmerkungen die Entstehung jedes einzelnen Buchs nach Anleitung der vorhandenen Korrespon¬ denzen, serner die Aufnahme desselben beim Publicum, nach Anleitung der ge¬ druckten Recensionen, näher ausgeführt; endlich kamen noch, namentlich wo es sich um Kunstphilosophie handelte, zum Theil sehr ausführliche Excerpte aus den Schriften selbst hinzu. Alle diese Zusätze sind um so dankenswerther, als die Quellen zum Theil sehr wenig zugänglich sind; aber es war freilich der Uebelstand damit verknüpft, daß die Anmerkungen den Text überwucherten, daß zuweilen auf sechs Zeilen Text zwölf Zeilen Anmerkungen kamen und daß man, trotz der sehr logischen Anordnung der Paragraphen, bei den An¬ merkungen nicht leicht errathen konnte, an welcher Stelle sie zu suchen seien. Bei dem ersten und zweiten Bande jhat Koberstein diesem Mangel durch ein ausführliches Register abzuhelfen gesucht; aber dieses, ohnehin nicht ganz aus¬ reichende Hilfsmittel, kommt den gegenwärtigen Heften nicht zu statten, und die Zeit, wo das Register ergänzt wird, ist vielleicht noch ziemlich entfernt. Der Leser muß sich daher selber zu helfen suchen. Ueber jede Seite schreibe er Zahl und Inhalt des Paragraphen; an den Rand, gleichfalls auf jeder Seite, den Inhalt der Anmerkung, und außerdem unterstreiche er in den Anmerkungen die charakteristischen Punkte. Das Mittel ist, wie man sieht, sehr einfach und es genügt, wenigstens in der Hauptsache, eine leichte Uebersicht möglich zu machen; denn die scheinbare Verwirrung des Materials liegt keineswegs in der Sache selbst, sondern nur in dem Ungeschick- , ten Druck. Vielleicht finden sich Verfasser und Verleger bewogen, bei den fol¬ genden Heften, oder jedenfalls bei der nächsten Auflage, dem Leser diese Mühe zu ersparen. Eine Mühe, die sich übrigens in hohem Grade belohnt. Daß Kober- steins Werk nicht für eine leichte Unterhaltungslectüre bestimmt ist, lehrt der Augenschein; desto erfreulicher ist es sür denjenigen, der aus der Literatur ein ernstes Studium macht. Zunächst hat man das Gefühl, daß es aus einer umfassenden Gelehrsamkeit heraufgeschrieben ist und daß jede einzelne Angabe auf erschöpfenden Quellenstudium ruht. Durch genaues Citiren setzt Kober¬ stein den Leser in den Stand, ihn zu kontrolliren und sich über die weitern Umstände zu belehren; wobei es freilich schlimm ist, daß die Herausgeber un¬ serer Klassiker durch fortwährenden Wechsel in der Anordnung das Citiren so sehr erschweren, namentlich ist das bei Goethe der Fall. — Die Vollständig¬ keit der Forschungen wird noch durch die große Ordnung gefördert, in der die¬ selben angestellt sind. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage sind zweiund¬ dreißig Jahre verflossen; während dieser Zeit hat Koberstein, auf rein wissen¬ schaftlicher Basis, in einem sehr geordneten, fertigen und doch elastischen Re¬ gister jeder neu erworbenen Kenntniß ihre Stelle gegeben; und das bezieht sich 47^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/383>, abgerufen am 24.08.2024.