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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Pfarrhauses am Dornnnberge. Betreffs des Tolcranzpatentes trat aber seit jener
Zeit eine eigenthümliche Praxis der Behörden ein. Man forderte nämlich
streng von Protestanten, die in Tirol Güter erwerben wollten, das diesfällige
Ansuchen an die vorgeschriebene Dispens, aber nicht um sie "ohne alle
Erschwerung" zu ertheilen, sondern um sie grundsätzlich zu verweigern. Da¬
mit war nun auch der Streit über die zweifelhafte Publikation jenes Gesetzes
vollkommen gehoben.

Auch die Einführung der Jesuiten dürfen sie als ihr Werk preisen. D>e
tiroler Landesstelle hatte zwar schon im Jahr 1836 den Antrag gestellt, die
Leitung der Erziehung, der tlicresianischcn Nttterat'ademie und allmälig auch
die Gymnasiallchranstalt einer geistlichen Gesellschaft anzuvertrauen, in deren
hciligeni Beruf es liegt, sich vorzugsweise mit der christlich, wissenschaftlich^
Bildung der Jugend zu beschäftigen. Man betrieb die von Jesuitenfreundcn
heißersehnte Wohlthat auch bei der Huloigungsfeier im Jahre Z838, allein
die allerhöchste Entschließung wollte noch immer nicht erscheinen. Da trat
der Abgeordnete Joseph v. Giovanelli aus Bolzen, derselbe, der sich seh""
durch die Verketzerung des Dr. Maurer in der zillertbalcr Sache unsterblich
gemacht hatte, vor die Stände mit dem Antrag eine allerunterthnnigste Vorstellung
unmittelbar'an So. Majestät zu richten, das Theresianum und Gymnasiuw
zu Innsbruck den Jesuiten zu übergeben. '."Dem Lande Tirol," meinte er,
"fehle es mehr als anderen Provinzen des Kaiserreichs an Erziehungsanstalt
te", welche die zu einer höhern Bildung bestimmten Jünglinge ihrem Z>^
näher bringen." da könne nur die durch Gottesfurcht und Jugendzucht well-
historisch gewordene Gesellschaft Jesu, die eben in letzter Zeit wieder in
bürg und Lemberg Musteranstalten gegründet, genügende Abhilfe leisten. ^ ^
der'Prälat von Wüten, dessen Stift bisher die Leitung des Theresianuw
geführt, versicherte "mit Verleugnung jeder persönlichen Rücksicht die Uebe^
zeugung aussprechen zu müssen, es passe dafür keine andere Corporation a ^
die Jesuiten," und als el" paar Tage später der Vertreter der Stadt Hall die
der Franziskaner wegen ihrer Verdienste um das dortige Gymnasium retten s
müssen glaubte, fand sich der hohe Kongreß behufs der Hebung jedes >v
Verständnisses zur Erklärung bewogen: "daß er durch eine Bitte den Leistung
anderer Orden aus keine Weise zu nahe treten wolle." Im Januar 1
nahmen die Jesuiten feierlich von den ihnen in Innsbruck bereiteten P^^

Im Jahre 1843 kam die Frage über die Grundentlastung an die n ^
Stände. Die meisten unter ihnen waren nur darauf bedacht, sich der Zinsen
Zehnten noch besser zu versichern. Ein paar wälsche Herren von der
dank beriefe" sich auf das kanonische Recht, wodurch ihre Lehcnzehnten ^
trienter Gebiet jedenfalls vor einer solchen Maßregel geschützt blieben-


Pfarrhauses am Dornnnberge. Betreffs des Tolcranzpatentes trat aber seit jener
Zeit eine eigenthümliche Praxis der Behörden ein. Man forderte nämlich
streng von Protestanten, die in Tirol Güter erwerben wollten, das diesfällige
Ansuchen an die vorgeschriebene Dispens, aber nicht um sie „ohne alle
Erschwerung" zu ertheilen, sondern um sie grundsätzlich zu verweigern. Da¬
mit war nun auch der Streit über die zweifelhafte Publikation jenes Gesetzes
vollkommen gehoben.

Auch die Einführung der Jesuiten dürfen sie als ihr Werk preisen. D>e
tiroler Landesstelle hatte zwar schon im Jahr 1836 den Antrag gestellt, die
Leitung der Erziehung, der tlicresianischcn Nttterat'ademie und allmälig auch
die Gymnasiallchranstalt einer geistlichen Gesellschaft anzuvertrauen, in deren
hciligeni Beruf es liegt, sich vorzugsweise mit der christlich, wissenschaftlich^
Bildung der Jugend zu beschäftigen. Man betrieb die von Jesuitenfreundcn
heißersehnte Wohlthat auch bei der Huloigungsfeier im Jahre Z838, allein
die allerhöchste Entschließung wollte noch immer nicht erscheinen. Da trat
der Abgeordnete Joseph v. Giovanelli aus Bolzen, derselbe, der sich seh""
durch die Verketzerung des Dr. Maurer in der zillertbalcr Sache unsterblich
gemacht hatte, vor die Stände mit dem Antrag eine allerunterthnnigste Vorstellung
unmittelbar'an So. Majestät zu richten, das Theresianum und Gymnasiuw
zu Innsbruck den Jesuiten zu übergeben. '.„Dem Lande Tirol," meinte er,
„fehle es mehr als anderen Provinzen des Kaiserreichs an Erziehungsanstalt
te», welche die zu einer höhern Bildung bestimmten Jünglinge ihrem Z>^
näher bringen." da könne nur die durch Gottesfurcht und Jugendzucht well-
historisch gewordene Gesellschaft Jesu, die eben in letzter Zeit wieder in
bürg und Lemberg Musteranstalten gegründet, genügende Abhilfe leisten. ^ ^
der'Prälat von Wüten, dessen Stift bisher die Leitung des Theresianuw
geführt, versicherte „mit Verleugnung jeder persönlichen Rücksicht die Uebe^
zeugung aussprechen zu müssen, es passe dafür keine andere Corporation a ^
die Jesuiten," und als el» paar Tage später der Vertreter der Stadt Hall die
der Franziskaner wegen ihrer Verdienste um das dortige Gymnasium retten s
müssen glaubte, fand sich der hohe Kongreß behufs der Hebung jedes >v
Verständnisses zur Erklärung bewogen: „daß er durch eine Bitte den Leistung
anderer Orden aus keine Weise zu nahe treten wolle." Im Januar 1
nahmen die Jesuiten feierlich von den ihnen in Innsbruck bereiteten P^^

Im Jahre 1843 kam die Frage über die Grundentlastung an die n ^
Stände. Die meisten unter ihnen waren nur darauf bedacht, sich der Zinsen
Zehnten noch besser zu versichern. Ein paar wälsche Herren von der
dank beriefe» sich auf das kanonische Recht, wodurch ihre Lehcnzehnten ^
trienter Gebiet jedenfalls vor einer solchen Maßregel geschützt blieben-


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[0362] Pfarrhauses am Dornnnberge. Betreffs des Tolcranzpatentes trat aber seit jener Zeit eine eigenthümliche Praxis der Behörden ein. Man forderte nämlich streng von Protestanten, die in Tirol Güter erwerben wollten, das diesfällige Ansuchen an die vorgeschriebene Dispens, aber nicht um sie „ohne alle Erschwerung" zu ertheilen, sondern um sie grundsätzlich zu verweigern. Da¬ mit war nun auch der Streit über die zweifelhafte Publikation jenes Gesetzes vollkommen gehoben. Auch die Einführung der Jesuiten dürfen sie als ihr Werk preisen. D>e tiroler Landesstelle hatte zwar schon im Jahr 1836 den Antrag gestellt, die Leitung der Erziehung, der tlicresianischcn Nttterat'ademie und allmälig auch die Gymnasiallchranstalt einer geistlichen Gesellschaft anzuvertrauen, in deren hciligeni Beruf es liegt, sich vorzugsweise mit der christlich, wissenschaftlich^ Bildung der Jugend zu beschäftigen. Man betrieb die von Jesuitenfreundcn heißersehnte Wohlthat auch bei der Huloigungsfeier im Jahre Z838, allein die allerhöchste Entschließung wollte noch immer nicht erscheinen. Da trat der Abgeordnete Joseph v. Giovanelli aus Bolzen, derselbe, der sich seh"" durch die Verketzerung des Dr. Maurer in der zillertbalcr Sache unsterblich gemacht hatte, vor die Stände mit dem Antrag eine allerunterthnnigste Vorstellung unmittelbar'an So. Majestät zu richten, das Theresianum und Gymnasiuw zu Innsbruck den Jesuiten zu übergeben. '.„Dem Lande Tirol," meinte er, „fehle es mehr als anderen Provinzen des Kaiserreichs an Erziehungsanstalt te», welche die zu einer höhern Bildung bestimmten Jünglinge ihrem Z>^ näher bringen." da könne nur die durch Gottesfurcht und Jugendzucht well- historisch gewordene Gesellschaft Jesu, die eben in letzter Zeit wieder in bürg und Lemberg Musteranstalten gegründet, genügende Abhilfe leisten. ^ ^ der'Prälat von Wüten, dessen Stift bisher die Leitung des Theresianuw geführt, versicherte „mit Verleugnung jeder persönlichen Rücksicht die Uebe^ zeugung aussprechen zu müssen, es passe dafür keine andere Corporation a ^ die Jesuiten," und als el» paar Tage später der Vertreter der Stadt Hall die der Franziskaner wegen ihrer Verdienste um das dortige Gymnasium retten s müssen glaubte, fand sich der hohe Kongreß behufs der Hebung jedes >v Verständnisses zur Erklärung bewogen: „daß er durch eine Bitte den Leistung anderer Orden aus keine Weise zu nahe treten wolle." Im Januar 1 nahmen die Jesuiten feierlich von den ihnen in Innsbruck bereiteten P^^ Im Jahre 1843 kam die Frage über die Grundentlastung an die n ^ Stände. Die meisten unter ihnen waren nur darauf bedacht, sich der Zinsen Zehnten noch besser zu versichern. Ein paar wälsche Herren von der dank beriefe» sich auf das kanonische Recht, wodurch ihre Lehcnzehnten ^ trienter Gebiet jedenfalls vor einer solchen Maßregel geschützt blieben-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/362>, abgerufen am 24.08.2024.