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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Schüsse co ipso vicrprozentig. sondern es wurde auch keine Gesammtsumme der
solchermaßen zu ereilenden Appoints ü. :;50. 500, 1000, 5000. 10,00"
100,000 SN. normirt. dagegen aber festgesetzt, daß erst in zwanzig Jahren ein
Einlösungsstatut erscheinen, und die Zinsenzahlung haldjährig, doch bloß in
Nußland selbst stattfinden solle.

Welchen Erfolg diese Operation für die Creditkassen gehabt hat, ist nicht
bekannt. Dagegen konnte die ausländische Anleihe, da unterdessen der italie¬
nische Krieg ausbrach. nicht effectuirt werden. Dies erscheint allerdings nicht
besonders schmeichelhaft für Rußlands auswärtigen Credit, wenn man damit
zusammenhält, daß in demselben Momente sast alle europäischen Staaten Auf¬
nahmen für Kriegszwecke zu Stande brachten, ohne wie Nußland den Gläubi¬
gern so vortheilhafte Bedingungen gewähren zu müssen. Freilich behaup¬
tet man auch, daß die Vermittler der Anleihe kontraktlich ausbedungen hätten,
zur Einzahlung der Raten nur so lang verpflichtet zu sein, als kein Krieg auf¬
breche, welcher Rußlands Betheiligung in Aussicht stelle. Eine gewisse Bestäti¬
gung erhielt die Existenz dieser Clausel allerdings durch die Art. wie die offi¬
zielle russische Presse die vorläufige Rückgängigmachung dieses Geschäfts motivirte.
Der ausgebrochene Krieg -- sagte sie -- "und die ganz unbegründeten Ge¬
rüchte von einer Theilnahme Rußlands an demselben" haben den europäischen
Börsen einen panischen Schrecken eingejagt, weshalb "die Anleihe gegenwärtig
nicht mehr zu den früheren vortheilhaften Bedingungen möglich wird." W
den Neichsschalz, liege "keine besondere Nothwendigkeit vor, um die Anleihe
aufrecht zu erhalten, nur die Absicht, die Metallfonds der Expedition der Reichs'
creditbillete zu verstärken." Deshalb habe der Finanzminister "die Anleihe
auf eine gelegenere Zeit vertagt" und alle Subscribenten von ihren über¬
nommenen Verpflichtungen befreit, denen aber, welche bereits Einzahlungen
geleistet, bekannt geben lassen, "daß sie dieselben auf ihren Wunsch zurücker¬
halten können.

Ob wirklich Subscribenten oder Einzahler vorhanden waren, welche vo"
diesen Vergünstigungen profitiren konnten, ist nicht in die Oeffentlichkeit ge¬
drungen. Die "gelegenere Zeit", um die vertagte Anleihe wieder aufzunehmen,
fand der Minister bereits im Juli, als die Tinte der Unterschriften des P""'
liminarfriedcns von Villafranca noch feucht und die allgemeine Befürchtn""
eines gesammteuropüischen Krieges fast lebhafter und allgemeiner war, "is
beim Ausbruche des italienischen Kampfes. Dies gestattet einige bescheidene
Zweifel an der stolzen Behauptung, daß für den Neichsschcch "keine besondere
Nothwendigkeit" zur Aufrechthaltung der Anleihe vorgelegen habe, wen"
dieselbe auch wirklich blos dazu dienen sollte "die Metallfonds der Expedition
der Neichscrcditbillcts zu verstärken." Jedenfalls bildet die gleichzeitige t""
Eingange dieser Darstellung ausführlicher angeführte) Anordnung, welche eine


Schüsse co ipso vicrprozentig. sondern es wurde auch keine Gesammtsumme der
solchermaßen zu ereilenden Appoints ü. :;50. 500, 1000, 5000. 10,00»
100,000 SN. normirt. dagegen aber festgesetzt, daß erst in zwanzig Jahren ein
Einlösungsstatut erscheinen, und die Zinsenzahlung haldjährig, doch bloß in
Nußland selbst stattfinden solle.

Welchen Erfolg diese Operation für die Creditkassen gehabt hat, ist nicht
bekannt. Dagegen konnte die ausländische Anleihe, da unterdessen der italie¬
nische Krieg ausbrach. nicht effectuirt werden. Dies erscheint allerdings nicht
besonders schmeichelhaft für Rußlands auswärtigen Credit, wenn man damit
zusammenhält, daß in demselben Momente sast alle europäischen Staaten Auf¬
nahmen für Kriegszwecke zu Stande brachten, ohne wie Nußland den Gläubi¬
gern so vortheilhafte Bedingungen gewähren zu müssen. Freilich behaup¬
tet man auch, daß die Vermittler der Anleihe kontraktlich ausbedungen hätten,
zur Einzahlung der Raten nur so lang verpflichtet zu sein, als kein Krieg auf¬
breche, welcher Rußlands Betheiligung in Aussicht stelle. Eine gewisse Bestäti¬
gung erhielt die Existenz dieser Clausel allerdings durch die Art. wie die offi¬
zielle russische Presse die vorläufige Rückgängigmachung dieses Geschäfts motivirte.
Der ausgebrochene Krieg — sagte sie — „und die ganz unbegründeten Ge¬
rüchte von einer Theilnahme Rußlands an demselben" haben den europäischen
Börsen einen panischen Schrecken eingejagt, weshalb „die Anleihe gegenwärtig
nicht mehr zu den früheren vortheilhaften Bedingungen möglich wird." W
den Neichsschalz, liege „keine besondere Nothwendigkeit vor, um die Anleihe
aufrecht zu erhalten, nur die Absicht, die Metallfonds der Expedition der Reichs'
creditbillete zu verstärken." Deshalb habe der Finanzminister „die Anleihe
auf eine gelegenere Zeit vertagt" und alle Subscribenten von ihren über¬
nommenen Verpflichtungen befreit, denen aber, welche bereits Einzahlungen
geleistet, bekannt geben lassen, „daß sie dieselben auf ihren Wunsch zurücker¬
halten können.

Ob wirklich Subscribenten oder Einzahler vorhanden waren, welche vo»
diesen Vergünstigungen profitiren konnten, ist nicht in die Oeffentlichkeit ge¬
drungen. Die „gelegenere Zeit", um die vertagte Anleihe wieder aufzunehmen,
fand der Minister bereits im Juli, als die Tinte der Unterschriften des P»"'
liminarfriedcns von Villafranca noch feucht und die allgemeine Befürchtn"»
eines gesammteuropüischen Krieges fast lebhafter und allgemeiner war, "is
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Zweifel an der stolzen Behauptung, daß für den Neichsschcch „keine besondere
Nothwendigkeit" zur Aufrechthaltung der Anleihe vorgelegen habe, wen"
dieselbe auch wirklich blos dazu dienen sollte „die Metallfonds der Expedition
der Neichscrcditbillcts zu verstärken." Jedenfalls bildet die gleichzeitige t""
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/344>, abgerufen am 29.06.2024.