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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Kreditbanken bei Ausleihungen unter dem Eindrucke dieser veränderten und
unsicheren Verhältnisse; sie wurden mit Darlehen außerordentlich zurückhaltend
und forderten große Hypothekobjccte für relativ geringe Summen. Baargeld
Me aber bereits, die Creditanstalten zahlten also mit Billets, und das Pu¬
blikum begann Agio für Silber zu geben, im Handelsverkehr das Agio aus
die Waaren zu schlagen. Im Ganzen bestehen diese Verhältnisse auch noch
heute und zwar selbst gesteigerten Maßes. Im Reiche selber gesteht man dem
Silber ein Agio von 20--25°/<. zu, d. h. der Rubel des Reichscreditbillcts gilt
anstatt 100 bloß 80 -- 75, oder umgekehrt der harte Silberrubel 120--125
Kopeken. Das grobe Silbergeld ist dabei beinahe vollkommen aus dem Ver¬
kehr verschwunden und neuestens selbst der Mangel an paaren Theilgeld so
Swß geworden, daß die Regierung in einzelnen Handelsemporien (z. B. Riga)
den Kaufleuten die Erlaubniß ertheilte, kleine Appoints u,u xorteur auf den
Namen und Credit ihrer Firmen in Form von Papiergeld circuliren zu lassen.

Am 1. Januar 1857 repräsentirten nun die umlaufenden Reichscredit°
billets die Summe von 689.267.844 SR., also 322.930.823 SR. mehr als
Zwei Jahre vorher. Neuere authentische Nachweise fehlen noch; aNein die
Annahme hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß diese Summe bis zum B"
some des laufenden Jahres noch um mindestens hundert Millionen zuge¬
kommen habe. Es wird demnach schwerlich zu hoch gegriffen sein, wenn
'Nan die Gesammtmasse der gegenwärtig in Rußland circulirenden Reichs-
"editbillets auf einen Nominalwerth von 800.000,000 Silberrubel schätzt.

Obgleich nun diese Papiergeldmasse den Verkehr mit Appoints aller mög-
t'chen Größen alleinherrschend durchströmt, so hat sich doch auch die Menge
aus den Reichsschatz fundirten Werthzeichen keineswegs vermindert. Nach¬
dem die Convertirung des kleinen Nestes von Assignaten in Schatzscheine
Ehrenbdes begonnenen Krieges vollendet worden war. betrug die Gescunmt-
summe der letzteren 93,000,000 SR. Die Einlösung der (gewöhnlich acht
Jahre laufenden) Serien aus früherer Zeit ist nicht erfolgt, vielmehr wurden
d'e verfallenden Serien einfach durch die Ausgabe neuer ersetzt. Jmmewc.t
^er diese Schatzscheine durch die Baarfonds des Kriegsschatzes gedeckt werden.
^ unbekannt, da in den letzten Jahren selbst die früher gewö nUche Ver-
"ffentlichuna der Ergebnisse der Revisionsceremonie in den Gewölben der pe-
>ulscitadelle nicht stattgefunden hat. Alles in Allem ist man. w.e vor-
?'heut genügend nachgewiesen wurde, sicherlich berechtigt, d.e Gesammt,nenne
°r unfundirten Schuld Rußlands gegenwärtig in runder Summe an.s en -
^Ahmt Millionen SN. anzunehmen. Diese schwebende Schuld rst zugleich e e
^schließlich innere, da der Import von russischem Papiergeld aufs strengst.
>vnd ist und controllirt wett. wodurch sich der Export ganz natürlich von
'^se verbietet. Dem Ausland gegenüber befindet sich dadurch der ruf"!che


Kreditbanken bei Ausleihungen unter dem Eindrucke dieser veränderten und
unsicheren Verhältnisse; sie wurden mit Darlehen außerordentlich zurückhaltend
und forderten große Hypothekobjccte für relativ geringe Summen. Baargeld
Me aber bereits, die Creditanstalten zahlten also mit Billets, und das Pu¬
blikum begann Agio für Silber zu geben, im Handelsverkehr das Agio aus
die Waaren zu schlagen. Im Ganzen bestehen diese Verhältnisse auch noch
heute und zwar selbst gesteigerten Maßes. Im Reiche selber gesteht man dem
Silber ein Agio von 20—25°/<. zu, d. h. der Rubel des Reichscreditbillcts gilt
anstatt 100 bloß 80 — 75, oder umgekehrt der harte Silberrubel 120—125
Kopeken. Das grobe Silbergeld ist dabei beinahe vollkommen aus dem Ver¬
kehr verschwunden und neuestens selbst der Mangel an paaren Theilgeld so
Swß geworden, daß die Regierung in einzelnen Handelsemporien (z. B. Riga)
den Kaufleuten die Erlaubniß ertheilte, kleine Appoints u,u xorteur auf den
Namen und Credit ihrer Firmen in Form von Papiergeld circuliren zu lassen.

Am 1. Januar 1857 repräsentirten nun die umlaufenden Reichscredit°
billets die Summe von 689.267.844 SR., also 322.930.823 SR. mehr als
Zwei Jahre vorher. Neuere authentische Nachweise fehlen noch; aNein die
Annahme hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß diese Summe bis zum B»
some des laufenden Jahres noch um mindestens hundert Millionen zuge¬
kommen habe. Es wird demnach schwerlich zu hoch gegriffen sein, wenn
'Nan die Gesammtmasse der gegenwärtig in Rußland circulirenden Reichs-
"editbillets auf einen Nominalwerth von 800.000,000 Silberrubel schätzt.

Obgleich nun diese Papiergeldmasse den Verkehr mit Appoints aller mög-
t'chen Größen alleinherrschend durchströmt, so hat sich doch auch die Menge
aus den Reichsschatz fundirten Werthzeichen keineswegs vermindert. Nach¬
dem die Convertirung des kleinen Nestes von Assignaten in Schatzscheine
Ehrenbdes begonnenen Krieges vollendet worden war. betrug die Gescunmt-
summe der letzteren 93,000,000 SR. Die Einlösung der (gewöhnlich acht
Jahre laufenden) Serien aus früherer Zeit ist nicht erfolgt, vielmehr wurden
d'e verfallenden Serien einfach durch die Ausgabe neuer ersetzt. Jmmewc.t
^er diese Schatzscheine durch die Baarfonds des Kriegsschatzes gedeckt werden.
^ unbekannt, da in den letzten Jahren selbst die früher gewö nUche Ver-
"ffentlichuna der Ergebnisse der Revisionsceremonie in den Gewölben der pe-
>ulscitadelle nicht stattgefunden hat. Alles in Allem ist man. w.e vor-
?'heut genügend nachgewiesen wurde, sicherlich berechtigt, d.e Gesammt,nenne
°r unfundirten Schuld Rußlands gegenwärtig in runder Summe an.s en -
^Ahmt Millionen SN. anzunehmen. Diese schwebende Schuld rst zugleich e e
^schließlich innere, da der Import von russischem Papiergeld aufs strengst.
>vnd ist und controllirt wett. wodurch sich der Export ganz natürlich von
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[0339] Kreditbanken bei Ausleihungen unter dem Eindrucke dieser veränderten und unsicheren Verhältnisse; sie wurden mit Darlehen außerordentlich zurückhaltend und forderten große Hypothekobjccte für relativ geringe Summen. Baargeld Me aber bereits, die Creditanstalten zahlten also mit Billets, und das Pu¬ blikum begann Agio für Silber zu geben, im Handelsverkehr das Agio aus die Waaren zu schlagen. Im Ganzen bestehen diese Verhältnisse auch noch heute und zwar selbst gesteigerten Maßes. Im Reiche selber gesteht man dem Silber ein Agio von 20—25°/<. zu, d. h. der Rubel des Reichscreditbillcts gilt anstatt 100 bloß 80 — 75, oder umgekehrt der harte Silberrubel 120—125 Kopeken. Das grobe Silbergeld ist dabei beinahe vollkommen aus dem Ver¬ kehr verschwunden und neuestens selbst der Mangel an paaren Theilgeld so Swß geworden, daß die Regierung in einzelnen Handelsemporien (z. B. Riga) den Kaufleuten die Erlaubniß ertheilte, kleine Appoints u,u xorteur auf den Namen und Credit ihrer Firmen in Form von Papiergeld circuliren zu lassen. Am 1. Januar 1857 repräsentirten nun die umlaufenden Reichscredit° billets die Summe von 689.267.844 SR., also 322.930.823 SR. mehr als Zwei Jahre vorher. Neuere authentische Nachweise fehlen noch; aNein die Annahme hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß diese Summe bis zum B» some des laufenden Jahres noch um mindestens hundert Millionen zuge¬ kommen habe. Es wird demnach schwerlich zu hoch gegriffen sein, wenn 'Nan die Gesammtmasse der gegenwärtig in Rußland circulirenden Reichs- "editbillets auf einen Nominalwerth von 800.000,000 Silberrubel schätzt. Obgleich nun diese Papiergeldmasse den Verkehr mit Appoints aller mög- t'chen Größen alleinherrschend durchströmt, so hat sich doch auch die Menge aus den Reichsschatz fundirten Werthzeichen keineswegs vermindert. Nach¬ dem die Convertirung des kleinen Nestes von Assignaten in Schatzscheine Ehrenbdes begonnenen Krieges vollendet worden war. betrug die Gescunmt- summe der letzteren 93,000,000 SR. Die Einlösung der (gewöhnlich acht Jahre laufenden) Serien aus früherer Zeit ist nicht erfolgt, vielmehr wurden d'e verfallenden Serien einfach durch die Ausgabe neuer ersetzt. Jmmewc.t ^er diese Schatzscheine durch die Baarfonds des Kriegsschatzes gedeckt werden. ^ unbekannt, da in den letzten Jahren selbst die früher gewö nUche Ver- "ffentlichuna der Ergebnisse der Revisionsceremonie in den Gewölben der pe- >ulscitadelle nicht stattgefunden hat. Alles in Allem ist man. w.e vor- ?'heut genügend nachgewiesen wurde, sicherlich berechtigt, d.e Gesammt,nenne °r unfundirten Schuld Rußlands gegenwärtig in runder Summe an.s en - ^Ahmt Millionen SN. anzunehmen. Diese schwebende Schuld rst zugleich e e ^schließlich innere, da der Import von russischem Papiergeld aufs strengst. >vnd ist und controllirt wett. wodurch sich der Export ganz natürlich von '^se verbietet. Dem Ausland gegenüber befindet sich dadurch der ruf»!che

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/339>, abgerufen am 29.06.2024.