Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

tige Ansicht zu bilden suchen. Im Voraus ist über das Fallen so leichter
Würfel wie diese, deren Schwerpunkt man gar nicht kennen kann, weil sie
keinen bestimmten haben, gar nicht zu urtheilen. Aber bei diesen Dinge"
ist auch ein etwas verspätetes Urtheil nicht von so unendlichem Gewicht, wen"
man sich eben nur. sobald man erkannt hat. auch zu entschließen weiß.

Die preußische Feldarmee am Rhein mit ihrem wahrscheinlichen Anhange
kann man nunmehr auf ungefähr 220.000 M. berechnen. Ein preußisches
Armeecorps wird nach dem Herkommen in zwei Infanteriedivisionen, eine
Cavallericdivision und eine Geschützreserve eingetheilt. Die Infanteriedivision
besteht aus zwei Brigaden Infanterie zu sechs (oder sieben) Bataillonen, aus
einem Regiment Cavallerie und zwei Batterien (is Geschützen); die Cavallerie-
division aus 6 Regimentern in 2 Brigaden und einer oder zwei Batterien,
die Geschützreserve aus 6 (oder sieben) Batterien. Wie unzweckmäßig die Ein-
theilung in zwei Divisionen ist, kann man schon daraus erkennen, daß sie von
Anfang an auseinandergerissen werden muß, um nur eine einigermaßen zweck¬
entsprechende Orclrs als d^taille zu bilden. 1848 und 1849 ging man auch
wirtlich von dieser unverständigen Eintheilung ab, 1859 ist dies, so viel uns
bekannt, nicht beabsichtigt worden.

Will man das preußische Corps in seiner Integrität belassen, so würde
sich die Eintheilung direct in 4 Jnfantericbrigaden und eine Cavalleriedivision
von selbst darbieten. Noch besser aber möchte es sein, aus den Bestandtheilen
eines Armeecorps fünf Jnfnntenel'rigaden, jede von fünf Bataillonen und da¬
von 4 mit je 2 Escadrons und 1 Batterie, die fünfte aber mit zwei Regi¬
mentern Kavallerie und zwei Batterien zu versehen. Diese fünften Brigaden
würden von den Corps zu einem Zweck, den wir sogleich kennen lernen werden,
abgetrennt. Das Corps behielte dann: 4 Brigaden Infanterie: 20 Bataillone,
2 Regimenter Cavallerie. 4 Batterien; Cavalleriereserve: 4 Regimenter Kavallerie.
2 Batterien; Neserveartillerie: 4 Batterien. Total 20 Bataillone. 24 Escadrons,
10 Batterien. Die fünf fünften Brigaden von den 5 Armeecorps gäben zu-'
sammen 25 Bataillone, 40 Escadrons und 10 Batterien. Daraus könnte
man nun entweder ein neues Armeecsrps oder noch besser zwei solche bilden,
deren jedes man aber durch einen Theil der Contingente der kleinen Staaten
verstärkte. Aus diese Weise erhielte man statt der ursprünglich verfügbaren
fünf preußischen Armeecorps. deren sieben und man wird nicht leugnen wollet
daß für ein so ausgedehntes Kriegstheater, wie das niederrheinische, und bei
einer Feldarmee von 220,000 M. die Zahl von fünf Armeecorps noch !^
gering und ungeschickt ist. Durch eine noch weitere Anwendung desselben Ver¬
fahrens konnte man leicht auch noch ein achtes Armeecorps gewinnen.s

Bei der normalen preußischen Eintheilung kommt die Neserveartillerie de
Corps auf eine sehr bedeutende Stärke, auf die Hülste oder selbst mehr ^


tige Ansicht zu bilden suchen. Im Voraus ist über das Fallen so leichter
Würfel wie diese, deren Schwerpunkt man gar nicht kennen kann, weil sie
keinen bestimmten haben, gar nicht zu urtheilen. Aber bei diesen Dinge"
ist auch ein etwas verspätetes Urtheil nicht von so unendlichem Gewicht, wen»
man sich eben nur. sobald man erkannt hat. auch zu entschließen weiß.

Die preußische Feldarmee am Rhein mit ihrem wahrscheinlichen Anhange
kann man nunmehr auf ungefähr 220.000 M. berechnen. Ein preußisches
Armeecorps wird nach dem Herkommen in zwei Infanteriedivisionen, eine
Cavallericdivision und eine Geschützreserve eingetheilt. Die Infanteriedivision
besteht aus zwei Brigaden Infanterie zu sechs (oder sieben) Bataillonen, aus
einem Regiment Cavallerie und zwei Batterien (is Geschützen); die Cavallerie-
division aus 6 Regimentern in 2 Brigaden und einer oder zwei Batterien,
die Geschützreserve aus 6 (oder sieben) Batterien. Wie unzweckmäßig die Ein-
theilung in zwei Divisionen ist, kann man schon daraus erkennen, daß sie von
Anfang an auseinandergerissen werden muß, um nur eine einigermaßen zweck¬
entsprechende Orclrs als d^taille zu bilden. 1848 und 1849 ging man auch
wirtlich von dieser unverständigen Eintheilung ab, 1859 ist dies, so viel uns
bekannt, nicht beabsichtigt worden.

Will man das preußische Corps in seiner Integrität belassen, so würde
sich die Eintheilung direct in 4 Jnfantericbrigaden und eine Cavalleriedivision
von selbst darbieten. Noch besser aber möchte es sein, aus den Bestandtheilen
eines Armeecorps fünf Jnfnntenel'rigaden, jede von fünf Bataillonen und da¬
von 4 mit je 2 Escadrons und 1 Batterie, die fünfte aber mit zwei Regi¬
mentern Kavallerie und zwei Batterien zu versehen. Diese fünften Brigaden
würden von den Corps zu einem Zweck, den wir sogleich kennen lernen werden,
abgetrennt. Das Corps behielte dann: 4 Brigaden Infanterie: 20 Bataillone,
2 Regimenter Cavallerie. 4 Batterien; Cavalleriereserve: 4 Regimenter Kavallerie.
2 Batterien; Neserveartillerie: 4 Batterien. Total 20 Bataillone. 24 Escadrons,
10 Batterien. Die fünf fünften Brigaden von den 5 Armeecorps gäben zu-'
sammen 25 Bataillone, 40 Escadrons und 10 Batterien. Daraus könnte
man nun entweder ein neues Armeecsrps oder noch besser zwei solche bilden,
deren jedes man aber durch einen Theil der Contingente der kleinen Staaten
verstärkte. Aus diese Weise erhielte man statt der ursprünglich verfügbaren
fünf preußischen Armeecorps. deren sieben und man wird nicht leugnen wollet
daß für ein so ausgedehntes Kriegstheater, wie das niederrheinische, und bei
einer Feldarmee von 220,000 M. die Zahl von fünf Armeecorps noch !^
gering und ungeschickt ist. Durch eine noch weitere Anwendung desselben Ver¬
fahrens konnte man leicht auch noch ein achtes Armeecorps gewinnen.s

Bei der normalen preußischen Eintheilung kommt die Neserveartillerie de
Corps auf eine sehr bedeutende Stärke, auf die Hülste oder selbst mehr ^


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108452"/>
              <p xml:id="ID_1058" prev="#ID_1057"> tige Ansicht zu bilden suchen. Im Voraus ist über das Fallen so leichter<lb/>
Würfel wie diese, deren Schwerpunkt man gar nicht kennen kann, weil sie<lb/>
keinen bestimmten haben, gar nicht zu urtheilen. Aber bei diesen Dinge"<lb/>
ist auch ein etwas verspätetes Urtheil nicht von so unendlichem Gewicht, wen»<lb/>
man sich eben nur. sobald man erkannt hat. auch zu entschließen weiß.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1059"> Die preußische Feldarmee am Rhein mit ihrem wahrscheinlichen Anhange<lb/>
kann man nunmehr auf ungefähr 220.000 M. berechnen. Ein preußisches<lb/>
Armeecorps wird nach dem Herkommen in zwei Infanteriedivisionen, eine<lb/>
Cavallericdivision und eine Geschützreserve eingetheilt. Die Infanteriedivision<lb/>
besteht aus zwei Brigaden Infanterie zu sechs (oder sieben) Bataillonen, aus<lb/>
einem Regiment Cavallerie und zwei Batterien (is Geschützen); die Cavallerie-<lb/>
division aus 6 Regimentern in 2 Brigaden und einer oder zwei Batterien,<lb/>
die Geschützreserve aus 6 (oder sieben) Batterien. Wie unzweckmäßig die Ein-<lb/>
theilung in zwei Divisionen ist, kann man schon daraus erkennen, daß sie von<lb/>
Anfang an auseinandergerissen werden muß, um nur eine einigermaßen zweck¬<lb/>
entsprechende Orclrs als d^taille zu bilden. 1848 und 1849 ging man auch<lb/>
wirtlich von dieser unverständigen Eintheilung ab, 1859 ist dies, so viel uns<lb/>
bekannt, nicht beabsichtigt worden.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1060"> Will man das preußische Corps in seiner Integrität belassen, so würde<lb/>
sich die Eintheilung direct in 4 Jnfantericbrigaden und eine Cavalleriedivision<lb/>
von selbst darbieten. Noch besser aber möchte es sein, aus den Bestandtheilen<lb/>
eines Armeecorps fünf Jnfnntenel'rigaden, jede von fünf Bataillonen und da¬<lb/>
von 4 mit je 2 Escadrons und 1 Batterie, die fünfte aber mit zwei Regi¬<lb/>
mentern Kavallerie und zwei Batterien zu versehen. Diese fünften Brigaden<lb/>
würden von den Corps zu einem Zweck, den wir sogleich kennen lernen werden,<lb/>
abgetrennt. Das Corps behielte dann: 4 Brigaden Infanterie: 20 Bataillone,<lb/>
2 Regimenter Cavallerie. 4 Batterien; Cavalleriereserve: 4 Regimenter Kavallerie.<lb/>
2 Batterien; Neserveartillerie: 4 Batterien. Total 20 Bataillone. 24 Escadrons,<lb/>
10 Batterien. Die fünf fünften Brigaden von den 5 Armeecorps gäben zu-'<lb/>
sammen 25 Bataillone, 40 Escadrons und 10 Batterien. Daraus könnte<lb/>
man nun entweder ein neues Armeecsrps oder noch besser zwei solche bilden,<lb/>
deren jedes man aber durch einen Theil der Contingente der kleinen Staaten<lb/>
verstärkte. Aus diese Weise erhielte man statt der ursprünglich verfügbaren<lb/>
fünf preußischen Armeecorps. deren sieben und man wird nicht leugnen wollet<lb/>
daß für ein so ausgedehntes Kriegstheater, wie das niederrheinische, und bei<lb/>
einer Feldarmee von 220,000 M. die Zahl von fünf Armeecorps noch !^<lb/>
gering und ungeschickt ist. Durch eine noch weitere Anwendung desselben Ver¬<lb/>
fahrens konnte man leicht auch noch ein achtes Armeecorps gewinnen.s</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1061" next="#ID_1062"> Bei der normalen preußischen Eintheilung kommt die Neserveartillerie de<lb/>
Corps auf eine sehr bedeutende Stärke, auf die Hülste oder selbst mehr ^</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0322] tige Ansicht zu bilden suchen. Im Voraus ist über das Fallen so leichter Würfel wie diese, deren Schwerpunkt man gar nicht kennen kann, weil sie keinen bestimmten haben, gar nicht zu urtheilen. Aber bei diesen Dinge" ist auch ein etwas verspätetes Urtheil nicht von so unendlichem Gewicht, wen» man sich eben nur. sobald man erkannt hat. auch zu entschließen weiß. Die preußische Feldarmee am Rhein mit ihrem wahrscheinlichen Anhange kann man nunmehr auf ungefähr 220.000 M. berechnen. Ein preußisches Armeecorps wird nach dem Herkommen in zwei Infanteriedivisionen, eine Cavallericdivision und eine Geschützreserve eingetheilt. Die Infanteriedivision besteht aus zwei Brigaden Infanterie zu sechs (oder sieben) Bataillonen, aus einem Regiment Cavallerie und zwei Batterien (is Geschützen); die Cavallerie- division aus 6 Regimentern in 2 Brigaden und einer oder zwei Batterien, die Geschützreserve aus 6 (oder sieben) Batterien. Wie unzweckmäßig die Ein- theilung in zwei Divisionen ist, kann man schon daraus erkennen, daß sie von Anfang an auseinandergerissen werden muß, um nur eine einigermaßen zweck¬ entsprechende Orclrs als d^taille zu bilden. 1848 und 1849 ging man auch wirtlich von dieser unverständigen Eintheilung ab, 1859 ist dies, so viel uns bekannt, nicht beabsichtigt worden. Will man das preußische Corps in seiner Integrität belassen, so würde sich die Eintheilung direct in 4 Jnfantericbrigaden und eine Cavalleriedivision von selbst darbieten. Noch besser aber möchte es sein, aus den Bestandtheilen eines Armeecorps fünf Jnfnntenel'rigaden, jede von fünf Bataillonen und da¬ von 4 mit je 2 Escadrons und 1 Batterie, die fünfte aber mit zwei Regi¬ mentern Kavallerie und zwei Batterien zu versehen. Diese fünften Brigaden würden von den Corps zu einem Zweck, den wir sogleich kennen lernen werden, abgetrennt. Das Corps behielte dann: 4 Brigaden Infanterie: 20 Bataillone, 2 Regimenter Cavallerie. 4 Batterien; Cavalleriereserve: 4 Regimenter Kavallerie. 2 Batterien; Neserveartillerie: 4 Batterien. Total 20 Bataillone. 24 Escadrons, 10 Batterien. Die fünf fünften Brigaden von den 5 Armeecorps gäben zu-' sammen 25 Bataillone, 40 Escadrons und 10 Batterien. Daraus könnte man nun entweder ein neues Armeecsrps oder noch besser zwei solche bilden, deren jedes man aber durch einen Theil der Contingente der kleinen Staaten verstärkte. Aus diese Weise erhielte man statt der ursprünglich verfügbaren fünf preußischen Armeecorps. deren sieben und man wird nicht leugnen wollet daß für ein so ausgedehntes Kriegstheater, wie das niederrheinische, und bei einer Feldarmee von 220,000 M. die Zahl von fünf Armeecorps noch !^ gering und ungeschickt ist. Durch eine noch weitere Anwendung desselben Ver¬ fahrens konnte man leicht auch noch ein achtes Armeecorps gewinnen.s Bei der normalen preußischen Eintheilung kommt die Neserveartillerie de Corps auf eine sehr bedeutende Stärke, auf die Hülste oder selbst mehr ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/322
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/322>, abgerufen am 28.09.2024.