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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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aber solche Selbstständigkeit nicht wünscht, der suche den Grund dafür in sich
und seinem Egoismus. Ein durchschnittlich etwas höherer Lohnsatz als der
gegenwärtige ist wünschenswert!) und nothwendig, und es ist nur in der
Ordnung, daß auch der Arbeiter besser gestellt werde, wenn die Einnahme des
Arbeitgebers auf dem oben nachgewiesenen Wege steigt. Dann würde es auch
gar nicht schaden, wenn durch den Anschluß an den Zollverein einzelne Lebensbe¬
dürfnisse etwas im Preise steigen sollten, worauf wir jetzt zu sprechen kommen.
Bis Hieher war der Beweis zu führen, daß die Folgen aus ihm sich in wohl¬
thätiger Weise über alle Classen der Staatsbürger erstrecken und sie eventuell
Zu etwas höheren Leistungen an den Staat befähigen würden. Ob und inwiefern
letzter^ stattfinden, ob sie jene aus dem Anschlusse wahrscheinlich hervorgehen¬
den Vortheile ausheben würden, werden wir zunächst darzulegen haben.

Es ist in Mecklenburg eine allgemeine Annahme, daß. da der Zollverein
einzelne nothwendig^, zum täglichen Leben nöthige Artikel mit hohen Ab¬
gaben belastet, nur die fabricirenden und in einigem Grade die produci-
renden Classen von ihm Gewinn haben, die consumirenden Classen hin¬
gegen leiden. Obwohl der Unterschied zwischen den hier genannten Classen
kein so scharfer ist. daß man sie wirklich ohne Weiteres trennen darf, möge er
bestehen bleiben, da er die Meinung der Gegner des Zollvereins ziemlich klar
andeutet. Die letztere Classe ist hier, wie in Hannover und Pommern, sehr
zahlreich; aber schon der Umstand, daß diese beiden Länder den befürchteten
Nachtheil bisher nicht erfahren haben, sollte zur Vorsicht gegen solche Behaup¬
tungen mahnen. Was durch den Zollvereinstarif mit höheren Abgaben belegt
und, weil es nicht aus den Vereinsstaaten selbst bezogen werden kann, für
die Consumtion verteuert wird, muß hier im großen Ganzen und in abgerun-
deren Summen zur Berücksichtigung gelangen. Es lassen sich die Zahlen, welche
auf solche Weise gefunden werden, auf den Kopf der Bevölkerung repartiren
und gestatten alsdann eine Vergleichung mit den Staaten des Zollvereins, in
denen diese Reparationen schon seit längerer Zeit vorgenommen sind und einen
sicheren Nachweis für die durchschnittliche jährliche Consumtion pro Kopf der
Bevölkerung geben.

Mecklenburg-Schwerin führt durchschnittlich jährlich 25600 Centner Kaffee
und 200 Celten. Kaffee-Surrogate ein. letztere hauptsächlich aus dem Zollver¬
ein. Rechnet man dazu, was dem Schmuggel und der zollfreien Einfuhr zur
Last fällt/ so ist die jährliche Einfuhr auf 32000 Celten. Kaffee zu veranschla¬
gen, und dieser Anschlag würde, bei der Bevölkerung Mecklenburgs von
^40000 Seelen, mit der genau berechneten Consumtion Hannovers von 6 Pfd.
^° Kopf jährlich übereinstimmen. Hierfür würden an die Zollvcreinscasse
iahrlich ^ Celten. 5 Thlr. Eingangszoll, circa iev.000 Thlr. zu zahlen sein.

An Zucker werden durchschnittlich 50000. an Syrup 2S600 Celten. einge-


Grenzdoten IV. 1859. 38

aber solche Selbstständigkeit nicht wünscht, der suche den Grund dafür in sich
und seinem Egoismus. Ein durchschnittlich etwas höherer Lohnsatz als der
gegenwärtige ist wünschenswert!) und nothwendig, und es ist nur in der
Ordnung, daß auch der Arbeiter besser gestellt werde, wenn die Einnahme des
Arbeitgebers auf dem oben nachgewiesenen Wege steigt. Dann würde es auch
gar nicht schaden, wenn durch den Anschluß an den Zollverein einzelne Lebensbe¬
dürfnisse etwas im Preise steigen sollten, worauf wir jetzt zu sprechen kommen.
Bis Hieher war der Beweis zu führen, daß die Folgen aus ihm sich in wohl¬
thätiger Weise über alle Classen der Staatsbürger erstrecken und sie eventuell
Zu etwas höheren Leistungen an den Staat befähigen würden. Ob und inwiefern
letzter^ stattfinden, ob sie jene aus dem Anschlusse wahrscheinlich hervorgehen¬
den Vortheile ausheben würden, werden wir zunächst darzulegen haben.

Es ist in Mecklenburg eine allgemeine Annahme, daß. da der Zollverein
einzelne nothwendig^, zum täglichen Leben nöthige Artikel mit hohen Ab¬
gaben belastet, nur die fabricirenden und in einigem Grade die produci-
renden Classen von ihm Gewinn haben, die consumirenden Classen hin¬
gegen leiden. Obwohl der Unterschied zwischen den hier genannten Classen
kein so scharfer ist. daß man sie wirklich ohne Weiteres trennen darf, möge er
bestehen bleiben, da er die Meinung der Gegner des Zollvereins ziemlich klar
andeutet. Die letztere Classe ist hier, wie in Hannover und Pommern, sehr
zahlreich; aber schon der Umstand, daß diese beiden Länder den befürchteten
Nachtheil bisher nicht erfahren haben, sollte zur Vorsicht gegen solche Behaup¬
tungen mahnen. Was durch den Zollvereinstarif mit höheren Abgaben belegt
und, weil es nicht aus den Vereinsstaaten selbst bezogen werden kann, für
die Consumtion verteuert wird, muß hier im großen Ganzen und in abgerun-
deren Summen zur Berücksichtigung gelangen. Es lassen sich die Zahlen, welche
auf solche Weise gefunden werden, auf den Kopf der Bevölkerung repartiren
und gestatten alsdann eine Vergleichung mit den Staaten des Zollvereins, in
denen diese Reparationen schon seit längerer Zeit vorgenommen sind und einen
sicheren Nachweis für die durchschnittliche jährliche Consumtion pro Kopf der
Bevölkerung geben.

Mecklenburg-Schwerin führt durchschnittlich jährlich 25600 Centner Kaffee
und 200 Celten. Kaffee-Surrogate ein. letztere hauptsächlich aus dem Zollver¬
ein. Rechnet man dazu, was dem Schmuggel und der zollfreien Einfuhr zur
Last fällt/ so ist die jährliche Einfuhr auf 32000 Celten. Kaffee zu veranschla¬
gen, und dieser Anschlag würde, bei der Bevölkerung Mecklenburgs von
^40000 Seelen, mit der genau berechneten Consumtion Hannovers von 6 Pfd.
^° Kopf jährlich übereinstimmen. Hierfür würden an die Zollvcreinscasse
iahrlich ^ Celten. 5 Thlr. Eingangszoll, circa iev.000 Thlr. zu zahlen sein.

An Zucker werden durchschnittlich 50000. an Syrup 2S600 Celten. einge-


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[0309] aber solche Selbstständigkeit nicht wünscht, der suche den Grund dafür in sich und seinem Egoismus. Ein durchschnittlich etwas höherer Lohnsatz als der gegenwärtige ist wünschenswert!) und nothwendig, und es ist nur in der Ordnung, daß auch der Arbeiter besser gestellt werde, wenn die Einnahme des Arbeitgebers auf dem oben nachgewiesenen Wege steigt. Dann würde es auch gar nicht schaden, wenn durch den Anschluß an den Zollverein einzelne Lebensbe¬ dürfnisse etwas im Preise steigen sollten, worauf wir jetzt zu sprechen kommen. Bis Hieher war der Beweis zu führen, daß die Folgen aus ihm sich in wohl¬ thätiger Weise über alle Classen der Staatsbürger erstrecken und sie eventuell Zu etwas höheren Leistungen an den Staat befähigen würden. Ob und inwiefern letzter^ stattfinden, ob sie jene aus dem Anschlusse wahrscheinlich hervorgehen¬ den Vortheile ausheben würden, werden wir zunächst darzulegen haben. Es ist in Mecklenburg eine allgemeine Annahme, daß. da der Zollverein einzelne nothwendig^, zum täglichen Leben nöthige Artikel mit hohen Ab¬ gaben belastet, nur die fabricirenden und in einigem Grade die produci- renden Classen von ihm Gewinn haben, die consumirenden Classen hin¬ gegen leiden. Obwohl der Unterschied zwischen den hier genannten Classen kein so scharfer ist. daß man sie wirklich ohne Weiteres trennen darf, möge er bestehen bleiben, da er die Meinung der Gegner des Zollvereins ziemlich klar andeutet. Die letztere Classe ist hier, wie in Hannover und Pommern, sehr zahlreich; aber schon der Umstand, daß diese beiden Länder den befürchteten Nachtheil bisher nicht erfahren haben, sollte zur Vorsicht gegen solche Behaup¬ tungen mahnen. Was durch den Zollvereinstarif mit höheren Abgaben belegt und, weil es nicht aus den Vereinsstaaten selbst bezogen werden kann, für die Consumtion verteuert wird, muß hier im großen Ganzen und in abgerun- deren Summen zur Berücksichtigung gelangen. Es lassen sich die Zahlen, welche auf solche Weise gefunden werden, auf den Kopf der Bevölkerung repartiren und gestatten alsdann eine Vergleichung mit den Staaten des Zollvereins, in denen diese Reparationen schon seit längerer Zeit vorgenommen sind und einen sicheren Nachweis für die durchschnittliche jährliche Consumtion pro Kopf der Bevölkerung geben. Mecklenburg-Schwerin führt durchschnittlich jährlich 25600 Centner Kaffee und 200 Celten. Kaffee-Surrogate ein. letztere hauptsächlich aus dem Zollver¬ ein. Rechnet man dazu, was dem Schmuggel und der zollfreien Einfuhr zur Last fällt/ so ist die jährliche Einfuhr auf 32000 Celten. Kaffee zu veranschla¬ gen, und dieser Anschlag würde, bei der Bevölkerung Mecklenburgs von ^40000 Seelen, mit der genau berechneten Consumtion Hannovers von 6 Pfd. ^° Kopf jährlich übereinstimmen. Hierfür würden an die Zollvcreinscasse iahrlich ^ Celten. 5 Thlr. Eingangszoll, circa iev.000 Thlr. zu zahlen sein. An Zucker werden durchschnittlich 50000. an Syrup 2S600 Celten. einge- Grenzdoten IV. 1859. 38

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/309>, abgerufen am 29.06.2024.