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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Aussen, den natürlichen Weg wieder einzuschlagen, der wie gewöhnlich auch der
^eg des Rechts ist. Ein allgemeiner Jubel wird dieser Denkschrift folgen; aber
"Mit ist "och nicht genug, es muß womöglich auch dahin gewirkt werden, daß
/ehe Ansicht Fgsge hat, und dies kann nur dadurch geschehen, daß endlich einmal
!" einer Frage, die an sich vollkommen klar ist, sich eine öffentliche Meinung bildet,
^er das großdcutsche noch das kleindcutsche Programm kann das von sich rühmen;
Und daß eine bestimmte Frage so angethan sein mußte, daß das allgemeine Urtheil
">ehe irren konnte und daß es noch dazu durch den Beistand einer mächtigen Ne¬
igung getragen wurde, war ein kaum zu Hossender Glücksfall.

Mit einer viel geringern Befriedigung haben wir den offenen Brief des Kaisers
'apolcon an den König von Sardinien vom 20, Oct, gelesen. Da in demselben
^les rüthselhaft ist, wollen wir auf die fruchtlose Mühe verzichten, einen Zusam¬
menhang aufzufinden, und es bei der Hervorhebung einiger wichtigen Punkte de-
""roer lassen.

Von dem Princip der Legitimität ist nicht die Rede; denn der Herzog von
vdcna soll vertrieben und Parma mit Piemont vereinigt werden, aus rein sera-
°Ü>schen Gründen. Wenn also Gründe vorliegen, den Wünschen der Einwohner
°" Toscana und Modena keine Folge zu geben, so sind es wenigstens keine prin-
"p'ellen Gründe.

Bei der Constituirung des italienischen Bundes nach der Analogie des deutschen
>'d vorausgesetzt: einmal, daß der Papst liberale Reformen einführt, vielleicht auch die
kgcetivncn an den Großherzog von Toskana abtritt. In das erste wird er schwer-
>, in das zweite gewiß nicht willigen. Es wird zweitens vorausgesetzt, daß die
^undeStagsgcsandtcn nicht lediglich von den des östreichische" Interesses verdächtigen-
vuveränen, sondern nach den Vorschlägen der Kammern ernannt werden, d. h.
' andern Worten die gesetzlich fixirte Anarchie. Es wird endlich vorausgesetzt,
^ Oestreich im venetianischen Gebiet nicht blos ein italienisches Heer und eine
keltische Verwaltung constituire, sondern auch die Festungen Mantua und Pes-
Gegensatz zu Verona) als Bundcsfcstungcn anerkenne, d. h. die frcje
Position darüber aus den Händen gebe. Wie Oestreich auf diese Forderungen
"gehen kann ist uns unverständlich.

Mit dem in diesem Brief vorgelegten Entwurf ist also die Sache noch keines-
3 erledigt , denn er ist voll innerer Widersprüche, unhaltbar in seinen Voraus-
^"ngcn und, da zugleich jede Intervention ausgeschlossen wird, auch unausführ-
ßc,' , ^ 'se also auf dem Kongreß den drei Mächten England, Nußland und Prcu-
dc>s bedeutender Spielraum gegeben, wenn sie an dem Gedanken festhalten,
^ das positive Recht doch einmal verletzt ist, ein Zustand, der Europa für
Ztz/.^u^ Garantien gibt, nur dadurch herbeigeführt werden kann, daß man den
Sa" " ^ Bevölkerung Gehör gibt, die nicht blos von den Sympathien der
de>/"' gebildeten Welt getragen werden, sondern die auch den realen Verhältnissen,
des Interessen Italiens, den Interessen des monarchischen Princips und den Interessen
europäisch 1' en Gleichgewichtes vollständig entsprechen.




Aussen, den natürlichen Weg wieder einzuschlagen, der wie gewöhnlich auch der
^eg des Rechts ist. Ein allgemeiner Jubel wird dieser Denkschrift folgen; aber
«Mit ist „och nicht genug, es muß womöglich auch dahin gewirkt werden, daß
/ehe Ansicht Fgsge hat, und dies kann nur dadurch geschehen, daß endlich einmal
!" einer Frage, die an sich vollkommen klar ist, sich eine öffentliche Meinung bildet,
^er das großdcutsche noch das kleindcutsche Programm kann das von sich rühmen;
Und daß eine bestimmte Frage so angethan sein mußte, daß das allgemeine Urtheil
">ehe irren konnte und daß es noch dazu durch den Beistand einer mächtigen Ne¬
igung getragen wurde, war ein kaum zu Hossender Glücksfall.

Mit einer viel geringern Befriedigung haben wir den offenen Brief des Kaisers
'apolcon an den König von Sardinien vom 20, Oct, gelesen. Da in demselben
^les rüthselhaft ist, wollen wir auf die fruchtlose Mühe verzichten, einen Zusam¬
menhang aufzufinden, und es bei der Hervorhebung einiger wichtigen Punkte de-
""roer lassen.

Von dem Princip der Legitimität ist nicht die Rede; denn der Herzog von
vdcna soll vertrieben und Parma mit Piemont vereinigt werden, aus rein sera-
°Ü>schen Gründen. Wenn also Gründe vorliegen, den Wünschen der Einwohner
°" Toscana und Modena keine Folge zu geben, so sind es wenigstens keine prin-
"p'ellen Gründe.

Bei der Constituirung des italienischen Bundes nach der Analogie des deutschen
>'d vorausgesetzt: einmal, daß der Papst liberale Reformen einführt, vielleicht auch die
kgcetivncn an den Großherzog von Toskana abtritt. In das erste wird er schwer-
>, in das zweite gewiß nicht willigen. Es wird zweitens vorausgesetzt, daß die
^undeStagsgcsandtcn nicht lediglich von den des östreichische» Interesses verdächtigen-
vuveränen, sondern nach den Vorschlägen der Kammern ernannt werden, d. h.
' andern Worten die gesetzlich fixirte Anarchie. Es wird endlich vorausgesetzt,
^ Oestreich im venetianischen Gebiet nicht blos ein italienisches Heer und eine
keltische Verwaltung constituire, sondern auch die Festungen Mantua und Pes-
Gegensatz zu Verona) als Bundcsfcstungcn anerkenne, d. h. die frcje
Position darüber aus den Händen gebe. Wie Oestreich auf diese Forderungen
"gehen kann ist uns unverständlich.

Mit dem in diesem Brief vorgelegten Entwurf ist also die Sache noch keines-
3 erledigt , denn er ist voll innerer Widersprüche, unhaltbar in seinen Voraus-
^»ngcn und, da zugleich jede Intervention ausgeschlossen wird, auch unausführ-
ßc,' , ^ 'se also auf dem Kongreß den drei Mächten England, Nußland und Prcu-
dc>s bedeutender Spielraum gegeben, wenn sie an dem Gedanken festhalten,
^ das positive Recht doch einmal verletzt ist, ein Zustand, der Europa für
Ztz/.^u^ Garantien gibt, nur dadurch herbeigeführt werden kann, daß man den
Sa« " ^ Bevölkerung Gehör gibt, die nicht blos von den Sympathien der
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des Interessen Italiens, den Interessen des monarchischen Princips und den Interessen
europäisch 1' en Gleichgewichtes vollständig entsprechen.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/291>, abgerufen am 29.06.2024.