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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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operiren sollen, kommen erst an, als das Beste gethan ist. Nächst den Jahren
der ersten Ncvolutionsfeldzüge gehört daher das Jahr 1815 zu den wichtigsten
für die Geschichte dieses Kriegsschauplatzes: Auf die Kunde von Napoleons
Rückkehr nach Frankreich trafen die verbündeten Machte sofort Anstalten,
ihn anzugreifen. Eine Armee von 100,000 Engländern und Niederländern
unter Wellington sollte sich in Belgien sammeln, eine solche von 110,00"
Preußen und deutschen Bundestruppen unter Blücher am Niederrhein zwischen
Mosel und Maas; 380,000 Nüssen. Oestreich" und Deutsche waren für den Mittcl-
und Oberrhein, 60,000 Oestreicher und Piemontesen für Italien bestimmt-
Bis Ende Juni dachte man die Aufstellungen eingenommen zu haben, voM
1. Juni ab sollte sich dann alles concentrisch auf Paris in Bewegung setzen-
Jedoch war man nicht ohne Besorgnis?, das; Napoleon dem Angriff zuvor¬
kommen werde. Im April sammelte Wellington seine Armee in den Nieder¬
landen, Blücher am Niedcnhein. Anfangs Mai war die Armee Wellingtons
noch so schwach, daß sie unmöglich einem Stoße Napoleons allein widerstehen
konnte, und es ward daher^auf Ansuchen der niederländischen Regierung der
Einmarsch Blüchers in das östliche Belgien beschlossen, während Wellington
sich in dem westlichen Theil von Ostende bis Mons concentrirte. Links von
Wellington stand im Juni Blücher auf der Front von Charleroi bis Einen-
Für den Fall, daß Napoleon früher zum Angriff schritte als die Verbündeten,
war die Abrede getroffen, daß Blücher sich bei Sombreffe. Wellington be>
Als, Mons oder Braine le Comte concentrire, von welchen Concentrirungs'
punkten aus sie sich dann gegenseitig, der nicht Angegriffene dem Angegriffenen,
der schwächer Angegriffene dem stärker Angegriffenen beispringen wollten-
Napoleon hatte es wirklich auf Blücher und Wellington zuerst abgesehen und
dachte anch ihnen im Angriff zuvorzukommen. Er sammelte deshalb seu^
Hauptarmee anfangs Juni zwischen Maubeuge und Philippeville, etwa
110,000 M. Zunächst warf er sich nun am 15. Juni Morgens auf die Vor¬
posten Blüchers an der Sambre. Blücher concentrirte so viel von seiner Ar¬
mee als er konnte bei Sombreffe und Ligny, Napoleon folgte dahin mit seiner
Hauptmacht und am lo. kam es zur Schlacht von Ligny. Die Preußen
wurden geschlagen und Napoleon ordnete zu ihrer Verfolgung erst am
Grouchy mit 30,000 M. ab. Indessen in einer falschen Richtung. Die wahr¬
scheinliche Nückzugslinie für die Preußen, wenn man sie sich allein denkt, nM
allerdings über die Maas an den Rhein über Lüttich und Mastricht. Allein
Blücher hatte keinen andern Gedanken als die Vereinigung mit Wellington-
um mit diesem zusammen eine Schlacht zu gewinnen, welche doch endlich ent'
scheiden mußte und deren Verlust immer noch im schlimmsten Fall den Ruck"
zug an die untere Maas und den untern Rhein offen ließ. Deshalb zog. ^
sich nicht auf Mastricht und Lüttich. sondern aus Wawre an der Dyle zurück-


operiren sollen, kommen erst an, als das Beste gethan ist. Nächst den Jahren
der ersten Ncvolutionsfeldzüge gehört daher das Jahr 1815 zu den wichtigsten
für die Geschichte dieses Kriegsschauplatzes: Auf die Kunde von Napoleons
Rückkehr nach Frankreich trafen die verbündeten Machte sofort Anstalten,
ihn anzugreifen. Eine Armee von 100,000 Engländern und Niederländern
unter Wellington sollte sich in Belgien sammeln, eine solche von 110,00"
Preußen und deutschen Bundestruppen unter Blücher am Niederrhein zwischen
Mosel und Maas; 380,000 Nüssen. Oestreich« und Deutsche waren für den Mittcl-
und Oberrhein, 60,000 Oestreicher und Piemontesen für Italien bestimmt-
Bis Ende Juni dachte man die Aufstellungen eingenommen zu haben, voM
1. Juni ab sollte sich dann alles concentrisch auf Paris in Bewegung setzen-
Jedoch war man nicht ohne Besorgnis?, das; Napoleon dem Angriff zuvor¬
kommen werde. Im April sammelte Wellington seine Armee in den Nieder¬
landen, Blücher am Niedcnhein. Anfangs Mai war die Armee Wellingtons
noch so schwach, daß sie unmöglich einem Stoße Napoleons allein widerstehen
konnte, und es ward daher^auf Ansuchen der niederländischen Regierung der
Einmarsch Blüchers in das östliche Belgien beschlossen, während Wellington
sich in dem westlichen Theil von Ostende bis Mons concentrirte. Links von
Wellington stand im Juni Blücher auf der Front von Charleroi bis Einen-
Für den Fall, daß Napoleon früher zum Angriff schritte als die Verbündeten,
war die Abrede getroffen, daß Blücher sich bei Sombreffe. Wellington be>
Als, Mons oder Braine le Comte concentrire, von welchen Concentrirungs'
punkten aus sie sich dann gegenseitig, der nicht Angegriffene dem Angegriffenen,
der schwächer Angegriffene dem stärker Angegriffenen beispringen wollten-
Napoleon hatte es wirklich auf Blücher und Wellington zuerst abgesehen und
dachte anch ihnen im Angriff zuvorzukommen. Er sammelte deshalb seu^
Hauptarmee anfangs Juni zwischen Maubeuge und Philippeville, etwa
110,000 M. Zunächst warf er sich nun am 15. Juni Morgens auf die Vor¬
posten Blüchers an der Sambre. Blücher concentrirte so viel von seiner Ar¬
mee als er konnte bei Sombreffe und Ligny, Napoleon folgte dahin mit seiner
Hauptmacht und am lo. kam es zur Schlacht von Ligny. Die Preußen
wurden geschlagen und Napoleon ordnete zu ihrer Verfolgung erst am
Grouchy mit 30,000 M. ab. Indessen in einer falschen Richtung. Die wahr¬
scheinliche Nückzugslinie für die Preußen, wenn man sie sich allein denkt, nM
allerdings über die Maas an den Rhein über Lüttich und Mastricht. Allein
Blücher hatte keinen andern Gedanken als die Vereinigung mit Wellington-
um mit diesem zusammen eine Schlacht zu gewinnen, welche doch endlich ent'
scheiden mußte und deren Verlust immer noch im schlimmsten Fall den Ruck"
zug an die untere Maas und den untern Rhein offen ließ. Deshalb zog. ^
sich nicht auf Mastricht und Lüttich. sondern aus Wawre an der Dyle zurück-


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[0286] operiren sollen, kommen erst an, als das Beste gethan ist. Nächst den Jahren der ersten Ncvolutionsfeldzüge gehört daher das Jahr 1815 zu den wichtigsten für die Geschichte dieses Kriegsschauplatzes: Auf die Kunde von Napoleons Rückkehr nach Frankreich trafen die verbündeten Machte sofort Anstalten, ihn anzugreifen. Eine Armee von 100,000 Engländern und Niederländern unter Wellington sollte sich in Belgien sammeln, eine solche von 110,00" Preußen und deutschen Bundestruppen unter Blücher am Niederrhein zwischen Mosel und Maas; 380,000 Nüssen. Oestreich« und Deutsche waren für den Mittcl- und Oberrhein, 60,000 Oestreicher und Piemontesen für Italien bestimmt- Bis Ende Juni dachte man die Aufstellungen eingenommen zu haben, voM 1. Juni ab sollte sich dann alles concentrisch auf Paris in Bewegung setzen- Jedoch war man nicht ohne Besorgnis?, das; Napoleon dem Angriff zuvor¬ kommen werde. Im April sammelte Wellington seine Armee in den Nieder¬ landen, Blücher am Niedcnhein. Anfangs Mai war die Armee Wellingtons noch so schwach, daß sie unmöglich einem Stoße Napoleons allein widerstehen konnte, und es ward daher^auf Ansuchen der niederländischen Regierung der Einmarsch Blüchers in das östliche Belgien beschlossen, während Wellington sich in dem westlichen Theil von Ostende bis Mons concentrirte. Links von Wellington stand im Juni Blücher auf der Front von Charleroi bis Einen- Für den Fall, daß Napoleon früher zum Angriff schritte als die Verbündeten, war die Abrede getroffen, daß Blücher sich bei Sombreffe. Wellington be> Als, Mons oder Braine le Comte concentrire, von welchen Concentrirungs' punkten aus sie sich dann gegenseitig, der nicht Angegriffene dem Angegriffenen, der schwächer Angegriffene dem stärker Angegriffenen beispringen wollten- Napoleon hatte es wirklich auf Blücher und Wellington zuerst abgesehen und dachte anch ihnen im Angriff zuvorzukommen. Er sammelte deshalb seu^ Hauptarmee anfangs Juni zwischen Maubeuge und Philippeville, etwa 110,000 M. Zunächst warf er sich nun am 15. Juni Morgens auf die Vor¬ posten Blüchers an der Sambre. Blücher concentrirte so viel von seiner Ar¬ mee als er konnte bei Sombreffe und Ligny, Napoleon folgte dahin mit seiner Hauptmacht und am lo. kam es zur Schlacht von Ligny. Die Preußen wurden geschlagen und Napoleon ordnete zu ihrer Verfolgung erst am Grouchy mit 30,000 M. ab. Indessen in einer falschen Richtung. Die wahr¬ scheinliche Nückzugslinie für die Preußen, wenn man sie sich allein denkt, nM allerdings über die Maas an den Rhein über Lüttich und Mastricht. Allein Blücher hatte keinen andern Gedanken als die Vereinigung mit Wellington- um mit diesem zusammen eine Schlacht zu gewinnen, welche doch endlich ent' scheiden mußte und deren Verlust immer noch im schlimmsten Fall den Ruck" zug an die untere Maas und den untern Rhein offen ließ. Deshalb zog. ^ sich nicht auf Mastricht und Lüttich. sondern aus Wawre an der Dyle zurück-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/286>, abgerufen am 28.09.2024.