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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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für unsere Interessen. Außerdem ist die Lage jetzt so, daß die drei Staaten Rußland,
England und Preußen in Beziehung aus Italien das gleiche Interesse haben: sowol
den östreichischen als den französischen Einfluß, sowol das Papstthum als die Re¬
volution zu bekämpfen, und für die Ausrichtung eines unabhängigen italienischen
Königthums zu arbeiten.

Einigen sich die drei Staaten in diesem Princip, so kommt der Kongreß unter
haltbaren Bedingungen zu Stande, der Friede wird erhalten, dem Uebergewicht der
beiden kriegführenden Mächte ein Ziel gesetzt, und Deutschland wird erkennen, daß
sein Gewinn durch diese Combination der größte ist.

Aber was wir schon in der vorigen Woche hervorhoben: aus dieser wie aus
jeder andern Combination wird Preußen nur dann gekräftigt hervorgehen, wenn es
vorher eine einheitliche innere, eine einheitliche äußere Politik bei sich feststellt, und
darum haben wir die Betrachtungen über zwei so weit voneinanderlicgende Gegen¬
stände, Schiller und Rußland, aneinander gereiht. Preußen ist seiner geographischen
Lage und seiner Geschichte nach ein Staat des Lagers, der nur dann gedeiht, wenn
die Regierung wirklich regiert, d. h. von einem wirklichen Gedanken getragen wird.


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Literatur.

Ein fürstliches Leben. Zur Erinnerung an die verewigte Großherzogin zu
Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Paulowny, Großfürstin von Nußland. Von
Hofrath L. Preller. -- Weimar, Bostan. -- Die würdige Feier einer edlen Frau,
der Tochter Pauls des Ersten, die, geb. 1786, 1804 als Schwiegertochter Karl
Augusts in den Kreis von Weimar eingeführt wurde, durch Schillers "Huldigung
der Künste" freudig begrüßt, und die bis an ihren kürzlich erfolgten Tod allem
Schönen und Edlen die wärmste liebevollste Theilnahme gewidmet, alles Gute gepflegt
und beschützthat. Mit ihrer Schwiegermutter Louise und ihrer Großmutter A mal! e
wird ihr Name unsterblich bleiben. -- Und hier ist der Ort, einer Verwandten zu
gedenken, die dieses edlen Hauses würdig war: der verstorbenen Herzogin Helene
von Orleans, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin. (Ihre Biographie ist
in deutscher Übersetzung in Leipzig, bei Lehmann, von Lanner, und in Berlin de>
Springer erschienen). Hätten sämmtliche Glieder des Hauses Orleans einen
energischen, pflichtgetrcuen Willen gezeigt als diese Frau, vielleicht hätte das Unheil
der Februarrevolution vermieden werden können. An ihre Söhne knüpfen sich
Hoffnungen derer, die Frankreich noch für fähig halten, ohne Einbuße an Kraft
freisinnige und volkstümliche Einrichtungen zu ertragen. --




Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch -- Berlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

für unsere Interessen. Außerdem ist die Lage jetzt so, daß die drei Staaten Rußland,
England und Preußen in Beziehung aus Italien das gleiche Interesse haben: sowol
den östreichischen als den französischen Einfluß, sowol das Papstthum als die Re¬
volution zu bekämpfen, und für die Ausrichtung eines unabhängigen italienischen
Königthums zu arbeiten.

Einigen sich die drei Staaten in diesem Princip, so kommt der Kongreß unter
haltbaren Bedingungen zu Stande, der Friede wird erhalten, dem Uebergewicht der
beiden kriegführenden Mächte ein Ziel gesetzt, und Deutschland wird erkennen, daß
sein Gewinn durch diese Combination der größte ist.

Aber was wir schon in der vorigen Woche hervorhoben: aus dieser wie aus
jeder andern Combination wird Preußen nur dann gekräftigt hervorgehen, wenn es
vorher eine einheitliche innere, eine einheitliche äußere Politik bei sich feststellt, und
darum haben wir die Betrachtungen über zwei so weit voneinanderlicgende Gegen¬
stände, Schiller und Rußland, aneinander gereiht. Preußen ist seiner geographischen
Lage und seiner Geschichte nach ein Staat des Lagers, der nur dann gedeiht, wenn
die Regierung wirklich regiert, d. h. von einem wirklichen Gedanken getragen wird.


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Literatur.

Ein fürstliches Leben. Zur Erinnerung an die verewigte Großherzogin zu
Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Paulowny, Großfürstin von Nußland. Von
Hofrath L. Preller. — Weimar, Bostan. — Die würdige Feier einer edlen Frau,
der Tochter Pauls des Ersten, die, geb. 1786, 1804 als Schwiegertochter Karl
Augusts in den Kreis von Weimar eingeführt wurde, durch Schillers „Huldigung
der Künste" freudig begrüßt, und die bis an ihren kürzlich erfolgten Tod allem
Schönen und Edlen die wärmste liebevollste Theilnahme gewidmet, alles Gute gepflegt
und beschützthat. Mit ihrer Schwiegermutter Louise und ihrer Großmutter A mal! e
wird ihr Name unsterblich bleiben. — Und hier ist der Ort, einer Verwandten zu
gedenken, die dieses edlen Hauses würdig war: der verstorbenen Herzogin Helene
von Orleans, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin. (Ihre Biographie ist
in deutscher Übersetzung in Leipzig, bei Lehmann, von Lanner, und in Berlin de>
Springer erschienen). Hätten sämmtliche Glieder des Hauses Orleans einen
energischen, pflichtgetrcuen Willen gezeigt als diese Frau, vielleicht hätte das Unheil
der Februarrevolution vermieden werden können. An ihre Söhne knüpfen sich
Hoffnungen derer, die Frankreich noch für fähig halten, ohne Einbuße an Kraft
freisinnige und volkstümliche Einrichtungen zu ertragen. —




Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch — Berlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/252>, abgerufen am 29.06.2024.