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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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sehen aber wäre nun eine Vervollständigung der directen Verbindung von
Antwerpen mit den holländischen Eisenbohnen über Breda auf Utrecht oder
Arnheim. damit die im ersten Acte des Feldzuges etwa mißlungene Vereini¬
gung der verbündeten Armee immer noch im zweiten Acte am rechten Ufer
des Rheines bewerkstelligt werden könnte. Was die Verhältnisse für das Ge¬
fecht auf dem belgischen Kriegstheater betrifft, so genügt die Bemerkung, daß
dieselben sich in Folge des Anbaues und der Wegsamkeit ganz ähnlich gestalten
wie in Italien. Wir können hier im Wesentlichen auf unsere Betrachtungen
über die preußische Infanterie (militärische Tagesfragen, Art. 3) verweisen,
werden übrigens noch Gelegenheit haben, auf verschiedene Einzelheiten des
Weiteren zurückzukommen.

Der westliche Theil von Preußen, welcher zu dem niederrheinischen Kriegs-
theater gehört, besteht aus den beiden Provinzen Nheinpreußen und West'
phalen. Nheinpreußen hat 487 Quadratmeilen mit 2,811,000 Einwohnern.
Es wohnen also hier auf der Quadratmeile gegen 5800 Menschen, während
in Westphalen mit 367 Quadratmeilen und 1,465,000 Einwohner nur etwa
4000 auf die Quadratmeile kommen. Obgleich daher diese Gebiete in Bezug
auf die Bevölkerung Belgien nicht gleichstehen, gehören sie doch, insbeson¬
dere Nheinpreußen, zu den bevölkertsten Theilen Europas. In den gebirgigen
Gegenden des Landes herrscht die Industrie in Eisen, Stahl, Seide, Tuch, Lein¬
wand vor, in den niedrigeren Strichen Ackerbau und Viehzucht, welche letztere
besonders in Westphalen blüht. Am Rhein und der Mosel nährt der Wein¬
bau viele Menschen. In den industriellen Bezirken wird die Durchschnittszahl
der Bevölkerung ost weit überschritten. In den drei Kreisen Elberfeld, Lennep
und Solingen wohnen auf 16 Quadratmeilen 234,000 Menschen, also fast
15,000 auf einer Quadratmeile. Die Haupteiseubahnverbindungen des west¬
lichen Preußen sind die Bahn am linken Rheinufer von Coblenz über Bonn
Cöln, -- Verbindung mit Düsseldorf, -- Crefeld Hornberg, -- die Bahn a>n
rechten Rheinufer von Cöln über Düsseldorf. Oberhaus, Wesel. Emmerich'
dann nach Holland hinein über Arnheim nach Utrecht, welches endlich
Amsterdam, Haarlem, Leyden, dem Haag und Rotterdam in Verbindung ste^'
Die Bahnen von Cöln und Düsseldorf auf Aachen haben wir schon bei Bel¬
gien erwälmt. Gegen Osten haben wir die Bahnen von Oberhaus und Dussel
dorf auf Dortmund, von dort einerseits über Hanau und Bielefeld nach H^'"
mover, andrerseits über Soest und Paderborn nach Cassel. Harun steht durch
die Bahn über Münster mit Emden. also mit dem Norden in Verbindung
Nach Süden und Südosten ist die Verbindung noch mangelhaft. Zwiscl)^
Coblenz und Mainz besteht noch keine fertige Bahn, ebenso sind diejenige
von Coblenz und Cöln nach Wehlar und dann zur Frankfurt-Casseler in'
nicht vollendet.


sehen aber wäre nun eine Vervollständigung der directen Verbindung von
Antwerpen mit den holländischen Eisenbohnen über Breda auf Utrecht oder
Arnheim. damit die im ersten Acte des Feldzuges etwa mißlungene Vereini¬
gung der verbündeten Armee immer noch im zweiten Acte am rechten Ufer
des Rheines bewerkstelligt werden könnte. Was die Verhältnisse für das Ge¬
fecht auf dem belgischen Kriegstheater betrifft, so genügt die Bemerkung, daß
dieselben sich in Folge des Anbaues und der Wegsamkeit ganz ähnlich gestalten
wie in Italien. Wir können hier im Wesentlichen auf unsere Betrachtungen
über die preußische Infanterie (militärische Tagesfragen, Art. 3) verweisen,
werden übrigens noch Gelegenheit haben, auf verschiedene Einzelheiten des
Weiteren zurückzukommen.

Der westliche Theil von Preußen, welcher zu dem niederrheinischen Kriegs-
theater gehört, besteht aus den beiden Provinzen Nheinpreußen und West'
phalen. Nheinpreußen hat 487 Quadratmeilen mit 2,811,000 Einwohnern.
Es wohnen also hier auf der Quadratmeile gegen 5800 Menschen, während
in Westphalen mit 367 Quadratmeilen und 1,465,000 Einwohner nur etwa
4000 auf die Quadratmeile kommen. Obgleich daher diese Gebiete in Bezug
auf die Bevölkerung Belgien nicht gleichstehen, gehören sie doch, insbeson¬
dere Nheinpreußen, zu den bevölkertsten Theilen Europas. In den gebirgigen
Gegenden des Landes herrscht die Industrie in Eisen, Stahl, Seide, Tuch, Lein¬
wand vor, in den niedrigeren Strichen Ackerbau und Viehzucht, welche letztere
besonders in Westphalen blüht. Am Rhein und der Mosel nährt der Wein¬
bau viele Menschen. In den industriellen Bezirken wird die Durchschnittszahl
der Bevölkerung ost weit überschritten. In den drei Kreisen Elberfeld, Lennep
und Solingen wohnen auf 16 Quadratmeilen 234,000 Menschen, also fast
15,000 auf einer Quadratmeile. Die Haupteiseubahnverbindungen des west¬
lichen Preußen sind die Bahn am linken Rheinufer von Coblenz über Bonn
Cöln, — Verbindung mit Düsseldorf, — Crefeld Hornberg, — die Bahn a>n
rechten Rheinufer von Cöln über Düsseldorf. Oberhaus, Wesel. Emmerich'
dann nach Holland hinein über Arnheim nach Utrecht, welches endlich
Amsterdam, Haarlem, Leyden, dem Haag und Rotterdam in Verbindung ste^'
Die Bahnen von Cöln und Düsseldorf auf Aachen haben wir schon bei Bel¬
gien erwälmt. Gegen Osten haben wir die Bahnen von Oberhaus und Dussel
dorf auf Dortmund, von dort einerseits über Hanau und Bielefeld nach H^'"
mover, andrerseits über Soest und Paderborn nach Cassel. Harun steht durch
die Bahn über Münster mit Emden. also mit dem Norden in Verbindung
Nach Süden und Südosten ist die Verbindung noch mangelhaft. Zwiscl)^
Coblenz und Mainz besteht noch keine fertige Bahn, ebenso sind diejenige
von Coblenz und Cöln nach Wehlar und dann zur Frankfurt-Casseler in'
nicht vollendet.


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[0234] sehen aber wäre nun eine Vervollständigung der directen Verbindung von Antwerpen mit den holländischen Eisenbohnen über Breda auf Utrecht oder Arnheim. damit die im ersten Acte des Feldzuges etwa mißlungene Vereini¬ gung der verbündeten Armee immer noch im zweiten Acte am rechten Ufer des Rheines bewerkstelligt werden könnte. Was die Verhältnisse für das Ge¬ fecht auf dem belgischen Kriegstheater betrifft, so genügt die Bemerkung, daß dieselben sich in Folge des Anbaues und der Wegsamkeit ganz ähnlich gestalten wie in Italien. Wir können hier im Wesentlichen auf unsere Betrachtungen über die preußische Infanterie (militärische Tagesfragen, Art. 3) verweisen, werden übrigens noch Gelegenheit haben, auf verschiedene Einzelheiten des Weiteren zurückzukommen. Der westliche Theil von Preußen, welcher zu dem niederrheinischen Kriegs- theater gehört, besteht aus den beiden Provinzen Nheinpreußen und West' phalen. Nheinpreußen hat 487 Quadratmeilen mit 2,811,000 Einwohnern. Es wohnen also hier auf der Quadratmeile gegen 5800 Menschen, während in Westphalen mit 367 Quadratmeilen und 1,465,000 Einwohner nur etwa 4000 auf die Quadratmeile kommen. Obgleich daher diese Gebiete in Bezug auf die Bevölkerung Belgien nicht gleichstehen, gehören sie doch, insbeson¬ dere Nheinpreußen, zu den bevölkertsten Theilen Europas. In den gebirgigen Gegenden des Landes herrscht die Industrie in Eisen, Stahl, Seide, Tuch, Lein¬ wand vor, in den niedrigeren Strichen Ackerbau und Viehzucht, welche letztere besonders in Westphalen blüht. Am Rhein und der Mosel nährt der Wein¬ bau viele Menschen. In den industriellen Bezirken wird die Durchschnittszahl der Bevölkerung ost weit überschritten. In den drei Kreisen Elberfeld, Lennep und Solingen wohnen auf 16 Quadratmeilen 234,000 Menschen, also fast 15,000 auf einer Quadratmeile. Die Haupteiseubahnverbindungen des west¬ lichen Preußen sind die Bahn am linken Rheinufer von Coblenz über Bonn Cöln, — Verbindung mit Düsseldorf, — Crefeld Hornberg, — die Bahn a>n rechten Rheinufer von Cöln über Düsseldorf. Oberhaus, Wesel. Emmerich' dann nach Holland hinein über Arnheim nach Utrecht, welches endlich Amsterdam, Haarlem, Leyden, dem Haag und Rotterdam in Verbindung ste^' Die Bahnen von Cöln und Düsseldorf auf Aachen haben wir schon bei Bel¬ gien erwälmt. Gegen Osten haben wir die Bahnen von Oberhaus und Dussel dorf auf Dortmund, von dort einerseits über Hanau und Bielefeld nach H^'" mover, andrerseits über Soest und Paderborn nach Cassel. Harun steht durch die Bahn über Münster mit Emden. also mit dem Norden in Verbindung Nach Süden und Südosten ist die Verbindung noch mangelhaft. Zwiscl)^ Coblenz und Mainz besteht noch keine fertige Bahn, ebenso sind diejenige von Coblenz und Cöln nach Wehlar und dann zur Frankfurt-Casseler in' nicht vollendet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/234>, abgerufen am 29.06.2024.