Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Steuerreform in Mecklenburg.*)
i.
Die bestehenden Abgabenoerhältnisse.

Seit fast einem halben Jahrhundert schon hat sich das Bedürfniß einer Re¬
gelung des mecklenburgischen Abgabenwesens, welches noch zum größten Theil
"us der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts stammt, infolge des ungenügen¬
den Betrags der Einkünfte in den regierenden Kreisen aufs äußerste fühlbar
gemacht; und seit zwölf Jahren hat sich, durch die Reformen in den Nachbar¬
stanten, durch das Unzweckmäßige und die große Belästigung des herrschenden Sy¬
stems aufgerüttelt auch die öffentliche Stimme der Sache bemächtigt, Schrift und
Wort haben es erreicht, daß man über das an sich Nachtheilige der bestehen'
den Verhältnisse ziemlich allgemein die gleiche Ansicht hegt. Infolge dessen
hat es denn auch seit 1849 an Vorschlägen zur Abhilfe nicht gefehlt und seit
1850 indem mannigfache Berathschlagungen derjenigen Staatsangehörigen, welche
bei einer Aenderung zunächst Sitz und Stimme haben, stattgefunden. Diese
und ähnliche Verhandlungen, welche noch kürzlich fortgesetzt wurden, sind zu
^mein Resultat nicht gekommen. Wie die Sachen stehen, können sie noch
>!ladre lang vergeblich geführt werden, ohne etwas anderes zu erzielen, als
die Unmöglichkeit einer Einigung principiell entgegenstehender Ansichten und aus
diesen consequent abgeleiteter widerstrebender Forderungen nur immer deutlicher aä
veuloz darzulegen. Theilweise ist die Ursache hiervon darin zu suchen, daß man
^eit mehr die einzelnen contribuirender Classen der Staatsbürger, als den
Staat und seine Bedürfnisse ins Auge faßte, theilweise darin, daß man, sich
die einzelnen Abgabenpositionen haltend, das System selbst im Großen
und Ganzen einer Aenderung nicht unterziehen wollte.**) Man erkennt dies




Das Folgende bezieht sich auf beide Großh, Mecklenburg, auch wo es nicht ausdrück-
"es erwähnt ist, weil eine wesentliche Verschiedenheit der betreffenden Verhältnisse in ihnen
'"ehe stattfindet. Wo Zahlen gegeben sind, betreffen sie nur Mcckl.-Schwerin.
Die rechtlichen Verhältnisse, welche hier zur Frage stehen können, sind dargelegt in der
"Deutschen Viertcljnhrsschrist" 13S8, No, 32, S. 157 ff. und kann das hier Gesagte als Ein¬
leitung der folgenden Abhandlung betrachtet werden.
Grenzboten IV. 1859. 26
Die Steuerreform in Mecklenburg.*)
i.
Die bestehenden Abgabenoerhältnisse.

Seit fast einem halben Jahrhundert schon hat sich das Bedürfniß einer Re¬
gelung des mecklenburgischen Abgabenwesens, welches noch zum größten Theil
«us der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts stammt, infolge des ungenügen¬
den Betrags der Einkünfte in den regierenden Kreisen aufs äußerste fühlbar
gemacht; und seit zwölf Jahren hat sich, durch die Reformen in den Nachbar¬
stanten, durch das Unzweckmäßige und die große Belästigung des herrschenden Sy¬
stems aufgerüttelt auch die öffentliche Stimme der Sache bemächtigt, Schrift und
Wort haben es erreicht, daß man über das an sich Nachtheilige der bestehen'
den Verhältnisse ziemlich allgemein die gleiche Ansicht hegt. Infolge dessen
hat es denn auch seit 1849 an Vorschlägen zur Abhilfe nicht gefehlt und seit
1850 indem mannigfache Berathschlagungen derjenigen Staatsangehörigen, welche
bei einer Aenderung zunächst Sitz und Stimme haben, stattgefunden. Diese
und ähnliche Verhandlungen, welche noch kürzlich fortgesetzt wurden, sind zu
^mein Resultat nicht gekommen. Wie die Sachen stehen, können sie noch
>!ladre lang vergeblich geführt werden, ohne etwas anderes zu erzielen, als
die Unmöglichkeit einer Einigung principiell entgegenstehender Ansichten und aus
diesen consequent abgeleiteter widerstrebender Forderungen nur immer deutlicher aä
veuloz darzulegen. Theilweise ist die Ursache hiervon darin zu suchen, daß man
^eit mehr die einzelnen contribuirender Classen der Staatsbürger, als den
Staat und seine Bedürfnisse ins Auge faßte, theilweise darin, daß man, sich
die einzelnen Abgabenpositionen haltend, das System selbst im Großen
und Ganzen einer Aenderung nicht unterziehen wollte.**) Man erkennt dies




Das Folgende bezieht sich auf beide Großh, Mecklenburg, auch wo es nicht ausdrück-
"es erwähnt ist, weil eine wesentliche Verschiedenheit der betreffenden Verhältnisse in ihnen
'"ehe stattfindet. Wo Zahlen gegeben sind, betreffen sie nur Mcckl.-Schwerin.
Die rechtlichen Verhältnisse, welche hier zur Frage stehen können, sind dargelegt in der
"Deutschen Viertcljnhrsschrist" 13S8, No, 32, S. 157 ff. und kann das hier Gesagte als Ein¬
leitung der folgenden Abhandlung betrachtet werden.
Grenzboten IV. 1859. 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108343"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Steuerreform in Mecklenburg.*)</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> i.<lb/>
Die bestehenden Abgabenoerhältnisse.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_741" next="#ID_742"> Seit fast einem halben Jahrhundert schon hat sich das Bedürfniß einer Re¬<lb/>
gelung des mecklenburgischen Abgabenwesens, welches noch zum größten Theil<lb/>
«us der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts stammt, infolge des ungenügen¬<lb/>
den Betrags der Einkünfte in den regierenden Kreisen aufs äußerste fühlbar<lb/>
gemacht; und seit zwölf Jahren hat sich, durch die Reformen in den Nachbar¬<lb/>
stanten, durch das Unzweckmäßige und die große Belästigung des herrschenden Sy¬<lb/>
stems aufgerüttelt auch die öffentliche Stimme der Sache bemächtigt, Schrift und<lb/>
Wort haben es erreicht, daß man über das an sich Nachtheilige der bestehen'<lb/>
den Verhältnisse ziemlich allgemein die gleiche Ansicht hegt. Infolge dessen<lb/>
hat es denn auch seit 1849 an Vorschlägen zur Abhilfe nicht gefehlt und seit<lb/>
1850 indem mannigfache Berathschlagungen derjenigen Staatsangehörigen, welche<lb/>
bei einer Aenderung zunächst Sitz und Stimme haben, stattgefunden. Diese<lb/>
und ähnliche Verhandlungen, welche noch kürzlich fortgesetzt wurden, sind zu<lb/>
^mein Resultat nicht gekommen. Wie die Sachen stehen, können sie noch<lb/>
&gt;!ladre lang vergeblich geführt werden, ohne etwas anderes zu erzielen, als<lb/>
die Unmöglichkeit einer Einigung principiell entgegenstehender Ansichten und aus<lb/>
diesen consequent abgeleiteter widerstrebender Forderungen nur immer deutlicher aä<lb/>
veuloz darzulegen. Theilweise ist die Ursache hiervon darin zu suchen, daß man<lb/>
^eit mehr die einzelnen contribuirender Classen der Staatsbürger, als den<lb/>
Staat und seine Bedürfnisse ins Auge faßte, theilweise darin, daß man, sich<lb/>
die einzelnen Abgabenpositionen haltend, das System selbst im Großen<lb/>
und Ganzen einer Aenderung nicht unterziehen wollte.**)  Man erkennt dies</p><lb/>
            <note xml:id="FID_15" place="foot"> Das Folgende bezieht sich auf beide Großh, Mecklenburg, auch wo es nicht ausdrück-<lb/>
"es erwähnt ist, weil eine wesentliche Verschiedenheit der betreffenden Verhältnisse in ihnen<lb/>
'"ehe stattfindet.  Wo Zahlen gegeben sind, betreffen sie nur Mcckl.-Schwerin.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_16" place="foot"> Die rechtlichen Verhältnisse, welche hier zur Frage stehen können, sind dargelegt in der<lb/>
"Deutschen Viertcljnhrsschrist" 13S8, No, 32, S. 157 ff. und kann das hier Gesagte als Ein¬<lb/>
leitung der folgenden Abhandlung betrachtet werden.</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1859. 26</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0213] Die Steuerreform in Mecklenburg.*) i. Die bestehenden Abgabenoerhältnisse. Seit fast einem halben Jahrhundert schon hat sich das Bedürfniß einer Re¬ gelung des mecklenburgischen Abgabenwesens, welches noch zum größten Theil «us der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts stammt, infolge des ungenügen¬ den Betrags der Einkünfte in den regierenden Kreisen aufs äußerste fühlbar gemacht; und seit zwölf Jahren hat sich, durch die Reformen in den Nachbar¬ stanten, durch das Unzweckmäßige und die große Belästigung des herrschenden Sy¬ stems aufgerüttelt auch die öffentliche Stimme der Sache bemächtigt, Schrift und Wort haben es erreicht, daß man über das an sich Nachtheilige der bestehen' den Verhältnisse ziemlich allgemein die gleiche Ansicht hegt. Infolge dessen hat es denn auch seit 1849 an Vorschlägen zur Abhilfe nicht gefehlt und seit 1850 indem mannigfache Berathschlagungen derjenigen Staatsangehörigen, welche bei einer Aenderung zunächst Sitz und Stimme haben, stattgefunden. Diese und ähnliche Verhandlungen, welche noch kürzlich fortgesetzt wurden, sind zu ^mein Resultat nicht gekommen. Wie die Sachen stehen, können sie noch >!ladre lang vergeblich geführt werden, ohne etwas anderes zu erzielen, als die Unmöglichkeit einer Einigung principiell entgegenstehender Ansichten und aus diesen consequent abgeleiteter widerstrebender Forderungen nur immer deutlicher aä veuloz darzulegen. Theilweise ist die Ursache hiervon darin zu suchen, daß man ^eit mehr die einzelnen contribuirender Classen der Staatsbürger, als den Staat und seine Bedürfnisse ins Auge faßte, theilweise darin, daß man, sich die einzelnen Abgabenpositionen haltend, das System selbst im Großen und Ganzen einer Aenderung nicht unterziehen wollte.**) Man erkennt dies Das Folgende bezieht sich auf beide Großh, Mecklenburg, auch wo es nicht ausdrück- "es erwähnt ist, weil eine wesentliche Verschiedenheit der betreffenden Verhältnisse in ihnen '"ehe stattfindet. Wo Zahlen gegeben sind, betreffen sie nur Mcckl.-Schwerin. Die rechtlichen Verhältnisse, welche hier zur Frage stehen können, sind dargelegt in der "Deutschen Viertcljnhrsschrist" 13S8, No, 32, S. 157 ff. und kann das hier Gesagte als Ein¬ leitung der folgenden Abhandlung betrachtet werden. Grenzboten IV. 1859. 26

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/213
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/213>, abgerufen am 24.08.2024.