Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeichnet sein mag, so schneidet oder berührt dieselbe die bedeutendsten Gebirge
"ut Höhen Norddeutschlands, nämlich den Taunus, den Vogclsberg. Spessart.
die hohe Rhön. das Westende des thüringer Waldes, den Harz, das Wcser-
gebirge und die miudensche Kette.

Man mag sich diesen Zug von ketten- und gruppcnförmigen Gebirgen
ganz wohl als die äußere Begrenzung eines Thalkessels denken, der zur Weser
und dem Rheine hin, also westwärts, mit im Allgemeinen niedrigeren Bergen
ausgefüllt ist.

Die Kette des Taunus liegt zwischen dem untern Main und dessen Fort¬
setzung, dem Rhein zwischen Mainz und Bingen einerseits, der Lahn andrer¬
seits.' Die Abfälle nach Süden sind steil, diejenigen zur Lahn hin sanft; die
bedeutendste Höhe, der Feldberg, steigt 2600 Fuß über das Meer auf. Ebenso
hoch steigen die Kuppen des gruppenfönnigen Vogelsberges auf; die der hohen
Rhön mock um 300 Fuß mehr; während der von ihr südwärts zum Main sich
abzweigende Spessart wieder auf 2000 und 1600 Fuß hinabsinkt.

Vom thüringer Wald, der sich zu 3000 Fuß höchster Höhe erhebt, kommt
hier nur der nordwestliche Theil in Betracht. Der Brocken, der höchste Punkt
des Harzes, steigt 3560 Fuß über das Meer aus. Der höchste Punkt in dem
Wesergebirge liegt auf dem Solling (1800 Fuß), während die mindensche
Kette zur Hase hin abfallend, sich nur zu 900 Fuß erhebt.

Alle diese Gebirge sind bewaldet und trotz ihrer geringen Höhe rauh und
unfruchtbar; am meisten gilt dies von der hohen Rhön.

Die gegen den Rhein hin in den Gebirgskranz eingelagerten Gruppen
und Ketten sind der mit dem Vogelsberg verbundene Westerwald zwischen Lahn
und Sieg, dessen höchster Punkt, der salzburger Kopf, 2600 Fuß über dem
Aieer liegt, mit dem Siebengebirge dicht am Rhein. -- ferner das Sauerland
wie dem Rothhaargebirge, in welchem der Eberkopf zu 2000 Fuß aufsteigt,
Mischen Sieg und Ruhr, -- endlich die Egge, welche sich mit ihrem Hanpt-
iwcig von den Quellen der Lippe längs der Weser und ziemlich parallel dem
Wesergebirge und der mindenschen Kette erstreckt und im südlichen höchsten und
bewaldetsten Theil der teutoburger Wald heißt, während ein Seitenzweig. der
baumlose, 800 Fuß hohe Haarstrang, das rechte Ufer der Ruhr begleitet.

Eine Linie von Köln zur Lippe oberhalb Wesel, dann längs diesem Flusse
"ber Paderborn, Detmold und Osnabrück nach Hannover scheidet auf dem
Achten Ufer des Rheins das Bergland von dem nördlichen Tiefland.

Dieses Tiefland ist im Ganzen eine fruchtbare Ebne, in welcher vorzugs¬
weise die Viehzucht gedeiht; wie fast ganz Holland, so ist auch an den Küsten
Oldenburgs und Hannovers das Land vielfach dem Meer abgewonnen und
^res Eindeichung geschützt. In solchen Gegenden finden sich überall zahlreiche
Kanäle, welche große Hindernisse der Bewegung abgeben. Große Moore sind


Zeichnet sein mag, so schneidet oder berührt dieselbe die bedeutendsten Gebirge
"ut Höhen Norddeutschlands, nämlich den Taunus, den Vogclsberg. Spessart.
die hohe Rhön. das Westende des thüringer Waldes, den Harz, das Wcser-
gebirge und die miudensche Kette.

Man mag sich diesen Zug von ketten- und gruppcnförmigen Gebirgen
ganz wohl als die äußere Begrenzung eines Thalkessels denken, der zur Weser
und dem Rheine hin, also westwärts, mit im Allgemeinen niedrigeren Bergen
ausgefüllt ist.

Die Kette des Taunus liegt zwischen dem untern Main und dessen Fort¬
setzung, dem Rhein zwischen Mainz und Bingen einerseits, der Lahn andrer¬
seits.' Die Abfälle nach Süden sind steil, diejenigen zur Lahn hin sanft; die
bedeutendste Höhe, der Feldberg, steigt 2600 Fuß über das Meer auf. Ebenso
hoch steigen die Kuppen des gruppenfönnigen Vogelsberges auf; die der hohen
Rhön mock um 300 Fuß mehr; während der von ihr südwärts zum Main sich
abzweigende Spessart wieder auf 2000 und 1600 Fuß hinabsinkt.

Vom thüringer Wald, der sich zu 3000 Fuß höchster Höhe erhebt, kommt
hier nur der nordwestliche Theil in Betracht. Der Brocken, der höchste Punkt
des Harzes, steigt 3560 Fuß über das Meer aus. Der höchste Punkt in dem
Wesergebirge liegt auf dem Solling (1800 Fuß), während die mindensche
Kette zur Hase hin abfallend, sich nur zu 900 Fuß erhebt.

Alle diese Gebirge sind bewaldet und trotz ihrer geringen Höhe rauh und
unfruchtbar; am meisten gilt dies von der hohen Rhön.

Die gegen den Rhein hin in den Gebirgskranz eingelagerten Gruppen
und Ketten sind der mit dem Vogelsberg verbundene Westerwald zwischen Lahn
und Sieg, dessen höchster Punkt, der salzburger Kopf, 2600 Fuß über dem
Aieer liegt, mit dem Siebengebirge dicht am Rhein. — ferner das Sauerland
wie dem Rothhaargebirge, in welchem der Eberkopf zu 2000 Fuß aufsteigt,
Mischen Sieg und Ruhr, — endlich die Egge, welche sich mit ihrem Hanpt-
iwcig von den Quellen der Lippe längs der Weser und ziemlich parallel dem
Wesergebirge und der mindenschen Kette erstreckt und im südlichen höchsten und
bewaldetsten Theil der teutoburger Wald heißt, während ein Seitenzweig. der
baumlose, 800 Fuß hohe Haarstrang, das rechte Ufer der Ruhr begleitet.

Eine Linie von Köln zur Lippe oberhalb Wesel, dann längs diesem Flusse
"ber Paderborn, Detmold und Osnabrück nach Hannover scheidet auf dem
Achten Ufer des Rheins das Bergland von dem nördlichen Tiefland.

Dieses Tiefland ist im Ganzen eine fruchtbare Ebne, in welcher vorzugs¬
weise die Viehzucht gedeiht; wie fast ganz Holland, so ist auch an den Küsten
Oldenburgs und Hannovers das Land vielfach dem Meer abgewonnen und
^res Eindeichung geschützt. In solchen Gegenden finden sich überall zahlreiche
Kanäle, welche große Hindernisse der Bewegung abgeben. Große Moore sind


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0201" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108331"/>
              <p xml:id="ID_682" prev="#ID_681"> Zeichnet sein mag, so schneidet oder berührt dieselbe die bedeutendsten Gebirge<lb/>
"ut Höhen Norddeutschlands, nämlich den Taunus, den Vogclsberg. Spessart.<lb/>
die hohe Rhön. das Westende des thüringer Waldes, den Harz, das Wcser-<lb/>
gebirge und die miudensche Kette.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_683"> Man mag sich diesen Zug von ketten- und gruppcnförmigen Gebirgen<lb/>
ganz wohl als die äußere Begrenzung eines Thalkessels denken, der zur Weser<lb/>
und dem Rheine hin, also westwärts, mit im Allgemeinen niedrigeren Bergen<lb/>
ausgefüllt ist.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_684"> Die Kette des Taunus liegt zwischen dem untern Main und dessen Fort¬<lb/>
setzung, dem Rhein zwischen Mainz und Bingen einerseits, der Lahn andrer¬<lb/>
seits.' Die Abfälle nach Süden sind steil, diejenigen zur Lahn hin sanft; die<lb/>
bedeutendste Höhe, der Feldberg, steigt 2600 Fuß über das Meer auf. Ebenso<lb/>
hoch steigen die Kuppen des gruppenfönnigen Vogelsberges auf; die der hohen<lb/>
Rhön mock um 300 Fuß mehr; während der von ihr südwärts zum Main sich<lb/>
abzweigende Spessart wieder auf 2000 und 1600 Fuß hinabsinkt.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_685"> Vom thüringer Wald, der sich zu 3000 Fuß höchster Höhe erhebt, kommt<lb/>
hier nur der nordwestliche Theil in Betracht. Der Brocken, der höchste Punkt<lb/>
des Harzes, steigt 3560 Fuß über das Meer aus. Der höchste Punkt in dem<lb/>
Wesergebirge liegt auf dem Solling (1800 Fuß), während die mindensche<lb/>
Kette zur Hase hin abfallend, sich nur zu 900 Fuß erhebt.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_686"> Alle diese Gebirge sind bewaldet und trotz ihrer geringen Höhe rauh und<lb/>
unfruchtbar; am meisten gilt dies von der hohen Rhön.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_687"> Die gegen den Rhein hin in den Gebirgskranz eingelagerten Gruppen<lb/>
und Ketten sind der mit dem Vogelsberg verbundene Westerwald zwischen Lahn<lb/>
und Sieg, dessen höchster Punkt, der salzburger Kopf, 2600 Fuß über dem<lb/>
Aieer liegt, mit dem Siebengebirge dicht am Rhein. &#x2014; ferner das Sauerland<lb/>
wie dem Rothhaargebirge, in welchem der Eberkopf zu 2000 Fuß aufsteigt,<lb/>
Mischen Sieg und Ruhr, &#x2014; endlich die Egge, welche sich mit ihrem Hanpt-<lb/>
iwcig von den Quellen der Lippe längs der Weser und ziemlich parallel dem<lb/>
Wesergebirge und der mindenschen Kette erstreckt und im südlichen höchsten und<lb/>
bewaldetsten Theil der teutoburger Wald heißt, während ein Seitenzweig. der<lb/>
baumlose, 800 Fuß hohe Haarstrang, das rechte Ufer der Ruhr begleitet.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_688"> Eine Linie von Köln zur Lippe oberhalb Wesel, dann längs diesem Flusse<lb/>
"ber Paderborn, Detmold und Osnabrück nach Hannover scheidet auf dem<lb/>
Achten Ufer des Rheins das Bergland von dem nördlichen Tiefland.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_689" next="#ID_690"> Dieses Tiefland ist im Ganzen eine fruchtbare Ebne, in welcher vorzugs¬<lb/>
weise die Viehzucht gedeiht; wie fast ganz Holland, so ist auch an den Küsten<lb/>
Oldenburgs und Hannovers das Land vielfach dem Meer abgewonnen und<lb/>
^res Eindeichung geschützt. In solchen Gegenden finden sich überall zahlreiche<lb/>
Kanäle, welche große Hindernisse der Bewegung abgeben.  Große Moore sind</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0201] Zeichnet sein mag, so schneidet oder berührt dieselbe die bedeutendsten Gebirge "ut Höhen Norddeutschlands, nämlich den Taunus, den Vogclsberg. Spessart. die hohe Rhön. das Westende des thüringer Waldes, den Harz, das Wcser- gebirge und die miudensche Kette. Man mag sich diesen Zug von ketten- und gruppcnförmigen Gebirgen ganz wohl als die äußere Begrenzung eines Thalkessels denken, der zur Weser und dem Rheine hin, also westwärts, mit im Allgemeinen niedrigeren Bergen ausgefüllt ist. Die Kette des Taunus liegt zwischen dem untern Main und dessen Fort¬ setzung, dem Rhein zwischen Mainz und Bingen einerseits, der Lahn andrer¬ seits.' Die Abfälle nach Süden sind steil, diejenigen zur Lahn hin sanft; die bedeutendste Höhe, der Feldberg, steigt 2600 Fuß über das Meer auf. Ebenso hoch steigen die Kuppen des gruppenfönnigen Vogelsberges auf; die der hohen Rhön mock um 300 Fuß mehr; während der von ihr südwärts zum Main sich abzweigende Spessart wieder auf 2000 und 1600 Fuß hinabsinkt. Vom thüringer Wald, der sich zu 3000 Fuß höchster Höhe erhebt, kommt hier nur der nordwestliche Theil in Betracht. Der Brocken, der höchste Punkt des Harzes, steigt 3560 Fuß über das Meer aus. Der höchste Punkt in dem Wesergebirge liegt auf dem Solling (1800 Fuß), während die mindensche Kette zur Hase hin abfallend, sich nur zu 900 Fuß erhebt. Alle diese Gebirge sind bewaldet und trotz ihrer geringen Höhe rauh und unfruchtbar; am meisten gilt dies von der hohen Rhön. Die gegen den Rhein hin in den Gebirgskranz eingelagerten Gruppen und Ketten sind der mit dem Vogelsberg verbundene Westerwald zwischen Lahn und Sieg, dessen höchster Punkt, der salzburger Kopf, 2600 Fuß über dem Aieer liegt, mit dem Siebengebirge dicht am Rhein. — ferner das Sauerland wie dem Rothhaargebirge, in welchem der Eberkopf zu 2000 Fuß aufsteigt, Mischen Sieg und Ruhr, — endlich die Egge, welche sich mit ihrem Hanpt- iwcig von den Quellen der Lippe längs der Weser und ziemlich parallel dem Wesergebirge und der mindenschen Kette erstreckt und im südlichen höchsten und bewaldetsten Theil der teutoburger Wald heißt, während ein Seitenzweig. der baumlose, 800 Fuß hohe Haarstrang, das rechte Ufer der Ruhr begleitet. Eine Linie von Köln zur Lippe oberhalb Wesel, dann längs diesem Flusse "ber Paderborn, Detmold und Osnabrück nach Hannover scheidet auf dem Achten Ufer des Rheins das Bergland von dem nördlichen Tiefland. Dieses Tiefland ist im Ganzen eine fruchtbare Ebne, in welcher vorzugs¬ weise die Viehzucht gedeiht; wie fast ganz Holland, so ist auch an den Küsten Oldenburgs und Hannovers das Land vielfach dem Meer abgewonnen und ^res Eindeichung geschützt. In solchen Gegenden finden sich überall zahlreiche Kanäle, welche große Hindernisse der Bewegung abgeben. Große Moore sind

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/201
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/201>, abgerufen am 28.09.2024.