Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.ist prophetisch, vorbildlich für die ganze moderne Poesie." Am nächsten komme ..,2In den "fernem Darstellungen aus dem System der Philosophie (Zeit¬ Im Sommersemester 1802 hielt Schelling Vorlesungen über die Me- ist prophetisch, vorbildlich für die ganze moderne Poesie." Am nächsten komme ..,2In den „fernem Darstellungen aus dem System der Philosophie (Zeit¬ Im Sommersemester 1802 hielt Schelling Vorlesungen über die Me- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0077" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107663"/> <p xml:id="ID_220" prev="#ID_219"> ist prophetisch, vorbildlich für die ganze moderne Poesie." Am nächsten komme<lb/> ihm Goethes Faust. </p><lb/> <p xml:id="ID_221"> ..,2In den „fernem Darstellungen aus dem System der Philosophie (Zeit¬<lb/> schrift für speculative Physik 1802) wird namentlich über die absolute Form<lb/> der Erkenntniß geredet; die Trennung von Fichte wird schärfer markirt; da¬<lb/> gegen wird der früher seines Dogmatismus wegen getadelte Spinoza neben<lb/> Plato als ein frühzeitiger Verkündiger des absoluten Idealismus geehrt</p><lb/> <p xml:id="ID_222" next="#ID_223"> Im Sommersemester 1802 hielt Schelling Vorlesungen über die Me-<lb/> thode des akademischen Studiums, die er im folgenden Jahr in Druck<lb/> gab. Gleich Schiller in seiner Antrittsvorlesung stellt er der Einseitigkeit des<lb/> Fachgelehrten die Nothwendigkeit allgemeiner speculativer Bildung entgegen<lb/> „Vielleicht war diese Forderung nie dringender als zu der gegenwärtigen Zeit.<lb/> Wo sich alles in Wissenschaft und Kunst zur Einheit drängt und em neues<lb/> Organ der Anschauung allgemeiner und fast für alle Gegenstände sich bildet.<lb/> Nie kann eine solche Zeit vorbeigehn ohne die Geburt einer neuen Welt, welche<lb/> diejenigen, die nicht thätigen Theil an ihr haben, unfehlbar in die Nichtigkeit<lb/> begräbt. Keiner ist von'der Mitwirkung ausgeschlossen, da in jeden Theilsden er sich nimmt, ein Moment des allgemeinen Wiedergebärungsprocesses fallt.<lb/> Dieser Moment ist auch günstig zur Wiederaufnahme der Tradition. „Es<lb/> mußte dem gegenwärtigen Menschengeschlecht ein anderes vorangegangen sem.<lb/> welches die alte Sage unter dem Bilde der Götter verewigt hat." „Das<lb/> Reich der Wissenschaften ist eine Aristokratie im edelsten Sinn." „Der natür¬<lb/> liche Wahlspruch der Philosophie ist das Wort: väl xrokimum vulZus et ar-<lb/> ceo.« „Philosophische Construction ist Darstellung in intellectueller Anschau¬<lb/> ung, ohne welche keine Philosophie ist. Wer sie nicht hat. versteht auch nicht,<lb/> was von ihr gesagt wird. Eine negative Bedingung ihres Besitzes ist die<lb/> klare und innige Einsicht der Nichtigkeit aller blos endlichen Erkenntniß. Man<lb/> kann sie in sich bilden, und im Philosophen muß sie gleichsam zum Charakter<lb/> werden, zum unwandelbaren Organ, zur Fertigkeit, alles nur zu sehn, wie<lb/> es sich in der Idee darstellt. Denn Philosophie ist die Wissenschaft der Ideen<lb/> oder der ewigen Urbilder der Dinge." „Eine Philosophie, die irgend einen<lb/> Gegensatz 'zurückläßt (einen irrationalen Rest), ist noch nicht zum absoluten<lb/> Wissen vorgedrungen!" Am wichtigsten ist die achte Vorlesung. „Die höchste<lb/> Vereinigung des philosophischen und historischen Wissens ist die Theologie.<lb/> Die historische Beziehung der Theologie gründet sich nicht allein darauf, daßalle Religion in ihrem ersten Zustand schon Ueberlieferung war; auch nicht<lb/> allein darauf, daß die besondern Formen des Christenthums, in welchen die<lb/> Religion unter uns existirt nur geschichtlich erkannt werden können. Die ab¬<lb/> solute Beziehung vielmehr ist. daß im Christenthum das Universum überhaupt<lb/> als Geschichte angeschaut wird." „In der christlichen Religion hat das Gött-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0077]
ist prophetisch, vorbildlich für die ganze moderne Poesie." Am nächsten komme
ihm Goethes Faust.
..,2In den „fernem Darstellungen aus dem System der Philosophie (Zeit¬
schrift für speculative Physik 1802) wird namentlich über die absolute Form
der Erkenntniß geredet; die Trennung von Fichte wird schärfer markirt; da¬
gegen wird der früher seines Dogmatismus wegen getadelte Spinoza neben
Plato als ein frühzeitiger Verkündiger des absoluten Idealismus geehrt
Im Sommersemester 1802 hielt Schelling Vorlesungen über die Me-
thode des akademischen Studiums, die er im folgenden Jahr in Druck
gab. Gleich Schiller in seiner Antrittsvorlesung stellt er der Einseitigkeit des
Fachgelehrten die Nothwendigkeit allgemeiner speculativer Bildung entgegen
„Vielleicht war diese Forderung nie dringender als zu der gegenwärtigen Zeit.
Wo sich alles in Wissenschaft und Kunst zur Einheit drängt und em neues
Organ der Anschauung allgemeiner und fast für alle Gegenstände sich bildet.
Nie kann eine solche Zeit vorbeigehn ohne die Geburt einer neuen Welt, welche
diejenigen, die nicht thätigen Theil an ihr haben, unfehlbar in die Nichtigkeit
begräbt. Keiner ist von'der Mitwirkung ausgeschlossen, da in jeden Theilsden er sich nimmt, ein Moment des allgemeinen Wiedergebärungsprocesses fallt.
Dieser Moment ist auch günstig zur Wiederaufnahme der Tradition. „Es
mußte dem gegenwärtigen Menschengeschlecht ein anderes vorangegangen sem.
welches die alte Sage unter dem Bilde der Götter verewigt hat." „Das
Reich der Wissenschaften ist eine Aristokratie im edelsten Sinn." „Der natür¬
liche Wahlspruch der Philosophie ist das Wort: väl xrokimum vulZus et ar-
ceo.« „Philosophische Construction ist Darstellung in intellectueller Anschau¬
ung, ohne welche keine Philosophie ist. Wer sie nicht hat. versteht auch nicht,
was von ihr gesagt wird. Eine negative Bedingung ihres Besitzes ist die
klare und innige Einsicht der Nichtigkeit aller blos endlichen Erkenntniß. Man
kann sie in sich bilden, und im Philosophen muß sie gleichsam zum Charakter
werden, zum unwandelbaren Organ, zur Fertigkeit, alles nur zu sehn, wie
es sich in der Idee darstellt. Denn Philosophie ist die Wissenschaft der Ideen
oder der ewigen Urbilder der Dinge." „Eine Philosophie, die irgend einen
Gegensatz 'zurückläßt (einen irrationalen Rest), ist noch nicht zum absoluten
Wissen vorgedrungen!" Am wichtigsten ist die achte Vorlesung. „Die höchste
Vereinigung des philosophischen und historischen Wissens ist die Theologie.
Die historische Beziehung der Theologie gründet sich nicht allein darauf, daßalle Religion in ihrem ersten Zustand schon Ueberlieferung war; auch nicht
allein darauf, daß die besondern Formen des Christenthums, in welchen die
Religion unter uns existirt nur geschichtlich erkannt werden können. Die ab¬
solute Beziehung vielmehr ist. daß im Christenthum das Universum überhaupt
als Geschichte angeschaut wird." „In der christlichen Religion hat das Gött-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |