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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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und endlich achtundreißig Jahre für das Maximum der Pension. Man begreift
daß es sich unter diesen Umständen nicht mehr um alte kraftlose Invaliden,
sondern um eine Classe von reifen Mannern handelt, die der Mehrzahl nach
w der vollen Kraft der Jahre stehen. "Sie im Auge zu behalten/' schloß
das Organ der Admiralität, "zu wissen, was aus ihnen wird, dies sind die
einzigen Vorsichtsmaßregeln, welche zu beobachten sind, um im Nothfall sich
auch der Dienste dieser kostbaren Reserve zu versichern."

Den Angriffen des Feindes zuvorkommen, ihn an Schnelligkeit übertreffen
und zur See die ersten Streiche führen -- dies sind die Hauptbedingungen
des Erfolgs beim Beginn eines Seekrieges. Ehe der überraschte Handel Zeit
gehabt hat. in die Häfen zurückzukehren, werden eine Menge von weiten Rei¬
sen zurückkehrende Schiffe in die Hände des wachsamen Feindes gefallen sein,
welcher zuerst die flüssige Ebene gefegt haben wird. Außer den materiellen
Verlusten, welche aus diesen Wegnahmen hervorgehen, wird die ebenfalls über¬
raschte Kriegsflotte einen noch weit schwerern erleiden, wenn sie sich einer gro¬
ben Anzahl ihrer besten Matrosen beraubt sieht, welche in demselben Augen¬
blick gefangen genommen werden. wo die Marine ihrer Arme am nothwen¬
digsten bedarf, um ihre Mannschaften zu vervollständigen. Bis jetzt sind es
die Engländer gewesen, welche allemal einige Tage vor ihren Kriegserklä¬
rungen und namentlich im Jahr 1803 bei dem Bruch des Friedens von
Amiens das Beispiel dieser echten Razzias zur See gegeben haben. Der fort¬
währende Gedanke, ihre Flotten rasch zu armiren, der lebhafte Wunsch, im
Fall eines Bruches zuerst fertig zu sein, bewogen sie. in den Küstenwnchtern
ein neues und letztes Reserveelement und stets disponible Mannschaftscadres
Zu suchen, die man bei dem ersten Alarm sofort auf die Schiffe werfen könnte.
Hier zeigte sich jedoch eine neue Schwierigkeit. Sobald es sich darum han¬
delte, aus dem Dienste der Finanzen in den der Admiralität überzugehen,
erfolgten Protestationen und Dienstaufkündigungen in Masse von Seiten dieser
Ncinner, die größtentheils verheirathet waren und denen wenig daran lag.
Abermals ein Leben voll Beschwerden und Gefahren zu beginnen. Man wird
demgemäß vielleicht glauben, daß in diesem Kampf die Marine von den Fi-
Uanzen besiegt worden sei. Dies war aber nicht der Fall. Sir James Gra-
ba>n brachte eine vom Parlament sofort genehmigte Bill ein. welche den
Dienst der Küstenwächter der Oberaufsicht der Finanzverwaltung entzog und
die Hände der allmächtigen Admiralität legte. Bildung einer permo-
"enden Reserve für die königliche Marine in Friedens- wie in Knegsze.ten
und nothwendige Überwachung 'bei Erhebung der Staatseinkünfte -- d,es
^ar die doppelte Bestimmung des auf diese Weise reorganisirten Corps. Tue
Küstcnwächter werden demzufolge gegenwärtig vorzugsweise aus der Zahl der
Banner, die eine zehnjährige Dienstzeit aus der Flotte durchgemacht, aus den


und endlich achtundreißig Jahre für das Maximum der Pension. Man begreift
daß es sich unter diesen Umständen nicht mehr um alte kraftlose Invaliden,
sondern um eine Classe von reifen Mannern handelt, die der Mehrzahl nach
w der vollen Kraft der Jahre stehen. „Sie im Auge zu behalten/' schloß
das Organ der Admiralität, „zu wissen, was aus ihnen wird, dies sind die
einzigen Vorsichtsmaßregeln, welche zu beobachten sind, um im Nothfall sich
auch der Dienste dieser kostbaren Reserve zu versichern."

Den Angriffen des Feindes zuvorkommen, ihn an Schnelligkeit übertreffen
und zur See die ersten Streiche führen — dies sind die Hauptbedingungen
des Erfolgs beim Beginn eines Seekrieges. Ehe der überraschte Handel Zeit
gehabt hat. in die Häfen zurückzukehren, werden eine Menge von weiten Rei¬
sen zurückkehrende Schiffe in die Hände des wachsamen Feindes gefallen sein,
welcher zuerst die flüssige Ebene gefegt haben wird. Außer den materiellen
Verlusten, welche aus diesen Wegnahmen hervorgehen, wird die ebenfalls über¬
raschte Kriegsflotte einen noch weit schwerern erleiden, wenn sie sich einer gro¬
ben Anzahl ihrer besten Matrosen beraubt sieht, welche in demselben Augen¬
blick gefangen genommen werden. wo die Marine ihrer Arme am nothwen¬
digsten bedarf, um ihre Mannschaften zu vervollständigen. Bis jetzt sind es
die Engländer gewesen, welche allemal einige Tage vor ihren Kriegserklä¬
rungen und namentlich im Jahr 1803 bei dem Bruch des Friedens von
Amiens das Beispiel dieser echten Razzias zur See gegeben haben. Der fort¬
währende Gedanke, ihre Flotten rasch zu armiren, der lebhafte Wunsch, im
Fall eines Bruches zuerst fertig zu sein, bewogen sie. in den Küstenwnchtern
ein neues und letztes Reserveelement und stets disponible Mannschaftscadres
Zu suchen, die man bei dem ersten Alarm sofort auf die Schiffe werfen könnte.
Hier zeigte sich jedoch eine neue Schwierigkeit. Sobald es sich darum han¬
delte, aus dem Dienste der Finanzen in den der Admiralität überzugehen,
erfolgten Protestationen und Dienstaufkündigungen in Masse von Seiten dieser
Ncinner, die größtentheils verheirathet waren und denen wenig daran lag.
Abermals ein Leben voll Beschwerden und Gefahren zu beginnen. Man wird
demgemäß vielleicht glauben, daß in diesem Kampf die Marine von den Fi-
Uanzen besiegt worden sei. Dies war aber nicht der Fall. Sir James Gra-
ba>n brachte eine vom Parlament sofort genehmigte Bill ein. welche den
Dienst der Küstenwächter der Oberaufsicht der Finanzverwaltung entzog und
die Hände der allmächtigen Admiralität legte. Bildung einer permo-
"enden Reserve für die königliche Marine in Friedens- wie in Knegsze.ten
und nothwendige Überwachung 'bei Erhebung der Staatseinkünfte — d,es
^ar die doppelte Bestimmung des auf diese Weise reorganisirten Corps. Tue
Küstcnwächter werden demzufolge gegenwärtig vorzugsweise aus der Zahl der
Banner, die eine zehnjährige Dienstzeit aus der Flotte durchgemacht, aus den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/467>, abgerufen am 23.07.2024.