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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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an der Küste stets gegenwärtige Personal nutzbar zu machen und den Kern
ihrer Vertheidigung daraus zu bilden, bot sich der englischen Regierung als
passende Auskunft dar. Dabei blieb jedoch noch eine Schwierigkeit zu besiegen.
Es galt, den Widerstand der auf ihren Einfluß so eifersüchtigen Finanz-
Administration zu überwinden.

Das beste Mittel, hierzu zu gelangen, war, eine Combination zu ersinnen,
welche erlaubte, diese Küstenwächter für ihre neuen Pflichten heranzubilden, ohne
jedoch den so nothwendigen Aufsichtsdienst zu hemmen, den sie an den Ge¬
staden der Königreiche versahen. Es ward deshalb bestimmt, daß die Com¬
pagnien der Küstenwächter eines jedes Districts. ebenso wie die Zollkutter alle
Jahre einige Mann nach Portsmouth detachirten, so daß sie in wenigen Jahren
sämmtlich an die Reihe kamen. Dieser Unterricht, welcher den Douaniers er¬
theilt ward, um zwiefach zu verwendende Leute aus ihnen zu machen, ging
übrigens sehr rasch. Dieselben hatten größtentheils früher in der königlichen
Marine gedient und die Admiralität brauchte sie nur wieder activ zu machen.
Ein altes Schiff, ein neues Mal des Excellent, nahm nach der Reihe ab¬
theilungsweise das ganze Corps der Küstenwächter aus und gab sie, aufs Neue
im Artilleriedicnsi geübt und im Besitz des Patents als seamÄN-Auimer, dem
Zolldienst zurück.

Die Bewaffnung der Küsten von England besaß fortan ebenso wie die
Flotte ihre Cadres und ihr specielles Personal, obschon nach immer noch be¬
schränktem Maßstab. Der Eifer und die Geschicklichkeit dieser in reifern Jahren
stehenden Männer mußte noch dadurch unterhalten werden, daß man sie einem
kräftigen Bcaufsichtigungssystem unterwarf. Der Commandant Jerningham.
Verfasser mehrer geschätzten Werke über Artillerie und Befehlshaber des Schul¬
schiffs für die Küstenwächter, ward zuerst mit dieser Mission beauftragt. In¬
dem er jedes Jahr die Küste mit mehren Lieutenants bereiste, ließ er nach der
Reihe die Compagnien eines jeden Districts zusammentreten, um von ihnen
unter seinen Augen ein Probeschießen abhalten zu lassen und sich auf diese
Weise von ihrer Tüchtigkeit zu überzeugen. "Durch dieses Verfahren." be¬
merkte General Douglas, "und ohne andere Kosten als die für ein Ponton¬
schiff wurden viertausend einem Civildienst ungehörige Seeleute in eine Re¬
serve von Matrosenkauonieren verwandelt, die nun beim ersten Alarmsignal
bereit ist, sich auf dein bedrohten Theile unsrer Küsten zu concentriren."

Bei einem praktischen Volke, wie das englische ist. hat jede einigermaßen
begründete Idee, welche die Nationalvertheidigung berührt, Aussicht, angehört
werden und shah rasch Bahn zu brechen. , Früher oder später muvte d,e
^age über den "Schutz der Küste" wie die Bill des Parlamentes sich aus¬
rückte, im Schoß dieser Versammlung Gegenstand einer ernsten und t.ehe.n-
Sehenden Discussion werden. Diese sand statt im Monat Juli 1856. kaum


an der Küste stets gegenwärtige Personal nutzbar zu machen und den Kern
ihrer Vertheidigung daraus zu bilden, bot sich der englischen Regierung als
passende Auskunft dar. Dabei blieb jedoch noch eine Schwierigkeit zu besiegen.
Es galt, den Widerstand der auf ihren Einfluß so eifersüchtigen Finanz-
Administration zu überwinden.

Das beste Mittel, hierzu zu gelangen, war, eine Combination zu ersinnen,
welche erlaubte, diese Küstenwächter für ihre neuen Pflichten heranzubilden, ohne
jedoch den so nothwendigen Aufsichtsdienst zu hemmen, den sie an den Ge¬
staden der Königreiche versahen. Es ward deshalb bestimmt, daß die Com¬
pagnien der Küstenwächter eines jedes Districts. ebenso wie die Zollkutter alle
Jahre einige Mann nach Portsmouth detachirten, so daß sie in wenigen Jahren
sämmtlich an die Reihe kamen. Dieser Unterricht, welcher den Douaniers er¬
theilt ward, um zwiefach zu verwendende Leute aus ihnen zu machen, ging
übrigens sehr rasch. Dieselben hatten größtentheils früher in der königlichen
Marine gedient und die Admiralität brauchte sie nur wieder activ zu machen.
Ein altes Schiff, ein neues Mal des Excellent, nahm nach der Reihe ab¬
theilungsweise das ganze Corps der Küstenwächter aus und gab sie, aufs Neue
im Artilleriedicnsi geübt und im Besitz des Patents als seamÄN-Auimer, dem
Zolldienst zurück.

Die Bewaffnung der Küsten von England besaß fortan ebenso wie die
Flotte ihre Cadres und ihr specielles Personal, obschon nach immer noch be¬
schränktem Maßstab. Der Eifer und die Geschicklichkeit dieser in reifern Jahren
stehenden Männer mußte noch dadurch unterhalten werden, daß man sie einem
kräftigen Bcaufsichtigungssystem unterwarf. Der Commandant Jerningham.
Verfasser mehrer geschätzten Werke über Artillerie und Befehlshaber des Schul¬
schiffs für die Küstenwächter, ward zuerst mit dieser Mission beauftragt. In¬
dem er jedes Jahr die Küste mit mehren Lieutenants bereiste, ließ er nach der
Reihe die Compagnien eines jeden Districts zusammentreten, um von ihnen
unter seinen Augen ein Probeschießen abhalten zu lassen und sich auf diese
Weise von ihrer Tüchtigkeit zu überzeugen. „Durch dieses Verfahren." be¬
merkte General Douglas, „und ohne andere Kosten als die für ein Ponton¬
schiff wurden viertausend einem Civildienst ungehörige Seeleute in eine Re¬
serve von Matrosenkauonieren verwandelt, die nun beim ersten Alarmsignal
bereit ist, sich auf dein bedrohten Theile unsrer Küsten zu concentriren."

Bei einem praktischen Volke, wie das englische ist. hat jede einigermaßen
begründete Idee, welche die Nationalvertheidigung berührt, Aussicht, angehört
werden und shah rasch Bahn zu brechen. , Früher oder später muvte d,e
^age über den „Schutz der Küste" wie die Bill des Parlamentes sich aus¬
rückte, im Schoß dieser Versammlung Gegenstand einer ernsten und t.ehe.n-
Sehenden Discussion werden. Diese sand statt im Monat Juli 1856. kaum


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[0465] an der Küste stets gegenwärtige Personal nutzbar zu machen und den Kern ihrer Vertheidigung daraus zu bilden, bot sich der englischen Regierung als passende Auskunft dar. Dabei blieb jedoch noch eine Schwierigkeit zu besiegen. Es galt, den Widerstand der auf ihren Einfluß so eifersüchtigen Finanz- Administration zu überwinden. Das beste Mittel, hierzu zu gelangen, war, eine Combination zu ersinnen, welche erlaubte, diese Küstenwächter für ihre neuen Pflichten heranzubilden, ohne jedoch den so nothwendigen Aufsichtsdienst zu hemmen, den sie an den Ge¬ staden der Königreiche versahen. Es ward deshalb bestimmt, daß die Com¬ pagnien der Küstenwächter eines jedes Districts. ebenso wie die Zollkutter alle Jahre einige Mann nach Portsmouth detachirten, so daß sie in wenigen Jahren sämmtlich an die Reihe kamen. Dieser Unterricht, welcher den Douaniers er¬ theilt ward, um zwiefach zu verwendende Leute aus ihnen zu machen, ging übrigens sehr rasch. Dieselben hatten größtentheils früher in der königlichen Marine gedient und die Admiralität brauchte sie nur wieder activ zu machen. Ein altes Schiff, ein neues Mal des Excellent, nahm nach der Reihe ab¬ theilungsweise das ganze Corps der Küstenwächter aus und gab sie, aufs Neue im Artilleriedicnsi geübt und im Besitz des Patents als seamÄN-Auimer, dem Zolldienst zurück. Die Bewaffnung der Küsten von England besaß fortan ebenso wie die Flotte ihre Cadres und ihr specielles Personal, obschon nach immer noch be¬ schränktem Maßstab. Der Eifer und die Geschicklichkeit dieser in reifern Jahren stehenden Männer mußte noch dadurch unterhalten werden, daß man sie einem kräftigen Bcaufsichtigungssystem unterwarf. Der Commandant Jerningham. Verfasser mehrer geschätzten Werke über Artillerie und Befehlshaber des Schul¬ schiffs für die Küstenwächter, ward zuerst mit dieser Mission beauftragt. In¬ dem er jedes Jahr die Küste mit mehren Lieutenants bereiste, ließ er nach der Reihe die Compagnien eines jeden Districts zusammentreten, um von ihnen unter seinen Augen ein Probeschießen abhalten zu lassen und sich auf diese Weise von ihrer Tüchtigkeit zu überzeugen. „Durch dieses Verfahren." be¬ merkte General Douglas, „und ohne andere Kosten als die für ein Ponton¬ schiff wurden viertausend einem Civildienst ungehörige Seeleute in eine Re¬ serve von Matrosenkauonieren verwandelt, die nun beim ersten Alarmsignal bereit ist, sich auf dein bedrohten Theile unsrer Küsten zu concentriren." Bei einem praktischen Volke, wie das englische ist. hat jede einigermaßen begründete Idee, welche die Nationalvertheidigung berührt, Aussicht, angehört werden und shah rasch Bahn zu brechen. , Früher oder später muvte d,e ^age über den „Schutz der Küste" wie die Bill des Parlamentes sich aus¬ rückte, im Schoß dieser Versammlung Gegenstand einer ernsten und t.ehe.n- Sehenden Discussion werden. Diese sand statt im Monat Juli 1856. kaum

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/465>, abgerufen am 29.12.2024.