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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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auf dem Lande wesentlich unterscheidet, vernünftigerweise nur Männern an¬
vertraut werden durfte, welche das Auge und den Fuß des Seemannes besitzen.
Endlich mußte auch die ehrenwerthe Empfindlichkeit eines Offiziercorps, wel¬
ches eine große Anzahl verdienstvoller Männer zählte, und die der so thätigen
und intelligenten wackern Matrosen in Erwägung gezogen werden.

Die Frage stellen hieß für einen Engländer sie lösen. Aber der Ma¬
trose, wendet man ein, ist von veränderlicher, dem Vagabundiren zugeneig¬
ter Gemüthsart. Er besitzt in der Regel wenig Vorliebe zu den militärische"
Exercitien; wie soll man ihn für dieses neue System gewinnen? Dadurch,
daß man ihn gut bezahlt und gut beköstigt und zugleich seine Eigenliebe rege
macht. So lautete die Antwort derer, welche sich einbildeten, ihn besser zu
kennen. Gegen hohen Sold fand man ohne Zweifel eine gewisse Anzahl in¬
telligenter und kräftiger junger Seeleute, welche gegen diese pecuniüren Vor¬
theile, sobald sie einmal als Matrosenkanoniere (seamvu sunneis) aufgenom¬
men wurden, sich dazu verstanden, auf lange Zeit Dienst zu nehmen, beson¬
ders wenn man Sorge trug, die Dienstzeit durch Urlaub oder Gestattung des
Aufenthalts am Lande zu unterbrechen. Wenn man ferner an die Spitze die¬
ser Matrosenkanoniere einige der Offiziere stellte, welche sich in dem letzte"
Kriege als die besten Praktiker gezeigt, wenn man ihnen gerechte Berücksich¬
tigung und einen vortheilhaften Antheil bei Vertheilung der Prisen gewährte,
so mußte man durch eine gute Rekrutirung zu einer soliden Organisation ge¬
langen.

Es vergingen einige Jahre. Verschiedene politische oder finanzielle Rück¬
sichten hatten die englische Regierung abgehalten, der interessanten Organisa¬
tion, von welcher wir vorstehend eine Skizze entworfen haben. Folge zu ge¬
ben. In der Zwischenzeit aber hatte dieses Project sich unter den hervorra¬
genderen Offizieren der Marine Bahn gebrochen. Die englische Presse und
auch das englische Publicum selbst mit seinem charakteristischen Instinkt
die bei ihm mit den maritimen Fortschritten in so engem Zusammenhang
stehenden Nationalinteressen hatte sich vielfach damit beschäftigt. Indem da¬
her die-Admiralität am 18. Juni 1830 in Portsmouth auf dem Linienschiff
Lxeellont eine Seeartillerie schule gründete, huldigte sie nur einer unter den
renommirtesten Admiralen und Capitalien ihrer Flotte allgemein gewordenen
Meinung.

Ein Blick auf die Jnstructionen für die neue Anstalt wird vollends zeige",
welchen Bedürfnissen sie entsprechen sollte. Die Admiralität besaß die seltene
Courtoisie. die Redaction dieser Jnstructionen dem General Douglas selbst
unter Beihülfe des zu diesem wichtigen Commando gewühlten Capitäns See
Thomas Hastings anzuvertrauen. Die Hauptvesiiinmungen waren folgende:

"Zweihundert junge, intelligente, kräftige und auf eine Zeit vonfün


auf dem Lande wesentlich unterscheidet, vernünftigerweise nur Männern an¬
vertraut werden durfte, welche das Auge und den Fuß des Seemannes besitzen.
Endlich mußte auch die ehrenwerthe Empfindlichkeit eines Offiziercorps, wel¬
ches eine große Anzahl verdienstvoller Männer zählte, und die der so thätigen
und intelligenten wackern Matrosen in Erwägung gezogen werden.

Die Frage stellen hieß für einen Engländer sie lösen. Aber der Ma¬
trose, wendet man ein, ist von veränderlicher, dem Vagabundiren zugeneig¬
ter Gemüthsart. Er besitzt in der Regel wenig Vorliebe zu den militärische"
Exercitien; wie soll man ihn für dieses neue System gewinnen? Dadurch,
daß man ihn gut bezahlt und gut beköstigt und zugleich seine Eigenliebe rege
macht. So lautete die Antwort derer, welche sich einbildeten, ihn besser zu
kennen. Gegen hohen Sold fand man ohne Zweifel eine gewisse Anzahl in¬
telligenter und kräftiger junger Seeleute, welche gegen diese pecuniüren Vor¬
theile, sobald sie einmal als Matrosenkanoniere (seamvu sunneis) aufgenom¬
men wurden, sich dazu verstanden, auf lange Zeit Dienst zu nehmen, beson¬
ders wenn man Sorge trug, die Dienstzeit durch Urlaub oder Gestattung des
Aufenthalts am Lande zu unterbrechen. Wenn man ferner an die Spitze die¬
ser Matrosenkanoniere einige der Offiziere stellte, welche sich in dem letzte»
Kriege als die besten Praktiker gezeigt, wenn man ihnen gerechte Berücksich¬
tigung und einen vortheilhaften Antheil bei Vertheilung der Prisen gewährte,
so mußte man durch eine gute Rekrutirung zu einer soliden Organisation ge¬
langen.

Es vergingen einige Jahre. Verschiedene politische oder finanzielle Rück¬
sichten hatten die englische Regierung abgehalten, der interessanten Organisa¬
tion, von welcher wir vorstehend eine Skizze entworfen haben. Folge zu ge¬
ben. In der Zwischenzeit aber hatte dieses Project sich unter den hervorra¬
genderen Offizieren der Marine Bahn gebrochen. Die englische Presse und
auch das englische Publicum selbst mit seinem charakteristischen Instinkt
die bei ihm mit den maritimen Fortschritten in so engem Zusammenhang
stehenden Nationalinteressen hatte sich vielfach damit beschäftigt. Indem da¬
her die-Admiralität am 18. Juni 1830 in Portsmouth auf dem Linienschiff
Lxeellont eine Seeartillerie schule gründete, huldigte sie nur einer unter den
renommirtesten Admiralen und Capitalien ihrer Flotte allgemein gewordenen
Meinung.

Ein Blick auf die Jnstructionen für die neue Anstalt wird vollends zeige",
welchen Bedürfnissen sie entsprechen sollte. Die Admiralität besaß die seltene
Courtoisie. die Redaction dieser Jnstructionen dem General Douglas selbst
unter Beihülfe des zu diesem wichtigen Commando gewühlten Capitäns See
Thomas Hastings anzuvertrauen. Die Hauptvesiiinmungen waren folgende:

„Zweihundert junge, intelligente, kräftige und auf eine Zeit vonfün


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[0460] auf dem Lande wesentlich unterscheidet, vernünftigerweise nur Männern an¬ vertraut werden durfte, welche das Auge und den Fuß des Seemannes besitzen. Endlich mußte auch die ehrenwerthe Empfindlichkeit eines Offiziercorps, wel¬ ches eine große Anzahl verdienstvoller Männer zählte, und die der so thätigen und intelligenten wackern Matrosen in Erwägung gezogen werden. Die Frage stellen hieß für einen Engländer sie lösen. Aber der Ma¬ trose, wendet man ein, ist von veränderlicher, dem Vagabundiren zugeneig¬ ter Gemüthsart. Er besitzt in der Regel wenig Vorliebe zu den militärische" Exercitien; wie soll man ihn für dieses neue System gewinnen? Dadurch, daß man ihn gut bezahlt und gut beköstigt und zugleich seine Eigenliebe rege macht. So lautete die Antwort derer, welche sich einbildeten, ihn besser zu kennen. Gegen hohen Sold fand man ohne Zweifel eine gewisse Anzahl in¬ telligenter und kräftiger junger Seeleute, welche gegen diese pecuniüren Vor¬ theile, sobald sie einmal als Matrosenkanoniere (seamvu sunneis) aufgenom¬ men wurden, sich dazu verstanden, auf lange Zeit Dienst zu nehmen, beson¬ ders wenn man Sorge trug, die Dienstzeit durch Urlaub oder Gestattung des Aufenthalts am Lande zu unterbrechen. Wenn man ferner an die Spitze die¬ ser Matrosenkanoniere einige der Offiziere stellte, welche sich in dem letzte» Kriege als die besten Praktiker gezeigt, wenn man ihnen gerechte Berücksich¬ tigung und einen vortheilhaften Antheil bei Vertheilung der Prisen gewährte, so mußte man durch eine gute Rekrutirung zu einer soliden Organisation ge¬ langen. Es vergingen einige Jahre. Verschiedene politische oder finanzielle Rück¬ sichten hatten die englische Regierung abgehalten, der interessanten Organisa¬ tion, von welcher wir vorstehend eine Skizze entworfen haben. Folge zu ge¬ ben. In der Zwischenzeit aber hatte dieses Project sich unter den hervorra¬ genderen Offizieren der Marine Bahn gebrochen. Die englische Presse und auch das englische Publicum selbst mit seinem charakteristischen Instinkt die bei ihm mit den maritimen Fortschritten in so engem Zusammenhang stehenden Nationalinteressen hatte sich vielfach damit beschäftigt. Indem da¬ her die-Admiralität am 18. Juni 1830 in Portsmouth auf dem Linienschiff Lxeellont eine Seeartillerie schule gründete, huldigte sie nur einer unter den renommirtesten Admiralen und Capitalien ihrer Flotte allgemein gewordenen Meinung. Ein Blick auf die Jnstructionen für die neue Anstalt wird vollends zeige", welchen Bedürfnissen sie entsprechen sollte. Die Admiralität besaß die seltene Courtoisie. die Redaction dieser Jnstructionen dem General Douglas selbst unter Beihülfe des zu diesem wichtigen Commando gewühlten Capitäns See Thomas Hastings anzuvertrauen. Die Hauptvesiiinmungen waren folgende: „Zweihundert junge, intelligente, kräftige und auf eine Zeit vonfün

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/460>, abgerufen am 28.09.2024.