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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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wohnt jetzt in unscheinbaren Ruinen der Schakal. Wo die Balsamstaude
ästete, verbreiten mit Kuhdünger genährte Feuer ihre grcuelvollen Gerüche.
Von dem prächtigen Palmenwald soll noch irgendwo ein halbverdorrter Stumpf
übrig sein, ich habe aber selbst diesen vergeblich gesucht. Nur die elf Bogen
Herodianischen Wasserleitung erinnern noch daran, daß hier einst einer der
Brennpunkt wcstasiatischer Cultur war. Es scheint fast, als ob der Fluch So-
d°ins und Gomorrhas auch an dieser Stelle später eingeschlagen, und ich be-
KNsf jetzt die Redensart, mit der man in England lästige Gesellschaft ver¬
wünscht. Wir verbannen solche Personen dahin, wo der Pfeffer wächst --
"tho nach Kayenne. Der Engländer sagt: I nisu Ire vers ^eriew, ich
Zollte, er wäre in Jericho.

Lange suchten wir am Bache nach einer Stelle, wo unser Zelt sich erheben
sollte. An einem Punkt in dem Wäldchen von Nabkbäumen jagten wir Feld¬
hühner auf. Ein Stück davon glaubte ich den Schlag einer Wachtel zu hören, doch
"'veste ich es nicht bestimmt behaupten, da das Geschrei der unzähligen Fröscke
>>n Bache alles, was nicht Frosch war. übertäubte. In der Nähe des Thur-
U'es. der aus der Zeit der Kreuzfahrer stammen soll und jetzt halb Wachtliaus
für ein DetachemenNürkischer Irregulärer, halb Khan ist, trafen wir die Schwär¬
en Zelte und die Herden eines Beduinenstammes, von dem wir. nachdem
unser Zelt aufgeschlagen war. Besuch bekamen. Nicht lange nachher erhob
f'es neben demselben ein zweites, welches zwei russische Herren, die vom Kloster
Mar Saba zurückkehrten, aufschlagen liessen, und kurz darauf richtete der Dra-
gvwcin eines Spaniers, der sich uns zur Weiterreise anschloß, ein drittes auf.

Jetzt erschien auch unser Schech mit fünf andern Beduinen, lauter wilden
braunen Gesichtern mit Augen voll Diebsgclüst. Nur zwei waren beritten,
alle bewaffnet, zum Theil mit Pistolen und Lanzen, zum Theil mit laugen
Flinten. Der Schech hatte zum Ueberfluß uoch eine mit Nägeln beschlagene
Holzkeule am Sattel hängen. Der Nächste nach ihm, ein Neger, trug als
KvPfhüllc eines jener schwarzen Wollcntüchcr, wie man sie bei den russischen
Pilgerinnen sieht -- sehr wahrscheinlich ein Beutestück. Wir luden sie zu
"nserm inzwischen fertig gewordenen Mittagsmahl ein. Aber sie nahmen mir
Brod und Kaffee an. Vergeblich boten wir dem Schech von unserm Marsala.
^r schlug ihn lachend aus, indem er etwas von Mohammed murmelte. Um¬
sonst wurde er genöthigt, sich von dem aufgetragnen Salami zuzulangen. Er
wußte, daß es'"Hansir" (Schweinefleisch) sei und drückte mit emphatischen
Münzen und lebhaftestem Geberdenspiel seinen Abscheu aus. Ebenso wenig
wollten die Uebrigen etwas davon wissen, und so möchte ich annehmen, daß
'"un hier zu Lande selbst unter der niedern Classe die Speisegesetze des Koran
^ng beobachtet, ein Lob, das sich meiner Erfahrung nach den Bewohnern
^cwptens nicht ertheilen läßt. Beim Dessert erschien zu froher Ueberraschung


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wohnt jetzt in unscheinbaren Ruinen der Schakal. Wo die Balsamstaude
ästete, verbreiten mit Kuhdünger genährte Feuer ihre grcuelvollen Gerüche.
Von dem prächtigen Palmenwald soll noch irgendwo ein halbverdorrter Stumpf
übrig sein, ich habe aber selbst diesen vergeblich gesucht. Nur die elf Bogen
Herodianischen Wasserleitung erinnern noch daran, daß hier einst einer der
Brennpunkt wcstasiatischer Cultur war. Es scheint fast, als ob der Fluch So-
d°ins und Gomorrhas auch an dieser Stelle später eingeschlagen, und ich be-
KNsf jetzt die Redensart, mit der man in England lästige Gesellschaft ver¬
wünscht. Wir verbannen solche Personen dahin, wo der Pfeffer wächst —
"tho nach Kayenne. Der Engländer sagt: I nisu Ire vers ^eriew, ich
Zollte, er wäre in Jericho.

Lange suchten wir am Bache nach einer Stelle, wo unser Zelt sich erheben
sollte. An einem Punkt in dem Wäldchen von Nabkbäumen jagten wir Feld¬
hühner auf. Ein Stück davon glaubte ich den Schlag einer Wachtel zu hören, doch
"'veste ich es nicht bestimmt behaupten, da das Geschrei der unzähligen Fröscke
>>n Bache alles, was nicht Frosch war. übertäubte. In der Nähe des Thur-
U'es. der aus der Zeit der Kreuzfahrer stammen soll und jetzt halb Wachtliaus
für ein DetachemenNürkischer Irregulärer, halb Khan ist, trafen wir die Schwär¬
en Zelte und die Herden eines Beduinenstammes, von dem wir. nachdem
unser Zelt aufgeschlagen war. Besuch bekamen. Nicht lange nachher erhob
f'es neben demselben ein zweites, welches zwei russische Herren, die vom Kloster
Mar Saba zurückkehrten, aufschlagen liessen, und kurz darauf richtete der Dra-
gvwcin eines Spaniers, der sich uns zur Weiterreise anschloß, ein drittes auf.

Jetzt erschien auch unser Schech mit fünf andern Beduinen, lauter wilden
braunen Gesichtern mit Augen voll Diebsgclüst. Nur zwei waren beritten,
alle bewaffnet, zum Theil mit Pistolen und Lanzen, zum Theil mit laugen
Flinten. Der Schech hatte zum Ueberfluß uoch eine mit Nägeln beschlagene
Holzkeule am Sattel hängen. Der Nächste nach ihm, ein Neger, trug als
KvPfhüllc eines jener schwarzen Wollcntüchcr, wie man sie bei den russischen
Pilgerinnen sieht — sehr wahrscheinlich ein Beutestück. Wir luden sie zu
"nserm inzwischen fertig gewordenen Mittagsmahl ein. Aber sie nahmen mir
Brod und Kaffee an. Vergeblich boten wir dem Schech von unserm Marsala.
^r schlug ihn lachend aus, indem er etwas von Mohammed murmelte. Um¬
sonst wurde er genöthigt, sich von dem aufgetragnen Salami zuzulangen. Er
wußte, daß es'„Hansir" (Schweinefleisch) sei und drückte mit emphatischen
Münzen und lebhaftestem Geberdenspiel seinen Abscheu aus. Ebenso wenig
wollten die Uebrigen etwas davon wissen, und so möchte ich annehmen, daß
'"un hier zu Lande selbst unter der niedern Classe die Speisegesetze des Koran
^ng beobachtet, ein Lob, das sich meiner Erfahrung nach den Bewohnern
^cwptens nicht ertheilen läßt. Beim Dessert erschien zu froher Ueberraschung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/441>, abgerufen am 29.12.2024.